*Der Filmlichter wandert eine typische innerstädtische Straße entlang und summt die Titelmelodie des ‚Paten’*
*Plötzlich wendet sich eine mysteriöse Gestalt im Trenchcoat aus einer schäbigen Seitengasse an ihn*
Mysteriöse Gestalt: „Hey Du!“
Filmlichter: „Wer, ich?“
MG: „PSSSSSSSST!“
FL: *leise* „Wer, ich?“
MG: „Genau! Komm mal her!“
FL: „Planen Sie überraschend ihren Mantel zu öffnen und sind nackt darunter? In diesem Fall muss ich sie warnen: mein Schock würde sich in Grenzen halten. Ich sah bereits Schlimmeres – im Spiegel!“
MG: *angewidert*: „Was? Nein! Ich dachte mir Du siehst wie ein schlauer Bursche aus und wollte wissen, ob Du den Blob sehen möchtest!“
FL: „Also was nun? Ich dachte Sie wollten mir Ihren sogenannten „Blob“ nicht zeigen?“
MG: „Den Film, Mann, den Film! Du bist doch der Filmlichter!“
FL: „Oho, der auf einem 50er Jahre Heuler basierende Kultfilm von 1988, mit Shawnee Smith in einer Hauptrolle, die übrigens später mit ‚Saw‘. . .“
MG: „Halt die Klappe, bitte! Nein das O-ri-gi-nal von 1958 mit Steve McQueen. Ist doch viel cooler, Mann.“
FL: „Ach ich weiß nicht, diese 50er Jahre Schreckensszenarien sind doch alle gleich. Irgendein amerikanisches Hinterwäldlerdorf wird von ’nem Alienmonster, welches symbolisch für den „Russen“ steht, angegriffen und besiegt es am Ende mit Zusammengehörigkeit, Einfallsreichtum und Schusswaffen. Gib‘ mir nur einen guten Grund den Film zu schauen.“
MG: „Okay, hier:
FL: *schnipst* „Beware of the Blahb. Okay, dann muss ich wohl.“ *murmelnd zu sich selbst* „blöder Burt Bacharach und seine blöden eingängigen Melodien“
MG: „Genau!“
79,5 Minuten später:
Tja. Schusswaffen waren’s nicht, stattdessen Kohlendioxidfeuerlöscher. Ansonsten wurden meine Erwartungen voll erfüllt. Aber fangen wir am Anfang an.
Ein Meteorit stürzt nahe einer Pennsylvanischen Kleinstadt auf die Erde. Er wird von einem alten Mann gefunden, der aussieht, wie David Lynch nach einem dreitägigen Besäufnis und der die clevere Idee hat den Meteoriten mit einem Stock zu pieksen. Prompt hat er einen komischen Alienschleim auf der Hand und taumelt vor das Auto der Teenager Steve (Steve McQueen) und Jane (Aneta Corsaut). Die bringen den Mann zum Arzt und fahren zurück zu der Hütte des Alten, um dessen Hund zu holen. Zurück beim Arzt sieht Steve durchs Fenster, wie der inzwischen gewachsene Blob den Arzt mampft, Krankenschwester und Säuferlynch hat er da bereits goutiert. Doch bei der Polizei will man Steve nicht glauben, weil er ein Teenager ist der Rennen fährt und überhaupt ein verdächtiger Geselle (das hängt allerdings rein mit seinem Alter zusammen, man kann kaum spießiger sein als Steve). Doch bevor die Nacht vorüber ist blobelt der Blob ins Kino, um alle Zuschauer zu absorbieren (uuuh, Meta!), doch die fliehen. Steve, Jane und ihr kleiner Bruder schaffen es vom Blob im Keller eines Diner eingeschlossen zu werden und bemerken hier , dass die Megaamöbe Kälte nicht verknusen kann. Die Polizei, endlich bereit ihnen zu glauben, schickt alle Einwohner los, um Kohlendioxidfeuerlöscher aufzutreiben und den Blob damit einzusprühen, dann schickt die Regierung ein Transportflugzeug und der Blob wird in der Arktis abgeworfen, wo er vermutlich auf ewig eingefroren bleibt. Ende.

TEENAGER!
Regisseur des Films war der für christliche Kurzfilme bekannte Irvin Yeaworth, der auch den Großteil der Crew von diesen Produktionen mitbrachte. Der Film entstand für rund 110000 Dollar und wurde direkt nach Fertigstellung für 380000 Dollar von Paramount gekauft, die dem Film den Bacharach Titelsong verpassten. Viele der technischen Aspekte des Films wirken amateurhaft und das Monster aus Silikon, dem nach und nach immer mehr rote Farbe beigemischt wird, als es mehr Leute absorbiert, wirkt so bedrohlich wie ein Klecks Erdbeermarmelade (der Blob symbolisiert natürlich wortwörtlich die „Rote Gefahr“, die am Ende im „Kalten Krieg“ besiegt wird – subtil). Kommen wir zum eigentlichen Grund, warum irgendjemand heute den Film schauen würde: es ist die erste Hauptrolle des „King of Cool“ Steve McQueen. Der Film entstand zu einer Zeit als Hollywood seine delinquenten Teenager fast so gerne zeigte, wie seine atomgeborenen Monster. Es herrschte eine Entfremdung zwischen den Jungen, die der spießigen Lebenswelt ihrer Eltern entkommen wollten und der älteren Generation, die darauf mit absolutem Unverständnis reagierte. Daher gab es in den zahllosen Filmen, die Teenager auf der schiefen Bahn zeigten auch so gut wie nie echte Teens zu sehen. Das änderte sich erst später mit Roger Corman (vermutlich aber auch nur deshalb, weil sich junge Leute mit weniger Geld zufrieden gaben). Hier haben wir also Steve McQueen als Teenager. Er war fast 30, als der Film gedreht wurde und man sieht es. Bei ungünstigem Licht ist ein Hauch von Grau an seinen Schläfen zu erkennen. Alle, Produzent, Regisseur und McQueen selbst waren sich einig, dass er zu alt für die Rolle war und doch sollte er sie unbedingt spielen. Das Merkwürdigste ist, dass es nicht mal eine große Rolle spielt, dass sein Charakter minderjährig ist. Er hätte problemlos in den 20ern sein können. Spielt er denn wenigstens gut? Ehrlich gesagt nicht besonders. Er wechselt von Szene zu Szene von Cool zu Geradlinig zu Nerd mit dem Kopf zwischen den Schultern. Allerdings ist schwer zu sagen, ob es an ihm liegt oder an der Regie. Man bekommt allerdings einen winzigen Einblick in sein Talent, in der Szene im Keller des Diner als er und seine Freundin sicher sind zu sterben. Das ist eine gut gespielte Szene, fernab vom „Camp“-Faktor des restlichen Films.

Ich glaube in meinem letzten Geburtstagskuchen war Blob!
Lohnt es sich also den ‚Blob‘ anzusehen, wenn man ihn nicht von einem mysteriösen Fremden in die Hand gedrückt bekommt? Für Fans von 50er Jahre Americana und Hardcore McQueen Fans sicher. Für alle anderen eher nicht. Das ist der typische Film, den man als Kind im Fernsehen gesehen hat und als gut und gruselig in Erinnerung hat und als Erwachsener dann feststellt, dass es absolut alberner Blödsinn war.

Was haben Sie 1958 in Pennsylvania gemacht Herr Ströbele? Die Leute wollen Antworten! Antwooorteeen!!
Sonst noch Auffälligkeiten? Oh ja, in einer Szene kommt ein älterer Mann vor, der exakt wie Hans-Christian Ströbele aussieht. 1958 kostete ein Pfund Wassermelone in Pennsylvania 4 Cent, ein Kinobesuch 40. Und ich sollte damit aufhören mir mein Filmprogramm von seltsamen Leuten in Trenchcoats und Burt Bacharach vorschreiben zu lassen. Das kann nur böse enden.
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