Willkommen bei Ausgabe 224 des Newslichters. Eine der besten Nachrichten, die ich in den letzten Tagen bekommen habe ist die, dass Arnold Schwarzenegger grauenhafte Imitationen seines steirisch- amerikanischen Akzents ausdrücklich gutheißt. „Yah, haha, dis is de böst nuhs Ei hörd in long deim!“ Thomas Dannenberg ist fraglos ein grandioser Synchronsprecher und man könnte sicherlich argumentieren, dass er Arnies Schauspiel teilweise aufwertet, aber dennoch verliert ein Schwarzeneggerfilm in der Synchro immer etwas. Die Absurdität seines Vortrags ist, für mich jedenfalls, ein ganz großes Element. Und die Tatsache, dass er damit humorvoll umzugehen weiß freut mich umso mehr. Aber kommen wir zu den News.
Reden wir über „Nepo Babies“
Alle paar Jahre fällt Leuten auf, dass eine ganze Menge Hollywooddarstellern aus Hollywoodfamilien stammen. Ihre Eltern waren bereits Schauspieler und ihre Großeltern womöglich auch. Und weil wir im Zeitalter von tiktok und Twitter leben, wo alles ein catchy Schlagwort benötigt, heißen diese Kinder berühmter Eltern nun „nepo babies“, kurz für nepotism babies. Der Ablauf ist aber dennoch gleich, wie bei all den letzten Malen. Der Zorn richtet sich gegen die „nepo babies“ und ihre Eltern. Und die Hollywooddarsteller reagieren etwas hilflos auf die absolut nicht von der Hand zu weisenden Vorwürfe. Sicher, liest man dann gerne, habe man mit bereits bekannten Eltern einen Vorteil, aber man brauche schließlich immer noch Talent. Klar, das braucht man, aber dutzende, wenn nicht hunderte mit gleichem oder mehr Talent, aber eben ohne Star-Eltern schauen in die Röhre.
Ich denke nur immer, der Zorn richtet sich hier gegen die falschen. Kann man Eltern vorwerfen, dass sie versuchen ihren Kindern einen Vorteil zu verschaffen? Ich denke nicht. Ich glaube, das ist einfach ziemlich menschlich. Natürlich führt es die ewig vorgekaute Idee der „Leistungsgesellschaft“, in der die besten und fleißigsten belohnt werden, ad absurdum. Aber das, sowie Nepotismus, sind nun kaum Probleme, die auf Hollywood beschränkt wären, die finden sich überall und teilweise sicherlich noch brutaler. Niemand würde bezweifeln, dass es ein Kind mit einem Zahnarzt als Mutter oder Vater leichter hat, in diese medizinische Richtung einzusteigen als ein Kind aus einer Arbeiterfamilie. Aber Hollywood ist eben weithin sichtbar und ist vermutlich gerade für viele junge Menschen das erste Mal, dass ihnen eine solche Ungerechtigkeit gewahr wird, was einer der Gründe ist, warum diese Diskussion alle paar Jahre neu aufkommt. Dennoch sollte sich der Zorn, mMn., weniger gegen die Nutznießer richten, als gegen das System, dass diese Vetternwirtschaft überhaupt zulässt. Oder Nepotismus direkt als ein gesamtgesellschaftliches Problem begreifen und bekämpfen. Auch wenn das nun wahrlich kein kleiner Anspruch ist.
‚Megalopolis‘ in Schwierigkeiten
Man möchte fast meinen, mit seinem (vermutlich) letzten Film will es der 83jährige Francis Ford Coppola noch mal allen richtig zeigen. Und zumindest das Produktionschaos scheint an alte Werke zu erinnern. ‚Megalopolis‘ erzählt die fiktive Geschichte eines Architekten, der nach einer Katastrophe New York als eine Art Utopia neu errichtet. Wie in ‚Apokalypse Now‘ ist der Film seinem 90tägigen Drehplan wohl bereits weit hinterher, musste den ursprünglichen Plan der virtuellen Produktion a la ‚The Mandalorian‘ aus Kostengründen aufgeben und auf klassischen Greenscreen ausweichen. Die 120 Millionen Dollar Budget reichen, anscheinend, trotzdem nicht und Coppola muss, wie bei ‚One From The Heart‘, sein eigenes Vermögen in den Film stecken. Anderen Gerüchten zufolge hat er, wie bei ‚Bram Stokers Dracula‘, sein gesamtes Effektteam gefeuert. Die entsprechende Gewerkschaft, die Art Directors Guild, untersucht, nach eigener Aussage, derzeit die Situation. Chaotische Sets scheinen bei Coppola-Produktionen eher die Norm als die Ausnahme, dennoch hätte ich seinem ersten Film seit mehr als einer Dekade doch etwas mehr Ruhe gegönnt. Hoffen wir, dass eher ein ‚Apokalypse Now‘ als ein ‚One From The Heart‘ rauskommt. Wobei ich persönlich mit einem ‚Dracula‘ durchaus zufrieden wäre.
Blau oder Feierabend
In einem Interview mit dem Magazin Variety, hat sich Regisseur Baz Luhrmann kürzlich über seine Zukunft geäußert. Er spekulierte dort über eine vierstündige Fassung seines letzten Films, ‚Elvis‘, und darüber den Film als Ausgangspunkt für eine theamtische Trilogie zu nutzen. Die „blue curtain trilogy“, parallel zu seiner „red curtain trilogy“ (‚Strictly Ballroom‘, ‚Romeo + Julia‘ und ‚Moulin Rouge!‘). Andernfalls stellt der 60Jährige einen baldigen Ruhestand in Aussicht. Das scheint zwar noch etwas jung für den Ruhestand, doch bei den langen Zeitabständen zwischen seinen Filmen, wäre er am Ende einer neuen Trilogie vermutlich tatsächlich recht bejahrt.
Mit dieser Wahl zwischen einer blauen Thematik oder aber dem Ende der Karriere folgt Luhrmann auf seltsame Weise James Cameron, der auch entweder weitere Avatar Filme oder seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft in Aussicht stellt. Bei dieser neuen Entdeckung der Farbe Blau in Hollywood (und Australien), können sich womöglich Eiffel 65 auf ein gigantisches Comeback* freuen (sollten die, wider sämtlicher Wahrscheinlichkeiten, Protagonisten von einem von Luhrmanns „blauen“ Filmen werden, dann hättet Ihr das hier zuerst gehört!!!). Daba dee, daba daa.
* Blue Man Group brauchen kein Comeback, Les Bleus hatten ihres gerade und andere blaue fallen mir gerade nicht ein.
Falls Ihr jetzt einen 25 Jahre alten Ohrwurm habt, tut es mir überhaupt nicht leid! Wir lesen uns nächste Woche wieder.