Newslichter Ausgabe 233: bedenklicher KI Nachtrag, Sommer-Erinnerungen und berauschtes Remake

Willkommen bei Ausgabe 233 des Newslichters. Oscars, wa? Boah Junge, Oscars! Und keine Backpfeifen! Der große Gewinner des Abends hieß ‚Everything Everywhere All At Once‘. Und damit kann ich gut leben. Obwohl ich nicht alle der Nominierten gesehen habe. Ich fürchte nur, nun wird, wie üblich, der „Backlash“ gegen den Film losgehen. Über die In Memoriam Sequenz kann ich mich kaum mehr ärgern. Dass ein Albert Pyun nicht erwähnt wurde, schmerzt aber überrascht nicht. Jean-Louis Trintignant, David Warner, Philip Baker Hall oder auch Gilbert Gottfried tun hingegen beides. Und Anne Heche, Fred Ward, Paul Sorvino und Tom Sizemore sind mir dann völlig unverständlich. Aber genug von der Selbstbeweihräucherung der Industrie. Kommen wir zu den News!

KI-Sorgen Nachtrag

Ich habe ja letzte Woche recht deutlich gemacht, dass ich mit Sorge und Skepsis der Zukunft der KI im Film entgegensehe. Wie zur Antwort auf meinen Artikel folgte sogleich eine Nachricht, die mir verdeutlichte, dass ich ein ziemlich großes Problem übersehe. In den Angeboten des Tech Riesen meta, also Facebook, Instagram, Messenger etc., sowie in zahlreichen anderen Apps wurden Werbespots geschaltet, in denen die Gesichter von Schauspielerinnen wie Emma Watson oder Scarlett Johannsson als „deepfakes“ auf  Darstellerinnen zu sehen waren, die im Begriff standen, sexuelle Handlungen vorzunehmen. Diese machten Werbung für eine „faceswap“ App, die eine ebensolche Anwendung vorschlug. Das spricht direkt zwei bedenkliche Bereiche der KI an. Zunächst natürlich die „deepfake“ Technologie, die solche Filmchen überhaupt möglich macht. Die entsprechende App wurde natürlich sofort aus den großen Stores gekegelt und die Spots gestoppt. Genauso natürlich ist aber auch, dass es Dutzende weitere Apps in den Stores gibt, die exakt die gleiche Anwendung bieten, bloß in ihrer Werbung nicht gar so dreist sind. Selbst wenn die alle rausgeschmissen würden, die Technologie ist verfügbar und die lässt man auch nicht mehr verschwinden. Die niederländische Firma DeepTrace gab in einem Bericht 2019 an, dass 96% aller deepfake Anwendungen pornografischer Natur seien. Das mag sich inzwischen verschoben haben/schon damals hoch gegriffen gewesen sein, dennoch macht das vermutlich einen gewaltigen Teil der Nutzung aus. Und es geht hier nicht nur um die Verwendung der Gesichter von Hollywood Stars. 13 Jahre alt muss man sein, um einen instagram oder TikTok Account zu eröffnen und dort steht eine Fülle an Bildmaterial zur Verfügung. Aber damit befinden wir uns scharf am Rande eines Themas, für das weder der Newslichter, noch dieses Blog an sich der geeignete Ort sind.
Der andere bedenkliche Bereich ist eben, dass auf diese Spots mit Sicherheit nie ein Mensch draufgeschaut hat, bevor die freigeschaltet wurden. Der hätte hier sofort Lunte gerochen und Bedenken angemeldet. Aber das erledigt nun wohl ein KI-Algorithmus, der hier ziemlich versagt hat. Weil KIs eben gewisse Dinge, wie Bauchgefühl oder den oft zitierten „Menschenverstand“ nicht mitbringen können. Aber das macht natürlich eine ganze Menge möglich, auch fernab der sehr finsteren Möglichkeiten der unfreiwilligen Pornografie. Zum Beispiel könnte ein deepfake Dwayne „The Rock“ Johnson Werbung für Karlskrone Bier machen und eine KI würd’s wohl durchgehen lassen. KI um KI zu täuschen quasi. Oh brave new world, that has such AI creatures in it.

Besoffenes Remake

Ich glaube ja irgendwo immer gerne, die ganz große Remakeritis in Hollywood sei überstanden. Und dann kommt doch wieder so ein Projekt um die Ecke, bei dem ich mir die Frage stelle „warum, zu Hölle?“. Nun also ist der grandiose dänische Film ‚Der Rausch‘ dran. Leonardo Di Caprios Produktionsfirma Appian Way hat die Rechte an einem remake erworben, man darf vermuten, mit Di Caprio in der Hauptrolle. Aber, um mich mal selbst zu zitieren, warum, zur Hölle? Der Film war ein weltweiter Erfolg, der 54 Filmpreise und noch viel mehr Nominierungen einheimsen konnte. Die Hauptrolle hatte Mads Mikkelsen, der ebenfalls international und in den USA bestens bekannt ist. Welches Publikum soll denn nun ein Di Caprio Film abholen, das der originale Film nicht erreicht hat? Leute, die sich standhaft weigern auch nur ein Wort untertitel zu lesen? Die interessieren sich vermutlich auch nicht für den Inhalt des Films. Oder ist es bloß, dass Di Caprio den Film gesehen hat und gedacht hat „die Rolle will ich spielen“? Also ein reines „vanity project“? Ehrlich, ich raff es nicht. Vielleicht muss ich dafür besoffen sein…
PS: ich freu mich natürlich für Thomas Vinterberg, der mit dem Rechteverkauf vielleicht mehr Geld verdient hat als mit dem ganzen Film.

Weißt Du noch?

Weißt Du noch, was Du letzten Sommer getan hast? Vermutlich. Aber weißt Du auch noch, was Du im Sommer 1997 getan hast? Vermutlich nicht. Es war eine Zeit, als die ‚Scream‘-Epigonen wie selbstironische Pilze aus dem Boden schossen. Und, wie Pilze das so an sich haben, schmeckten nur ganz wenige gut, die meisten bereiteten eher heftige Bauchschmerzen. ‚Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast‘ war vermutlich der erfolgreichste Vertreter des letztlich ziemlich überflüssigen Genres der ‚Scream‘-Likes. Da wirkt es ja irgendwie nur passend, dass kaum da sich erwiesen hat, dass in der alten Dame ‚Scream‘ durchaus noch Geld steckt, sich auch ‚Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast‘ mit einem Legacy-Sequel zurückmeldet. Angeblich sogar mit Jennifer Love Hewitt und Freddie Prinze Jr.. Wobei zumindest Herr Prinze schon bestritten hat, irgendwas damit zu tun zu haben. Aber wer weiß. Ich zumindest weiß, dass jetzt bloß noch ein ‚Düstere Legenden‘ Reboot fehlt. Okay, „fehlen“ mag das falsche Wort sein, aber ich wäre nicht überrascht, falls es auftaucht.

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