Manche Filme sind wie eine gemütliche, warme Wolldecke an einem kalten, nassen, grauen Tag. Es ist vielleicht nicht die schönste Decke, sie ist älter als man selbst, riecht merkwürdig und wird an den Rändern schon etwas fadenscheinig aber, wenn die Kälte sich ihren Weg ins Wohnzimmer bahnt, dann muss es genau diese Decke sein.
Und das ist ‚The Fog‘ für mich: sicher und bequem. Ist es John Carpenters bester Film? Nicht mal annähernd! Ist es sein interessantester? Nö, bestimmt nicht! Doch es ist ein Film, in dessen Eröffnungsszene ein alter Mann einer Gruppe von Kindern eine Gruselgeschichte erzählt. Und für mich gibt das den Ton der folgenden 80 Minuten an: es wird kein „echter Horror“ sondern eher „angenehmer Grusel“. Zwischen den auffälligeren (und „objektiv“ vermutlich besseren) ‚Halloween‘ (1978) und ‚Der Klapperschlange‘ (1981) wird er häufig zu Unrecht vergessen.

Adrienne Barbeau betreibt einen Radiosender in einem Leuchtturm. Klingt cool und ist es auch.
Sollte jemand die Handlung nicht kennen: 1880 möchte eine Gruppe Leprakranker in der Nähe des kalifornischen Kaffs Antonio Bay eine Krankenkolonie gründen. Den Bewohnern des Ortes ist das gar nicht recht und so locken sie, während eines dichten Nebels, das Schiff der Kranken auf eine Sandbank und bergen, nachdem die Passagiere ertrunken sind, das gar nicht so kleine Vermögen, das zur Gründung der Kolonie vorgesehen war. 100 Jahre später ist der Nebel wieder da und in ihm die Geister der verstorbenen, die an den Nachkommen der Mörder mit Haken und Klingen erstaunlich unblutige Rache nehmen wollen.

Wenn ich John Carpenter für nichts anderes respektieren würde, so bliebe immer noch Respekt dafür, dass er Schnauz und Matte bis heute treu geblieben ist
So weit, so vorhersehbar, doch die Inszenierung macht natürlich den Film aus und die ist sehr stimmungsvoll. Von splitterndem Glas arbeiten sich die Spukerscheinungen langsam die Schreckensspirale nach oben, bis schließlich die Manifestationen auftreten und der Nebel durch die Straßen wabert. Carpenter setzt das gewohnt gekonnt in elegantem Breitwandformat um, von der anfänglichen Fischerdorfromantik und beeindruckenden Landschaften hin zu den düsteren späteren Momenten. Unterlegt wird das Ganze von einem ungewohnt zurückgenommenen Elektroscore, der sich aber, in entsprechenden Szenen in carpentertypischen Crescenden ergeht.

Vorsicht Mrs. Doubtfire! Hinter Ihnen!
Die Besetzung ist ebenso top: neben Carpenters damaliger Ehefrau Adrienne Barbeau als verführerische Radiomoderatorin, taucht Jamie Lee ‚Halloween‘ Curtis hier als impulsive Anhalterin auf. Curtis‘ Mutter ‚Psycho‘-Veteranin Janet Leigh gibt eine unterhaltsame Vorstellung als dauergestresste Stadtoffizielle, die keinerlei Geduld mit Vater Malone (Hal Holbrook) hat, als der, dem Alkohol nicht abgeneigte, Kirchenmann beginnt Geistergeschichten zu erzählen. Tom Atkins in der Hauptrolle als Nick Castle bleibt eher unauffällig. Interessant ist, dass die beiden Hauptdarsteller, Atkins und Barbeau, während des Film nicht einmal direkt aufeinander treffen.

Das Dock von Bodega Bay findet keine Ruhe: wenn nicht gerade Hitchcocks Vögel herumstressen ist es Carpenters Nebel
FAZIT: ein routinierter Carpenterfilm aus der Phase in der der gute Mann offenbar nichts falsch machen konnte. Es ist kein ‚Ding aus einer anderen Welt‘ und kein ‚Sie Leben‘ aber hat einen besonderen Platz in meinem Herzen.
Schmusedecke/10
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