Newslichter Ausgabe 223: Trailerklage und Silvesterprequel

Willkommen bei Ausgabe 223 des Newslichters. Frohes Neues, Euch allen! Das sage ich so leicht, aaaber Moment: Jeder braucht doch heutzutage eine Verschwörungstheorie, der er allergrößten Glauben schenkt. So etwas generiert Klicks, Diskussion und wirkt schlicht weltmännisch. Hier also ist meine Verschwörungstheorie: das Jahr 2023 ist fake! Erfunden von Big Calendar, um die einbrechenden Umsätze aufzufangen. Dieser Newslichter erscheint folglich am 36. Dezember 2022. Glaubt nicht den Einträgen von wordpress, auch die sind bereits unterlaufen! Aber obwohl das Jahr fake ist (wie jeder weiß!), geschehen dennoch Dinge und erscheinen News. Wenden wir uns also denen zu!

Was darf ein Trailer?

Die USA haben einen Ruf als klagefreudiges Land. Für jeden Blödsinn, so hört man häufiger, könne man dort Firmen vor Gericht zerren und gigantische Summen herausschlagen. In meiner (juristisch weitgehend ungebildeten) Beobachtung ist die Wahrheit eine Mischung aus tatsächlicher Aussicht auf hohen Schadensersatz, aber oftmals auch einfach miserablem Verbraucherschutz, der derartige Klagen notwendig macht. Für mich stand es jedoch außer Frage in welche Kategorie die beiden Herren fallen, die letztes Jahr Universal verklagt hatten. Sie hatten für jeweils 3,99 Dollar den Film ‚Yesterday‘ bei Amazon geliehen. Sie taten dies, laut eigener Aussage, weil ein früher Trailer Ana de Armas in einer Hauptrolle versprach. Doch im fertigen Film kommt de Armas quasi gar nicht vor. Nun fordern sie 5 Millionen Dollar Schadensersatz von Universal, für irreführende Werbung. „Hoher Schadensersatz“, in der Tat!

Spätestens diese Höhe der Forderung zog das Ganze für mich ins Lächerliche. Doch nun ist teilweise zu lesen, dass die Männer Recht bekämen und Hollywood Trailer als Ganzes in Gefahr seien. Soweit ist es aber noch lange nicht. Universal hatte der Klage grundsätzlich widersprochen. Sagte, Trailer seien eine eigene Kunstform und eben nicht primär Werbung. Doch hier folgte der Richter den Klägern. Trailer sind seiner Einschätzung nach vor allem Reklame und fallen damit unter die Gesetzgebung für irreführende Werbung. Über die Erfolgsaussichten der eigentlichen Klage sagt das jedoch noch gar nichts aus. Denn das Gericht betont auch, dass es sich um Fälle handeln müsse, in denen eine signifikante Zahl vernünftiger Konsumenten getäuscht werden könnte.

Darüber wird im vorliegenden Fall zu entscheiden sein. Und auch das wäre eine Entscheidung, die nur für Darsteller oder Szenen in Trailern, die im fertigen Film gar nicht vorkommen bedeutsam wäre. Aber ich kann schon verstehen, warum das die Studios ein wenig umtreibt. Oft genug machen die Filmemacher die Trailer gar nicht selbst. Mangelnde Kommunikation kann hier schnell zu „falschen“ Trailern führen. Auch werden Trailer oft genug gemacht, lange bevor die endgültige Schnittfassung des Films steht. Wie im vorliegenden Fall kann das Gezeigte also zum Zeitpunkt eines frühen Trailers völlig korrekt sein, sich aber zum fertigen Film komplett ändern. Sollten die Kläger ihre fünf Millionen bekommen, und nicht einfach ihre vier Dollar zurück, dann dürfte das wohl Konsequenzen haben. Wenn auch vermutlich nur ein kleingedruckter Hinweis, rechts unten im Trailerbild, dass gezeigte Szenen so nicht unbedingt im Film vorkommen müssen. Fraglich auch, was mit Trailern wäre, die gar keine Szenen aus dem eigentlichen Film zeigen. Aber das ist ohnehin erst einmal Zukunftsmusik.

Happy new year, Ms. Sophie

Prequels. Ich mag sie ja nicht sonderlich. Meistens sind sie purer Fanservice, der Fragen beantwortet, die entweder keiner Antwort bedurft hätten, oder die niemand gestellt hat. Allzu oft lassen sie ein Universum zusammenschnurren, auf einen viel zu engen Fokus. Natürlich gibt es auch gute Prequels, aber die meisten sind fast noch überflüssiger als die üblichen „mehr vom Gleichen“ Sequels. Wenn ich eine Liste machen sollte, mit Dingen, die definitiv kein Prequel benötigen, dann würde ‚Dinner For One‘ dort nicht auftauchen. Weil mir gar nicht einfiele, dass jemand auf die Idee kommen könnte, uns hier eine große Vorgeschichte zu präsentieren. Freddie Frintons und May Wardens Sketch sagt in 18 Minuten alles was er zu sagen hat. Und für die meisten von uns tut er das ein Mal im Jahr, zu Silvester. Hat sich ernsthaft irgendjemand jemals gefragt, was wohl die tiefe Vorgeschichte von Admiral von Schneider sein könnte? Ich kann es mir kaum vorstellen. Sei das wie es will, wir bekommen eine deutsche Prequel Serie. Geschrieben unter anderen, von Tommy Wosch. 50 Jahre vor dem Sketch soll sie spielen und Miss Sophie gelobt denjenigen ihrer vier Verehrer zu heiraten, der ihr das Schönste Geschenk zu ihrem vierzigsten Geburtstag überreicht. Doch in Wahrheit liebt se James, den Sohn des Butlers. Ob wir wohl erfahren, wo das Tigerfell herkommt? Ich hoffe doch, wir erfahren wo das Tigerfell herkommt, aber vielleicht kommt das auch erst in Staffel 2 vor. Haha, ich freu mich schon, wenn Mr. Winterbottom Ms. Sophie „Nicest Little Woman“ nennt, das wird sooo toll!!! Und der letzte Dialog muss sich natürlich um die „same procedure“ drehen, mannoman, ich lach jetzt schon als hätt ich zu viele Berliner gefressen!!! Freddie Frinton galt, als aktiver Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg, nie als großer Freund der Deutschen. So weigerte er sich, seinen Sketch auf Deutsch aufzuführen. Irgendetwas lässt mich vermuten, diese Serie hätte ihn in seinem negativen Eindruck bestätigt. Aber vielleicht bin ich auch bloß ein alter Griesgram.

Wir sehen uns nächste Woche wieder. Mal sehen, ob ich mich dann noch an meine Kalenderverschwörung erinnere… 

6 Gedanken zu “Newslichter Ausgabe 223: Trailerklage und Silvesterprequel

    • Ach was, wie gesagt, die bisherige Entscheidung war nur, dass Trailer in erster Linie Werbung und nicht Kunst seien. Dem stimme ich zu. Wenn die beiden Spinner Recht (und 5 Millionen) bekommen, dann esse ich meinen Schuh.

      Like

      • Wenn die beiden Spinner Recht (und 5 Millionen) bekommen, dann esse ich meinen Schuh.

        5 Mio. sind doch Peanuts. Olivia Hussey und Leonard Whiting machen Nägel mit Köpfen und verlangen eine halbe Milliarde, also das hundertfache, von Paramount, weil man vor 55 Jahren (!) ein bisschen Titten und Hintern von ihnen in ROMEO UND JULIA sehen konnte.

        Like

Hinterlasse eine Antwort zu Wortman Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..