Digitale Schauspieler, mal wieder

Diesen Beitrag habe ich aufgrund von Überlänge aus dem Newslichter dieser Woche ausgegliedert (und dann noch etwas verlängert…)

Ich habe hier selten ein Geheimnis daraus gemacht, was ich vom Einsatz digitaler Schauspieler halte. Oder genauer genommen, was ich von der Wiederbelebung toter Schauspieler mittels Computertechnologie halte. Nämlich wenig. Sei es der CGI Tarkin in ‚Rogue One‘, oder aktueller James Dean, der für eine Rolle in einem Kriegsfilm „wiederbelebt“ werden soll, weil die Macher angeblich „keinen lebenden Schauspieler gefunden haben“, der die Rolle ähnlich glaubhaft verkörpern könnte (dass sie vorher bei Elvis Presleys Nachfahren angefragt haben, macht diese Aussage nicht glaubhafter). Nun aber, habe ich wohl zum ersten Mal einen potentiell wirklich interessanten Einsatz von digitaler Schauspielerei gesehen. Und zwar ganz ohne jemanden wiederzubeleben. Ausgerechnet ein Marvel Film macht etwas Spannendes damit. Möglicherweise. Denn erschienen ist der Film noch nicht.

Ich kann leider nicht behaupten, dass mich der Trailer zu ‚Black Widow‘ sonderlich beeindruckt. Sicher, Florence Pugh ist toll, aber ansonsten? Ich glaube der hätte besser im Umfeld von ‚The Return of the First Avenger‘ funktioniert und fühlt sich für mich jetzt etwas aus der Zeit gefallen an. Aber hier gilt natürlich das übliche, „was weiß ich schon?“, denn der Film wird eh ein Riesenerfolg, ganz egal was ich denke. Ich weiß sowieso nicht, wann mich das letzte Mal ein Marveltrailer wirklich überzeugt hätte. Aber (und ein „Aber“ musste kommen, denn sonst gäbe es diesen Artikel hier ja nicht) etwas fiel mir dann doch auf. Nämlich, dass der Taskmaster der Bösewicht ist. In den Comics arbeitet Taskmaster als Assassine und Ausbilder für allerlei düstere Organisationen. Seine Superkraft sind „fotografische Reflexe“. Jede Bewegung, die er je gesehen hat, kann er exakt replizieren. Deswegen taucht er häufig mit einer ganzen Reihe der Waffen der Avengers auf (Captain Americas Schild, Hawkeyes Bogen etc.) und kann ihre Fähigkeiten mit diesen exakt nachahmen (abgesehen von Caps erhöhter Stärke). Beides scheint hier übernommen zu werden. Das ist ein ganz spannender Gegner und ich wollte nachsehen, wer für die Rolle besetzt wurde.

Und damit sind wir (endlich) wieder beim Thema. Denn es wurde niemand gecastet. Der Charakter trägt seine Schädelmaske und wird von einem Stuntdarsteller verkörpert. Und für eine mögliche Demaskierung, in diesem oder einem späteren Film, können die Macher einfügen wen auch immer sie wollen. Und damit sind wir wieder bei dem, was ich in meinem Artikel „Funktionieren Filme eigentlich noch?“ als für heutige Blockbuster lebensnotwendig beschrieben habe: Spekulation. Anregung zu Diskussion. Und genau das scheint zu funktionieren. Es lassen sich Themen im Internet darüber finden, wo beinahe jeder bekannte Charakter unter die Maske spekuliert wird. Einen Klon von Natasha Romanov werfe ich mal als meine persönliche, an nichts als der Tatsache, dass Marvel vermutlich Scarlett Johansson weiter eine Rolle geben will, orientierte Spekulation in den Ring. Und genau hierfür finde ich den Einsatz digitaler Technologie sehr gut. Es gibt keinen Schauspieler, der ausplaudern könnte, dass er der Taskmaster ist, weil man die Enthüllungsszene quasi im letzten Moment filmen könnte. Natürlich könnte Disney das Ganze noch versauen, indem sie etwa Charles Bronson* dafür „wiederbeleben“, aber warum sollten sie? Da fragt sich doch ein Großteil ihres Publikums nur, wer das wohl ist.

Ich denke so etwas kann ein- zweimal funktionieren, bevor es dafür sorgt, dass sich die Antworten nur noch beliebig anfühlen, ist aber zumindest für mich geschmackvoller und interessanter als einen toten Darsteller für einen Film zurückzuholen.

Was haltet Ihr davon, ganz unabhängig von ‚Black Widow‘ als Film? Ist dieser Einsatz von digitalen Schauspielern ein reines, billiges Gimmick, oder ein guter Weg Spannung und Diskussion für einen Film zu erzeugen. Oder beides… es ist beides, oder?

 

*Fun(?) Fact: es gibt einen Darsteller namens Robert Bronzi, der Bronson wie aus dem Gesicht geschnitten wirkt. Der dreht jetzt typische Low Budget Filme im Stil von Bronson mit Titeln wie ‚Death Kiss‘. Mit unserem Thema hat das aber nix zu tun.

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