Die merkwürdige Zeit „zwischen den Jahren“ ist angebrochen. Die Zeit für den hoffnungsvollen Blick nach vorne und den prüfenden Blick zurück. Der soll heute bei den 5 Besten am Donnerstag auf das Filmjahr 2017 gerichtet werden. Denn Gorana fragt uns heute nach den 5 Besten Filmen, die wir dieses Jahr gesehen haben. Und da es um unser persönliches Filmjahr geht müssen die Filme nicht zwangsläufig aus 2017 sein.
Bevor es losgeht, möchte ich hier noch einmal die Chance nutzen allen Besten am Donnerstags-Teilnehmern und meinen sonstigen Lesern einen guten Rutsch in ein erfolgreiches und glückliches 2018 zu wünschen!
Die Reihenfolge ist nicht wertend, sondern nach Veröffentlichungsjahr!
Julia Ducournaus beeindruckendes Kinofilm-Debut befasst sich mit verschiedenen Formen tief verwurzelten Hungers. In symbolbeladenen, eleganten Bildern schafft der Film eine unentrinnbare Atmosphäre, in der Hauptdarstellerin Garance Marillier sich in jeder Hinsicht traumhaft bewegt. So viel besser als ein Campus-Kannibalenfilm sein dürfte!
Park Chan-wook adaptiert eine britische Gothic-Novel im japanisch besetzten Korea der 30er Jahre. In zutiefst beeindruckend inszenierten Bildern beweist sich Park hier als einer der besten derzeitigen visuellen Geschichtenerzähler. Er verliert sich nie in seinen absolut detailverliebt inszenierten Szenen, er nutzt jeden Moment, um seine Geschichte voranzubringen. Ein großartiger, beeindruckender Film!
Noch ein Debut. Der in England lebende Exil-Iraner Babak Anvari lässt seinen Horrorfilm im Teheran der 80er Jahre spielen, wo eine irakische Rakete eine böse Wesenheit mit sich zu bringen scheint. Realer und übersinnlicher Horror ergänzen sich hier auf faszinierende Weise und Anvari zeigt wie viel mehr Effekt man mit einfachsten Mitteln erreichen kann, wenn man die Situation nur mit genug Sorgfalt und Geduld inszeniert.
Jacqueline Kennedy schildert eine Woche nach dem Mord an JFK die Geschehnisse der letzten Tage. Regisseur Pablo Larrain lässt in diesem Film Natalie Portman allen Raum, den sie braucht um die Rolle, oder eher die Rollen, der Jackie Kennedy auszufüllen. Portman liefert hier die wohl nuancierteste, stärkste Darstellung ihrer Karriere, während Larrain perfekt weiß, die Momente der Einsamkeit und Isolation zu inszenieren. Trauer, Macht, die Abwesenheit von Macht, Geschichte und Mythologie sind die Themen die der Film hervorragend präsentiert.
In zwei Zeitebenen schildert der Film die Geschichte des Schamanen Karamakate, der den Kautschuk-Boom im Amazonasgebiet zum Anfang des 20. Jahrhunderts er- und überlebt. Ciro Guerra inszeniert seinen Film in kontrastreichen schwarz-weißen Bildern, eine scheinbar irrsinnige Entscheidung bei einem Film, der im Dschungel spielt. Und doch unterstützt der Mangel von Farben die Kraft der Bilder, die uns relativ schonungslos die Auslöschung oder Pervertierung indigener Kulturen im Namen des Geldes vor Augen führt. Dass es dem Film gelingt diesem Thema letztlich weniger mit Zorn, sondern einer zutiefst poetischen Weltsicht gegenüber zu stehen, darf als seine besondere Leistung gesehen werden.
Da es mir sehr, sehr schwer gefallen ist, mich auf 5 Filme zu beschränken, seien hier als ferner liefen genannt:
‚Free Fire‘, ‚Wo die wilden Kerle jagen‘, ‚Logan‘, ‚Kubo der tapfere Samurai‘, ‚Personal Shopper‘, ‚Blade Runner 2049‘