Sagt mal, irre ich mich, oder ist ‚Eraser‘ so etwas wie der vergessene Arnie-Film? Ich wollte ihn eigentlich im Rahmen meiner „Ist der wirklich so schlecht?“ Reihe besprechen, doch dann fiel mir auf, dass er nicht wirklich einen schlechten Ruf hat, er hat gar keinen. Er scheint quasi vergessen. Selbst meine alte DVD (sie hat noch die ganz alte Warner Papp-Verpackung) hat ein liebloses, schlecht aufgelöstes, verpixeltes Bild auf dem Cover. Und auch wenn es nicht Schwarzeneggers bester Film ist, ich finde das hat er nicht verdient, ist er doch quasi der letzte „klassische“ Schwarzenegger-Äkschn-Fuim. ‚Eraser‘ ist mehr als ein paar schlechte CGI-Krokodile, die als einziges im allgemeinen Bewusstsein hängengeblieben scheinen!
Schwarzenegger gibt hier den US-Marshall John Kruger, der im Zeugenschutzprogramm als „Eraser“ arbeitet. Sprich er lässt wichtige, gefährdete Zeugen unauffindbar für ihre potentiellen Mörder verschwinden. Als der regierungsnahe Waffenkonzern Cyrez hochmoderne „Railguns“ entwickelt, besteht der Verdacht, dass eine Gruppe innerhalb des Konzerns und der Regierung diese Waffen meistbietend auf dem Schwarzmarkt verkaufen will. Eine wichtige Zeugin dafür, ist die Cyrez Mitarbeiterin Lee Cullen (Vanessa Williams). Kruger nimmt sie unter seinen Schutz, allerdings scheint es auch im Zeugenschutz selbst Verräter zu geben.
Die Story ist eine von diesen, über die man besser nicht zu genau nachdenken sollte. Sie ist kein Kartenhaus, sie ist ein Modell des Taj Mahal aus Papiertaschentüchern, hält also nicht mal dem kleinsten Lüftchen stand. Stört das? Sicher nicht während der gut inszenierten Action Szenen, allerdings ist der Film mit fast 2 Stunden mindestens 20 Minuten zu lang und einen Großteil dieser Zeit verbringt er mit dem viel zu umfänglichen Erzählen seiner nicht sonderlich spannenden und eben reichlich blöden Geschichte. Weiterhin fällt auf, dass die Autoren ein sehr negatives Bild vom FBI haben, die hier mit „bösartige Trottel“ noch positiv umschrieben wären. Dafür kommt die italienische Mafia verdammt gut weg… Das alles nimmt den eigentlich durchweg spaßigen Actionszenen gelegentlich ein wenig die Luft aus den Segeln, verdirbt aber sicher nicht den Film als Ganzes.
Überhaupt, die Actionszenen. Hier gibt sich ‚Eraser‘ alles nur nicht bodenständig. Alles was in die Luft fliegen kann, tut dies auch spektakulär. Und spätestens wenn die futuristisch wirkenden Railguns zum Einsatz kommen, wähnt man sich in einem 90er Jahre Shooter Videospiel. Gelegentlich verlässt sich der Film dabei zu sehr auf eher mäßige CGI Effekte. Eben die oben erwähnten Krokodile, zum Beispiel. Aber wenn Arnie eines davon erschießt und ihm mitteilt „You are luggage!“, stören schwache Effekte dann wirklich? Drei Jahre nachdem ‚Last Action Hero‘ seine Selbstironie etwas zu laut für das damalige Publikum mittgeteilt hat, hat man bei ‚Eraser‘ gelegentlich das Gefühl, er würde auf leisere Ironie setzen. So er denn irgendwas leise macht. Wenn etwa Kruger aus einem Flugzeug springt und einen Weg zum Erdboden hinter sich bringt, der ihn etwa acht Mal auf verschiedene Weisen umbringen müsste, schließlich unten auf einem Auto landet, ein kleines Mädchen fragt, wo er überhaupt ist und sie antwortet mit tiefem Ernst: „Earth! Welcome!“ dann hat man das Gefühl der Film weiß ganz genau, was er da erzählt und lacht mit uns.
Zu den Schauspielern. Arnie ist Arnie ist Arnie und macht Arnie Dinge. Die macht er sehr gut. Eine Szene lang scheint der Film zu überlegen eine Romanze zwischen seinem Charakter und dem von Vanessa Williams einzuführen, überlegt es sich dann aber anders und jagt lieber was in die Luft. Wie es sich gehört, besteht Arnolds Text zu etwa 55% aus One-Linern. Die meisten davon sind tatsächlich lustig. Vanessa Williams scheint die einzige im Film, die wirklich schauspielert. In einer Szene etwa, in der sie unter Zeitdruck Daten kopiert (absolut notwendig für jeden 90er Jahre Thriller!) kauft man ihr ihre Furcht tatsächlich ab. James Caan, als Krugers Vorgesetzter DeGuerin und mieser Verräter hat erkennbaren Spaß an seiner Rolle als Bösewicht. So viel Spaß, dass ich es nicht einmal als Spoiler betrachte, dass er der Verräter ist. Das kommt zwar erst nach etwa 40 Minuten raus, allerdings könnte er auch in seinen ersten Szenen ein Namensschild mit „Bad Guy“ drauf tragen, so „subtil“ spielt er. James Coburn ist auch da. Für etwa 2 Szenen.
‚Eraser‘ ist exakt das, was ich von einem klassischen Arnie-Film erwarte: doofer, lauter Äkschn-Spass. Ja, er ist zu lang und könnte problemlos zusammengekürzt werden. Nein, man verpasst nichts, wenn man während der Story-Sequenzen nicht aufpasst. Es ist die Art Film, die man nach einem harten Tag einlegt und die absolut nichts von einem erwartet. Und das ist völlig in Ordnung.
Lustig. Ich erinnere mich eigentlich auch nur noch an die luggage-crocs. 😀
Wie es der Zufall so will, habe ich am Wochenende gerade nach gefühlt 20 Jahren die Arnie-Biographie „Total recall“ fertig gelesen. Auch darin kann ich mich nicht erinnern, dass er über den Film erzählt. Der Dörmineda hat ein eigenes Kapitel. „Dodl Regol“ zwar nicht, wird aber zumindest erwähnt. „Conan“ wird auch ausführlich beschrieben. Selbst an „Twins“, „Collateral Damage“ und „Hörgules in Nu York“ kann ich mich im Buch erinnern. Aber Eraser? Ich glaube, den hat selbst Arnie vergessen… 😉
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Wirklich jeder erinnert sich (wenn überhaupt) an die CGi Krokos. Vielleicht ist Arnie also sauer, dass sie ihm die Show gestohlen haben… 😉
Dabei ist das nicht einmal die absurdeste Szene des Films. Aber die mit dem meisten schlechten CGI. Die absurdeste Szene ist übrigens die, wenn er aus dem Flugzeug springt und das eine 180 Grad Kurve fliegt, um ihn zu „überfahren“…
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Und ich nahm immer an, Phatomkommando wäre der vergessene Arnie. Dieser Irrtum begründet sich aber wohl darin, dass ich Eraser komplett aus meiner Gedankwelt gestrichen hatte. Ob nun zu Unrecht oder nicht. Erst die Krokos ließen wieder ein zartes Pflänzchen der Erinnerung in mir aufkeimen….
Dann war da auch noch was mit irgendeiner Superwumme…..
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Ja die Railguns. Die schießen etwas, das wie ein Laser aussieht, eigentlich aber ein lichtschnelles Geschoß ist. Außerdem kann man mit ihnen durch Wände schauen. Nicht mit Wärmesuchmethoden, sondern mit Röntgen, man sieht Skelette. Allerdings kann man sich davor hinter einem Kühlschrank verstecken, was Arnie weiß… irgendwoher.
Ich habe nie behauptet der Film würde irgendeine Art von Sinn ergeben. 😉
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Ohne die (offenbar nicht unfehlbare) Durch-Wände-aber-nicht-durch-Kühlschränke-Guck-Vorrichtung wäre diese Waffe ihr Geld auch wirklich nicht wert. Dieses Detail ist bei mir noch viel weniger hängengeblieben als der Film auf solches, war aber wohl zu verschmerzen ist.
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Wenn sie das Visier ganz legal für medizinische Zwecke (man kann Skelett, Herz etc ganz unabhängig voneinander „anwählen“) verkauft hätten, hätten sie vermutlich Millionen gemacht und Arnie hätte ihnen nicht die Hälse gebrochen… naja, hinterher ist man immer schlauer und der Film wär langweiliger. 😉
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Was für ne geile Idee. Da sollten wir mal dranbleiben. Ich wäre auch gern mal Millionär…
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