Ich habe an dieser Stelle schon einmal darüber geschrieben (bzw. klügere Menschen verlinkt) aber es lohnt sich zu wiederholen: die eingängige Titelmelodie scheint dem heutigen Blockbuster-Soundtrack etwas abhanden gekommen zu sein. Es gibt Melodien, die hat man im Ohr sobald man einen Filmtitel nur hört, auch wenn man den eigentlichen Film seit Jahren nicht gesehen hat. Und um genau solche soll es hier gehen.
Einige Einschränkungen: Erstens, werde ich mich nicht rein auf Titelmelodien beschränken, die Überschrift ist mehr der abartig attraktiven Alliteration geschuldet. Sollte eine andere Melodie eingängiger sein nehme ich die. Zweitens sind dies rein persönliche Vorlieben, die in keiner Weise in irgendwelcher Musiktheorie fundiert sind. Im Musikunterricht habe ich gelernt halbwegs das Xylophon zu spielen, so zu tun als könne ich eine Partitur mitlesen und gebeten zu werden nicht ganz so laut mitzusingen. All das hilft mir hier nicht wirklich weiter. Aber hey, ich weiß was mir gefällt! Drittens beschränke ich mich auf ein Stück pro Film(-Reihe). Von einem Komponisten darf es aber mehr sein.
- ‚Fire Walk With Me‘ (1992) – Theme From Twin Peaks – Angelo Badalamenti
Ein Fernseher wird in Stücke geschlagen und es ertönt diese verzerrte Version von Badalamentis berühmter TV-Serien-Melodie. Komponist wie Regisseur tun alles, um so schnell wie möglich deutlich zu machen, dass dies nicht das Twin Peaks ist, das wir kennen. Genutzt hat’s nix, der Film floppte und ist bis heute einer von Lynchs am meisten unterschätzten. Schade.
- ‚James Bond – 007 jagt Dr. No‘ – James Bond Theme – Monty Norman
Ja sicher, jeder Bond-Film hat seine ganz eigene Titelmelodie und seinen eigenen aufwändig produzierten Vorspann. Aber seien wir doch ehrlich, Monty Normans Titelmelodie zu „Dr. No“, die seitdem in jedem Bond-Film Verwendung fand, ist das erste woran wir denken, wenn wir die Worte „James“ und „Bond“ hören. Noch vor coolen Autos, schönen Frauen und Wodka Martinis geschüttelt, nicht gerührt!
- ‚Ghostbusters‘ (1984) – Ghostbusters – Ray Parker jr.
„Who you gonna call?“ Parker ließ sich von einem billigen Werbespot eines lokalen Unternehmens im Fernseh-Nachtprogramm inspirieren und schrieb den Titelsong als Pseudo-Werbejingle. Und der Charts-taugliche Titelsong wird dem Mega-Erfolg des ersten Ghostbusters Film sicherlich nicht abträglich gewesen sein. Daran konnte auch eine Plagiats-Klage von Huey Lewis, der meinte extreme Ähnlichkeiten zu seinem Song „I Want A New Drug“ zu erkennen, nichts mehr ändern.
- ‚The Mission‘ (1986) – Gabriels Oboe – Ennio Morricone
Hört man den Namen Morricone denkt man an Italo-Western Melodien. Eine reine Beschränkung auf diese würde aber der unglaublich umfangreichen Karriere dieses Workaholic Komponisten nicht gerecht werden. Dieses wunderbare, ruhige Stück aus dem Film ‚The Mission‘ zelebriert die Universalität von Musik aber brachte Morricone, zusammen mit dem Rest des Soundtracks, trotz Nominierung, nicht den reichlich verdienten Oscar ein. Eine der größten Fehlentscheidungen der Jury. Immerhin, ein Traum für Oboisten(?) überall, die bestimmt nicht viele Chancen für Soli bekommen.
- ‚Terminator‘ (1984) – Terminator Theme – Brad Fiedel
Fiedels treibendes, elektronisches Titelthema zu James Camerons Low Budget SciFi Hit versetzt den Zuschauer sofort in die passende Stimmung. Kalt, mechanisch und doch aufregend und aufreibend. Als „Herzschlag eines mechanischen Mannes“ hat Fiedel seine Melodie einmal treffend umschrieben. Sie ist heute mindestens so ikonisch wie Arnies „I’ll be back!“
- ‚Halloween‘ (1978) – Main Theme – John Carpenter
Man kann beinahe den erkaltenden Kaffee und den allgegenwärtigen Zigarettenrauch riechen, der vorgeherrscht haben dürfte, als Carpenter hinter seinem Keyboard saß und dieses Stück eingespielt hat. Wer hätte gedacht, dass er hier Magie schafft? Die Synthie-Melodie lässt nicht nur einen Film, sondern ein ganzes Genre, eine ganze Zeit vor dem inneren Auge erscheinen. Kein Wunder, dass viele heutige Horror-Regisseure, die mit diesem Thema aufgewachsen sind in ihren Soundtracks Hommagen leisten – oder schlicht abkupfern.
- ‚Jurassic Park‘ (1993) – Welcome to Jurassic Park – John Williams
Beinahe hätte ich die Titelmelodie genommen. Aber ich denke dieses Stück ist besser darin deutlich zu machen, was den ersten ‚Jurassic Park‘ auszeichnet. Das Staunen, der „sense of wonder“, der hier in jeder Note John Williams‘ mitschwingt ist etwas, das allen Nachfolgerfilmen auf ganz frappierende Weise fehlt. Hier beginnt es leise und steigert sich zum Bombast. Alle anderen beginnen bei Bombast und bleiben da.
- ‚Jäger des verlorenen Schatzes‘ (1981) – Raiders March – John Williams
Ich könnte irgendwen von Euch auffordern die Indiana Jones Titelmelodie zu summen, pfeifen, auf dem Kamm zu blasen oder nachzurülpsen. Und es besteht die allerhöchste Wahrscheinlichkeit, dass Ihr das wiedererkennbar hinbekommen würdet. Selbst wenn ihr Indiana Jones nie gesehen habt. Nicht nur eines der am meisten gespielten Soundtrackstücke, hier schafft es Williams schon in der Musik den Bogen zu schlagen vom 30er Jahre Serial über James Bond bis zum Bombast der frühen 80er.
- ‚Zwei glorreiche Halunken‘ (1966) – Titelmelodie – Ennio Morricone
Das ist das Stück, an das man denkt, wenn man das Wort Italo-Western hört. Morricone zeichnet für jede Menge Italo-Western-Soundtracks verantwortlich und sicherlich für einige der besten, sei es für Filme von Leone oder Corbucci. Aber dieses Stück hier ist was den Italo-Western definiert. Jede Hommage, jede Parodie wird sich zwangsläufig immer an dieser Melodie orientieren müssen. Pistolen, Kojoten, Kanonen und Schlangen sind zu hören. Die Titelmelodie fasst den Film bereits zusammen.
- ‚Star Wars: Das Imperium schlägt zurück‘ (1980) – Imperial March – John Williams
Okay, ein Star Wars Stück auszuwählen war nicht ganz einfach. Dass es die Nummer 1 sein würde war eigentlich von Anfang an klar, aber was nehmen? Die ikonische Titelmelodie wäre die offensichtlichste Wahl. Das Stück der Cantina Band wäre die Außenseiteroption, ohne falsch zu sein. Duel of the Fates das mit Abstand beste an Episode I. Aber letztlich kann ich gar nicht anders als den Imperial March zu wählen. Als eines der besten Beispiele für ein Leitmotiv, ist das Stück untrennbar mit Darth Vader verbunden und kann durchaus effektvoll eingesetzt werden, wenn zum Beispiel nach seiner Läuterung eine leicht veränderte Harfenversion ertönt oder nur einige Noten des Themas gespielt werden, wenn Kylo Ren den Helm seines Großvaters betrachtet.