Ist der wirklich sooo schlecht? ‚Aliens vs. Predator 2‘ (2007)

Ich mochte ‚Aliens vs. Predator‘ nicht wirklich. Dieser ganze „Ancient Alien“-Pyramide am Südpol Kram und die etwas zu heldenhaft gezeichneten Predatoren, die wenig mit dem kichernden Mistkerl, der sich am Ende vom Arnie-Film in die Luft jagt, zu tun hatten, plus ziemlich öde Action-Szenen, ließen ihn mir in keiner guten Erinnerung bleiben. Und so kam ich auf die einzig mögliche Weise in den Genuss von Teil 2: ich angelte ihn tief vom Grund einer Ramschkiste im örtlichen Elektro-Markt. Und die BluRay hielt exakt, was der Herkunftsort versprach: Bonusmaterial ist Fehlanzeige, ja es gibt nicht einmal ein Menü, Ton/Untertiteleinstellungen werden während des Films geändert. Wurscht, auf den Film der Brüder Strause kommt es schließlich an. Falls Euch die Namen Colin und Greg Strause etwas sagen, dann hat das vermutlich weniger mit ihrem filmemacherischen Erfolg zu tun. Denn die beiden betreiben vor allem ein Computer FX Studio. Als solches arbeiteten sie 2010 an den Effekten für den Sony Film ‚Battle: Los Angeles‘, indem L.A. von Aliens überfallen wird. Sony war wenig erfreut, als die Brüder Strause die zeitgleiche Veröffentlichung ihres eigenen „Aliens überfallen L.A.“ Films ‚Skyline‘ verkündeten. So wenig erfreut, dass sie die Brüder wegen des Verdachts verklagten, FX Gelder des Sony Films für ihr eigenes Projekt verwendet zu haben. Man einigte sich schließlich außergerichtlich. Daher kannte zumindest ich vor diesem Film (auch wenn der natürlich früher entstanden ist…) den Namen Strause. Und zu diesem Film wollen wir jetzt endlich mal kommen.

Der Film beginnt dort, wo der letzte aufgehört hat. Ein Chestburster platzt aus der Brust des Hauptpredators des ersten Films. Das daraus entstehende „Predalien“ (laut Wikipedia) macht sich eilig daran die Predatoren Crew zu ermorden und das Schiff direkt zurück auf die Erde stürzen zu lassen. Hier entkommt es mit einigen Facehuggern in den Wald nahe des Ortes Gunnison in Colorado. Schnell fallen den Facehuggern ein Vater und ein Sohn auf der Jagd, sowie einige Obdachlose zum Opfer. Das Predalien trägt nicht nur den breiten Klappkiefer und schnieke Dreadlocks seines ehemaligen Wirtes zur Schau, sondern ist auch in der Lage mit seinem „Kiefer im Kiefer“ Leute mit Aliens zu infizieren. Anders als ein Facehugger legt er dabei gleich mehrere Chestburster ab. Der Xenomorph-Nachwuchs ist also gesichert. Ein sterbender Predator konnte allerdings noch einen Notruf absetzen. Und so kommt ein erfahrener Predator auf die Erde, erstens um die Aliens zu jagen und zweitens um alle Spuren sowohl von Aliens als auch Predatoren zu beseitigen. Sein Name (der im Film nie genannt wird) ist denn auch Wolf, nach Harvey Keitels „Cleaner“-Charakter aus ‚Pulp Fiction‘. Tatsächlich entsorgt dieser Wolf Leichen mit Chestburster Loch in der Brust, tote Facehugger und später ganze Aliens sehr effektiv mit hochwirksamer Säure. Da er allerdings aus seiner Predator Haut nicht heraus kann, kommt er nicht umhin einen Hilfssheriff, den er umbringt, weil der ihn beobachtet hat, nicht einfach verschwinden zu lassen, sondern er hängt seine gehäutete Leiche in einen Baum. Weil das die Predatoren in ihren Filmen das halt auch so gemacht haben. Wenig überraschend sorgt das dafür, dass die Ermittlungswut des örtlichen Sheriffs Morales (John Ortiz) steigt, anstatt zu sinken. Wer hätte das gedacht? Überhaupt sollte ich wohl ein paar Worte über die öden, menschlichen Charaktere sagen.

Da wäre Ex-Knacki Dallas (Steven Pasquale), frisch aus dem gefängnis nach Hause zurückgekehrt. Aber der sieht gut aus und der Sheriff mag ihn, also wissen wir, dass der kein Schlechter ist. Sein minderjähriger Bruder Ricky (Johnny Lewis) muss sich mit Pizzaaustragen und Bullies herumschlagen, aber immerhin mag ihn die Schulschönheit Jesse (Kristen Hager). Ebenfalls zurück kehrt Kelly O’Brien (Reiko Aylesworth). Allerdings nicht aus dem Knast, sondern dem Krieg. Ihre kleine Tochter Molly steht ihr sehr entfremdet gegenüber. All das wird aber in jener Nacht egal, als die Aliens das örtliche Kraftwerk ausschalten und zu aberdutzenden aus der Kanalisation hervorbrechen. Damit beginnt für die Menschen von Gunnison ein Kampf ums überleben.

Filmisch versagt ‚Aliens vs. Predator 2‘ ehrlich gesagt beinahe in jeder Hinsicht. Der Film ist hässlich. Wirklich hässlich. Die Helligkeit wurde extrem herausgenommen, damit die meist finsteren und oft recht heftigen Action- und Horrorszenen nicht zu einer höheren Altersfreigabe führen. Das sorgt dafür, dass in hellen Szenen die Farben „falsch“ wirken und selbst vor Ort, etwa im Wald, gedrehte Szenen wie von einem billigen Set wirken. Und bei längeren Szenen im Dunkeln tun einem fast die Augen weh, so muss man sich anstrengen um etwas zu sehen.

Die Handlung beginnt quasi als Slasher (mit nem mörderischen Predator als Doktor Loomis-Ersatz) und wird zu einem Invasionsfilm. Viele Überraschungen bietet das nicht, ist aber völlig okay. Die Dialoge hingegen sind annähernd schmerzhaft. „You are too stupid to talk, Dale! So shut up!“ Ist da beinahe schon ein Satz, der einen Funken Selbsterkenntnis enthält. Die Charaktere sind absolut flache Abziehbildchen, verkörpert von Darstellern, die mit „mittelmäßig“ freundlich umschrieben würden. Ausnahme ist John Ortiz, der seinen Sheriff, der vom Drehbuch irgendwo zwischen der Nutzlosigkeit von ‚Aliens‘ Lt. Gorman und dem Bürgermeister aus ‚Der Weiße Hai‘ verortet wurde, mit erstaunlich viel Pathos ausstattet. Ironisch.

Und dann sind da die Anspielungen. Oh, die Anspielungen. Dallas heißt nicht nur einfach Dallas (wie Tom Skerritts Charakter in ‚Alien‘), nein er sagt auch noch wortwörtlich in einer Szene „Get to da Choppa!“ (im Gegensatz zu mir versucht er sich dabei wenigstens nicht an einer Arnie-Imitation!), natürlich wie Dutch in ‚Predator‘. Manches funktioniert aber auch, wie der kurze Blick auf die Predatoren Heimatwelt, von der ich gern mehr gesehen hätte.

Nach alledem ist der Film also sooo schlecht wie sein Ruf? Tja… Nö. Ich hatte ehrlich gesagt weit mehr Spaß mit diesem Film als mit seinem Vorgänger. Die Idee die beiden Weltraummonster in einer Umgebung agieren zu lassen, die ansonsten irdischen Slashern vorbehalten ist, funktioniert für mich ganz erstaunlich gut. Die Kampfszenen zwischen Predator und Aliens (wenn man sie denn erkennen kann) haben ordentlich Wumms dahinter, vor allem weil Darsteller in Kostümen und nicht CGI-Monster verwendet werden. Die Szenen wenn das Predalien (ein erstaunlich doofes Wort) Patienten im Krankenhaus, hier vor allem eine werdende Mutter, infiziert, sind tatsächlich recht grausig (im positiven Sinne) inszeniert. Und wenn die Aliens das Kraftwerk überfallen, dann gelingen dem Film sogar recht beeindruckende Aufnahmen. Vor allem habe ich selten so gegrinst, wie wenn ein Alien durch eine Western-Saloon-Schwingtür kommt. Auch wenn sich daran direkt eine unnötige Anspielung auf die Küchenszene aus ‚Alien 3‘ anschließt…

Ein wenig zum Stillstand kommt der Film immer dann, wenn wir zu viel von den menschlichen Charakteren sehen. Eben auch wie bei einem Slasher. Aber irgendwann habe ich dann halt über die doofen Dialoge doch lachen müssen (‚Do you look at me, or the clock?“). Ich mag bekanntlich den Begriff „Guilty Pleasure“ nicht, denn wenn ich aus etwas Vergnügen ziehe und es niemandem schadet, dann fühle ich mich nicht „schuldig“. Der Einfachheit halber könnte man diesen Film für mich aber als genau solchen bezeichnen. Es ist ein bisschen so, als würde man einen Hamburger in einem heruntergekommenen Restaurant bestellen. Obwohl das Salatblatt nicht ganz frisch scheint und der extra bestellte Käse fehlt, schmeckt er deutlich besser als erwartet, wird aber nicht gerade zum neuen Lieblingsessen werden. Und ‚AvP2‘ ist wenigstens nicht so fettig, dass man nachts um 3 mit Sodbrennen aufwacht. Das ist doch auch was.

So, aus dieser verwirrenden Essensmetapher müsst Ihr nun selbst entschlüsseln, ob ich den Film empfehle oder nicht. So ganz sicher bin ich mir da nämlich selbst nicht.

7 Gedanken zu “Ist der wirklich sooo schlecht? ‚Aliens vs. Predator 2‘ (2007)

  1. Ja, er ist wirklich so schlecht. Der erste Teil ist im Vergleich ein Meisterwerk (ja, habe gelesen, dass du das anders siehst). Aber das hier ist für mich wirklich eines der schlimmsten filmischen Verbrechen. Hast du den Kino oder den Extended Cut gesehen?

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  2. Haha! Endlich mal wieder ein Beitrag dieser Kategorie.
    Ich kenne AvP2 nicht, bin aber nach allem was ich darüber gesehen und gehört habe ob deines Urteils überrascht 😉
    Ähnlich ging es mir aber mit Teil 1. der war auch alles andere als gut. Aber irgendwie bin ich am Haken, wenn Aliens dabei sind. Ich sag nur Covenant 🙄

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    • Nee, Covenant war mir, ironischer Weise, zu sehr Frankenstein-Kreatur aus Prometheus und nem Alien Film (mit Slasher Szenen in den etzten 5 Minuten, warum auch immer). Obwohl es „objektiv“ also rein handwerklich, natürlich ein unfassbar viel besserer Film ist als der hier.

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