‚Happy Death Day‘ (2017) und ‚Happy Death Day 2 U‘ (2019)

Blumhouse Productions explodierte Ende der 2000er mit dem Megaerfolg des Low Budget Films ‚Paranormal Activity‘ in die Hollywood Studiowelt. Und obwohl sie seitdem ihr Portfolio deutlich erweitert haben, sind die Grundlage ihres Erfolges immer noch billig produzierte Horrorfilme, die quasi sicher mindestens ihre Produktionskosten wieder einspielen, meist aber heftige Gewinne mitbringen. Sind das alles gute Filme? Bei weitem nicht. Aber es sind Filme, die sich öfter auch mal ungewöhnliche Dinge trauen dürfen, die eben in einem Hunderte-Millionen-Blockbuster nicht gehen. Aus einer solchen ungewöhnlichen Idee, vermutlich einem Gedankenexperiment, entstand ‚Happy Death Day‘.

Nach einer wilden Partynacht erwacht College-Studentin Theresa „Tree“ Gelbman (Jessica Rothe), an ihrem Geburtstag, im Bett des ihr unbekannten Kommilitonen Carter (Israel Broussard). Nachdem sie sich aus dieser unangenehmen Situation verabschiedet hat, weist sie zornig alle Versuche von Geburtstagswünschen zurück. Doch als sie abends auf eine weitere Party gehen will, wird sie von einem Unbekannten in einer Babymaske (dem unwahrscheinlichen Maskottchen des örtlichen Sportteams) ermordet. Das ist schlimm. Fast schlimmer noch, dass Tree erneut in Carters Bett erwacht und denselben Tag nochmal erlebt. Sie ist in einer Zeitschleife gefangen. Als sie sich Carter anvertraut, meint der, sie müsse herausfinden wer der Mörder ist. Das Problem ist, die Liste ist lang, Trees Exfreund, der Professor, mit dem sie eine Affäre hat, dessen Frau, die Leiterin ihrer Studentenverbindung… Tree ist nicht unbedingt ein liebenswerter Mensch und hat mehr als genug Feinde. Doch um aus dieser Situation zu entkommen wird sie Freunde brauchen.

„‘Scream‘ trifft ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘“ ist eine beliebte Kurzbeschreibung für den Film. Und eine die funktioniert, beschreibt sie doch den Inhalt und den humoristischen Ton des Films sehr gut. Slasher, das weiß man nicht erst seit ‚Scream‘ lieben ihre Regeln. Der maskierte Mörder bringt die „bösen“ Mädchen um, die Sex haben, trinken, Drogen nehmen, etc.. Am Ende wird er selbst gestellt und bis zur nächsten Fortsetzung getötet, vom „guten“ Final Girl, das all die oben genannten Dinge natürlich nicht tut. Heraus kommen allzu oft Charaktere, die mit „Abziehbild“ noch reichlich komplex beschrieben sind. Comic-Autor Scott Lobdell, der für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, hat offenbar überlegt, wie man einen komplexeren Charakter schaffen könnte. Und seine Idee war, aus den typischen Opfern des Slashers und dem Final Girl eine einzelne Person zu machen. Dadurch wurde natürlich das Element der Zeitschleife nötig, um aus der anfangs eher unleidlichen Tree  zunächst einen komplexen Charakter und dann einen besseren Menschen zu machen („Tree“ wächst, verstehste?). Angereichert mit reichlich schwarzem Humor macht Regisseur Christopher Landon hier einen durchaus liebenswürdigen Film draus.

Doch die eigentliche Geheimwaffe für das Gelingen des Projekts heißt Jessica Rothe. Mit einem Überfluss an Charisma gelingt es ihr, ähnlich wie Billy Murray im Murmeltier, Tree für den Zuschauer auch dann interessant zu machen, wenn sie gerade mal nicht so sympathisch ist. Sie liefert die Art von Darstellung ab, die sie eigentlich zum Star machen müsste, ist ihre Präsenz doch geradezu magnetisch. Sie hebt diese gelegentlich etwas alberne, insgesamt aber gelungene und sympathische Genremischung auf ein höheres Level. Das sahen offenbar genug Leute so, um eine Fortsetzung zu ermöglichen.

Vorsicht: der Trailer zum zweiten Film spoilert den gesamten ersten… warum auch immer

‚Happy Death Day 2 U‘ ist insofern eine erstaunliche Fortsetzung, als dass sie gleichzeitig mehr vom Gleichen liefert, aber auch einen völlig neuen Ansatz geht. Den Slasher/Horror-Aspekt des ersten Films lässt die Fortsetzung völlig außen vor und geht stattdessen ‚Zurück in die Zukunft‘-artige SciFi-Wege.

Verantwortlich für Trees Zeitschleifenerlebnisse im ersten Teil war nämlich Carters Zimmergenosse Ryan (Phi Vu). Der hat für seine Doktorarbeit mal eben einen experimentellen Quanten-Reaktor gebaut, der Unvorhergesehenes mit der Zeit anstellt. Als er selbst in einer Zeitschleife gefangen wird, findet er in Tree jemanden, die ihm gerne glaubt. Doch die Lösung seines eigenen Problems wirft nun ausgerechnet Tree wieder in ihre ursprüngliche Schleife zurück, worüber sie so gar nicht glücklich ist. Doch bald muss sie feststellen, dass nicht alles so ist, wie es vorher war. Sie scheint in einer Paralleldimension, in der die Dinge leicht anders sind und ihr Grund geben, dort bleiben zu wollen. Aber natürlich muss sie dennoch erst einmal aus der Zeitschleife raus. Gar nicht so leicht, wenn der Dekan Ryans Projekt stilllegen will und der Babymaskenmörder offenbar ein anderer ist.

Um es gleich ganz klar zu sagen, dass die Horrorelemente des ersten Films fehlen, ist bestenfalls Makulatur. Der erste war auch nicht wirklich gruselig. Was hingegen fehlt ist die Geradlinigkeit von Lobdells Skript. Der zweite Teil mit seinen Parallelwelten ist mir gelegentlich zu chaotisch. Und hat teilweise Sequenzen, die für mich überhaupt nicht funktionieren. Vor allem eine Montage, die eine Reihe von Selbstmorden Trees zeigt und lustig gemeint ist, passt für mich überhaupt nicht zum Tonfall des restlichen Films. Und stellt Tree als unnötig doof dar, da sie die Regeln der Schleife aus dem ersten Teil eigentlich kennen sollte. Teilweise wird die Komik auch sehr grob, wenn Trees Freund-/Feindin Danielle (Rachel Matthews) verpflichtet wird den Dekan abzulenken und das in der Rolle der französischen Austauschstudentin „Amelie Le Pew“ tut. Das ist zwar reichlich doof, aber gelacht habe ich dennoch wie ein Idiot.

Und natürlich hat der Film wieder seine inzwischen nicht mehr so geheime Waffe Jessica Rothe im Ärmel. Sie darf hier ein beinahe noch breiteres Gefühlsspektrum abdecken als im ersten Teil. Dabei brilliert sie selbst in Szenen, die allzu offensichtlich zum auf die Tränendrüse drücken gedacht sind. Neben Rothe kehren auch alle anderen Darsteller, soweit ich das gesehen habe, bis in die kleinste Nebenrolle, zurück. Das ist sehr gut, um beide Filme wie aus einem Guss wirken zu lassen.

Insgesamt ist ‚Happy Death Day 2 U‘ eine weitgehend gelungene, teilweise etwas ziellose Fortsetzung, wobei der Film an den ersten nicht heranreicht. Doch wenn man nach dem ersten mehr Zeit mit den Charakteren verbringen möchte, dann macht man mit dem zweiten sicherlich nicht allzu viel falsch. Eine unterhaltsame Zeit bietet er allemal.

Finanziell blieb die Fortsetzung wohl unter den Erwartungen und so sah es länger so aus, als würde es keinen dritten Teil geben. Allerdings hat Christopher Landon in den letzten Monaten enthüllt, dass inzwischen wohl doch alles für einen dritten Teil, natürlich wieder mit Rothe, bereitsteht. Alles was über den bislang bekannt ist, ist aber nur, dass er nicht ‚Happy Death Day, Tree‘ heißen wird. Ich hoffe, man wird Lobdell wieder ins Boot holen. Aber so oder so freue ich mich mal vorsichtig drauf.  

5 Gedanken zu “‚Happy Death Day‘ (2017) und ‚Happy Death Day 2 U‘ (2019)

  1. Schön, dass dir die beiden Filmen gefallen haben. Ich mochte sie auch gerne und war ob der teils ungewöhnlichen Wege, die die Fortsetzung beschreitet, sogar recht angetan. Sieht man in dem Genre auch nicht alle Tage.

    Gefällt 1 Person

  2. Pingback: ‚Triangle‘ (2009) | filmlichtung

  3. Pingback: Die 5 Besten am Donnerstag: die 5 besten Filme, die an der Universität spielen | filmlichtung

Und was meinst Du? (Durch die Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Verarbeitung Deiner angegebenen Daten durch Automattic, Inc. sowie den Dienst Gravatar einverstanden.)

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..