Newslichter Ausgabe 222: kleiner Jahresrückblick

Willkommen bei Ausgabe 222 des Newslichters. Und da sind wir wieder einmal, in jenem Limbo-artigen Zustand mit dem Namen „zwischen den Jahren“. Wirklich kommentierenswerte News gibt es deswegen heute auch nicht, wenn ich nicht die fünfhundertdrölfzigste Stelle werden will, die den finanziellen Erfolg vom neuen Avatar minutiös beobachtet. Und das will ich bestimmt nicht. Legen wir also einfach mal ein wenig die Füße hoch und schauen, was dieses Jahr so passiert ist.

Ehrlich gesagt, so ganz wilde News gab es im Jahr 2022 gar nicht. Das sagt vermutlich niemand außer mir und das gilt natürlich auch nur in der Filmwelt. Bei den echten Nachrichten gab es so EINIGES. Und wenig davon Gutes. 

Was war das größte beim Film? Wohl mit ziemlicher Sicherheit die Fusion von Warner und Discovery, die erhebliche Umstrukturierungen mit sich brachte, die immer noch nicht abgeschlossen sind. Sowie natürlich den absolut ungewöhnlichen Fall, dass ein fertiger Film, der bereits nicht katastrophale Testvorführungen hinter sich hatte, komplett gestrichen wird. ‚Batgirl‘ ist in den Discovery Warner Archiven verschwunden, und wenn die Gerüchte stimmen, dass das Steuergründe hat, wird er da auch nie wieder rauskommen dürfen. James Gunn war der erste, der nicht klug genug war, sich wegzuducken, als ihm das Angebot gemacht wurde, neuer Kreativchef beim DC Filmuniversum zu werden. Quasi die kreative Hälfte eines DC Kevin Feige. Den Eindruck kann man jedenfalls gewinnen, gab es doch direkt Stimmen aus der Warner Discovery Ecke, die betonten, dass er nicht erste Wahl war. Was auch schön zeigt, was für ein reibungslos und friedlich funktionierender Laden das ist. Damit hat er nun nicht nur eine titanische Aufgabe vor sich, das DC Universum im Kino komplett neu aufzustellen, er sieht sich auf sozialen Medien auch dem Hass jener… übermotivierten Zack Snyder Fans ausgesetzt, die nun dieses Universum am Ende sehen. Bleiben viele Fragen. Wie lange bis Gunn frustriert hinschmeißt? Wie lange bis Warner erneut verkauft wird? Wird Disney der neue Käufer sein?

Aber auch im Haus der Maus war nicht alles eitel Sonnenschein. Es gab eine durchaus bemerkenswerte Palastrevolution, in der CEO Bob Chapek an einem Sonntagabend gestürzt wurde und durch den alten Boss Bob Iger ersetzt wurde. Iger hatte schon länger aus dem „Ruhestand“ gegen seinen Nachfolger, den er ausgewählt hatte, geätzt. Aber der Clash gigantischer Egos an der Spitze von Disney ist ja nun wahrlich nichts Neues. Das haben in den 90ern bereits Michael Eisner und Jeffrey Katzenberg vorgemacht. Letzterer schuf, nachdem er geschasst wurde, ‚Shrek‘ mit Lord Farquart als direkte Parodie auf Eisner. Mal schauen, ob sich Chapek derart grandios rächt.

Der Playstation Store führte die Gefahren von digitalen Käufen recht eindrucksvoll vor. Nachdem Sony bereits letztes Jahr verkündete, aufgrund veränderter Marktbedingungen keine Filme und Serien in ihrem Store mehr anzubieten, stellte sich in diesem Sommer heraus, dass es für deutsche und österreichische Kunden deutlich schlimmer kommt: hier sind viele Serien und Filme nicht mehr verfügbar, obwohl sie gekauft wurden. Über 300 Titel des Verleihs Studio Canal betrifft das, für die Lizenzen ausliefen.

VFX Künstler meldeten sich in diesem Jahr mehrfach zu Wort und beklagten ihre Arbeitsbedingungen und den mangelnden Respekt, den der Rest der Filmwelt ihrer Arbeit entgegenbringt. Obwohl diese für Blockbuster quasi allgegenwärtig geworden ist. Insbesondere Disney bekamen hierbei ihr Fett weg. Gerade die Arbeit an Marvel Filmen soll insbesondere undankbar sein, da sich hier Wünsche oft genug kurz vor Abgabe ändern und ohnehin Dinge gewollt sind, die kaum möglich sind. Aber natürlich ist ein Michael Bay, der die Effekte in seinem Film ‚Ambulance‘ als „scheiße“ beschreibt, auch nicht unbedingt hilfreich.

Ansonsten hat sich die scheinbar unausweichliche, zukünftige Herrschaft von Streaming Plattformen als gar nicht mal so unausweichlich erwiesen. Netflix verliert tonnenweise Abonnenten. Das wird natürlich mit dem „Ende“ der Pandemie zu tun gehabt haben, sorgte aber natürlich dennoch für eine allgemeine Panik in der Branche und eine erneute Konzentration auf Blockbusterkino, die aber durch die weltweit angespannte politische Situation auch nicht eben begünstigt wurden. Womöglich werden die nächsten Jahre erneute große Umwälzungen in der Programmgestaltung der großen Studios sehen.

Und Will Smith hat Chris Rock auf der Oscar Bühne vor laufenden Kameras eine saftige Ohrfeige verpasst. Das war die Reaktion Smiths auf einen Witz Rocks über den kahlrasierten Kopf von Smiths Ehefrau Jada Pinkett Smith, den diese als Folge einer Alopecia Erkrankung so trägt. Smith wurde anschließend nicht nur nicht des Saals verwiesen, er durfte sogar noch einen Oscar in Empfang nehmen. Die Oscars waren seit langer Zeit mal wieder in aller Munde. Doch bei der Academy bekam man schnell kalte Füße, ob des Skandals und erklärte den Moment zum schlimmsten in der Geschichte der Oscars. Smith trat aus der Academy aus, bevor er ausgeschlossen oder für mehrere Jahre gesperrt werden konnte. Er darf für 10 Jahre keine Veranstaltungen der Academy, sprich vor allem die Oscar-Verleihung, besuchen. Die Academy ihrerseits sah sich für ihr Vorgehen und die Aussagen über die angebliche Schwere des Geschehens einiger Kritik ausgesetzt, war doch ihr Umgang mit bekannten, deutlich schlimmeren Sexualstraftätern zumindest bis zum Weinstein Skandal immer eher zögerlich. Um nicht zu sagen reichlich ekelhaft.

Der tödliche Unfall im Herbst 2021, am Set des Independent Westerns ‚Rust‘, bei dem Darsteller Alec Baldwin mit einer fälschlich scharf geladenen Schusswaffe Kamerafrau Halyna Hutchins tötete und Regisseur Joel Souza verletzte, hat in diesem Jahr erstaunlich wenig Konsequenzen gehabt. Damit meine ich weniger für die Beteiligten und die Produktion selbst, als die angekündigten Industrieweiten Konsequenzen, von denen gar nichts zu sehen ist. Vom anfangs wild angekündigten Verzicht auf echte Waffen bei Filmdrehs, den ich bei entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen eh blödsinnig finde, ist nichts mehr zu hören. Auch eine Debatte um mangelnde Reaktion auf wiederholte Hinweise der Crew über Gefahrensituationen, bevor es zu der tödlichen Situation kam, ist nicht zu vernehmen. In den Medien findet eigentlich nur noch Alec Baldwin statt, der sich selbst bemitleidet, weil er, laut eigener Aussage, in Folge des Vorfalls einige Rollen nicht bekommen habe.

Ansonsten Remakes, Reboots, Legacy-Sequels, (Video-)Spielverfilmungen, Spielzeugverfilmungen und Superheldenfilme. Aber das sind Themen, die uns im Jahr 2023 ebenfalls begleiten werden, da bin ich fast sicher. Und in eben jenem Jahr werden wir uns auch wiedersehen. Bis dahin, kommt gut rüber!

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2 Gedanken zu “Newslichter Ausgabe 222: kleiner Jahresrückblick

  1. Ich freue mich schon auf das Jahr 2023 mit Filmlichter! Deine Rubrik ist bei mir inzwischen fester Bestandteil geworden, das Filmnews mit Kontext und Anregungen zur Diskussion angeht. Mach weiter so und komm auch gut rüber 🙂

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