Meine Geburtstagswünsche an den Film

Ich hatte diesen Mittwoch Geburtstag und wer Geburtstag hat, der darf sich bekanntlich was wünschen. Und da dies ein Filmblog ist, dachte ich mir, warum sich nicht mal was vom Film wünschen. Denn auch wenn ich mit der Filmwelt im Großen und Ganzen zufrieden bin, ein paar Wünsche bleiben ja immer offen. Keine Sorge, ich werde allzu Offensichtliches, wie „gute Filme, bitte!“ vermeiden. Auch soll es nicht um die Filmindustrie gehen (obwohl ich durchaus hoffe der Wunsch „setzt die Harvey Weinsteins der Welt an der Autobahnraststätte der Geschichte aus!“ erfüllt sich) oder das Kino („Nachos (eigentlich den Käsedip) verbieten!“) sondern um die Filme an sich. Und das war mal wieder viel mehr Vorrede als gewollt, ich wünsch‘ mir jetzt einfach mal was!

Mehr Slapstick, bitte!

War es im Stummfilm noch die offensichtlichste Form der Komik im Film, hat der Slapstick mit dem Aufkommen des Tonfilms reichlich Federn lassen müssen. In der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts hat Hollywood ihm quasi völlig den Rücken zugewandt. Er war zwar nicht tot, Beispiele kamen aus Italien mit dem internationalen Erfolg von Spencer & Hill oder aus Deutschland mit dem eher lokalen Erfolg von Didi Hallervorden. Der wichtigste Vertreter kam aber aus Hong Kong und Jackie Chan wurde zu Recht als legitimer Erbe von Buster Keaton betrachtet. Doch seit er zu alt geworden ist, scheint der Slapstick nur noch für die Animation und hier vor allem die auf Kinder zugeschnittene beschränkt (was nicht heißen soll, dass ich mit ‚Shaun das Schaf‘ keinen Spaß hatte). Aber die (vor allem amerikanische) Komödie ist derzeit nicht nur faul was visuelle Komik an sich angeht (es sei denn sie zielt auf Ekel ab), man ist inzwischen so lethargisch, dass man am liebsten wohl nur noch zwei Stand Up Comedians vor die Kamera setzen möchte, die dann am besten den gesamten Humor improvisieren sollen (siehe dazu auch Ma-Gos Artikel zum Thema). Slapstick allein kann auch keinen Spielfilm mehr füllen, da bin ich sicher, doch wäre etwas physische Komik vielleicht genau die Brise frischen Windes, den die Komödie braucht. Und Slapstick ist doch mehr als Bananenschalen und Sahnetorten ins Gesicht. Chaplin, Lloyd und vor allem Keaton sind für mich nichts weniger als Genies.

Ein (halbwegs) Happy End macht einen Horrorfilm nicht (unbedingt) schlechter!

Ein Horrorfilm muss düster sein, soviel ist klar. Aber braucht wirklich jeder Film des Genres ein absolutes Downer Ending? Manchmal habe ich das Gefühl die Macher glauben am Ende das Messer noch einmal herumdrehen zu müssen, um zu zeigen, wie hart und gnadenlos ihr Film doch ist. Das kann funktionieren aber je älter ich werde, desto mehr merke ich, wie wenig Geduld ich mit dieser Art Nihilismus noch habe. Selbst ‚Texas Chainsaw Massacre‘, für mich immer noch einer der bedrückendsten Horrorfilme überhaupt, endet zumindest mit einem kleinen Hoffnungsschimmer. Das soll jetzt bitte nicht als Aufruf zum allgemeinen Happy End verstanden werden, ein Film wie ‚Return of The Living Dead‘ „verdient“ sein zynisch-finsteres Ende, doch kann es gelegentlich mal helfen, wenn ein Film uns daran erinnert, dass Monster überwindbar sind.

Es muss kein Franchise sein!

Ich weiß, Marvel Movies und Star Wars sind Gelddruckmaschinen, die niemals still zu stehen scheinen. Aber, wenn ihr ein neues Franchise etablieren wollt, dann dreht doch erst mal einen guten Film. Einen guten, völlig in sich abgeschlossenen Film. Nach dem Abspann kann dann meinetwegen Dr. Jekyll, Thanos oder der Osterhase reinschneien und dem Zuschauer mit viel Sitzfleisch klarmachen, dass da noch viel mehr kommen kann. Aber dreht erst mal einen guten Film, um das Interesse zu wecken (ja Universal, ich guck Dich an!).

Bessere Poster/Cover/Icons, bitte!

Es wird in letzter Zeit zwar wieder besser aber es gibt immer noch viel zu viele Poster, die dem Schema „oben die aufgeblähten Köpfe der Stars mit den Namen darüber (aber nie der dazugehörige Name über der Person) und unten klein irgendeine Szene“ folgen. Ich weiß, in Zeiten des Internets haben Poster sehr viel von ihrer Bedeutung eingebüßt (es ist aber nicht so, als ob die Trailer viel besser wären), doch am Ende sind sie immer noch eine Repräsentation des Films. Besonders wurmt es mich dann herauszufinden, dass es verdammt coole Posterdesigns gibt, die jedoch nicht verwendet wurden. Photoshop kann vielleicht jeder, Grafikdesign aber sicher nicht.

Hey Disney? Vielleicht n‘ büschn weniger Star Wars? Bitte!

Wow, das ist ein Satz, den ich nicht erwartet hätte jemals zu schreiben. Versteht mich nicht falsch, ich mag bislang die neuen Star Wars Filme. Aber, wenn ich lese es ist eine weitere „Haupt“-Trilogie nach der derzeitigen geplant, weitere Anthologie-Filme (von Obi-Wan über Boba Fett bis Mace Windu und allen dazwischen), eine Trilogie von Rian Johnson, sowie eine zahlenmäßig bislang unbenannte Reihe von Filmen von den ‚Game Of Thrones‘ Machern, dann ist das – bei aller Liebe – verdammt noch mal viel zu viel Sternenkrieg. Müssen wir in 15 Jahren mit einem harten Drogendrama um Elan Sleazebaggano (viel Spaß beim Googeln) rechnen? Irgendwo wird es doch albern. Schon Kinder verstehen doch, dass jeden Tag Hamburger zu essen nicht gut ist.

Überrascht mich!

Und das ist natürlich der am schwierigsten zu formulierende und gleichzeitig der wichtigste Wunsch. Tut das womit ich nicht rechne, Filme! Das Unerwartete, das mich herausfordert und inspiriert. Tut das selbst, wenn ihr dafür all meinen anderen Wünschen entgegen handeln müsst. Denn am Ende des Tages ist das der Grund warum ich Filme schaue und gelegentlich viel zu viel darüber schreibe.

48 Gedanken zu “Meine Geburtstagswünsche an den Film

  1. VORSICHT! SPOILER FÜR ‚SPLIT‘!

    Zu deinem Punkt mit dem Überraschen und dem Franchise fällt mir glatt auf Anhieb Split ein…gut, ich fand den Film jetzt nicht grandios aber doch ganz ordentlich und man hatte bis zum Ende absolut keinen Schimmer, dass er mit Unbreakable zusammenhängt! Das war echt eine der gekonntesten Etablierungen eines Franchise die ich seit langem gesehen habe und lässt das gesamte davor gezeigte in einem völlig anderen Licht erscheinen!

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    • Das mit Split wusste ich noch gar nicht, jetzt bin ich um so interessierter ihn zu sehen. Schön zu sehen, dass Shyamalan zu dem zurückkehrt, was er gut kann!
      Aber ja, „subtile“ Franchises mag ich auch. Ich find es z.B. schön, dass aus Cloverfield still und heimlich ein Anthologie-Franchise geworden ist. Oder sowas wie Peter Thorwarts Unna-Trilogie, wo man genau hinschauen muss, um Zusammenhänge zu sehen. Es muss nicht immer „im nächsten Film arbeiten PUNCHY LAD, DROPKICK GIRL und THE BLOCK OF WOOD zusammen!!!“ sein.

      PS: mich stört es nicht aber bevor es jemanden ärgert werde ich Deinen Kommentar glaube ich mit einem Spoiler Hinweis für Split versehen. Falls ich herausfinde, wie ich fremde Kommentare bearbeite… 😉

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      • Zu spät….und schon bin ich voll in die Spoiler-Falle getappt. Schade, aber sowas passiert halt mal. Ich kann es verschmerzen.
        Nachträglich alles Gute zum Geburtstag. Mögen Deine Wünsche allesamt in Erfülllung gehen. Besonders die Käsesoße nervt mich auch jedes Mal aufs Neue.
        Einen Wunsch möchte ich Dir aber auch noch ans Herz legen: Macht Filme – insbesondere Blockbuster – bzw. die die sich dafür halben – wieder kürzer. Inzwischen ist gefühlt kein Film unter 120 Minuten Lauflänge in den Kinos. Oft geht es auch an die 3-Stunden-Grenze ran. Schlimm wird es dann auch noch, wenn im Kino eine Pause von 15 Minuten eingelegt wird, die auch nie auf die Dramarturgie des Films abgestimmt zu sein scheint. Knallhart wird man aus der Story gerissen und die Unverbesserichen legen auch noch bei den Nachos nach.
        Nicht falsch verstehen: Sofern eine Story es hergibt, kann ein Film gern seien 2-3 Stunden haben. Ich schaue immer wieder gern Lawrence von Arabien (rd. 3,5. Stunden), in dem aber auch etwas passiert. Hier wird eine Geschichte erzählt, hier werden Charaktere aufgebaut, hier ist die Filmlänge nicht reiner Selbstzweck.
        Was mir heutzutage auf die Nerven geht ist, dass jeder noch so banale Nebenplot endlos ausgewalzt, auch wenn er letztlich zu nichts führt und die eigentliche Handlung keinen Deut voranbringt. Auch per se schon dünne Stories, werden bis zum Exzess in die Länge gezogen und durch nicht enden wollende Actionszenen gestreckt. Inzwischen langweilt mich das eher, als das die (sicherlich oftmals hervorragend gemachten) Szenen und Bilder mich fesseln. Lange Zeit wurden sehr viele Filme gemacht, die es in 90 Minuten auf den Punkt gebracht haben. Das scheint heute nicht mehr möglich zu sein.
        Immer häufiger komme ich aus dem Kino und ziehe das Fazit: „Guter Film, aber 30 Minuten weniger hätten sicher nicht geschadet“.

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        • Dem Thema hatte ich schonmal einen eigenen Artikel gewidmet, hier: https://filmlichtung.wordpress.com/2017/11/25/frueher-waren-filme-kuerzer-oder/

          Im Wesentlichen teile ich Deine Einschätzung, allerdings werden Filme objektiv derzeit nicht länger, es pendelt sich wieder auf dem alten Normal ein, nachdem in den 80ern/frühen 90ern Filme deutlich kürzer wurden, was womöglich mit der beschränkten Laufzeit früher VHS Kassetten zussamenhängt. Aber ja, annähernd drei Stunden für leichte Blockbuster-Jost ist eigentlich immer zu viel. Schöner Richtwert: ist Dein Blockbuster länger als der orignale Star Wars? Dann stelle verdammt sicher, dass er das auch sein muss! 😉

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        • Haha! Ainu hat gespoilert! Voll assi 😀 😀 😀
          Ich fand das Ende von Split (wie eigentlich den kompletten Film) eher enttäuschend. Nicht schlecht aber irgendwie lahm.

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          • Also, den Film fand ich jetzt auch nicht großartig aber durch das Ende gewann der Film im Nachhinein für mich doch noch einiges an Wert weil dadurch eine ganz neue Ebene hinzugefügt wurde, alles in einem neuen Licht betrachtet werden konnte und ich diesen Twist wirklich absolut nicht vorhergesehen hatte…näher geh ich jetzt nicht nochmal drauf ein, sonst kann ich gleich wieder Spoiler drüber schreiben

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          • Ein Shyamalan Film mit nem Twist??? Was es nicht alles gibt… 😉 Wenigstens wohl mal wieder ein guter. Anstatt „haha, ihr wohnt im Wald“ oder „für die invasierenden Aliens ist die Substanz, die mehr als 70% des Planeten bedeckt und mal mehr, mal weniger vom Himmel fällt, toxisch und nein, Schutzanzüge haben sie keine, ach ja und Mel Gibson findet seinen Glauben wieder, oder so, also nicht Mel Gibson, der Arsch, sondern der Charakter, den er spielt aber mannomann, diese eine Szene auf der Geburtstagsparty war immerhin gruselig…“

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          • Ja, man mag es kaum glauben aber der Mann der ansonsten immer nur äußerst geradlinige Enden in seine Filme einbaut, hat sich hier am Ende eines kleinen Kniffs bedient😉.
            Haha, tja über die dummen Aliens aufregen aber dann selber auf einem fremden Planeten landen, das Schiff ohne Schutzanzüge verlassen und auch noch einem unheimlichen Androiden vertrauen, der offensichtlich grad dabei ist eine neue super intelligente und beinahe unbesiegbare Alienrasse zu züchten…so sind wir Mensch eben😉

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          • Ach komm, Du kannst doch einem Biologen keinen Vorwurf machen, wenn sich auf einem fremden Planeten ein Vieh perfekt äquivalent zu einer drohenden Kobra aufführt mal hinzugehen und „dutzi-dutzi-duuuuu“ zu sagen…

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          • Dem mach ich tatsächlich keinen Vorwurf…ich mein, wenn der keinen Entdeckergeist und Schuss hätte wäre er wohl kaum mit auf so eine Mission gekommen. Aber das dann einige Jahre später Kolonisatoren einfach mal ihren Kurs ändern, gut, bei so einer unwichtigen Fracht wie eingefrorenen Menschen kann man das schon mal machen, weil sie glauben einen Song erkannt zu haben und dann einfach fröhlich die Gegend erkunden, dass fand ich dann schon, naja ich will nicht sagen fahrlässig aber zumindest doch leichtsinnig!

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          • Was heißt da Spoiler…das kann man alles auch im Trailer sehen (und zwar wirklich alles)! Das wäre so wie wenn ich verraten würde, dass es in diesem Film ein Alien geben wird😂😉

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          • Es tut uns leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass diese Ausnahmen von essentiellen, physikalischen Gesetzen nur für
            1. Raumschiffantriebe
            2. Laser
            3. Explosionen
            gelten. Wir können Ihre Anfrage „NEIIIIIIINNNNN“ zu diesem Zeitpunkt folglich nicht bearbeiten….

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          • Also wirklich, was für eine Frechheit…immer die angestaubten Ansichten über physikalische Gesetze! Das schreit nach einer Revolution – euch Bürokraten werd ich es schon noch zeigen

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      • Mei…sorry, dass ich dich jetzt gespoilert hab…ich war der Meinung du kennst Split eh schon😌! Danke, dass du die Warnung über meinen Kommentar gegeben hast, irgendwie ist das in meinem Kopf schon so wie wenn ich über das Ende von Sixth Sense reden würde dabei ist Split ja wirklich noch nicht so alt😅

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          • Das hört sich nach einer sehr guten Regel an…ich glaub die werd ich mir in Zukunft auch zu Herzen nehmen 😅. Na zum Glück siehst du das so locker sonst hätte ich jetzt wirklich ein sehr schlechtes Gewissen 😌

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  2. Erst einmal: Alles gute nachträglich! ☺️

    Was postive Enden in Horrorfilmen angeht, so habe ich mich darüber erst in „Geht Out“ gefreut. Manchmal passt ja auch ein nihilistisches Finale, doch bitte nicht immer!

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    • Dankeschön! 🙂

      Sehr gutes Beispiel, den habe ich auch gerade gesehen. Ursprünglich war übrigens genau das Ende geplant, das man als Zuschauer fürchtet, weil das Drehbuch während der Obama Zeit entstanden ist und der damaligen Idee von „Damit ist Rassismus vorbei“ entgegenstehen sollte. Nach der Trump-Wahl fand Peele aber, dass sich das Ende nach unnötigem Nachtreten anfühlte und änderte es zu dem was wir jetzt haben.

      Quelle: Peeles Audiokommentar zum originalen Ende auf der BluRay (das heisst schon was, wenn ich mal Extras schaue…). 😉

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  3. Alles Gute nachträglich. Bist du jetzt auch endlich volljährig? 🙂
    Ich wünsche dir (nicht ganz uneigennützig), dass deine Wünsche wahr werden.
    Übrigens hat Amy Adams keine Zeit. Wir müssen wohl auf Bryce Dallas Howard für das „Es“ Casting zurückgreifen.

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  4. Ach du sprichst mir da so ein bisschen aus der Seele. Besonders der Franchise-Gedanke bei jedem Mini-Film geht mir auf die Nerven.
    Auch die StarWars-Problematik stört mich. Auch wenn ich bei der Meldung, dass die GoT-Macher eine neue Trilogie entwickeln sollen, mich dezent gefreut habe 😀
    Und natürlich noch nachträglich alles Gute : )

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    • Die Vorfreude ist ja auch völlig legitim. Es ist nur die schiere Menge an SW Kram, die mich fürchten lässt, dass die Sättigung eher früher als später erreicht wird. Star Wars sollte was „Besonderes“ sein und kein „ein Film jedes Jahr für den Rest aller Zeiten + so viele TV Serien wie geht“-Ding. Okay, nichts sollte Letzteres sein. 😉

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  5. 1. Herzlichen Glückwunsch nachträglich!

    2. Was die Enden von Horrorfilmen angeht: Das Langweilige ist ja, dass man fast schon weiß, dass es böse ausgehen wird. Da gibt es ja quasi gar keine Überraschung mehr.

    3. Es muss kein Franchise sein! Ja!

    4. Star Wars: Ja!

    😉

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  6. Pingback: Filmforum Bremen » Das Bloggen der Anderen (05-03-18)

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