Du hast Dich also entschlossen eine Kritik zu ‚Jurassic Park‘ zu lesen. Es ist sicherlich nicht die erste, die Du liest und Du fragst Dich, was dieser Filmlichter über den Film sagen könnte, was nicht längst gesagt ist. Aber wer weiß unter welchen Umständen Du das hier liest. Vielleicht sitzt Du gemütlich auf dem Sofa mit Deinem Tablet. Oder Du liest es am Rechner, während Du eigentlich arbeiten solltest (ich petze nicht). Vielleicht aber liest Du es auch im Bus und um Dich vom Achselaroma des Mannes im Muscleshirt, der sich neben Dir festhält, abzulenken, ist sogar Altbekanntes über Filmsaurier willkommen. Oder Du liest es auf der Toilette, das geht dann aber wirklich nur Dich etwas an (es sei denn Du bist ein Anwalt in einem Klohäuschen. Dann würde ich die Ohren nach schweren Schritten offen halten, nur falls es da draußen doch eine höhere Macht mit dunklem Sinn für Ironie gibt). Womöglich bist Du durch Zufall auf diese Besprechung gestoßen, dann fragst Du Dich spätestens hier, ob das ein verschwendeter Klick war. Oder Du liest den Filmlichter regelmäßig. Dann weißt Du, dass seine Besprechungen selten überraschend aufgebaut sind. Zunächst eine kurze Einleitung, die um so weiter hergeholt ist, je schwerer sie zu schreiben war, dann ein Absatz, der die Handlung des Films zusammenfasst.
Den wirst Du diesmal aber nur überfliegen, denn die Handlung zu ‚Jurassic Park‘ kennt ja nun wirklich jeder. Genetikfirma InGen ist es gelungen Dinosaurier zu klonen. CEO John Hammond (Richard Attenborough) nutzt diesen Durchbruch, um einen Vergnügungspark auf einer Insel vor Costa Rica zu eröffnen. Um sich dessen Sicherheit bestätigen zu lassen, lädt er eine Gruppe Experten vor der Eröffnung ein. Den Paläontologen Alan Grant (Sam Neill), Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern), Chaosmathematiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum), den Anwalt der Investoren und seine Enkelkinder (die sind keine Experten, naja, doch schon, aber das weiß noch keiner). Doch während die sich auf der Tour durch den Park befinden, zieht ein Tropensturm auf. Diesen Moment nutzt Park-IT-Mann Nedry (Wayne Knight) um den Park lahmzulegen und sich mit einigen Dino-Embryos abzusetzen.
Das ist natürlich eine gezielt unehrliche Zusammenfassung, spart sie doch das faszinierendste Element des Films aus: die Dinosaurier. Die sind Zähne- und Klauenbewehrte Antagonisten. Im Falle des Tyrannosaurus Rex quasi unaufhaltsam, im Falle der Raptoren, gerissen, unauffällig und zu Teamwork fähig („Clever Girl!“). Doch zeigt Spielberg sie nicht als reine Monster. Die Pflanzenfresser werden ohnehin nur mit tiefer Faszination und Respekt betrachtet, aber der wird auch den gefährlichen Jägern gegenüber gezeigt. Vergleicht man es mit Spielbergs anderem menschenfressenden Tier, ‚Der Weiße Hai‘, dann wird der Unterschied umso deutlicher. Hai Bruce wird am Ende, mittels einer Gasflasche und eines gezielten Schusses, in mundgerechtes Sushi verwandelt. Den Dinosauriern tut keiner der Charaktere in ‚Jurassic Park‘ Gewalt an. Der einzige der es versucht, Tierhüter Muldoon, scheitert spektakulär (nochmal, „Clever Girl!“). Die Saurier sind beinahe eine Naturgewalt, nach 65 Millionen Jahren erneut heraufbeschworen und zu einer Parkattraktion gemacht. Das klingt als wolle man einen Tsunami in einem Wellenbad loslassen.
Und da sind wir bei dem anderen Thema des Films. Dem „Gott spielen“ der Wissenschaftler und der finanziellen Ausbeutung des Ergebnisses. Tatsächlich ist die Figur, die sich im Vergleich zum Buch am meisten geändert hat der (im wahrsten Sinne des Wortes) Risikokapitalist John Hammond. Ist seine Gier im Buch eines der zentralen Elemente, die zur Katastrophe führen, ist er im Film, nicht zuletzt dank der Besetzung mit Richard Attenborough, ein liebenswerter Großvater, den der Betrug seines Angestellten völlig unvorbereitet trifft. Schaut man genauer hin, sind dennoch Elemente des Buchcharakters zu finden: er habe keine Kosten und Mühen gescheut, teilt Hammond stolz Dr. Grant mit. Im Park angekommen stellen wir dann fest, dass er keine Notstromaggregate installiert hat und seinen inselweiten Park offenbar mit fünf Leuten überwachen wollte. Jemandem wie Nedry dann die alleinige Kontrolle über die lebenswichtige IT zu überlassen fällt da kaum noch ins Gewicht. Er meinte wohl keine Kosten und Mühen in Bezug auf die Saurier.
Das die auch heute noch großartig aussehen, dank geschicktem Einsatz von animatronischen Modellen, CGI, aber vor allem cleverer Beleuchtung ist bekannt. Die Tatsache, dass die CGI noch nicht so weit war, den Film allein bestreiten zu können, ist vermutlich von Vorteil. Spielberg ist immer dann am besten, wenn er um Limitationen herum arbeiten muss, siehe auch den nicht funktionierenden Hairoboter in ‚Der Weiße Hai‘. T. Rex, Raptoren, aber auch der giftspuckende Dilophosaurus haben bis heute nichts von ihrer Faszination, oder ihrem Schrecken eingebüßt.
Ebenso wichtig wie die Effekte sind aber ebenfalls die Schauspieler und die Charaktere, die sie verkörpern. Kinderhasser Grant, der im Laufe des Films merkt, dass er Kinder doch ganz gern hat ist schon ein sehr spielbergscher Charakter, doch gibt Sam Neill ihm eine so tiefe Faszination für sein Fach und so eine menschliche Begeisterung, dass er zum Herzen des Films wird. Ebenso tut Laura Dern dies mit ihrer Paläobotanikerin, die dazu noch in einer der gruseligsten Szenen des Films die Hauptrolle hat, wenn sie in einem Bunker auf den Arm von Sam Jacksons Charakter trifft. Jeff Goldblum gibt seinen „Superstar“-Wissenschaftler mit typischer ironischer Distanz und einer Ladung Charisma, die schwerlich aufzuwiegen ist. Attenborough habe ich ja schon erwähnt, dem es gelingt seinem Millionär ein sehr menschliches Antlitz zu verpassen. Und die Kinder sind immerhin nicht so anstrengend, wie sie sein könnten.
Hauptrolle Numero drei spielt der Soundtrack von John Williams, der bereits bombastisch beginnt, sich dann aber noch in immer neue Höhen emporschwingt. Er unterstreicht den Horror von Szenen, aber auch die überwältigende Faszination. Und es liegt wohl nur an Spielbergs Bildern, dass dieser Soundtrack den Film nicht unter sich begräbt, sondern eine perfekte Ergänzung darstellt.
Und damit bist Du am Ende des Textes angekommen. Genau genommen nicht ganz, denn der Filmlichter schreibt jetzt noch ein wenig darüber, dass er der Meinung ist, der Film hätte für sich allein stehend bleiben sollen und ihn zu einem Franchise zu machen war ein großer Fehler. Natürlich hat er die Dinomanie der frühen 90er noch einmal beflügelt und natürlich steckte viel zu viel Geld in dem Konzept, um es einfach liegen zu lassen. Doch ist es eine dieser Filmreihen, die quasi nur von der Zuneigung der Zuschauer für den ersten lebt, wie der Milliardenmaschine ‚Jurassic World‘ durchaus klar war, die direkt mal eine ganze Garage voll mit Nostalgie gepackt hat. Du bist Dir zwar nicht ganz sicher, ob Du diese Meinung teilst, aber die Bahn ist angekommen/das Essen fertig/die Arbeit wartet jetzt wirklich. Oder ist es doch noch nicht soweit? Naja, dann kannst Du Deine Meinung auch in die Kommentare schreiben und ich muss Dir nix mehr in den Mund legen!
Du hast ja schon alles gesagt, was ich jetzt hier hätte kommentieren können… 😉
Was die Fortsetzungen angeht, hast du bestimmt recht. Allerdings mag ich den zweiten doch noch ganz gerne und selbst „Jurassic World“ konnte mich gut unterhalten, wenngleich da auch viel tatsächlich dem Nostalgiefaktor zuzurechnen ist.
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Lost World funktioniert für mich nicht als Ganzes, hat aber tolle Szenen (2 T. Rex + 1 Wohnwagen oder Raptoren im hohen Gras). Er wird für mich vor allem vom letzten Drittel in San Francisco(??) runtergezogen, das wie eine Vorwegnahme des schwachen Hollywood Godzilla wirkt.
An den dritten habe ich ehrlich gesagt keine Erinnerung… oh doch, der Spinosaurus(?), Versuch Nummer den T- Rex zu übertreffen.
World fand ich direkt nach dem Ansehen okay. Mit größerer Entfernung sind aber nur die schwachen Elemente hängengeblieben.
Den Neuen werde ich mir wohl sparen, vor allem da die Besprechungen zwischen „mehr vom Gleichen“ und „absoluter Mist“ zu schwanken scheinen.
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Yep, völlig richtig. Die Szenen auf der Insel sind im zweiten Teil die besten, gerade die von dir genannten. Mit den Festland-Dinos konnte ich mich auch nie anfreunden.
Den dritten Teil fand ich damals im Kino sehr unterhaltsam, insgesamt aber keine vollwertige Fortsetzung. Müsste ich mal wieder schauen.
Den neuen hole ich bestimmt noch nach, habe aber auch keine großen Hoffnungen, was schade ist, da der Regisseur echt was auf dem Kasten hat.
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Ich mochte ‚Das Waisenhaus‘ zwar nicht so gerne wie viele andere, aber ‚A Monster Calls‘ steht bei mir recht hoch auf meiner Liste.
Allerdings weiß ich nicht wie Bayonas gotischer Stil mit Dinos harmonisiert. Obwohl, Raptoren mit schneeweiß geschminkten Gesichtern, die durch ein verfallendes Landhaus geistern… das würd ich wohl schauen.
„Dr. Grant, Ihr steinreicher Onkel ist gestorben, wenn Sie sein Erbe antreten wollen, müssen Sie eine Nacht in seinem Haus verbringen!“ 😀
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😂
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Der Film klingt wie eine billige Kopie zu Jurassic World. Schade, dass selbst Steven Spielberg nichts Neues mehr einfällt.
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Ich glaube Du irrst Dich! Beide haben bei Roger Cormans Klassiker ‚Carnosaur‘ geklaut!!
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Zu Jurassic Park gibt es von meiner Seite nichts mehr zu sagen 😉
Aber ich muss die Gelegenheit mal wieder ergreifen, um einfach mal fallen zu lassen, dass Jurassic World ziemlich unterschätzt wird. So, das war’s. Wir sehen uns 🙂
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Ich fand ihn nach dem Ansehen okay, aber es sind irgendwie nur die negativen Seiten hängengeblieben. Hat er so einen schlechten Ruf? Ich dachte er wird allgemein als der Zweitbeste betrachtet.
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Ich habe schon das Gefühl, dass er eher negativ in Erinnerung geblieben ist. Allerdings nicht so negativ wie z.b. Teil 3 😉
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Der ist mir halt gar nicht in Erinnerung. Was kein gutes Zeichen ist…
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Das kann ich hier nicht so stehen lassen 😀 „World“ hat seinen schlechten Ruf zu Recht, Teil 3 ist doch eigentlich ganz unterhaltsam 🙂
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Sollte er mal wieder im Fernsehen kommen, frische ich den 3 mal wieder auf und bilde mir eine neue Meinung.
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„oder du liest am Rechner, während du eigentlich arbeiten solltest“ – Ich fühlte mich etwas ertappt 😀
Stimme dir vom Prinzip zu, allerdings nicht mit dem letzten Absatz. Erstens, weil ich Teil 2 und 3 eigentlich ganz in Ordnung finde und zweitens, weil die Reihe bei vielen nicht mehr nur durch die Nostalgie am Leben erhalten wird. Frag mal einen Menschen unter 20 Jahren 😀
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Der 2te ist auch in Ordnung (mit Abstrichen, das Ende in den USA, Gymnastik vs Raptor z.B.), nur ist das, finde ich, nicht genug für eine Fortsetzung zu JP.
Okay, JW hat sich nicht *nur* auf Nostalgie verlassen. Die hat aber geholfen die 30 bis 50 jährigen zu ködern. Die 20er gucken eh alle Blockbuster und die noch jüngeren stehen auf Saurier. Zack Bumm, 1 Milliarde! 😉
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Na klar wurden die Alten durch die Nostalgie geködert, aber ich glaube wirklich das sehr viele jüngere den Urprung garnicht kennen. Erschreckend, aber durchaus vorstellbar.
„Die 20er gucken eh alle Blockbuster“ – Da ich selber eine 2 vorne habe, sagen wir einfach mal Ausnahmen bestätigen die Regel 😀
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Jetzt mach mir doch nicht meine dümmlich-grobe Verallgemeinerung kaputt! Meine CSU Karriere kann ich nu vergessen. 😉
Ich finde es immer interessant, wie Leute Nostalgie wahrnehmen, die sie gar nicht nachvollziehen können. Wenn etwa 80er Filme 50er Nostalgie bringen, wie Straßen in Flammen, The Wanderers oder natürlich Zurück in die Zukunft. Ich habe die 50er nicht erlebt, aber dennoch funktioniert es irgendwie. Vielleicht weil sich Nostalgie nie auf reale Zeiten bezieht sondern idealisierte.
Aber diese Garagenszene in JW hätte mir bei Unkenntnis der alten Filme wohl ein Fragezeichen über dem Kopf bereitet.
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Das Nostalgie-Ding ist sowieso etwas kurios. Bis zu den 90ern dürfte bei mir nichts Nostalgie hervorrufen, aber auch ich habe als Kind „Jurassic Park“ oder „Star Wars“ gesehen und liebe heute Filme die ihre Zeit wiederspiegeln. „Taxi Driver“ oder „Citizen Kane“ zum Beispiel.
Alte Dinge kann man nachholen und auch in der „richtigen“ Zeit gucken. So ist z.B. „Harry Potter“ für mich Kult, was bei manchen nur Kopfschütteln hervorruft. Andere Dinge versteh ich aber einfach nur nicht. „Fack ju Göthe“ wird irgendwann mal Kult werden und Nostalgie auslösen. Und dann werde ich auch so ein kopfschüttelnder alter Mann der sagt „früher war alles besser“ 😀
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Irgendwie schreit das nach einem eigenen Thema. Schonmal einen Beitrag zum Thema Nostalgie von Jung und Alt geschrieben? 😀
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Nee. Das könnte aber auch recht weitfassend werden. Vor allem weil eine bestimmte Art von Nostalgie derzeit auch verstärkt in die Politik Einzug hält. Das furchtbare „früher war alles besser“ oder halt „make America great again“. Wie unterscheidet man zwischen „guter“ und „schlechter“ Nostalgie? Ich glaube das könnte zu weit führen…
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Fack ju Göthe ist ja irgendwie direkt bei Erscheinen Kult geworden. Mit „früher war alles besser“ kann ich das aber nicht betiteln, denn ich erinnere mich dunkel an so manche (gerade auch deutsche) 80er Klamotte.
Wieder mal Zeit für mein Geständnis: ich habe nie einen Potter gelesen, oder mehr als einen Ausschnitt gesehen, kann zu Diskussionen darüber also nix beitragen.
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Dann muss wohl eine ganze Blogreihe her 😀 Ich biete mich auch gerne als Hilfe an, sozusagen die „junge“ Perspektive. Aber eine Beschränkung auf Nostalgie im Film wäre bei so einem Thema sinnvoll. Aber du hast schon recht, dass es auch immer mehr in der Politik und sonst wo Einzug hält.
Einfach mal nur so als Idee reingeworfen 🙂
Ich weiß nicht, ob Potter funktioniert, wenn man den Hype damals nicht als Kind/Jugendlicher mitbekommen hat. Ich bin ja sozusagen mit den Filmen gleichzeitig erwachsen geworden. Aber gerade Teil 3 und 7.2 sind wirklich gut, zwischendurch gibt es allerdings auch Teile die eher schwierig gealtert sind.
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Es ist auf jeden Fall interessant. Ich schreib es mal auf die Themenliste. Aber ich habe gerade eine neue Reihe angefangen und habe einen Artikel, den ich seit bald einem Jahr fertigstellen möchte… auweia.
Also wenn Du vor mir dazu kommst, hau rein. Wenn Du Meinungen von einem (gar nicht so) alten Sack brauchst, sag Bescheid.
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Vielleicht schreib ich auch mal ein paar Zeilen dazu, aber es geht mir ähnlich wie dir. Viele Themen, viel Motivation, wenig Zeit 😀
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