*Biff!* *Sock!* *Pow!* ‚Batman: Return of the Caped Crusaders‘ (2016)

Man kann vom derzeitigen Kino-Angebot der Superhelden des DC Verlages halten was man möchte, doch scheint der Großteil zu dem Schluss zu kommen, dass Marvel hier Vieles besser macht. Sucht man eine Zeit, in der DC fraglos besser aufgestellt war als Marvel, lohnt sich ein Blick in die frühen 90er. Nicht nur dominierte hier Tim Burtons Batman das Kino, nein auch die großartige, animierte Batman Serie war Spider-Man, den X-Men oder sonstigen Marvel-Männer-Zeichentrick-Angeboten um einige Nasenlängen voraus. Mit ‚Mask of the Phantasm‘ hat sie meiner Meinung nach sogar einen der besseren Batman-Filme hervorgebracht. Diese Animationstradition war DC-Time-Warner klug genug durchgängig am Leben zu halten, auch wenn in den letzten Jahren die Kreativität etwas gelitten hat und vor allem Comic-Bestseller 1:1 in Direct-to-Video/Stream Filme umgesetzt wurden. Doch spätestens mit diesem Film wagt DC sich hier wieder in spannendes Territorium ist er doch nach 50 Jahren eine Fortsetzung der Batman-Serie der späten 60er Jahre.

„Batman ’66“ ist vermutlich eine dieser Serien, die man entweder liebt oder hasst. Sie ist mit dem schwer übersetzbaren, englischen Begriff „campy“ eigentlich ideal umschrieben. Die Idee kam dem Produzenten William Dozier, als er in einem vollen Kino-Saal ein Batman-Serial aus den 40ern gesehen hat und das gesamte Publikum, wegen der dick aufgetragenen Moral und albernen Handlung, in schallendes Gelächter ausbrach. Das wollte er ganz gezielt erreichen. Batman (Adam West) und Robin (Burt Ward) würden ihre Rollen mit komplett naivem Ernst spielen, während ausufernd chargierende Schurken, wie der Riddler (Frank Gorshin), Joker (Cesar Romero) oder Pinguin (Burgess Meredith) sie in absolut bizarre Kriminalfälle verwickeln. Diese folgen meist einem bestimmten Muster, die Kriminellen begehen Verbrechen, hinterlassen Hinweise für Batman und Robin, stellen ihnen ein Todesfalle, Cliffhanger, das dynamische Duo entkommt, stellt den oder die Schurken endgültig und es kommt zur Schlägerei mit den berühmten Comic-Soundword-Einblendungen (und BluRay-Auflösung sei Dank, inzwischen problemlos erkennbaren Stuntleuten). Das alles passiert in knallbunten Sets, neben Star Trek einer der großen Verkaufsgründe für Farbfernseher. Es ist sicherlich keine Serie die man, wie heute üblich, an einem Stück schauen kann, doch nachdem ich mir über Monate die erste Staffel (zum ersten Mal seit bestimmt 20 Jahren) gegeben habe kann ich eindeutig sagen ich falle in das Lager derer, die die Serie lieben. Umso gespannter war ich auf diesen Film.

Vier von Batmans fiesesten Feinden, Joker, Riddler, Pinguin und Catwoman haben sich zusammengetan und einen Duplikationsstrahler entwendet. Als das dynamische Duo das Querulanten-Quartett stellt, setzt Catwoman den maskierten Musterbürger Batman einer merkwürdigen, malevolenten Substanz aus, die schon bald dafür sorgt, dass der eine unheimliche Veränderung durchmacht. Wird Robin seinem alten Freund und Ziehvater helfen können? Kann er gar auf die Hilfe einer reumütigen Catwoman hoffen?

Falls diese ganz im Stile der Serie gehaltene Inhaltszusammenfassung es noch nicht klar machen sollte: ich hatte jede Menge Spaß mit diesem Film! Die Handlung um das Bündnis der Schurken lässt den Film wie eine Fortsetzung des Kinofilms, der auf der Serie basierte wirken. Es gibt zwar kleinere Anspielungen auf die Geschichte der Serie selbst (Batman sieht nach einem Schlag auf den Kopf drei verschiedene Catwomen, eine Anspielung an die oft neubesetzte Rolle), das größere DC Universum (während Batman unter Kontrolle der Substanz Gerät zitiert er beinahe wörtlich Frank Millers weit düsterere Batman-Version) oder auch die Realität (Robins Tante Harriet erkennt, dass sie nur da ist um im reinen Männerhaushalt des Wayne Manor „den Anschein zu wahren“), doch versucht der Film nicht die Serie neu zu erfinden oder gar zu parodieren (was wohl auch recht schwierig wäre). Insgesamt ordnet er sich sehr gut ins klassische Muster ein, wobei er in der Lage ist Actionszenen und Schauplätze einzubauen, die das knapp bemessene Budget der Real-Serie niemals zugelassen hätte. Auch darf in einer Szene beinahe die gesamte Schurkengallerie der Serie einen kleinen Cameo-Auftritt absolvieren. Und Fans des Bat-Anti-Hai-Sprays dürfen sich auf eine ganze Reihe bizarrer Gadgets vom Bat-Anti-Antidot bis zur Batzooka freuen.

Die Macher haben es geschafft alle noch lebenden Beteiligten an der Serie ins Boot zu holen. Leider sind es nur noch drei. Die Hauptdarsteller West und Ward, sowie Catwoman-Darstellerin (Staffel 1+2) Julie Newmar. Wests Batman hatte stets einen ganz bestimmten Sprachduktus, den West auch 50 Jahre nach Ende der Serie noch ganz hervorragend beherrscht. Allerdings lässt es sich gelegentlich nicht überspielen, dass er ein Mann in seinen hohen 80ern ist. Hier scheint ein Wort mal etwas undeutlicher als es sein sollte, dort fehlt einem Satz ein wenig die Energie. Doch würde ich keinen anderen als West in dieser Rolle hören wollen, somit sind das wirklich nur Kleinigkeiten. Ward, immerhin auch schon über 70, schafft es hingegen immer noch sehr glaubhaft seinen Robin mit jener überbordenden, naiv-jugendlichen Energie auszustatten. Auch Newmar merkt man ihr Alter kaum an. Die anderen Schurken, sowie Nebenrollen wie Butler Alfred oder Comissioner Gordon, sind mit neuen Sprechern besetzt, die ihren Vorgängern folgen ohne dabei in reine Imitation zu verfallen. Sie machen ihre Sache gut aber nicht herausragend.

Das Aussehen ist bei einer Hommage an eine so augenfällige Serie natürlich durchaus wichtig. Das ist hier durchwachsen, funktioniert aber an den entscheidenden Stellen. Gotham City sieht ein wenig generisch aus. Das mag damit zusammenhängen, dass in DCs Animationstudio eine gewisse Fließbandproduktion für Dinge wie Stadtansichten vorherrscht. Hier ist jedenfalls nichts zu sehen, was an die Serie erinnern würde oder insbesondere 60er Assoziationen hervorriefe. Ganz anders sieht das bei den liebevoll nachgezeichneten, serientypischen Innensets, wie Wayne Manor, der Bathöhle oder Gordons Büro aus. Hier ist viel Liebe zum Detail und zur Serie erkennbar. Bei anderen Szenen ist man mit Hintergründen gern etwas sparsam und sorgt dafür, dass diese nicht allzu gut ausgeleuchtet sind aber das war bei der chronisch unterfinanzierten Serie nicht anders. Der animierte Batman macht sicherlich eine bessere Figur als Adam West in Spandex das in der Realität je getan hätte, ist aber gut und wiedererkennbar getroffen. Das Gleiche gilt für alle anderen Charaktere. Allerdings ist der Joker glatt rasiert und das geht ja mal gar nicht 0/10 Punkten (Cesar Romero weigerte sich für die Serie seinen Schnauz zu rasieren und das Joker-Make-Up wurde schlicht drübergetyncht)! Die Animation selbst ist auf typischem Direct-to-Video/Stream Niveau, erfüllt ihren Zweck ist aber nix besonderes. Die beste Animation ist komischerweise zu sehen, wenn Batman und Catwoman zur Abspannmusik tanzen, da hat jemand jede Menge Mühe reingesteckt. Insgesamt hätte ich mir etwas mehr geschwungenen Sixties Stil gewünscht.

Dieser Film wird absolut Niemanden der es vorher nicht war von den Qualitäten der 60er Serie überzeugen können. Das will er aber auch gar nicht und für Fans des Ausgangsmaterials bietet er ein hochwillkommenes Wiedersehen mit einem weitaus weniger düsteren und ernsten Batman als heutzutage (abseits von Lego) üblich. Eine Fortsetzung mit William Shatner als Two-Face, einem Schurken, der es nie in die originale Serie geschafft hat, ist bereits angekündigt. Ich bin dabei. Und jetzt alle: Nänänänänänä Batman!

Ein Gedanke zu “*Biff!* *Sock!* *Pow!* ‚Batman: Return of the Caped Crusaders‘ (2016)

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