Ich nehme an, nach ‚Elvis‘ war ich noch ein wenig in Stimmung für „Tom Hanks als Musikproduzent“. Und da ich Hanks‘ Regiedebüt, den auch von ihm geschriebenen und produzierten ‚That Thing You Do!‘ noch nicht kannte, war das doch eine prima Gelegenheit, den mal nachzuholen. Wer sich für technisch überholte Medien interessiert, kann übrigens in meinen DIVX (nicht der Codec) Artikel schauen. Auf das bin ich bei Recherchen zu diesem Film, der einst exklusiv als DIVX erschien, gestoßen. Irgendwie passend für ein Film über One Hit Wonder.
Im Jahr 1964 hat die Garagenband „The Oneders“ (sprich „The Wonders“, nicht etwas „The Oh Needers“) aus Eerie, Indiana, bestehend aus Frontmann Jimmy (Johnathon Schaech), Gitarrist Lenny (Steve Zahn), dem Bass-Spieler (Ethan Embry) und Drummer Chad (Giovanni Ribisi) einen Auftritt bei einem Talentwettbewerb. Heftig unterstützt von Jimmys Freundin Faye (Liv Tyler). Doch Chad bricht sich beim Herumalbern den Arm und so springt der Jazz-Drummer Guy Patterson (Tom Everett Scott) für ihn ein. Der spielt Jimmys neuen Song „That Thing You Do“ aber plötzlich uptempo. Der Rest der Band zieht mit und der Song wird ein unerwarteter Hit. Es folgen Auftritte in Restaurants, später bei State Fairs, schließlich ein Vertrag beim Label Playtone und mit Amos White (Tom Hanks) ein echter, professioneller Manager, der als ersten Akt den Bandnamen in „The Wonders“ umändert. Jimmy möchte neue Songs aufnehmen, doch Mr. White scheint vor allem daran interessiert „That Thing You Do“ unter die Leute zu bringen, solange der Song noch die Charts hochklettert.
Es fällt mir nicht ganz leicht einzuschätzen, was Hanks mit seinem Film eigentlich erreichen wollte. Zu einem guten Teil fühlt der Film sich an, wie ein rein nostalgischer Rückblick auf die seltsame Zeit in den 60ern, kurz nach der Beatles Invasion, als man sich in den USA sicher war, eine eigene Antwort auf die Briten finden zu müssen, aber nur eine ganze Reihe an One Hit Wonders kreierte. Denn der eigentliche Film kommt ohne viel Drama aus. Es gibt keine wirklichen Antagonisten. Sicherlich es gibt gelegentliche Seitenhiebe auf die Musikindustrie, etwa der Boss von Playtone, der keine Musik hört und nicht mit Musikern interagieren will, solange keine Kamera auf ihn gerichtet ist. Aber die fühlen sich in ihrer Offensichtlichkeit fast schon harmlos an.
Um wirkliche Schatten zu finden muss man an den Rand des Filmes blicken. Zu den alternden, ehemaligen Stars, die sich nun mit immer kleiner werdenden Tourneen über Wasser halten müssen. Zu der Tatsache, dass der andere Gast in einer Talkshow, neben den Wonders, ausgerechnet Astronaut Gus Grissom (Bryan Cranston in einer winzigen Rolle) ist, dem ein wahrlich düsteres Schicksal kurz bevorsteht. Aber im Großen und Ganzen scheint mir Hanks weitgehend uninteressiert an allzu großen Themen und möchte hier einfach die Geschichte einer durchaus sympathischen Gruppe von Leuten erzählen.
Zentraler Star ist hier vielleicht das Stück „That Thing You Do“ selbst. Das Kunststück eines Filmsongs, der sich einerseits wie direkt aus der dargestellten Ära anfühlt und gleichzeitig trotz häufiger Wiederholung über die Laufzeit nicht nervig wird. Die Charaktere sind sympathisch, vor allem aber widersprechen sie in vielem den typischen Klischees des Musikfilms. Der „Künstler“ der Gruppe, Jimmy, ist hier der vermutlich unsympathischste. In fast jedem anderen Film wäre er der Held und White die Kraft, die ihn zurückhält (ich meine, siehe ‚Elvis‘). Hier aber ist Hanks White zwar aufs Geld aus, am Ende des Tages aber durchaus wohlmeinend. Wie eigentlich jeder der Charaktere. Oder nehmen wir die sehr junge Charlize Theron, die hier Tina, die anfängliche Freundin von Guy spielt. Die ist vom musikalischen Erfolg ihres Freundes tatsächlich genervt. Hab ich so auch noch nicht gesehen. Und dann verguckt sie sich in ihren sexy Zahnarzt und verschwindet aus dem Film.
Ein neuer ‚This is Spinal Tap‘ ist Hanks hier sicherlich nicht gelungen. Ich glaube aber, das war auch gar nicht so gewollt. Es fühlt sich an, als hätte Hanks hier exakt erreicht, was er wollte. Mit viel Erzähllust und Verve schaffen er und Jonathan Demmes Stamm-Kameramann Tak Fujimoto (Demme selbst ist in einem Cameo Auftritt als Regisseur eines albernen Strandfilms zu sehen, in dem die Wonders einen Auftritt haben) einen hoch unterhaltsamen Film, der gar nicht zu verbergen sucht, dass sein Drehbuch in etwa der „Was ich diesen Sommer erlebt habe“-Aufsatz eines Schülers ist. Im Gegenteil, er gefällt sich sogar ein wenig darin, weist immer wieder darauf hin, wie absurd wenig Zeit zwischen Aufstieg und „Fall“ der Wonders vergehen, so hat etwa Giovanni Ribisis Charakter zum Ende des Films immer noch seinen Gipsarm.
Ein erstaunlich warmer Film über ein in der Realität ziemlich kaltes Business ist etwas, das vielleicht nur jemandem wie Hanks, der in 90% seiner Rollen immer extreme Wärme ausstrahlt, gelingen kann. Wie Joe Dantes ‚Matinee‘ aus derselben Ära, blickt er zurück auf eine scheinbar buntere, glücklichere Zeit, doch anders als Dantes Film hält Hanks die selbstverständlich vorhandenen Schatten der dargestellten Zeit weit am Rand. Ein schöner Film für einen gemütlichen Abend.