‚Outland‘ (1981)

Sean Connery war ein Darsteller, dessen Karriere gleich zwei Phasen absoluten Höhenflugs erlebte. Die erste ist, offensichtlich, Bond, James Bond. Als erster Darsteller des berühmten Agenten, diente er ihrer Majestät von 1962 bis 1971 (‚Sag niemals nie‘ ignorieren wir mal). Der zweite Höhenflug begann in den späten 80ern (ca. ‚Der Name der Rose‘ und ‚Highlander‘) und hielt fast die gesamten 90er über mit einer sehr Connery-eigenen Mischung aus weisen Lehrmeistern und Comic Relief. Wenn man mich fragt, dann landen einige seiner besten Filme aber genau zwischen diesen beiden Phasen. ‚Der Mann, der König sein wollte‘, ‚Robin und Marian‘ oder ‚Der große Eisenbahnraub‘. Selbst misslungene Experimente wie ‚Zardoz‘ verdienen, in meinen Augen, das Prädikat „interessant“. Problem war halt immer, dass das kaum jemand sehen wollte. Und in genau diese Phase fiel eben auch einer von Peter Hyams besten Filmen, ‚Outland‘. Ich könnte ehrlich gesagt nicht den Finger drauflegen, warum der Film kein großer Erfolg wurde. Vielleicht lag es daran, dass es in den frühen 80ern, im Fahrwasser von ‚Star Wars‘ und ‚Alien‘, allzu dicht gedrängt auf dem SciFi Markt war. Vielleicht lag es an dem extrem öden Poster, das Connery in einem blauen Jumpsuit mit Schrotflinte vor schwarzem Hintergrund zeigt. Am Film selber, behaupte ich einfach mal, kann es nicht wirklich gelegen haben.

In einer nicht näher benannten Zukunft betreibt der Konzern Con-Am auf dem Jupitermond Io eine Titanmine. Marshall O’Niel (Connery) wird als neuer Sicherheitschef dorthin versetzt. Schnell stellt sich heraus, dass das Leben dort ziemlich rau ist. Zu rau für O’Niels Ehefrau, die beschließt mit ihrem Sohn zur Erde zurückzukehren. Der Marshall untersucht derweil eine Reihe ungewöhnlicher Selbstmorde. Mit Hilfe der barschen Stationsärztin Dr. Lazarus (Frances Sternhagen) findet er heraus, dass substanzbasierte Psychosen hinter den Suiziden stecken. Irgendjemand versorgt die Arbeiter mit einem synthetischen Amphetamin, das die Leistung steigert, jedoch extreme Nebenwirkungen haben kann. Als er erkennt, dass auch der Stationsleiter Sheppard (Peter Boyle) in diesen Drogenhandel verwickelt und sein eigenes Sicherheitsteam unterwandert ist, muss er sich entscheiden zwischen seinen Idealen und seinem Leben.

‚Outland‘ wird häufig als Space-Western beschrieben und das trifft es auch recht gut. Die staubige, gesetzlose Kleinstadt unter der Fuchtel eines korrupten Minenbesitzers wird hier zum schmierig-finsteren Minenaußenposten unter der Fuchtel eines korrupten Konzerns. Hier wie da steht der Gesetzeshüter, der sich nur auf sich selbst verlassen kann. Der dritte Akt, in dem die Ankunft einer Gruppe Mörder per Shuttle erwartet wird, und O’Niel den Rest der Station erfolglos um Hilfe bittet, ist denn auch eine direkte Referenz auf ‚12 Uhr Mittags‘. Doch die unendlichen Weiten des nordamerikanischen Westens schrumpfen hier zusammen auf die engen Gänge einer Raumstation außerhalb derer nur der Tod durch explosiven Druckabfall wartet.

Dadurch entsteht ein Gefühl der Klaustrophobie, das durchaus mit ‚Alien‘ vergleichbar ist. Überhaupt ist ‚Outland‘ ein Film, der problemlos im ‚Alien‘-Universum spielen könnte. Natürlich kommen hier keine Xenomorphs vor, doch Con-Am wäre absolut glaubwürdig als Konkurrent zu Weyland-Yutani. Nicht nur im Produktionsdesign gibt es ganz deutlich Ähnlichkeiten, auch in der negativen Sicht auf Konzerne, die Menschenleben als vernachlässigbar betrachtet, wenn nur der Gewinn ein klein wenig gesteigert werden kann.

Connery gibt seinen O’Niel mit dem ihm eigenen Charisma und trägt die Thriller- und Actionaspekte des Films natürlich problemlos. Doch glänzt er auch in nuancierteren Momenten, etwa wenn seinem Charakter bewusst wird, dass er seinen Job vor allem deshalb bekommen hat, weil man ihn für einen Feigling, jemanden der wegschaut hält. Peter Boyle ist überzeugend widerlich als überzeugter Widerling Sheppard. Doch das wirkliche Glanzlicht des Films ist für mich Frances Sternhagen. Als Dr. Lazarus stiehlt sie jede Szene, in der sie auftaucht und das dürften gerne mehr sein. Einer Klage wegen ärztlicher Kunstfehler immer einen Shuttleflug voraus, so beschreibt sie selbst ihre medizinischen Qualitäten und macht O’Niel alsbald klar, dass man nicht auf diese Station kommt, weil man überragende Qualitäten mitbringt, oder das eigene Leben gerade besonders gut läuft. Sie sieht sich selbst in der Endstation und macht vielleicht sogar eine größere Entwicklung durch als der Hauptcharakter. Ich hätte mir eine TV Serie mit ‚The Adventures of Dr. Lazarus‘ gewünscht, aber man kann halt nicht alles haben.

Die Ausstattung des Films ist gelungen, der Film etabliert visuell einzigartige Abschnitte der Station und stellt im Laufe der Handlung interessante Dinge mit ihnen an. Insbesondere die Miniaturen wirken auch heute noch eindrucksvoll. Nicht zuletzt weil hier zum ersten Mal in einem größeren Film John Eppolitos Aufprojektionstechnik Introvision Verwendung fand, die komplexe Interaktionen zwischen Darstellern und Miniaturen oder sogar Matte Paintings erlaubte.

Was bleibt ist ein definitiv interessanter Science Fiction Western, der seine Wurzeln, mögen sie ‚Alien‘ oder ‚12 Uhr Mittags‘ heißen, in keiner Weise verhehlt. Mit einem klaren visuellen Design, fähigen Darstellern und einer düsteren Sicht auf unsere Zukunft, kommt dennoch ein spannender und eigenständiger Film heraus, den ich unter Hyams besten verbuchen würde und der zu Unrecht in Connerys glückloses Zwischentief fiel.

5 Gedanken zu “‚Outland‘ (1981)

  1. Dem kann ich nur zustimmen. Mag den Film auch sehr, gerade eben weil er sich anfühlt als würde er im „Alien“-Universum spielen und es die Hochzeit der praktischen Effekte war. Zudem das klaustrophobische Settung. Hach, toller Film!

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