Ah Freunde, das Osterfest steht vor der Tür! Wir feiern, dass dieser Hase von der Südpazifikinsel mit den Steinköpfen drauf, den Hühnern der Welt gezeigt hat wie man bunte Schokoeier legt! Oder die Auferstehung Jesus Christus, je nachdem. Worüber könnte ich zu diesem Anlass schreiben? Über den besten Film um Jesus (der deutlich mehr bekommen hat, als der Hase) vielleicht? Wie diese Einleitung zeigen mag, bin ich dafür vermutlich nicht ganz der Richtige, falls es aber doch jemanden interessieren sollte, mein Liebster ist Martin Scorceses ‚Die Letzte Versuchung Christi‘ von 1988. Nein, ich werde heute über etwas anderes schreiben (mit immerhin besserer Osterverbindung, als die furchtbare Überschrift vermuten lässt). Wir alle kennen „Easter Eggs“ im Film, kleine versteckte Gags für Aufmerksame und Mehrfachgucker. Und eine Form dieser Easter Eggs waren einmal Nach-Credit-Szenen. Inzwischen werden die bei Blockbustern ja schon erwartet. Aber wer hat damit angefangen und wie haben sie sich im Laufe der Zeit gewandelt? Schauen wir mal!
Beginnen muss ich mit einer Szene, über die ich schon einmal in meinem Artikel über die enge Verbindung zwischen Schusswaffen und Filmen geschrieben habe. 1903 erschien Edwin S. Porters Western ‚Der große Eisenbahnraub‘ der exakt das lieferte, was der Titel versprach. Der Film kam allerdings mit einer unabhängigen Szene, in der einer der Zugräuber, der im Film stirbt, das Feuer auf das Publikum eröffnet. Diese soll damals für einige Begeisterung und Aufregung gesorgt haben. Allerdings überließ Porter den Kinos selbst, ob sie die Szene vor oder nach der Filmhandlung zeigen wollten. Dennoch wohl das früheste Beispiel einer, zumindest optionalen, Nach-Credit-Szene.
Auf die nächste müssen wir lange, lange Zeit warten. Allgemein als erstes Beispiel für eine Nach-Credit-Szene akzeptiert, ist der ‚Muppet Film‘ von 1979. Nachdem der Abspann durchgelaufen ist, wendet sich der explosive Drummer Animal direkt ans Publikum, fordert es auf nach Hause zu gehen und verabschiedet sich mit „bye bye“. Damit ist der Ton für die typische Nach-Credits-Szene der 80er und 90er gelegt. Meistens nach Komödien dienen sie dazu den Film zu ironisieren und die Vierte Wand zu durchbrechen, einen Charakter (der weiß, dass er in einem Film ist) direkt mit dem Publikum interagieren zu lassen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist ‚Ferris macht blau‘ (1986), in dem sich Hauptcharakter Ferris Bueller wundert, dass die Zuschauer immer noch da sind. Auch der namensgebende Charakter in ‚Crocodile Dundee II‘ (1988) fordert den Zuschauer mit viel Sitzfleisch auf, doch bitte nach Hause zu gehen. Damals etablierten sich für diese Szenen Namen wie „Stinger“ oder „Kiss Off“. Ein kurzes, liebenswertes Zwinkern für Leute mit genug Geduld den Abspann komplett zu schauen.
Eine Sonderform, für die insbesondere Jackie Chan bekannt war, die aber auch andere Hong-Kong Actionstars und sogar einige Hollywood-Produktionen übernahmen war während der Credits misslungene Stunts oder Dialogfehler und Versprecher („Blooper“) der Darsteller zu zeigen. Die erfüllen zwar nicht ganz die Prämisse der Nach-Credit-Szenen waren aber zu verbreitet (und in Chans Falle oft genug erschreckend) um hier komplett ignoriert zu werden.
Mit dem neuen Jahrtausend entstand dann auch eine neue Art der Nutzung der Nach-Credit-Szene: der Hinweis auf andere Filme der Reihe oder desselben Universums. Oder in einem Wort: Kommerz. Nach dem Abspann von ‚The Matrix Reloaded‘ (2003) lief ein Trailer für ‚The Matrix Revolutions‘ (2004). Das dürfte wohl die plumpest-kommerzielle Verwendung einer Nach-Credit-Szene überhaupt sein. Wenn man bei einem Trailer überhaupt von einer „Szene“ sprechen kann. Das soll natürlich nicht heißen, dass es im neuen Jahrtausend keine spaßigen Nach-Credit-Szenes mehr gab. Im Gegenteil, manchmal waren dort sogar die besten zu finden. Im Falle des äußerst mäßigen ‚Daredevil‘ (2003) z.B., wo wir nach dem Abspann Colin Farrels Schurken „Bullseye“ im Gipsbett zu sehen bekommen, der eine störende Fliege aber dennoch mit einer geworfenen Spritze aufspießt. Oder im deutlich gelungeneren ‚Deadpool‘ (2016), wo der Titelcharakter in einer eindeutig auf Ferris Bueller bezugnehmenden Szene auftaucht (und die deshalb wohl auch einen Seitenhieb auf Marvels Kevin Feige darstellt, siehe unten).
Am bekanntesten und auffälligsten (und deutlich eleganter kommerziell als die Matrix) sind aber natürlich die Marvel-Filme und ihr „Universe-Building“. Ob nach dem Abspann des ersten ‚Iron Man‘ (2008) Col. Fury seinen ersten Auftritt samt Ankündigung der Avengers-Initiative hat oder nach dem Abspann des zweiten ‚Iron Man‘ (2010) ein dicker Hammer in der Wüste von New Mexico gefunden wird, immer ist ein wenig subtiler aber faszinierender Hinweis und Versprechen auf „mehr“ da. Inzwischen möchte Marvel derart viel Information auf diese von Erfolg gekrönte Weise vermitteln, dass zur Nach-Credit-Szene oft noch eine in der Mitte des Abspanns dazu kommt. ‚The Return of the First Avenger‘ (2014) etwa, wo in der Mittelszene Pietro und Wanda Maximoff eingeführt werden, bevor der Winter Soldier in der zweiten Szene in eine Captain America Ausstellung einbricht. Oft ist die zweite Szene auch direkt einem späteren Film entnommen. In ‚Ant-Man‘ (2015) etwa, bekommen wir nicht nur einen Hinweis auf eine mögliche Fortsetzung an der Seite der „Wasp“, sondern auch einen Ausschnitt aus ‚Captain America: Civil War‘ (2016), in dem der Captain und Falcon über das Schicksal des Winter Soldier diskutieren.
Kevin Feige selbst sagt, er habe begonnen Nach-Credit-Szenen zu verwenden, um Leute dazu zu bringen den Abspann zu schauen und so die harte Arbeit aller Mitarbeiter zu würdigen. Und außerdem, weil er ein großer Ferris Bueller Fan ist[1]. Ob man ihm abnehmen möchte, dass Fanbindung und geschäftliche Absichten nicht die Hauptgründe darstellen, überlasse ich mal jedem selbst.
Eine sehr deutliche Meinung zum Thema Nach-Credit-Szene hat übrigens ‚Logan‘-Regisseur James Mangold. In einem Panel der Writers Guild of America hatte er Folgendes zu sagen:
„The idea of making a movie that would fucking embarrass me, that’s part of the anesthetizing of this country or the world. That’s further confirming what they already know and tying in with other fucking products and selling them the next movie while you’re making this movie, and kind of all that shit that I find really fucking embarrassing. Like, that audiences are actually asking for scenes in end credits when those scenes were first developed for movies that suck, so they put something extra at the end to pick up the scores when the movie couldn’t end right on its own fucking feet.“[2]
Ich übersetze das mal nicht alles, nur so viel: es wäre ihm (verefft nochmal) peinlich einen Film machen zu müssen, der andere Produkte verkaufen soll und vor allem als Werbung für den nächsten Film dient. Weiterhin:
„Now we’ve actually gotten audiences addicted to a fucking bonus in the credits. It’s fucking embarrassing. It means you couldn’t land your fucking movie is what it means. Even if you got 100,000 Twitter addicts who are gambling on what fucking scene is going to happen after the fucking credits it’s still cheating. It’s just cheating, but there’s all sorts of bad habits like that that fucking horrify me, man, that have become de rigueur in the way we make movies and I think the fear of being one of them that did that end then everyone’s patting me on the back and I feel like shit inside because I know I cheated, is probably the greatest thing that scares the shit out of me.“[2]
Leute seien abhängig nach Nach-Credit-Szenen, es ist peinlich, es ist geschummelt und eine schlechte Angewohnheit und er hat Angst, wenn er seine Filme so beendet, dann wird ihm auf die Schulter geklopft und er würde sich wie Dreck fühlen, denn das ist falsch (und efft euch, ihr verefften Effer!). Da ist es also nur folgerichtig, dass ‚Logan‘ keine Nach-Credit-Szene hat. Ganz anders als der vorherige Wolverine-Film ‚Wolverine: Weg des Kriegers‘ (2013), der eine hatte, die direkte Werbung für ‚X-Men: Zukunft ist Vergangenheit‘ (2014) darstellte. Wer hatte bei dem eigentlich Regie geführt? Oh, ein gewisser James Mangold… Irgendwas sagt mir, er hat da keinen Spaß dran gehabt. Bei dem Gespräch, dass die Szene da rein muss, hätte ich jetzt doch gern Mäuschen gespielt.
Aber um Mäuse geht es nicht, sondern um Hasen. Habt ein paar schöne Ostertage und verratet mir vielleicht Eure liebsten Nach-Credit-Szenen.
[2] https://www.cinemablend.com/news/2305711/why-logans-james-mangold-really-hates-post-credit-scenes
Also eine meiner Alltime-Favorites in dem Bereich ist nach The Avengers wo sie alle im Lokal sitzen und Shawarma essen…ich weiß gar nicht so genau wieso aber wie sie alle so dasitzen in voller Montur und völlig zerstört ausschauen, ich fand irgendwie, dass das eine coole Szene war die in ein paar Sekunden einfing, dass aus diesem Haufen trotz aller Widrigkeiten ein Team geworden war
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Das stimmt, das ist eine sehr schöne Szene. und hat als Finale der ersten „Staffel“ von marvelfilmen auch nicht daie Aufgabe für irgendwas zu werben.
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Bei After-Credit-Scenes bin ich zwiegespalten. Bei Marvel ist es ja mittlerweile der Running-Gag und meistens ist es noch ganz lustig. Oder spannend für die Fans. Ob das jetzt für die Mitarbeiter ist, mag ich zu bezweifeln. Es liest sich doch wirklich keiner die Namen durch. 99% des Publikums sitzt beim Abspann an ihren Handys.
Die beste After-Credit-Scene der letzten Jahre habe ich bei „Split“ gesehen. Aber ich spoiler hier mal nicht : ) Die lustigsten Szenen gibt es für mich bei „Das große Krabbeln“. Da wird während dem Abspann (wie bei Jackie Chan) die Outtakes gezeigt. Eine sehr kreative Idee in einem Animationsfilm 😀
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Ich glaube das hat Ainu letztens gespoilert… Aber, Du weißt ja, ich bin uralt und habs deswegen fast schon wieder vergessen.
Und es stimmt schon, wer das Catering macht ist mir auch wurscht und ohne die Arbeit von CGi Künstlern angreifen zu wollen, dass sind gerade bei solchen Spektakeln viel zu viele Namen, um das überhaupt aufnehmen zu können. Ganz sinnvoll ist, das am Ende des Abspanns meist die kompletteste Liste der verwendeten Musik kommt. Anderswo ist das gerne mal lückenhaft.
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Stimmt, an die Musik habe ich gar nicht gedacht. Und manchmal sind ja auch Schauspieler dabei, bei denen man zwei Stunden rumrätselt, wer das nochmal war 😀 Dafür ist der Abspann dann schon zu gebrauchen.
Wobei in Google-Zeiten habe ich das wahrscheinlich schneller herausgefunden als der Abspann laufen kann.
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