Es gibt vermutlich nur wenige Darsteller, die damit durchkommen, sich einen ganzen Film lang selbst zu spielen. Wenn aber Nicolas Cage den abgehalfterten Nicolas Cage mimt, dann wirkt das selbstironisch genug und seine gesamte Karriere und Persona sind bizarr genug, dass es nicht von vornherein wie 90 Minuten reine Selbstbeweihräucherung wirkt. Der allzu gewaltige Titel ‚The Unbearable Weight of Massive Talent‘ tut dann den Rest, um die Ironie zu transportieren. Der deutsche Titel hat das unerträgliche Gewicht dann sicherheitshalber auch mal direkt wegeditiert und bloß noch das fette Talent übriggelassen. Warum auch immer. Ich als, spätestens seit ‚Mandy‘ und ‚Pig‘ wieder bekennender Cage-Fan, musste den Film natürlich früher oder später sehen. Zugegeben ohne allzu große Erwartungen. Wurden die erreicht oder gar mit nouveau schamanistischer Schauspielkunst massiv übertroffen? Schauen wir doch mal.
Nicolas Cages (Cage) Leben läuft nicht toll. Die großen Rollen bleiben aus, ein Vorsprechen für David Gordon Green gerät zur peinlichen Katastrophe. Aufgrund seiner Fixierung auf die Schauspielerei ist sein Verhältnis zu Ex-Frau Olivia (Sharon Horgan) und Teenager-Tochter Addy (Lily Sheen) zerrüttet. Und doch sieht er sich immer getrieben von seiner inneren Stimme „Nicky“ (ebenfalls Cage, basierend auf einem besonders peinlichen Talkshow-Auftritt aus den 80ern), einem jüngeren Selbst, das auf seinem Superstar Status besteht. Und doch sorgt sein freigebiges Verhältnis zum Geld dafür, dass er pleite ist. So muss er ein erniedrigendes Angebot annehmen. Der spanische Oliven-Mogul Javi Gutierrez (Pedro Pascal) bietet ihm eine Million Dollar, wenn er dessen Geburtstagsparty auf Mallorca besucht. Nach anfänglicher Skepsis freunden sich die beiden Männer schnell an, vor allem über ihre Verehrung für Filme wie ‚Das Cabinet des Dr. Caligari‘ und ‚Paddington 2‘. Da schockiert es Cage, dass ihn auf einmal die CIA kontaktiert. Javi mache sein Geld in Wahrheit mit Waffenschmuggel, erfährt er hier. Schlimmer noch, er hat die Tochter eines katalanischen Politikers entführt, um diesen zu erpressen. Nun soll Cage versuchen Beweise und das Mädchen zu finden, weil er Zugang zu Javi habe. Zu diesem Zweck gibt er vor mit Javi ein Drehbuch schreiben zu wollen. Ist der freundliche Millionär wirklich ein fieser Waffenschmuggler? Weiß er womöglich sogar, dass Cage das weiß? Sollte beim Drehbuch Kunst oder Kommerz im Vordergrund stehen? Wie massiv ist Cages Talent nun wirklich? Auf fast alle diese Fragen weiß der Film Antworten!
Bei einem Film wie diesem, gerade mit einem Nicolas Cage in der Hauptrolle, geht man das Risiko ein, eine reine One-Man-Show geliefert zu bekommen. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil. Pedro Pascal stiehlt eigentlich jede Szene, in der er vorkommt. Er ist wunderbar als liebenswerter, etwas schüchterner Fanboy (mit riesigem Cage Schrein), der möglicherweise ein düsteres Geheimnis hütet. Und ein notwendiges Gegengewicht zu Cages Gonzo Darstellung eines abgehalfterten Darstellers mit Superstarkomplex, „Nicolas Fuuuckiiiiiiing Cage“. Wie viel das mit seinem wahren Leben zu tun hat ist schwer zu sagen und mir ehrlich gesagt ziemlich wurscht. Denn vor allem ist es erst einmal sehr unterhaltsam.
Die Metageschichte um einen Schauspieler, der einen Schauspieler spielt, der den Tag rettet ist natürlich gespickt mit zahllosen Anspielungen auf Cages frühere Rollen, sein lockeres Verhältnis zum Geld und sein gelegentlich… bizarres Verhalten. All das ist genau wie erwartet. Wo der Film aber doch überrascht ist letztendlich seine seltsame Ernsthaftigkeit. Irgendwann fiel mir überraschend auf, dass mir Nick und Javi und Olivia und Addy ans Herz gewachsen waren und ihr Schicksal mich tatsächlich interessiert hat. Die nett inszenierten Autoverfolgungsjagden und Feuergefechte des späteren Films wirken dadurch umso mehr. Und kommen tatsächlich unerwartet, nachdem Javi zwischenzeitlich seinen Cage Schrein präsentiert, oder die beiden Möchtegerndrehbuchautoren unter LSD vor vermeintlichen Verfolgern fliehen. Ich habe oft herzlich gelacht und mich gut unterhalten gefühlt.
Gelegentlich habe ich aber auch mit den Augen gerollt. Wenn etwa das Cage-Meme-Zitat „Not The Bees, AAAAAAH!“ mit der Brechstange noch in die letzten Minuten des Films gequält werden muss. Aber gut, bis dahin hatte der Film genug „goodwill“ erwirtschaftet, dass ich es ihm nicht allzu übel nehmen konnte. Ja, auch zwischendurch gibt es immer mal wieder Szenen, die sich länger anfühlen als sie eigentlich sein müssten, allerdings gelingt dem Film sein Balanceakt zwischen absurdem Plot und erstaunlicher Herzlichkeit derart elegant, dass ich bereit bin anzunehmen, dass ich mich irre und sie exakt so lang sind, wie sie sein müssen.
Ich habe übrigens absichtlich nicht nachgeschaut wer Autor/Regisseur Tom Gormican ist. Damit ich mir die Theorie offenhalten kann, dass der ein reicher Typ ist, der Cage eine Million gezahlt hat, dass er zu seinem Geburtstag kommt und sie dann gemeinsam diesen Film geschrieben haben. So eine Art Mega-Meta für mein Kopfkino.
Wahnsinnig viel mehr kann ich zu dem Film letztlich auch nicht sagen, will ich nicht anfangen einzelne Szenen nachzuerzählen und warum ich sie komisch fand. „Nicolas Cage smootches good!“ und der Film ist keine egomanische One Man Show, sondern eine durchaus liebenswerte Buddykomödie mit bestens aufgelegten Darstellern und einer ordentlichen Handvoll urkomischer Szenen. Wenn Ihr Herrn Cage nicht gerade hasst, also eine ernsthafte Empfehlung!
Ich mochte den Film und den Humor da drin. Hat mich gut unterhalten
LikeGefällt 1 Person