Newslichter Ausgabe 198: Playstation Filmfiasko und marvelöser VFX Stress

Willkommen bei Ausgabe 198 des Newslichters. Heute wieder einmal nur zwei, dafür umfangreiche und, wie ich finde, wichtige Nachrichten. Das Sommerloch sommerlocht halt, was soll ich sagen? Und wenn Mickey Rourke Tom Cruise „irrelevant“ nennt, dann kann ich dem halt auch nix Humoristisches mehr hinzufügen, außer mit den Schultern zu zucken, und „okay, Mickey“ zu sagen. Legen wir halt direkt los!

Playstation: gekaufte Filme nicht mehr verfügbar

Im August des letzten Jahres verkündete Sony nicht länger Filme und Serien in ihrem digitalen Playstation Store zu „verkaufen“. Der Grund hierfür war, dass beliebte Streamingdienste auch auf der Playstation verfügbar wären und den „Verkauf“ einzelner Filme somit sinnlos machen würden. Damals betonte der Technikriese aber, dass bereits „gekaufte“ Filme und Serien selbstverständlich weiterhin zugänglich bleiben würden. Ein Jahr später stellt sich genau das als Lüge heraus. Jedenfalls in Deutschland und Österreich. Inhalte von Studio Canal werden zum Ende des August dieses Jahres nicht länger für ihre „Käufer“ verfügbar sein. Aufgrund von „sich entwickelnden Lizenzvereinbarungen mit Inhaltsanbietern“. Anders ausgedrückt, Sony will keine Lizenzgebühren mehr abdrücken, für Produkte, an denen sie kein Geld mehr verdienen. In Deutschland betrifft das 314 Titel, in Österreich 137. Darunter Hits wie ‚John Wick‘, ‚Paddington‘ oder ‚La La Land‘. Ob die Betroffenen eine Wiedergutmachung in irgendeiner Form erhalten, ist bislang nicht bekannt.
Lesenden mag, leicht genervt, aufgefallen sein, dass ich kaufen in Bezug auf die Playstation Store Titel stets in Anführungszeichen gesetzt habe. Eben weil man einen Film/eine Serie in einem digitalen Store üblicherweise eben bekannterweise nicht kauft, sondern ein eingeschränktes Nutzungsrecht erwirbt. Eines, das der Verkäufer, wie hier, auch wieder entziehen kann. Deswegen kaufe ich einen Film in digitaler Form nur dann, wenn ich eine Datei ohne Kopierschutz zum Herunterladen und Speichern für zukünftige Ansicht erhalte. Mal ganz davon abgesehen, dass ich vermutlich eh vergessen würde, wenn ich Filme bei verschiedenen Online Stores digital kaufe und früher oder später eh die BluRay nach Hause tragen würde.
Ich gebe zu, es überrascht mich ein wenig, dass dieses Thema nicht höhere Wellen schlägt. Allerdings verkauft Sony eben schon länger keine Filme mehr und so haben vielleicht auch viele Käufer, gerade im Angesicht von Streamingdiensten, vergessen, dass sie Filme im Playstation Store haben. Ärgerlich ist es allemal und bestätigt mein Misstrauen in die zukünftige Verfügbarkeit digitaler Inhalte vollumfänglich. Mal ganz davon ab, dass es absolut miese Form von Sony ist.

VFX Künstlerinnen lehnen Arbeit an Marvel Projekten ab

Achtung! Die spezifischen Geschehnisse dieser Meldung sind mit gehöriger Skepsis zu betrachten, beruht sie doch zum guten Teil auf Threads aus einem Subreddit, das User nicht verifiziert!

Nachdem sich Taika Waititi, Regisseur des aktuellen Marvel Films ‚Thor: Love & Thunder‘, und Darstellerin Tessa Thompson sich während eines Interviews über die Qualität der CGI ihres eigenen Films lustig gemacht haben, ist vielen VFX Künstlern wohl endgültig der Kragen geplatzt. Im Subreddit r/VFX, aber auch auf Twitter äußerten sich zahlreiche Künstler, über die Qual für Marvel zu arbeiten. Marvel wüssten nie, was sie wirklich wollten, bis die Arbeit halb beendet sei und dann wollten sie es komplett anders. Das sorgt für zahllose Überstunden, die nie vernünftig kompensiert würden. Tatsächlich wolle man wohl auch für kleine Vorführungssequenzen bereits vervollständigte Effekte und gäbe sich nicht mit Zwischenlösungen zufrieden. Mitarbeiter berichten von unerträglichem Stress und dem Wunsch nie wieder für Marvel zu arbeiten.
Derartige Berichte sind keinesfalls auf Marvel oder Disney beschränkt. Etwa bei ‚Cats‘ konnte man ganz Ähnliches vernehmen (da waren es übrigens Rebel Wilson und James Corden, die meinten Witze über die CGI machen zu müssen). Oder Michael Bay, der die VFX seines ‚Ambulance‘ öffentlich „scheiße“ nannte. Schuld daran scheint die offenbar unter Filmemachern verbreitete Idee zu sein, CGI tauche einfach so, ohne große Arbeit auf und könnte daher bis zum letzten Moment ausgetauscht werden. VFX Künstlerinnen in Hollywood leiden zudem daran, dass sie eine recht neue Zunft bilden und nicht in das starke Gewerkschaftssystem der Filmschaffenden integriert sind (womit ich keinesfalls sagen möchte, alle anderen Jobs beim Film wären Zuckerschlecken und Mittagspause!). Sie sind vor allem „gesichtslose“ Arbeiter, die von ihren Kollegen praktisch nicht gesehen werden. Und so sind sie und ihre Arbeit gern genommene Fußabtreter für mäßige Witzchen über fraglos nicht immer gelungene Effekte. Dass die aber weniger mangelndem Talent oder Hingabe der Schaffenden zuzuschreiben sind, sondern vielmehr den schlicht miserablen Arbeitsbedingungen der Branche, fällt dabei unter den Tisch. Und das gilt ganz unabhängig davon, ob diese speziellen Horrorgeschichten über Marvel nun 100% zutreffend sind oder nicht! Hier muss sich etwas ändern. Man kann nicht genau die Klasse, die für das Funktionieren einer Milliardenindustrie unabdingbar geworden ist, wie den letzten Mist behandeln. Oh… warte, doch kann man. Ist sogar sehr lukrativ. Nennt sich „Kapitalismus“ oder so ähnlich. Vielleicht hilft hier nur ein Generalstreik der VFX Häuser. Oder doch der ‚Cats‘ Weg und man verpasst jeder CGI Kreatur ein gut sichtbares Arschloch bis sich die Bedingungen bessern…

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4 Gedanken zu “Newslichter Ausgabe 198: Playstation Filmfiasko und marvelöser VFX Stress

  1. Beides wirklich wichtige Nachrichten. Ist ja auch nur die Frage der Zeit, bis es mal bei einem großen Shop à la Amazon soweit ist. Verstehe dieses digitale Inhalte kaufen (bzw. eben Nutzungsrechte erwerben) auch nicht. Zum einmaligen Schauen reicht ja die Ausleihe und eine „Sammlung“ kann man sich so doch eh nicht aufbauen. Naja. Spricht halt der Boomer aus mir.

    Zweites Thema ist so traurig. Wurde ja schon 2013 groß diskutiert und ist anscheinend nichts daraus geworden: https://moviescape.blog/2013/02/27/oscars-vs-vfx/

    Gefällt 1 Person

    • Ich sehe das ganz ähnlich, wenn ich etwas kaufe, dann will ich es auch besitzen! Klar sind physische Medien hier auch nicht die perfekte Lösung, aber immerhin kann kein Händler in mein Wohnzimmer schleichen und die Disks stehlen…

      Ja, der Life of Pi Oscargewinn bei parallelem Konkurs des FX Studios war ein erster großer Hinweis, dass es eine ernste Schieflage gibt. Wirklich viel geändert hat sich in den fast 10 Jahren eher nicht. Außer, dass Marvel FX erkennbar schlechter geworden sind. Ob es nun daran liegt, dass die wirklich guten Leute nicht mehr für sie arbeiten wollen (kann ich mir kaum im großem Maße vorstellen) oder eben fünf vor zwölf alles neu in Überstunden gemacht werden muss. Aber als ich etwa letztens den She-Hulk-Serientrailer gesehen habe konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Bei nem CGI Hauptcharakter kann man das nicht abliefern.

      Gefällt 2 Personen

      • Ja, die Entwicklung ist echt traurig. Gerade, wenn man sich Dokus zu frühen Effektfilmen anschaut, wie kollaborativ und experimentell dort vorangegangen wurde (ja, selbst bei der berüchtigten Prequel-Trilogie). Heute geht es nur noch um Masse und Effizienzoptimierung. Das ist bitter und traurig. Aber solange es immer noch Leute gibt, die das in Kauf nehmen, um eben in der Branche zu arbeiten, wird es so weitergehen (siehe auch extreme Crunch-Zeit bei Videospielen).

        Gefällt 1 Person

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