Top Ten Teufel im Film

Was ist für eine gute Geschichte mindestens ebenso wichtig, wie ein guter Protagonist? Ein guter Antagonist natürlich. Und wer könnte da besser geeignet sein als der Widersacher schlechthin der Teufel, Satan, Luzifer usw.. Das Schöne am Teufel ist, dass er so viele Facetten der Bösartigkeit darstellen kann. Er kann das notwendige Übel der Welt personifizieren, er kann der große Verführer sein, der große Zerstörer oder auch mal ein bisschen albern. Den Leibhaftigen im Film auftreten zu lassen birgt immer ein gewisses Risiko. Wenn man es auch nur ein wenig ungeschickt anstellt wird es nämlich schnell sehr peinlich.

Aber ob nun gehörnt und bocksbeinig oder adrett im maßgeschneiderten Anzug, hier sind meine 10 liebsten filmischen Darstellungen des ollen Verderbers.

  1. ‚Constantine‘ (2005) – Darsteller: Peter Stormare

Ob man den Film um Keanu Reeves als okkulten Detektiv John Constantine nun mag oder nicht, eines wird hoffentlich jeder zugestehen: Peter Stormare gibt einen verdammt guten Teufel ab. Er spielt ihn hier als Junkie, high auf einer Überdosis Bösartigkeit und triefend vor reinem Verderben. Hier ist ein Clip zusätzlich noch mit Tilda Swinton als androgynem Engel Gabriel. Ihr könnt mir später danken:

 

  1. ‚Legende‘ (1985) – Darsteller: Tim Curry

Ich habe an anderer Stelle schon mal darüber geschrieben, wie wichtig der Film für meine Entwicklung als Filmfreund war. Er ist vermutlich aus guten Gründen nicht als einer von Ridley Scotts besseren Filmen in die Geschichte eingegangen aber Tim Currys Darstellung als Herr der Finsternis und vor allem die großartige Maske schaffen hier einen Teufel exakt so wie ein Kind ihn sich vorstellt.

 

  1. ‚Die Braut des Teufels‘ (1968) – Darsteller: Eddie Powell?

Hammer Horrorfilme sind nun nicht eben für ihr Understatement bekannt. Und auch dieser Film, in dem Christopher Lee ausnahmsweise mal den Guten geben darf, hält sich nicht eben zurück. Geister und gigantische Spinnen stellen sich dem okkulten Ermittler auf der Spur eines satanischen Kults in den Weg. Als es aber dem Kult gelingt tatsächlich die „Ziege von Mendes“ zu beschwören, da nimmt sich der Film ausnahmsweise einmal zurück und schafft so eine Szene, die umso wirkungsvoller in ihrem Understatement ist. Der Darsteller des Ziegenköpfigen ist übrigens vermutlich Lees Stuntdouble Eddie Powell.

 

  1. ‚Time Bandits‘ (1981) – Darsteller: David Warner

In diesem Terry Gilliam Film hat „das Böse“ in Form von David Warner wenig Respekt für „das höchste Wesen“. Zu sehr interessiert sei es an Blödsinnigkeiten, wie 43 Formen von Papageien, Nippeln für Männer und Nacktschnecken. Ordnung und Fortschritt sind mehr im Sinne des Bösen, dafür kann er sich beinahe ebenso erwärmen, wie für das böse sein selbst. Das höchste Wesen antwortet übrigens auf die Frage des Jungen Kevin warum es das Böse überhaupt gibt mit „das hat irgendwas mit dem freien Willen zu tun…“

 

  1. ‚Fantasia‘ (1940)

Walt Disneys ambitioniertes Projekt, das klassische Musik mit damals modernster Animation verband wurde nicht eben ein durschlagender Erfolg. Wenn mich jemand fragen würde warum, dann bestünde meine Antwort aus zwei Worten: Deems Taylor. Ich habe nicht viel Interesse daran mir vor jedem Segment von einem leicht herablassenden „Zeremonienmeister“ erklären zu lassen, was ich gleich sehe. Egal, die „Nacht auf dem kahlen Berge“ ist die beste Sequenz des Films und wohl einer der finstersten Momente der klassischen Disney Animation. Der Teufel beschwört die Seelen der Toten aus ihren Gräbern um auf dem kahlen Berge einen schrecklichen Hexensabbat zur Musik von Modest Mussorgski zu feiern und erreicht das Ziel des Films, die Symbiose aus Musik und Animation perfekt. Blöderweise geht dann die Sonne auf.

 

  1. ‚Angel Heart‘ (1987) – Darsteller: Robert De Niro

Im New Orleans der 50er Jahre engagiert Louis Cyphre (De Niro) den Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) um den verschwundenen Sänger Johnny Favorite zu finden. Louis Cyphre hat dem nämlich zum Erfolg verholfen und erwartet jetzt die versprochene Gegenleistung. Alan Parkers Film kitzelt Höchstleistungen sowohl aus Rourke als auch De Niro heraus. Und das ist auch nötig, gehen sie hier doch mit Material um, das in den Händen schlechterer Darsteller sehr schnell albern wirken könnte. Ihr habt die Namen ja gelesen. Möchte übrigens jemand ein gekochtes Ei?

 

  1. ‚The Witch‘ (2016) – Darsteller: Wahab Chaudhry/Black Phillip

Über diesen Film habe ich an anderer Stelle ausführlich geschrieben und da er noch recht neu ist möchte ich an dieser Stelle niemandem den Film verderben. Lasst mich nur so viel sagen, wenn der Teufel in diesem Drama aus Einsamkeit und religiösem Wahn auftritt, dann höchst effektiv.

 

  1. ‚Die letzte Versuchung Christi‘ (1988) – Darstellerin: Juliette Caton

In Martin Scorceses sehr persönlicher Erzählung der Jesus-Geschichte ist eben der, gespielt von Willem Dafoe, ein Zweifler. Der Glaube wird nie zur simplen Antwort sondern ist beständiger Prüfung ausgesetzt. Wie Jesus, der vom Teufel in mannigfacher Form verführt werden soll, jedoch stets widersteht. Bis er am Kreuz hängt und ein „Schutzengel“ in Form eines jungen Mädchens auftaucht, ihm erklärt er sei nicht der Messias, ihn vom Kreuz abnimmt und zu Maria Magdalena führt, mit der er ein langes, glückliches Leben verbringt. Das ist die titelgebende letzte Verführung Christi. Wirkungsvoll, weil Juliette Caton in der Rolle absolut aufrichtig zu sein scheint.

Kein vernünftiger Clip aufzutreiben, sorry

 

  1. ‚Häxan‘ (1922) – Darsteller: Benjamin Christensen

Benjamin Christensens Film um Hexenverfolgung gibt sich als Lehrfilm. Seine expressionistische Umsetzung in verstörenden Bilder überzeugt jedoch viel mehr als fesselnde Horrorvision. Sein Teufel, den Christensen hier auch selbst spielt, ist eine ebenso groteske wie perverse Darstellung des Satans und sexuell derart aufgeladen, wie man es für viele Jahrzehnte nicht wieder sehen würde. Tatsächlich wirkt der Film in manchen Sequenzen noch so frisch, das viele Leute die ihn das erste Mal sehen für einen absichtlich auf alt getrimmten modernen Film halten.

  1. ‚Der Exorzist‘ (1973) Darstellerin: Linda Blair

Natürlich wäre so eine Liste unvollständig ohne den Exorzisten. Genaugenommen ist es wohl nicht Satan selbst, der Besitz von der jungen Regan ergreift aber so pedantisch wollen wir nicht sein. Linda Blairs Darstellung und die verstörende Stimme von Radiosprecherin Mercedes McCambridge (im Original) schaffen eine der furchterregendsten Visionen des Teufels überhaupt. Die „Erbsensuppenszene“, sowie die zahlreichen Obszönitäten sind wohlbekannt, der düsterste Moment für mich ist aber wenn der Dämon Karras beinahe freundlich fragt, ob der eine Nachricht für seine Mutter habe, er könne das weiterleiten. Blairs zynisches Grinsen dazu ist perfekt. Und dann das hier:

So eine Liste ist natürlich zwangsläufig unvollständig. Wen habe ich vergessen? Was sind Eure liebsten Teufel?

22 Gedanken zu “Top Ten Teufel im Film

  1. Sehr gute Liste, „Time Bandits“ hatte ich ja schon völlig vergessen. Ich würde noch Elizabeth Hurley in „Teuflisch“/ „Bedazzled“ in den Raum werfen, weil…. na ja, mein Y-Chromosom mir das befiehlt. 😉

    Davon ab dachte ich bei der Liste direkt an Al Pacino in „Im Auftrag des Teufels“. Der Film hat sicher ein paar Macken, aber Al Pacino ist einfach herrlich und spielt wirklich alle anderen mit Leichtigkeit an die Wand.

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    • Hurley wäre bei mir tatsächlich auf der 11. Nicht nur kryptischer Chromosom Befehle wegen, sondern auch weil sie ein Beispiel für den nicht gänzlich bösen Teufel gewesen wäre.

      Ich mag im Auftrag des Teufels zum einen nicht besonders, zum anderen ist Pacinos Leistung da zwar beeindruckend aber auch austauschbar. In den späten 90ern schien Pacino jeden Film mit der Idee anzugehen er müsse nur genug rumbrüllen. Beinahe jede seiner Szenen hier könnte wohl auch in An jedem verdammten Sonntag oder so sein. Ich weiß aber, dass ich mit der Meinung allein dastehe. „Normale“ Menschen können daher Stormare durch Pacino ersetzen. 😉

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    • *Hebt Mikro umständlich wieder auf*
      Teufel auch, jeder einzelne Kommentar wird jetzt Pacino erwähnen, oder? Siehe meine Antwort an thegunslinger82. Ich mag ihn halt nicht besonders, „normale“ Menschen dürfen Stormare gegen ihn austauschen. Dann bleibt wenigsten Keanu in der Liste. 😉
      Aber noch kein Gabriel Byrne aus End of Days. Jur ä kweir boi kompärt to mi!

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        • Ja, wenn ich noch Serien dazu genommen hätte säße ich wahrscheinlich immer noch dran… 😉

          Das war wirklich so ein Ding, wo aus einer (hoffentlich) witzigen Idee eine ziemliche Recherche wurde, nicht zuletzt weil die „devil in popular media“ Liste bei Tante Wiki mit „unvollständig“ noch milde beschrieben wäre..

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          • Kann ich mir echt gut vorstellen….oft steckt hinter lustigen Einfällen dann ziemlich viel Arbeit dahinter bis ein anständiger Beitrag verfasst werden kann und dass es kein leichtes Unterfangen war mal eine halbwegs vollständige Aufzähöung zusammen zu stellen verwundert mich auch nicht bei den vielen Filmen mit dem Teufel als Charakter 😀

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  4. „Time Bandits“ muss ich mir unbedingt noch einmal anschauen. Aus welchen Gründen auch immer, habe ich den als Kind oft gesehen.

    Beim Exorzisten, ist es – wie Du ja selbst sagst – nicht der Teufel, sondern der gute, alte mesopotamische Dämon Pazuzu, aber da haben wir uns ja schon an anderer Stelle drüber unterhalten 😉

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    • Naja, Time Bandits ist ein Kinderfilm. Damit würde er heute wohl nicht mehr durchkommen aber damals war er durchaus so gedacht. Aber dank Terry Gilliam bietet er auch für Erwachsene genug.

      Zu Pazuzu: Stimmt. Aber rein „funktional“ ist es im Film schlicht der Teufel. Ich glaube der Name Pazuzu wird auch erst im zweiten Film ausgesprochen, im ersten müsste man die Statue erkennen. Gilt das schon als „Easter Egg“? 😉

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