Weiter geht es mit der oberen Hälfte der westdeutschen Kinocharts von 1981 (Platz 10 bis 6 hier), auf Grundlage der Liste von chartsurfer.de.
- ‚Das Boot‘
Was kann ich zu ‚Das Boot‘ noch groß sagen? Wenn Ihr Lust auf einen U-Boot-Film verspürt und etwa vier Stunden Zeit habt, dann gibt es kaum eine bessere Empfehlung als Wolfgang Petersens Verfilmung von Lothar-Günther Buchheims gleichnamigem Roman. Ohne großes Pathos und handwerklich hervorragend inszeniert. Buchheim selbst war mit dem Film zwar nie wirklich zufrieden, doch hat das dem Erfolg keinen Abbruch getan. Für Regisseur Petersen und „Herrn Kaleun“ Jürgen Prochnow war er das Tor nach Hollywood. Für eine ganze Reihe (damals) junger Schauspieler war es ein erheblicher Karriereschub, von Martin Semmelrogge über Jan Fedder und Ralf Richter bis zu Herbert Grönemeyer, obwohl für den ein Durchbruch anderer Art vor der Tür stand. Interessant ist, dass die ursprüngliche Kinoversion nur dort und ein Jahr später auf einer ersten VHS Veröffentlichung zu sehen war. 1984 fertigte Petersen eine Version als Fernsehminiserie an, die zuerst auf der BBC, ein Jahr später in Deutschland zu sehen war. Sie bestand aus 3 Teilen zu je etwa 100 Minuten. 1987 schnitt er eine weitere Serienversion, jetzt mit 6 Teilen, zu je gut 50 Minuten. Diese wurde vor allem um Kommentare aus dem Off von Grönemeyers Kriegsberichterstatter Werner erweitert. Zu sehen war nun quasi nur noch diese Version. Die originale Filmversion wurde im Fernsehen nicht gezeigt. 1997 kam ein Directors Cut in die Kinos, der den ursprünglichen Film um Szenen aus der Serie erweitert. Es sollte bis zur Jubiläums-BluRay 2011 dauern, bis es eine neue Veröffentlichung der ursprünglichen Kinoversion gab. Das sind ja beinahe ‚Star Wars‘ Verhältnisse! Apropos Lucas, es gibt eine Verbindung zu ‚Jäger des verlorenen Schatzes‘: Steven Spielberg lieh sich eine 1:1 Modell und ein 11 Meter langes tauchfähiges, fernsteuerbares Modell des ‚Boots‘ von der Bavaria Film für die U-Boot Szenen in seinem Film aus.
- ‚Christiane F. – Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo‘
1978 veröffentlichten die Stern Redakteure Kai Hermann und Horst Rieck ihr Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Darin schildern sie die Situation jugendlicher Drogenabhängiger in Westberlin, am biografischen Beispiel der damals 15jährigen Christiane Felscherinow. Das Buch stieß auf erhebliches Interesse, war 95 Wochen, von 1979 bis 1981 auf Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste. Produzent Bernd Eichinger sicherte sich die Filmrechte. Und sicherte sich zusätzlich die Mitarbeit von David Bowie, der Szenen eines Konzerts, das Christiane besuchte, für den Film nachstellte und für den Soundtrack seine „berliner Periode“ zur Verfügung stellte. Regisseur Uli Edel zeigt ziemlich ungeschönt das Leben einer jugendlichen Drogenabhängigen. Vom Fixen über das High und die Not das Geld für den nächsten Schuss zu beschaffen, sei es auf kriminelle Weise oder über Prostitution. Auch die grausigen Nebenwirkungen eines kalten Entzuges zeigt der Film recht deutlich. Da verwundern mich ehrlich gesagt einige zeitgenössische Kritiken, die hier eine Verherrlichung des Drogenkonsums gesehen haben wollen. Aber womöglich zeigt Edel das Westberliner Arbeitermilieu einfach als so trostlos, dass sich mancher fragt, wie man es ohne Drogen überstehen soll. Schocken wollte der Film wohl ohnehin vor allem die Elterngeneration. Die Teenager in Christianes Alter sind wohl eher wegen Bowie in den Film gegangen. Die Darstellerin der Christiane, die damals 13jährige Natja Brunckhorst, wurde direkt vom Schulhof gecastet. Sie und ihre Familie wurden durch die folgende extreme Medienaufmerksamkeit allerdings vollkommen überrascht und mussten Berlin verlassen. Heute ist Brunckhorst vor allem als Drehbuchautorin tätig.
- ‚James Bond 007 – In Tödlicher Mission‘
Dieser Film fällt vor allem dadurch auf, dass er mit einem für Bond ungewohnten und etwas verwirrenden Kontinuitätsmoment beginnt. Bond (Roger Moore) besucht das Grab seiner Frau. Der Frau, die George Lazenby-Bond in ‚Im Geheimdienst ihrer Majestät‘ geheiratet hatte und die dort getötet wurde. In genau dem Film, in dem Lazenby-Bond bemerkt, als eine Frau schreiend vor ihm davonläuft, „das wäre dem anderen (Sean Connery) nie passiert“. Sind die Bonds nun also verschiedene Personen oder immer der gleiche nur von anderen Darstellern verkörpert? Hier widersprechen sich die zwei Filme meiner Meinung nach völlig. Egal, danach wirft Bond Blofeld mit einem Helikopter in einen Industrieschlot. Das ist immerhin was. Der Rest ist nach ‚Moonraker‘ die Rückkehr zum bondschen „Realismus“ oder was man halt so nennt. Ein Steuercomputer für Atomraketen wurde gestohlen, belgische Gangster und griechische Reeder sind darin verwickelt und die Russen sind böse. Sicher besser als ‚Moonraker‘ aber Wasser trat die Reihe dennoch, ohne damit noch große Wellen zu machen, um mal zwei Bilder arg durcheinander zu werfen.
- ‚Auf Dem Highway Ist Die Hölle Los‘
Wer enttäuscht war, dass Moores Bond in ‚In Tödlicher Mission‘ mehr Ente als Aston Martin fuhr, der wurde hier entschädigt. Denn Moores Teilnehmer am Rennen „Cannonball Run“ fuhr einen, nach Bond-Manier mit allerlei Tricks versehenen, Aston Martin. Überhaupt spielte der Film mit dem Ruf seiner Stars, wenn die Ratpack-Mitglieder Dean Martin und Sammy Davis jr. etwa als (meist besoffene) katholische Priester verkleidet teilnehmen. Oder Peter Fonda den Boss einer Motorradgang gibt. Auch ein früher Hollywoodausflug von Jackie Chan (und Sammy Hui) im Raketen-Subaru ist hier zu sehen. Hauptcharakter ist aber am ehesten Burt Reynolds. Der fährt mit seinem Gefährten Victor (Dom DeLuise) (der sich gelegentlich in den Superhelden Captain Chaos verwandelt) einen Krankenwagen, um bei dem illegalen rennen nicht von der Polizei gestoppt zu werden. Dafür haben sie sogar einen Arzt (Dr. van Helsing…) im Gepäck. Die Handlung beschränkt sich darauf von A nach B zukommen. Das reicht aber auch liefert der Film doch genügend Klamauk, Stars und komische Situationen um absolut unterhaltsame 90 Minuten zu bescheren.
- ‚Cap Und Capper – Zwei Freunde Auf Acht Pfoten‘
Diesmal ist Disney nicht mit einer Wiederaufführung vertreten, sondern tatsächlich mit einem neuen Film. Und wir sehen, Disney mag in der Krise stecken, am Erfolg in Deutschland mangelt es aber definitiv nicht. Der seit den 60ern für die deutsche Bearbeitung von Disneyfilmen zuständige Heinrich Riethmüller lieferte hier seine letzte Arbeit in dieser Richtung ab. So erfolgreich war er, dass er in den 70ern die älteren Disneyfilme einer neuen Bearbeitung unterziehen durfte. In gewissem Sinne dürfte er also unser aller Kindheit geprägt haben. Das gilt für mich im Besonderen für diesen Film um die Freundschaft zwischen einem Jagdhund (Capper) und einem Fuchs (Cap), deren Freundschaft durch ihre konträren Positionen in der Welt natürlich auf harte Proben gestellt wird. ‚Cap und Capper‘ war, in einer späteren Wiederaufführung, der erste Film, den ich mit meinem Vater im Kino gesehen habe. Wer weiß also wie viel Verantwortung dieser Film für meine heutige Liebe zu dem Medium trägt. Deswegen will ich auch gar nicht allzu viel zu dem Film sagen. Er gilt nicht eben als ein großer Wurf Disneys, oft wird ihm, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, vorgeworfen ein ziemliches ‚Bambi‘-Derivat zu sein. Mir egal, es war mein erster Kinofilm und damit natürlich eine absolut verdiente Nummer 1. Danke Disney, danke Heinrich Riethmüller und vor allem natürlich danke Papa!
Und das waren die Top 10 des Jahres 1981. Vier europäische Produktionen (fünf, wenn man Bond dazu rechnet), zwei davon deutsche Filme. Dazu ein israelischer und vier oder fünf amerikanische, je nachdem wie man Bond betrachtet. Das entspricht in etwa der Statistik des letzten Jahres, nur dass diesmal zwei deutsche Produktionen hoch in den Charts waren. Die größte Überraschung für mich war die Platzierung von ‚Die Klapperschlange‘. Mir war nicht bewusst, dass der Film hier in Deutschland ein solcher Erfolg war. Freut mich aber, denn mit Carpenter macht man nix falsch (zumindest in den 80ern…). Disney bleibt sehr stark in den Charts vertreten, selbst ohne Wiederveröffentlichung eines Klassikers. Auch sehe ich in diesem Jahr keine Produktionen bei denen es mich allzu sehr wundert, dass sie es nicht in die Top 10 geschafft haben. ‚Flash Gordon‘ ist immerhin auf einem achtbaren Platz 11. ‚Superman II‘ auf Platz 14 zeigt das Deutschland der frühen 80er nicht eben Superheldenbegeistert war. Und ‚Excalibur‘ auf Platz 18 zeigt, dass selbst ein guter König Artus-Film hier eher für Achselzucken als Ritterbegeisterung sorgt. Robert Altmans berüchtigter Flop ‚Popeye – der Seemann mit dem harten Schlag‘ dümpelt auf einem fast tragischen 50sten Platz dahin. Das ist aber auch ein faszinierend unangenehmer Film, über den ich irgendwann mal mehr schreiben will. Doch lange vorher wird es nächsten Monat erst mal mit 1982 weitergehen.
Vielleicht wollt Ihr mir bis dahin in den Kommentaren erzählen, was Euer erster Kinobesuch war und ob Ihr ihn immer noch mögt.