Willkommen bei Ausgabe 183 des Newslichters. Ungewöhnlich dieses Jahr: die Oscars bekommen einigen raum eingeräumt und dominieren diese Woche des Newslichters. Und Ihr wisst vermutlich alle schon warum. Ausnahmsweise sind es mal nicht brutale Auslassungen in der „In Memoriam“ Sektion (wobei es die dieses Jahr auch gab…). Aber bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, muss ich mich doch kurz wundern. Zu den nicht im Rahmen der Gala ausgestrahlten Preisverleihungen gehörte der Oscar fürs Lebenswerk an Samuel L. Jackson. Ernsthaft? Glaubt die Academy echt, das Publikum wolle ausgerechnet Jackson nicht sehen? Einen Darsteller, der in gefühlt jedem zweiten Film auftaucht, was vermutlich etwas über seine Beleibtheit aussagt? Na denn. Okay, nun aber zum Thema.
Oscars – „Oh, wow!“
Ich habe an ihnen gezweifelt, aber sie haben mich eines Besseren belehrt! Die Oscars wollten endlich wieder die Filmindustrie-Veranstaltung werden, über die jeder redet. Und, meine Güte, es ist ihnen gelungen! Okay, die direkten Versuche der Academy, wie der Publikums-Beliebtheitsaward (ohne echten Preis) waren nicht wirklich der Grund. Obwohl die Tatsache, dass die Online stets übereifrigen Snyder-Fans den quasi für Disney/Sonys ‚Spider Man: No Way Home‘ reserviert geglaubten Preis stattdessen für Snyders ‚Army of the dead‘ errungen haben, für sich genommen durchaus ziemlich lustig ist. Aber nein, deswegen redet niemand über die Oscars. Nein, auch nicht wegen der Gewinner. Naja gut, wegen eines bestimmten Gewinners schon. Aber nicht weil er gewonnen hat. Jedenfalls nicht nur. Chris Rock, der die Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ präsentierte machte einen Witz über Jada Pinkett-Smith, die aufgrund einer Krankheit unter Haarausfall leidet und daher kahlrasiert zu den Oscars erschien. Ihr Ehemann, Will Smith, fand den Witz nicht komisch, marschierte auf die Bühne, diktierte Rock gewisse Bedingungen („Keep my wifes name out of your fucking mouth!“) und verpasste ihm eine formvollendete Backpfeife. Und die sozialen Medien explodierten, ob der Frage, ob das nun völlig gerechtfertigt war, oder doch Ausdruck toxischer Männlichkeit. Da niemand ernsthaft verletzt und keine Anzeige gestellt wurde, werde ich hier darauf verzichten allzu tief in die Fragen der Moralität betreffs zweier Hollywoodmillionäre einzutauchen und mich lieber auf die Absurdität der Situation konzentrieren. Ich möchte nämlich anmerken, wenn man schon einen echt arschigen Witz reisst, dann sollte die Pointe vielleicht nicht unbedingt ‚Die Akte Jane‘ sein. Ein 25 Jahre alter Ridley Scott-Film, für den sich Demi Moore die Haare abgeschnitten hat und über den seit 23 Jahren trotzdem niemand mehr gesprochen hat. Rocks Gag war, dass er es kaum abwarten könne, Pikett-Smith in der Fortsetzung zu sehen. Heh. Eine Pointe, die vermutlich jeder nach 1995 Geborene erst einmal nachschlagen müsste, jeder andere kann direkt mit den Augen rollen. Aber gut, wer redet schon noch über den miesen Gag, wenn eine Maulschelle drauf folgt?
Was können die Oscars daraus lernen? Nun, es ist die meiste Aufmerksamkeit, seit vor ein paar Jahren für ca. 30 Sekunden der falsche Film als „Bester Spielfilm“ ausgezeichnet wurde. Skandale helfen. So wird es in Zukunft wohl mehr aggressiven Humor geben. Denn was kann das hier noch toppen? Eine deftige Massenschlägerei vielleicht. Oder Nominierte, die sich übergangen fühlen, können den Gewinner zum Zweikampf herausfordern! Die Oscars guck ich trotzdem nicht. Solche High(?)lights krieg ich schließlich am nächsten Tag vom ganzen Internet ins Gesicht geklatscht. Oh, wow!
PS: die Academy hat nun eine „Untersuchung“ des Vorfalls eingeleitet. Am Vorfall selber gibt es wohl herzlich wenig zu untersuchen, den kann man ja in High Def aus mehreren Blickwinkeln beobachten und als Meme in jeder Ecke des Internet finden. Eher ist fraglich, warum es keine Security gab, die Smith von der Bühne fernhielt, oder ihn wenigstens hinterher aus dem Saal geleitet hätte, statt ihn Minuten später seinen eigenen preis in Empfang nehmen zu lassen. Ich denke mal nicht, dass man den teilweise lauten Forderungen nachkommen wird, Smith den Preis abzuerkennen. Noch keiner Person wurde in der Geschichte der Oscars der Preis aberkannt (wohl aber einem Film, ‚Young Americans‘ von 1967, weil der vor der eigentlich wählbaren Periode erschienen war). Und würde man jetzt behaupten, der Preis sei an moralische Exzellenz gekoppelt, nun, dann würde man eine sehr tiefe Büchse der Pandora öffnen, die man vermutlich lieber verschlossen lässt. Andererseits mag die Academy ihre Tritte ins Fettnäpfchen. Wobei es in diesem Fall auch ein Säurebad werden könnte…
Hässlicher Krankenwagen?
Michael Bays ‚Ambulance‘, ein Remake eines dänischen Films von 2005, in dem zwei Ganoven einen Krankenwagen stehlen und sich eine wilde Verfolgung entspinnt, bekommt die wohl besten Kritiken, die ein Bay-Film seit längerem erhalten hat. Nur ein Kritiker findet recht deutliche Worte: Michael Bay selbst. Einige der CGI-Spezialeffekte, sagt er zu Les Cinémas Pathé Gaumont, sähen „scheiße“ aus. Mit dem Aussehen einiger Szenen ist er überhaupt nicht zufrieden. Aber ganz ehrlich, ein Bay-Film, dessen größtes Problem ein paar misslungene Effekte sind klingt tatsächlich nach einer erheblichen Verbesserung. Und Selbstkritik ist ja grundsätzlich immer sympathisch (ich interpretiere das einfach mal als Selbstkritik und nicht als Herumhacken auf unterbezahlten CGI-Künstlern. Das wäre nämlich das Gegenteil von „sympathisch“).
Wir sehen uns in einer Woche wieder!
Einen Darsteller, der in gefühlt jedem zweiten Film auftaucht, was vermutlich etwas über seine Beleibtheit aussagt?
Na, so dick ist er nun auch wieder nicht … :-Þ
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