Willkommen bei Ausgabe 227 des Newslichters. So, heute habe ich mal wieder gar keine Einleitung… Reichlich komisches Wetter zurzeit, was? Weiß man gar nicht, was man anziehen soll. Tja… und sonst so? Habt Ihr irgendeinen guten Film gesehen in letzter Zeit? Was soll‘s, legen wir einfach los!
Oscars und Nominierungen und Genre
Sagt mal, riecht Ihr das auch? Dieses leichte Aroma in der Luft von tiefer Selbstverliebtheit und erstaunlich glaubhaft gespielter Demut? Das kann nur eines bedeuten, die Oscar-Nominierungen sind da! Und eine Kategorie sorgt dieses Jahr direkt für besonders viele Schlagzeilen. Die für die beste Hauptdarstellerin. Hier ist nämlich unter anderen Andrea Riseborough nominiert. Für den Film ‚To Leslie‘, den zwar nur wenige gesehen haben, der aber kritisch sehr gut besprochen wurde. Offenbar hat der Regisseur des Films, Michael Morris, eine Art Telefonlawine bei ihm bekannten Hollywoodstars gestartet, die, mit erstaunlich ähnlich klingenden Nachrichten, auf Sozialen Medien Reklame für den Film und Wind für Riseboroughs Nominierung machten. So weit, so problemlos, aber offenbar wurden dabei auch Mails an Mitglieder der Academy geschrieben und direkt versucht diese zu einer Nominierung von Riseborough zu überreden. Ob das wider die Regeln ist, wird derzeit noch geprüft. Riseborough selbst wusste von der ganzen Sache offenbar gar nichts (wobei ich das an ihrer Stelle wohl auch sagen würde…). In vielen Medien wurde so aus der Nominierung einer etablierten und fähigen Darstellerin eine „Schock Nominierung!!!“. Nach der letztjährigen Backpfeife braucht es wohl die große BILD-Geige für Oscar Überschriften.
Gleichzeitig wurde Mia Goth gefragt, ob sie sich durch ihre Nicht-Nominierung für ihre Rolle in ‚Pearl‘ übergangen fühle und ob die Academy ein Problem mit Horror habe. Beide Fragen beantwortete sie durch die Blume mit „ja“. Ich habe ‚Pearl‘, das Prequel zu ‚X‘ (noch) nicht gesehen und kann so nicht beurteilen, ob Goths Darstellung preiswürdig ist. Aber, dass die Academy Horror so gar nicht mag, ist wohl mehr als augenfällig. Ich könnte eine Reihe Beispiele nennen, beschränke mich aber auf das wohl schmerzhafteste du offensichtlichste, als die Oscars in ihrer „In Memoriam“ Schau auf verstorbene Vertreter der Industrie den 2017 verstorbenen Tobe Hooper „vergessen“ haben. Den Mann, der in den 70ern mit ‚Texas Chainsaw Massacre‘ das gesamte Horrorgenre revolutionierte.
Aber, wer weiß, vielleicht wird Andrea Riseboroughs Nominierung gekippt und Mia Goth nachnominiert. Und vielleicht regnet es morgen Kartoffelchips. Alles möglich!
Gerard Butlers blutige Spur
Gerard Butler scheint eine Person zu sein, die man nicht unbedingt als Kollegen haben möchte. Nicht etwa, weil unkollegial oder auch nur unfreundlich wäre, im Gegenteil, er wird meist sehr positiv beschrieben, sondern weil er zu bizarren Unfällen neigt. Nun hat er in einem Interview beschrieben, wie er im Film ‚PS: ich liebe Dich‘ in einer Szene in Boxershorts und Strapsen für Hilary Swank tanzt (bzw. sein Charakter für ihren). Dabei verhakte sich der Krokodilclip der Strapse so unglücklich an einem Monitor, dass er wie ein Geschoss durch den Raum zischte und Swank eine heftig blutende Wunde im Gesicht zufügte. Es fehlten ein paar Zentimeter und sie hätte blind sein können. Butler fühlte sich, nach eigener Aussage und wenig überraschend, natürlich furchtbar. Das ist allerdings gar nichts, verglichen mit dem Blutbad, das er im Film ‚Copshop‘ anrichtet. Also nicht im Film selbst, sondern bei den Dreharbeiten. Zwei Stuntleute trugen schwer blutende Kopfverletzungen davon, als sie Szenen mit Butler drehten. Und Ko-Star Ryan O’Nan bekam die Nadeln einer Taser Pistole von ihm in den Bauch geschossen, weil dessen Schutz verrutscht war. Das soll allerdings nicht den Eindruck erwecken, dass Gerard Butler vor Gerard Butler sicher ist. Bei den Dreharbeiten zu ‚Plane‘ schmierte er sich selbst Phosphorsäure in Gesicht und Augen. Ich frage mich, ob Filme eine spezielle Butler-Versicherung abschließen müssen, wenn er am Set ist. Vielleicht aber auch nur alles geschickte, virale Werbung für ein Buster Keaton Biopic mit Butler. „Gerard hat fünf Schauspieler ausgeknockt, als er ein Brett auf der Schulter trug und mehrfach überraschend angesprochen wurde. Jetzt steckt er gerade mit dem Kopf im Cola-Automaten fest…“
Amazonische Grabräuberei
Okay, normalerweise laufen diese News ja auf eine ganz bestimmte Weise ab, ich erzähle von einer Nachricht und gebe meinen Senf dazu ab. Aber diese hier verstehe ich nicht so ganz, also vielleicht kann sie mir einer von Euch erklären. Im letzten Sommer, nachdem klar wurde, dass MGM keine weitere ‚Tomb Raider‘ Filmadaption mehr produzieren würde, verlor das Studio die Film-Rechte an der Videospielserie, nach neun Jahren. Die Rechte fielen an die Embracer Group, die gerade im wilden Kaufrausch unter vielem anderen Teile der Firma Square Enix, darunter die Rechte an der ‚Tomb Raider‘ Videospielserie, gekauft hatten. Um diese Filmrechte entspann sich alsbald ein Bieterstreit, der teilweise als „Blutrausch“ beschrieben wurde. Gewonnen hat den offenbar Amazon, die nun eine ‚Tomb Raider‘ Serie und vielleicht auch neue Filme produzieren. Und hier beginnt meine Verwirrung. Denn MGM gehört doch auch Amazon. Warum nicht das geplante Sequel mit Alicia Vikander drehen, die Rechte behalten und dann damit machen, was man will? Das wäre vermutlich auch nicht teurer gekommen, als die Rechte komplett neu zu erwerben. Oder gibt Amazon einfach gerne dreistellige Millionensummen an Embracer (siehe ‚Ringe der Macht‘)?