Top 10 Filme von damals: 1980 Platz 5 bis 1

Nachdem wir letzte Woche die Plätze 10 bis 6 der westdeutschen Kinocharts von 1980 behandelt haben, wenden wir uns heute der oberen Hälfte der Top 10 zu.

 

  1. ‚Der letzte Countdown‘

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich diesen Film je gesehen habe. In Don Taylors letzter Regiearbeit wird der (damals) moderne US-Flugzeugträger Nimitz durch ein mysteriöses Unwetter durch die Zeit zurückversetzt an den Tag vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor. Ich hätte hier nun ein moralisches Dilemma erwartet, ob man die Flotte warnen, oder gar selbst in den Konflikt eingreifen sollte mit der Aussicht die Geschichte auf unvorhersehbare Weise, aber sicherlich entscheidend, zu verändern. Anscheinend ist das aber wohl keine Frage die sich stellt, für die Kommandanten ist das Eingreifen fraglos und wird letztlich nur durch das Drehbuch verhindert. Kontemporäre Kritik lässt den Film nach einer puren Technik-Demonstration klingen. Nach einem Film von der Navy gesponsert. Einem Film wo moderne Tomcats 35 Jahre alte Zeros mal so richtig fertigmachen. Wie gesagt, ich kenne ihn nicht, klingt aber auch nach nichts, was ich unbedingt sehen müsste. Falls ich falsch liege, klärt mich gern in den Kommentaren auf.

  1. ‚Theo gegen den Rest der Welt‘

Und schon wieder muss ich Unkenntnis eingestehen. Den Vorgänger, ‚Aufforderung zum Tanz‘, in dem Marius Müller Westernhagens Theo und sein Kumpel Enno den Traum von einer eigenen Spedition träumen, habe ich vor langer, langer Zeit gesehen und der gilt als eines der frühesten Beispiele der Ruhrpott-Komödie. Es klingt so als wäre ‚Theo gegen den Rest der Welt‘ eher ein Roadmovie, in dem Westernhagens Charakter dem endlich eigenen Laster, der natürlich sofort geklaut wird, durch halb Europa hinterherjagt. Die Filme klingen durchaus interessant und scheinen einen gewissen Zeitgeist einzufangen, daher bin ich durchaus interessiert sie zu sehen. Wo mein Auge allerdings bei der Lektüre über den Film tatsächlich hängen blieb war, dass die Fernsehausstrahlung des Films erst sieben Jahre später erfolgte! Wann genau eine VHS-Auswertung erfolgte konnte ich nicht ermitteln, aber bei weitem nicht jeder hatte in den 80ern einen Videorekorder. Und wenn man keinen hatte, dann musste man nach dem Kinobesuch womöglich eben sieben lange Jahre warten, um einen Film wiederzusehen. Kein Wunder, dass Wiederaufführungen damals ein solcher Erfolg waren, wie wir später noch sehen werden.

  1. ‚Der Supercop‘

Diesmal schaffen es Bud Spencer und Terence Hill nicht gemeinsam in die Charts. Aber dafür hat auch Hill seinen eigenen Solo-Auftritt. Und wo Spencer in eine SciFi Richtung ging, wollte wohl auch Hill nicht hinterherstehen und versucht sich hiermit gar an der damals noch völlig unüblichen Superheldenthematik, vielleicht inspiriert vom Erfolg ‚Supermans‘. Hills Streifenpolizist soll tief in den Everglades einen Strafzettel zustellen, als zum einen eine mysteriöse Plutonium-beladene Rakete startet und er zum anderen von einem Krokodil angegangen wird. Um das Tier zu verscheuchen schießt er in die Luft und trifft natürlich die Rakete, die sofort explodiert. Und ihn mit allerlei Superkräften (Röntgenblick, Schnelligkeit, Unverwundbarkeit, Kraft…) ausstattet, die jedoch allesamt verpuffen, wenn er die Farbe Rot sieht. ‚Django‘-Regisseur Sergio Corbucci hinter der Kamera, Hill davor, Dreh an Originalschauplätzen und eine innovative Thematik, was soll da schief gehen? Einiges wie sich rausstellt. Spencer und Hill beziehen ihren Charme vor allem daraus, wie überraschend feste ihre Durchschnittstypen um sich hauen können. Liefert man dafür eine (absurde) Erklärung, dann geht eine ganze Menge von diesem Charme flöten. In Spencers Abenteuern mit dem Außerirdischen Charlie hat man darauf geachtet, dass er noch der Durchschnittstyp (mit einem Faustschlag wie ein Dampfhammer) in einer außergewöhnlichen Situation ist. Hier ist Hill das außergewöhnliche Element und zumindest für mich funktioniert das nicht. Da kann auch Hollywood-Urgestein Ernest Borgnine, spielfreudig wie immer, als Hills Vorgesetzter nichts mehr retten.

  1. ‚Aristocats‘

Und hier ist sie die diesjährige Disney-Klassiker Wiederveröffentlichung. Anders als im letzten Jahr mit ‚Das Dschungelbuch‘ reicht es diesmal nicht ganz für die Spitze der Charts, doch ein zweiter Platz ist für einen zehn Jahre alten Film immer noch sehr respektabel. Es war der erste abendfüllende Disney-Zeichentrickfilm, der nach dem Tode Walts erstellt wurde. Regie führte, wie auch schon beim Dschungelbuch und später bei ‚Robin Hood‘ der deutschstämmige Wolfgang Reitherman. Und während sich die Geschichte um eine Katzenfamilie, die von ihrer reichen Besitzerin im Paris der Wende vom 19ten zum 20sten Jahrhundert als Erben eingesetzt werden und dann vom eifersüchtigen Butler beseitigt werden sollen, gut in die Reihe der bisherigen Disneyfilme einfügt, hat der Film doch ein wenig das Problem des „business as usual“. Zu sehr blickte man zurück darauf, was Walt getan hat, was für ihn funktioniert hat, was dessen stetem Drang zur Innovation aber exakt zuwiderlief. Ein Problem, das Disney erst in den späten 80ern wirklich in den Griff bekam, um dann in den 90ern eine gewaltige Renaissance zu erleben. Dennoch ist ‚Aristocats‘ ein gelungener Film, der vor allem von seiner guten Beobachtung katzischer Verhaltensweisen lebt.

  1. ‚Das Imperium Schlägt Zurück‘

Mag der Erfolg des ersten ‚Krieg der Sterne‘ noch eine echte Überraschung gewesen sein, ist es der Erfolg der Fortsetzung keineswegs. George Lucas und Lucasfilm hatten die Weltraumsaga mit dem festen Plan begonnen nicht nur Filme zu veröffentlichen, sondern ein ganzes Universum darum herum. Und so waren es nicht nur Fanzines, die die Begeisterung über die nächsten Jahre am Laufen hielten, es waren auch die Macher selbst. Mit Comics, einem ersten Roman und jeder Menge Merchandise. Dabei hatte beim ersten Film niemand mit dem Erfolg gerechnet. Als Lucas dem Spielzeugriesen Mattel 1977 die Rechte für eine Figurenserie seines Films anbot, lehnte man dankend ab (später zeigte Mattel dann mit den ‚Masters of the Universe‘, dass es gar nicht mehr nötig war für Actionfiguren auf ein erfolgreiches Medienfranchise zu warten, man kann es einfach selbst erschaffen, eine Lektion die viele andere Hersteller aufmerksam verfolgten. Aber das ist eine andere Geschichte). Es war der relativ unbekannte Hersteller Kenner, der die Lizenz erwarb, dann selbst vom Erfolg überrascht wurde und kaum die Nachfrage befriedigen konnte. Spielberg mag mit ‚Der Weiße Hai‘ den Blockbuster begründet haben, Lucas hat gezeigt, wie man auch ohne einen Film die Hype-Maschine am Laufen hielt. Da wird es ihn vermutlich nicht allzu sehr grämen, dass er bei Irvin Kershners Film, der allgemein als der beste der originalen Trilogie gilt, das geringste kreative Input hatte. Der Film blieb dem Original in vielen Dingen treu, etwa den Mono-Biom-Planeten, erweiterte das Universum aber um beliebte Charaktere wie den weisen Muppet-Jedi-Meister Yoda, den eleganten Capeträger Lando und Fanfavorit und Kopfgeldjäger Boba Fett, der sich durch wahrlich beeindruckendes Herumstehen auszeichnet. Auch verkomplizierte er die allzu simple gut/böse Stellung durch gewisse Enthüllungen, die heute kaum noch Spoiler sind, die ich hier trotzdem nicht nenne. Vor allem aber lieferte er unglaubliche Schauwerte. Von der gigantischen Schlacht auf dem eisigen Planeten Hoth über riesige Weltraumtiere und Hans Pilotentricks bis zu einer Minenstadt, die über einem Gasriesen schwebt. Und so würde der Nachschub an neuen Geschichten und neuen Spielzeugen auch bis zum dritten Film und weit, weit darüber hinaus nicht abreißen, die Hype-Maschine quasi ein Perpetuum Mobile werden.

Und das waren sie, die Top Ten von 1980. Vier der Filme sind europäische Produktionen, wobei sowohl der Spencer als auch der Hill Film in den USA gedreht wurden und sich beide sehr um eine amerikanische Wirkung bemühen. Einer der vier ist eine deutsche Produktion. Dazu kommt mit ‚Mad Max‘ ein australischer Film. Die anderen fünf sind US-Produktionen. Das sind zwei europäische Produktionen weniger als im letzten Jahr. Lässt sich hier bereits ein Trend zur Amerikanisierung der Charts erkennen? Ich meine, dafür haben wir noch deutlich zu wenige Datenpunkte. Spannend ist, dass viele Filme, über die man heute weit mehr redet als viele von denen, die es in die Charts geschafft haben, weiter unten stehen. ‚Blues Brothers‘ etwa steht auf Platz 13. ‚Shining‘ auf Platz 14. ‚Das Leben des Brian‘ auf Platz 21. Der erste ‚Star Trek‘ Film gar nur auf Platz 26. Und ‚Freitag der 13te‘ auf Platz 39. Aber gut, da war auch noch Jasons Mutti der Mörder und Horror hatte es in Deutschland noch nie leicht und die Reihe würde, sofern nicht indiziert, ihr Publikum eh erst auf VHS finden. Positiv überrascht hat mich, wie erwähnt, die Platzierung von ‚Mad Max‘. Ansonsten war ich überrascht, wie viele Filme ich gar nicht kenne, oder ewig nicht gesehen habe. Ich kann jetzt schon versprechen, dass das im nächsten Jahr besser wird.

Mein Plan für diese Reihe ist momentan jeden Monat ein Jahr zu behandeln. Sollte das nicht klappen (was wahrscheinlich ist) würde ich dennoch gern zumindest die 80er in diesem Jahr behandeln. Wir werden sehen was passiert, aber das ist der augenblickliche Plan.