Heute fragt Gorana ,bei den 5 Besten am Donnerstag nach den 5 Filmen, die die beste Geschichte erzählen. Das WAS erzählt wird und das WIE erzählt wird sind im Film natürlich untrennbar verbunden. Das beste Drehbuch nützt wenig, wenn Darsteller und Macher es nicht adäquat umsetzen. Eine gute Geschichte ist also quasi synonym mit einem guten Film.
Für meine Liste gilt, wie immer, ich muss den Film kennen und er muss mir einfallen, während ich über die Liste nachdenke. Sie kann also nur eine Momentaufnahme wiedergeben. Los geht’s:
- ‚Star Wars‘ (1977, Drehbuch: George Lucas)
Was hat ein Film, dessen Drehbuch bewusst auf älterem B-Material fußt, auf dieser Liste verloren? Es geht um die Art und Weise, wie ‚Star Wars‘ sein Universum darstellt. Da gibt es zahllose Anspielungen, die in diesem Film keine große Rolle spielen. Es wird ein Senat erwähnt und Akademien und ein Imperator. Zahllose Aliens laufen durchs Bild oder trinken in der Cantina. Das Universum fühlt sich so viel größer an, als der Film selbst ist. Der (in meinem Fall sehr junge) Zuschauer kommt auf so viele Ideen, diesen scheinbar endlosen Ort mit Leben zu füllen. Das nachfolgende Filme, Fernsehserien, Bücher, Comics und Videospiele jeden Quadratmillimeter dieses Universums beschreiben würden (und nicht immer zum Besten), das kann man dem originalen Film kaum vorwerfen.
- ‚Die Verurteilten‘ (1994, Drehbuch: Stephen King, Frank Darabont)
Ich mochte Stephen Kings Kurzgeschichten immer lieber als seine backsteindicken Bücher. Kein Wunder also, dass eines meiner liebsten Drehbücher auf einer seiner Kurzgeschichten (okay, eher Novelle) beruht. Und dann ist es noch nicht einmal Horror, sondern Drama. Und was für eins. Andy Dufresne bewahrt seine Integrität und sein Selbstwertgefühl unter höllischen Bedingungen. Seine Freundschaft mit Red führt zu einem Ende, dass sich in anderen Filmen zu glatt angefühlt hätte. Hier wirkt es verdient.
- ‚Pulp Fiction‘ (1994, Drehbuch: Quentin Tarantino, Roger Avary)
„Es gibt Regeln fürs Drehbuchschreiben? Scheiß drauf!“ Zwei Killer unterhalten sich, auf dem Weg zu ihrem Auftrag, über Hamburger und Drogen. Selbst am Zielort angekommen reden sie weiter und weiter. Einer rezitiert einen ebenso langen, wie erfundenen Bibeltext. Der andere würde später (oder früher? Der Film ist nicht chronologisch) mit der Frau seines Bosses einen Sockentwist tanzen, bevor er ihr eine Adrenalinspritze ins Herz rammen müsste, um sie zu retten. Unübersehbar stand der Film damals aus der Masse seiner Konkurrenz heraus. So schreibt man einfach keine Geschichte! Doch für die nächsten 5 Jahre erhielten selbst alterfahrene Drehbuchautoren den Auftrag ihre Geschichte „mehr wie Pulp Fiction“ zu machen.
- ‚Pans Labyrinth‘ (2006, Drehbuch: Guillermo del Toro)
Guillermo del Toros (bislang) bester Film erzählt die Geschichte der jungen Ofelia und Hauptmann Vidals im spanischen Bürgerkrieg. Eine Unterwelt bevölkert von wunderschön/furchtbaren Monstern dient als Spiegel und Erhöhung der Geschichte. Einer Geschichte, die auf so vielen Ebenen funktioniert, dass man bei jedem Ansehen das Gefühl hat einen neuen Film zu sehen. Der Film funktioniert, wie eine der besten Kurzgeschichten von Jorge Luis Borges, der definitiv als (eine) Quelle der Inspiration diente.
- ‚Rashomon‘ (1950, Drehbuch: Shinobu Hashimoto, Akira Kurosawa)
„Ich verstehe das nicht“, sagt der Holzfäller, als er im verfallenen Rashomon-Tor von Kyoto Schutz vor dem strömenden Regen sucht. Was er nicht versteht erfahren wir im Laufe des Films. Ein Samurai ist ermordet worden. Es gibt 4 Zeugenaussagen (Rückblenden), die einander grundsätzlich widersprechen. Nicht zuletzt weil alle die Schuld auf sich nehmen. Objektive Realität und das was wir erleben ist nichtunbedingt dasselbe. Der Film lässt sich nicht „lösen“. Heute spricht man, bei sich widersprechenden Aussagen von Zeugen, vom Rashomon-Effekt. Niemand lügt, doch niemand sagt objektiv die Wahrheit. Am Ende von ‚Rashomon‘ hat der Holzfäller aber zum Glück etwas viel Wichtigeres verstanden.
Rashomon… cool 🙂
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Pulp Fiction und Pans Labyrinth habe ich auch überlegt aufzunehmen. Schön, dass sie bei dir Platz gefunden haben!
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3. und 2. werden es wohl auch bei mir auf die Liste schaffen. Toll gewählt und schön ausführliche Begründung 🙂
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„Pans Labyrinth“! Sehr gut, dann bin ich nicht der einzige 🙂
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‚Pans Labyrinth‘ hats bei mir nur knapp nicht in die Liste geschafft. Schöne Liste.
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Ich habe immer mehr den Eindruck, dass ich „Pans Labyrinth“ unbedingt mal anschauen sollte… Schöne Liste, „Die Verurteilten“ und „Pulp Fiction“ sind bei mir nur knapp vorbei geschrammt.
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Jaa!
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