Justin Benson und Aaron Moorhead

In den nächsten paar Wochen werde ich hier die Filme des Regie-Duos Benson und Moorhead besprechen. Als kleine Einleitung sei hier eine kurze Übersicht über ihre bisherige Karriere geliefert.

Regisseur-Duos sind nicht so selten. Die Coen-Brüder, die Wachowski-Schwestern, die Russo-Brüder, die Safdie-Brüder, die Soska-Schwestern. Und das sind nur die, die mir spontan einfallen. Es wird auch direkt deutlich, was die alle gemeinsam haben, sie sind Geschwisterpaare. Justin Benson und Aaron Moorhead sind keine Brüder. Sie sind nicht einmal lebenslange Freunde. Sie lernten sich mit Mitte 20 als Praktikanten in Ridley Scotts Produktionsfirma kennen. Und verstanden sich offenbar auf Anhieb so gut, dass Benson Moorhead einlud, an einem Film mitzuarbeiten, auf den er schon eine ganze Weile hinarbeitete und vor allem hin sparte. Denn finanzieren würde den beiden niemand einen Film. Also taten sie, was motivierte Filmemacher mit begrenzten Ressourcen seit Jahrzehnten tun. Sie drehten einen Horrorfilm in einer Hütte im nirgendwo. Beide übernahmen dabei so viele Aufgaben wie möglich. Benson schrieb das Skript, sie teilten sich die Regiearbeit, Moorhead machte den Kameramann und erstellte die paar benötigten visuellen Effekte am eigenen PC. Den Schnitt teilten sie sich wieder. Eine Arbeitsteilung, die sie weitgehend für ihre nächsten Filme so beibehalten würden. Nur die visuellen Effekte würde Moorhead dann nicht mehr allein machen.

‚Resolution‘ (2012) wurde dank guter Planung in kürzester Zeit abgedreht. Der Film spielt mit den Klischees des „Hütte-im-Wald“ Films. Arbeitet sich an den typischen Bildern der ländlichen Vereinigten Staaten des „Backwoods Horrors“ ab, kommentiert jedoch gleichzeitig den (Horror-)Film als Medium an sich. Es war ein sehr eigener Erstlingsfilm, der durchaus positiv besprochen wurde, aber sicherlich nicht zu einem dieser Überraschungshits a la ‚Blair Witch Project‘ oder ‚Paranormal Activity‘ wurde. Und so mussten die beiden  auch ihren nächsten Film selbst finanzieren. Mittels Kredit.

‚Spring‘ (2014) ist ein „romantischer Bodyhorror“. Und er ist auch das exakte Gegenteil ihres Erstlingsfilms. Während der die ländlichen USA in rohen, Found Footage-artigen Bildern zeigte, präsentiert ‚Spring‘ eine elegant romantisierte Sicht auf ein italienisches Küstenstädtchen. Hierhin hat sich der Protagonist aus den USA geflohen, nach dem traumatischen Tod seiner Mutter. Und hier lernt er die charismatische Louise kennen, mit der er bald ein ‚Before Sunrise‘-eskes Abenteuer eingeht. Allerdings hat sie so einige Geheimnisse. Hauptdarsteller Lou Taylor Pucci erinnert hier eher an einen jungen Eminem als einen typischen „romantic Hollywood lead“. Und vor allem die Deutsche Nadia Hilker trägt den Film mit großer Eleganz. Diese Umkehr des typischen ‚Die Schöne und das Biest‘-Stoffes ist vermutlich immer noch mein Favorit der beiden Filmemacher.

2017 folgte der erste „klassisch“ finanzierte Film des Duos. ‚The Endless‘ schließt in mehrfacher Hinsicht an ihren Erstling an. In gewisser Weise ist er eine direkte Fortsetzung von ‚Resolution‘, die zwei Nebencharaktere des Films in den Mittelpunkt stellt. Zwei Anhänger einer UFO Sekte. Und weil Benson und Moorhead wohl alles anders machen müssen als es sich gehört, spielen sie in ihrem ersten „richtig“ finanzierten Film auf einmal auch noch die Hauptrollen selbst. Der Film eröffnet eine größere Mythologie eines fast kosmischen Horrors und faltet den Erstlingsfilm elegant in diese ein. Tatsächlich machen die beiden hier ein „Cinematic Universe“ auf, in das sich auch ihr nächster Film einfügen wird. In ‚Spring‘ gibt es mMn. keine direkte Verbindung, aber auch keinen Grund, warum er nicht im selben Universum spielen sollte. Dieses gemeinsame Universum ist allerdings eher ein thematisches als eine reine Marketingmaßnahme. Das Duo springt zwischen allerlei Genres hin und her, bleibt sich im Stil jedoch stets treu.

Der nächste Film, ‚Synchronic‘ (2019) stellt Budget-technisch noch einmal einen erkennbaren Sprung dar. Auch wenn man vom Blockbuster noch meilenweit entfernt ist. Aber immerhin gewinnt man Anthony Mackie als Hauptdarsteller. Und der war als Falcon ja nun im einen oder anderen Blockbuster zu sehen. Und natürlich müssen Benson und Moorhead wieder alles anders als gewöhnlich machen. Und so ist ihr teuerster Film bislang der mit der B-Movie-haftesten Handlung bislang.

Und wo sind sie heute? Heute sind sie dort, wo viele junge Filmemacher landen. Im Disney MCU-Orbit. Sie sind an der ersten Staffel von ‚Moon Knight‘ beteiligt und werden auch an der zweiten Staffel ‚Loki‘ mitarbeiten. Vermutlich auf die Chance schielend einen der MCU Filme umsetzen zu können. Denn wenn man dort einen richtigen Blockbuster abliefert, kann man sich seine nächsten Projekte vermutlich aussuchen, ohne über Finanzierung nachdenken zu müssen. Vielleicht ist die MCU-Connection auch der Grund für Mackie in ‚Synchronic‘. Wer weiß.

Besprechen werde ich hier in den nächsten Wochen ‚Resolution‘, ‚The Endless‘ und ‚Synchronic‘. ‚Spring‘ habe ich schon vor Jahren besprochen. Würd ich heute zwar anders machen, aber ihn nochmal zu besprechen erscheint mir reichlich albern. Auslassen werde ich ihre Fernseharbeiten, neben dem MCU auch noch eine Folge ‚Twilight Zone‘, und ihren Beitrag zu ‚V/H/S: Viral‘. Letzterer ist bestimmt interessant, aber ich kann mit den V/H/S-Filmen einfach nix anfangen.

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