‚Stirb Langsam‘ (1989) – „Schieß den Fenster!“

Hey Leute, Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe da diesen Film entdeckt, der quasi ein Weihnachtsfilm, gleichzeitig aber einer der besten Actionfilme aller Zeiten ist! Okay, nein, ich habe ihn nicht entdeckt und so ziemlich jeder, der über Filme schreibt, dürfte über ‚Stirb Langsam‘ geschrieben haben. Vermutlich so um Weihnachten herum. Er ist quasi der Weihnachtsfilm für Leute, die mit dem typischen Weihnachtsfilm nichts anfangen können. Und für Leute, die weihnachtliches Fußtrauma sehen möchten, denen Kevin MacAllister aber doch ne Nummer zu brutal ist. Er war allerdings zu seiner Zeit ein Wendepunkt im Actiongenre. Dessen Auswirkungen über Jahrzehnte in Film und sogar Videospiel spürbar waren. Ich bin sicher, jeder von Euch hat ihn eh so etwa drei Mal gesehen, aber schauen wir mal, ob ich ihm den einen oder anderen originellen Gedanken abringen kann.

Der New Yorker Polizist John McClane (Bruce Willis) besucht seine getrennt lebende Ehefrau Holly (Bonnie Bedelia) in L.A.. Genau genommen auf einer Weihnachtsfeier ihres Arbeitgebers (einer dieser Weihnachtsfeiern, wie es sie nur im Film gibt, an Heilig Abend) im nur etwa halb fertig gestellten Hochhaus Nakatomi Plaza. Das Gebäude und die Weihnachtsfeier werden von Terroristen (eigentlich Dieben) unter der Führung von Hans Gruber* (Alan Rickman) übernommen. Nur John entgeht der Geiselnahme und nimmt den Kampf gegen die Ganoven auf, während er versucht Hilfe zu rufen. Doch die einzig freundliche Antwort darauf stammt von Streifenpolizist Al Powell (Reginald VelJohnson).

Regisseur John McTiernan hat sich am typischen 80er Jahre Hollywood Actionhelden ziemlich abgearbeitet. 1987 machte er in ‚Predator‘ eine Gruppe Supermachos zu Opfern eines außerirdischen Slasher-Killers. 1993 war seine Persiflage ‚Last Action Hero‘ für viele fast zu überdeutlich. Aber wirklich beendet hat er die Zeit der unverwundbaren One-Man-Army Superkiller wohl mit ‚Stirb Langsam‘. Klar, Willis‘ McClane besiegt immer noch ein gutes Dutzend schwer bewaffneter Widersacher im Alleingang, aber er nutzt dafür Hinterhalt, Cleverness, seine ihm eigene entnervende Persönlichkeit, Glück und Improvisation. Und meine Güte, muss er unterwegs einstecken! Das ist kaum zu vergleichen etwa mit Schwarzeneggers John Matrix, der Hundertschaften von Gegnern niedermäht, die seine Kleiderschrank-ähnliche Physis mit Stormtrooper-hafter Sicherheit verfehlen. Umso erstaunlicher, dass ‚Stirb Langsam‘ ursprünglich mal als eine Fortsetzung eben von ‚Phantom Kommando‘ angedacht war. Ich habe nicht die blasseste Ahnung, wie das hätte funktionieren sollen. Der Film wäre wohl nach 20 Minuten vorbei, wenn Gruber, begleitet von einem Oneliner, vom Dach fliegt.

Doch hier dauert es ganze zwei Stunden. Zwei Stunden der Hochspannung und zwei Stunden der Tortur für McClane. Das ist zwar recht revolutionär, doch man kann sich vielleicht fragen, wo hier, im Vergleich zu den anderen zwei oben genannten McTiernan-Filmen denn das parodistische Element ist. Und das ist, zugegeben, schwerer auszumachen, man muss es fast annehmen. Sicher, der Film macht sich immer wieder direkt über Autorität lustig. Autorität, die den Weg des Frontalangriffs wählt („You macho assholes!“, wie McClane es ausdrückt). Aber das eigentliche, parodistische Element liegt noch tiefer. Denn McTiernan nutzt Weihnachten hier nicht einfach als Hintergrund, wie Shane Black es immer wieder tut. ‚Stirb Langsam‘ ist ein Weihnachtsfilm, in dem die Helden ihr Heil durch Gewalt finden. McClane fällt, kaum dass er Holly wiedertrifft, in die alten Routinen, die ihre Ehe zerrüttet haben. Er muss erst die brutalen Geiselnehmer besiegen und dabei selbst schwer leiden, bevor er Holly zurückgewinnt. Und Gruber besiegt er, indem er Hollys Rolex, das Symbol, ihres beruflichen Erfolges, löst. Noch viel deutlicher wird dieses Heil durch Gewalt aber an Al Powell. Der hat ein Kind erschossen und kann, aufgrund der Schuld, seitdem seine Waffe nicht mehr einsetzen. Doch als am Ende des Films einer der Terroristen ein letztes Mal aufspringt ist es Powell der ihn erschießt, was der Film mit anschwellender Musik als Weihnachtswunder inszeniert. Hurra, Sgt. Powell kann wieder töten, Frohe Weihnacht! Dies in Bezug auf DAS Fest des Friedens kann ich eigentlich nur als ziemlich finstere Satire lesen. Kann man aber sicher auch anders sehen, denn typische reaktionäre Motive der Reagan-Zeit sind hier auch zu finden. Die Japaner, die die amerikanische Wirtschaft übernehmen und feministische Frauen, die einfach selbst Karriere machen wollen, was den Mann zutiefst verstört.

Aber nichts vom oben genannten ist, was die Faszination des Films ausmacht. Wobei es McTiernans filmemacherische Qualitäten unterstreicht, dass man nichts vom oben genannten hinterfragt. Aber was den Film wirklich ausmacht, das sind die hart inszenierten Action-Szenen, die cleveren Stealth-Taktiken, die McClane anwendet und die gekonnt inszenierten Suspense-Momente. Hier sei stellvertretend der Moment genannt, wenn sich Gruber gegenüber McClane als Geisel ausgibt. Es ist aber auch ein wirklich cleveres Drehbuch, eine Art Musterbeispiel an Setup und Payoff. Alles was der Film etabliert und wenn es auch noch so unwichtig wirkt, wird später seine Bedeutung bekommen. Die Dialoge sind ebenfalls für einen Actionfilm äußerst gelungen und haben den Darstellern gewissen Raum zur Improvisation gegeben. Was direkt zu den Darstellern selbst führt, wo natürlich allen voran Willis und Rickman zu nennen sind. Die geben hier ein wunderbares Zerrspiegelbild ab. Auf der einen Seite der klassisch gebildete, eiskalte Mörder Rickmans, auf der anderen Willis‘ rotziger, aber gutherziger Prolet. Rickman darf sich dabei als höhnischer Mistkerl gerieren, wie es kaum einer außer ihm konnte. Und Willis gibt einen interessanten Helden, der nichts weniger gerne tun würde als die Verantwortung der Situation an irgendwen anders abzutreten. Leider sind alle anderen komplett unfähig. Erwähnt gehören aber auch Bedelia, deren Holly sich auf ihre Weise gegen Gruber behauptet, der wunderbare Reginald VelJohnson als Powell, als einziger Ansprechpartner für McClane und, viel zu oft vergessen, Hart Borchner als widerwärtige, aber letztlich tragische Koksnase Ellis.

Ich mag ja immer Filme sehr gern, die einen Ort nachvollziehbar etablieren und dann damit spielen. John Carpenter etwa war sehr gut darin. Doch McTiernan und Kameramann Jan de Bont liefern hier eine Meisterklasse darin ab. Nakatomi Plaza (man vergebe mir das Klischee) wird so selbst zu einem Hauptdarsteller. Es ist faszinierend wie distinkt die Bereiche des Gebäudes sind. Die vergitterte Tiefgarage. Die brutalistische Lobby, mit ihren riesigen Betonplatten. Das überschwänglich ausgestatte Stockwerk 30, mit seinem japanischen Garten und eleganten Büros. Die Stockwerke drunter mit ihren schmucklosen Büros. Die Stockwerke drüber, die noch Baustelle sind. Bis hoch zur Gebäudetechnik unter dem Dach und dem Dach selbst. Selbst wenn man mal unaufmerksam war, reicht ein Blick auf den Fernseher und man weiß sofort wieder wo man ist. Die Verwendung eines Pin-Up-Girls als Wegmarke zeigt dann den Humor des Films. Zum Ende hin verändert der Film die bekannte Geographie des Gebäudes durch wiederholte Explosionen mehr und mehr. Toll! In meinen Augen ist genau das einer der Hauptgründe, warum ‚Stirb Langsam‘ so viel besser funktioniert, als seine zahllosen Epigonen in den 90ern, die die Struktur „einsamer Held in geschlossenem Ort vs. Terroristen“ übernahmen. Da brauchte es schon Jan de Bont selbst um mit der Variation ‚Speed‘ ein ähnliches Niveau zu erreichen.

Das Niveau von ‚Stirb Langsam‘ hat auch keine seiner Fortsetzungen erreicht. Am nächsten kam noch ‚Stirb langsam: Jetzt erst recht‘, McTiernans eine Rückkehr zum Franchise. Aber gerade die späteren Teile verstehen nicht, dass ‚Stirb Langsam‘ nicht funktioniert, wenn McClane ein Terminator, ein unverwundbarer Superheld ist. Die Faszination seines Charakters ist gerade seine Verletzlichkeit. Sein reagierendes, impulsives und gelegentlich dummes Handeln. Kurz, seine Menschlichkeit.

Natürlich empfehle ich ‚Stirb Langsam‘. Alle, mit dem kleinsten Interesse für Actionkino kommen um den Film gar nicht herum. Er hat das Actionkino für lange Jahre definiert, bis die Superhelden übernommen haben. Er hat Bruce Willis Karriere geprägt. Und er ist, auf seine eigene, tief schwarzhumorige Weise, ein Weihnachstfilm.

*in der deutschen Synchro werden die (angeblichen) deutschen Terroristen der holprig benannten „Radical West-German Volksfrei Movement“ in englisch-namige, vermutlich Iren umgedeutet. Was seinerseits ziemlich holprig wird, wenn sich John die originalen Namen auf den Unterarm schreibt. Aber hey, der Film ist eh bei europäischer Staatenkunde nur so mittel. Helsinki ist nicht Stockholm! Yippie-ki-Yay, Melonfarmers!

‚Last Action Hero‘ (1993) – „The famous comedian Arnold Braunschweiger“

Hier haben wir ihn also, Arnold Schwarzeneggers größten „Flop“. Natürlich hat er dennoch eine ganze Menge Geld eingespielt, aber Kritik und Publikum standen ihm zutiefst ablehnend gegenüber. Zumindest in den USA, weit weniger in Europa. Das hatte in Amerika wohl auch weniger mit dem Film an sich, als mit der absoluten Überheblichkeit zu tun, mit der Sony Pictures und Columbia ihren Film behandelt haben. Doch dazu weiter unten mehr, jetzt erst einmal eine Zusammenfassung für die zwei Leute, die den Film nicht kennen.

Der 11jährige Danny (Austin O’Brien) ist ein Riesenfan von Actionheld Jack Slater, gespielt von Arnold Schwarzenegger. Selbst die Schule schwänzt er, um im alten, heruntergekommenen Kino von Nick (Robert Prosky) seine Filme zu sehen. Als Nick ihm offenbart, dass er ihn nicht nur in eine Vorabvorführung von ‚Jack Slater IV‘ bringen kann, sondern ihm auch ein angeblich magisches Ticket von Harry Houdini schenkt, ist Danny begeistert. Das Ticket besitzt tatsächlich übernatürliche Qualitäten und versetzt Danny in den Film zu seinem Idol Slater. Hier funktioniert die Welt nach Gesetzen und Klischees des Actionfilms. Da Danny diese gut durchschaut hat, kann er Slater helfen seinen Widersacher, den Killer Benedict (Charles Dance) zu stellen. Dem gelingt allerdings mit dem Ticket die Flucht in die reale Welt, verfolgt von Slater und Danny. Als Benedict bemerkt, dass man in der Realität durchaus mit Mord davonkommen kann, schlussfolgert er, dass wenn er Arnold Schwarzenegger beseitigt, es auch keinen Slater mehr gibt, der ihm im Weg stehen könnte.

In meiner Besprechung zu ‚Phantom Kommando‘ habe ich geschrieben, dass ein gewisses Augenzwinkern immer einen guten Teil des Charmes von Arnold Schwarzeneggers „Äkschn“ ausgemacht hat. In den 90ern merkte man dies wohl auch in Hollywood und steckte ihn in eine ganze Reihe von Komödien, die mal mehr, mal weniger gut funktionieren. Der beste Vertreter ist für mich ‚Last Action Hero‘. Ist es ein Film ohne jegliche Probleme? Oh Mann, wahrlich nicht! Aber er hat eine interessante Grundprämisse, die recht clever umgesetzt wurde und, für mich, einige der besten schauspielerischen Momente von Schwarzenegger (ob das nun ein großes Kompliment ist, muss jeder selbst entscheiden) und schafft einen Balanceakt zwischen Idolisierung und Persiflage seines öffentlichen Bildes.

Actionfilme sind simpel, das macht der Film von Anfang an klar, indem der 11jährige Danny sie bereits vollständig durchschaut hat. Typische Klischees wie die Unsterblichkeit des Hauptcharakters („Nur eine Fleischwunde!“), den herumbrüllenden Polizei-Captain und den älteren Kollegen, der 2 Tage vor dem Ruhestand in die Luft fliegt. Aber auch so etwas wie Typecasting durchschaut Danny. Wenn er in einem Freund Slaters Schauspieler F. Murray Abraham erkennt, dann warnt er Slater, dem sei nicht zu trauen, der habe Mozart (oder Moe Zart, wie Slater, der in seiner Actionwelt noch nie Klassik gehört hat, glaubt) ermordet! Natürlich hat er Recht. Der Film setzt seine Parodie allerdings weniger wie ein Skalpell ein, sondern, passend zu Arnie, wie eine Schrotflinte. Daher trifft bei weitem nicht jeder Gag. Oder vielleicht verstehe ich einfach nicht, was eine Cartoonkatze oder eine Biowaffe in einer furzenden Mafiosoleiche nun mit dem Actionkino der späten80er/frühen 90er zu tun haben (letztere Szene wird allerdings allein dadurch schon wieder lustig wie ewig lang sie geht).

Und gerade wenn der Parodie endgültig die Puste auszugehen droht, wechseln wir über in die wirkliche Welt. Hier ist nun Slater der Fisch aus dem Wasser, der damit klar kommen muss, dass seine Fähigkeiten hier nicht funktionieren. Aber wichtiger noch, der einsehen muss, dass sein immer verrückter und finsterer werdendes Leben, sogar der Tod seines Sohnes, der Unterhaltung eines Publikums dient („Das sind Sequels, die müssen verrückter werden!“). Wenn er auf Schwarzenegger trifft, der sich hier selbst als oberflächlichen Idioten, vornehmlich daran interessiert sich selbst und seine „Plane Hollywood“ Restaurants in Szene zu setzen, spielt, dann hat er ihm nur eines zu sagen: „You have brought me nothing but pain.“ In genau diesen Momenten legt Schwarzenegger denn auch all seine Ironie ab und spielt sie erstaunlich direkt und glaubhaft. Natürlich geht direkt danach der Irrsinn weiter.

Danny ist wie eingangs erwähnt absolut notwendig für den Film. Einerseits um zu zeigen, wie simpel die Filme sind, andererseits aber auch um ihren Wert als Eskapismus in einer alles anderen als perfekten Situation zu zeigen. Danny verleiht dem Film ein Stück weit Herz. Leider überquert Austin O’Brien häufiger die Grenze zur Nervigkeit und gerade wenn man ihn mit Eddie Furlong aus ‚Terminator II‘ vergleicht, macht er als Arnie Sidekick nur eine mäßige Figur.

Absolute Highlights des Films sind die Ganoven. Charles Dance macht unglaublich viel Spaß als Benedict, der allem und jedem mit absoluter Verachtung begegnet, etwas, das kaum einer besser kann als Dance. Er bekommt auch einige der besten Gags. Sei es subtil, etwa wenn er, kurz bevor er tatsächlich die Grenze zwischen Film und Wirklichkeit durchbricht, mehrfach die „vierte Wand“ durchbricht, indem er direkt in die Kamera schaut. Oder weniger subtil, wenn er in der Wirklichkeit jemanden erschießt und lautstark nach der Polizei ruft, die zu seiner Freude, nicht kommt. Und Tom Noonan ist natürlich wunderbar creepy als Südwester tragender Ripper!

Regisseur John McTiernan (‚Stirb Langsam‘) und Autor Shane Black (‚Lethal Weapon 2‘ und die frühere McTiernan Kollaboration ‚Predator‘) wissen durchaus wo sie die Hebel ansetzen müssen, um das meiste aus ihrer Parodie herauszuholen. Manchmal übertreiben sie es jedoch. Der Film ist mit 2 Stunden und 10 Minuten ein ganzes Stück zu lang. Und man sieht problemlos Material, das gestrichen werden kann. Etwa eine längere Sequenz mit Ian McKellen als Tod aus Bergmans ‚Das siebente Siegel‘. Die ist weder sonderlich lustig, noch bringt sie die Handlung weiter. Allerdings wäre einem weiteren Durchgang im Schnittraum wahrscheinlich auch der „Arnie als Hamlet“ Trailer zum Opfer gefallen und das wäre tragisch.

Hier sind wir dann auch bei der Überheblichkeit des Studios angekommen. ‚Last Action Hero‘ sollte unbedingt am 18. Juni 1993 in den USA erscheinen, um den Sommerblockbustererfolg  von ‚Terminator II‘ zu kopieren. Das bedeutete McTiernan und co. hatten nur 5 Wochen für Schnitt und Postproduktion zwischen Drehende und Premiere. Macht nix, in den Augen von Columbia und Sony konnte ein Arnie Film nicht scheitern. Man überlegte gar Werbefläche auf einer NASA-Rakete zu kaufen! Eine Testvorführung des Rohmaterials verlief grausig. Egal, wir haben Arnie! Und dann setzte Universal völlig überraschend ‚Jurassic Park‘ auf den 11. Juni. Nun versuchte Schwarzenegger (nach eigenen Angaben) selbst die Studiobosse zu überzeugen die Veröffentlichung zu verschieben, denn neben einem T.Rex sieht selbst der Steiermärker klein aus. Aber nein, ein Schwarzeneggerfilm scheitert nicht. Tat er am Ende wirklich nicht, spielte aber nur einen geringen Gewinn, gerade für einen Schwarzeneggerfilm, ein. Und auch wenn er von der US-Kritik zerrissen und als überlanger Sketch bezeichnet wurde, kam er anderswo besser an, wurde der Spagat aus liebevoller Hommage und Satire besser verstanden.

Und wenn er in ca. 5 Jahren an die Reihe für ein Remake kommt, dann würde er zwar in seiner hier vorliegenden Fassung überhaupt nicht mehr funktionieren, könnte aber als ‚Last Super Hero‘ vermutlich ziemlich gut auf aktuellere Sehgewohnheiten hin angepasst werden. Robert Downey jr. hat schließlich schon mehrfach mit Shane Black gearbeitet.

‚The Punisher‘ (1989) – Marvels frühe Filmversuche

Kommt mit auf eine Zeitreise ins Jahr 1988! Superheldenfilme sind hier alles andere als Mainstream. Wirklich erfolgreich war eigentlich nur DCs ‚Superman‘ von 1978, der bei Warner erschien. Und die Serie hat sich in den letzten 10 Jahren totgelaufen. Der vierte Film erschien im letzten Jahr gar bei Menahem Golan und Yoram Globus‘ Billigfilmschmiede Cannon Films. Doch zumindest hat DC gerade ein neues, heißes Eisen im Feuer. Nächstes Jahr soll ‚Batman‘ ins Kino kommen, gedreht von einem aufregenden neuen Regisseur namens Tim Burton! Man darf gespannt sein! Wie bitte? Marvel? Was für Filme Marvel in petto hat? Öh, da muss ich nachgucken. Tja, im Fernsehen waren sie vor ein paar Jahren ganz erfolgreich, mit einem grün angemalten Lou Ferrigno als ‚Hulk‘. Aber im Kino?

Na gut, George ‚Star Wars‘ Lucas hat 1986 ‚Howard The Duck‘ gedreht. Der Film hat ca. 5 Leuten mit erstaunlicher Vorliebe für Entenbrüste gefallen, für alle anderen ist er zur Pointe geworden. Die Rechte an ‚Spider-Man‘ und ‚Captain America‘ sind ohne Umwege über ein größeres Studio direkt bei Cannon Films gelandet. Und ob die überhaupt rauskommen ist mehr als fraglich, denn Cannon hat sich letztes Jahr (1987) mit dem Spielzeugfilm ‚Masters of the Universe‘ und dem Sylvester Stallone Armdrück-Epos ‚Over the Top‘ zwei verdammt teure Flopps eingefahren und es ist fraglich, ob sie das überstehen. Oh halt, hier sehe ich etwas, das funktionieren könnte. Wenn etwas hier in den 80ern läuft, dann ist es laute Action voller Muskelmännern mit fetten Knarren. Und Marvels ‚The Punisher‘ könnte genau das liefern. Und die Rechte dafür liegen bei Roger Cormans ‚New World Pictures‘, also wird er definitiv laut. Sicher, billig aber vor allem laut. Mark Goldblatt dreht den derzeit mit Dolph Lundgren in der Hauptrolle in Sydney Australien (weil’s da billig (und vermutlich laut) ist). Reisen wir also zurück in unsere Zeit und schauen mal, was der kann.

Kurzer Einwurf, weil’s vermutlich auch heute noch kein Allgemeinwissen ist: im Comic ist der Punisher der ehemalige Polizist Frank Castle. Der musste mit ansehen, wie seine Frau und seine Kinder bei einem Picknick im Park zwischen eine Bandenschießerei gerieten und ermordet wurden. Er schwor nicht einfach nur den Banden Rache, sondern wollte alle „Schuldigen“ überall bestrafen. Mit einem großen Totenschädelsymbol auf der Brust und einem noch größeren Waffenarsenal macht er nun Jagd auf Verbrecher aller Art. Aufgrund seiner mörderischen Methoden gerät er dabei immer wieder mit Superhelden in Konflikt. Kurz, der Punisher ist Batman, wenn Batman statt Millionen auf dem Konto, eine NRA-Mitgliedskarte unter dem (natürlich stahlharten und überaus männlichen) Kopfkissen hätte. Jetzt aber zum Film.

125 Morde hat der mysteriöse Punisher in den letzten 5 Jahren begangen. Die meisten davon an Mitgliedern der italienischen Mafia von Atlanta. Die Polizei hat keine Spur, doch Detective Jake Berkowitz (Louis Gosset jr.) ist überzeugt, dass sein ehemaliger Partner Frank Castle (Dolph Lundgren) dahintersteckt. Dessen Familie ist durch eine Autobombe der Mafia ums Leben gekommen und auch Castle selbst gilt offiziell als tot. Währenddessen versucht Boss Gianni Franco (Jeroen Krabbe) die durch den Punisher geschwächten Mafiafamilien zu einen. Doch auch die Yakuza bemerkt die Schwäche der Mafia. In einem brutalen Schachzug versucht sie, unter Leitung von Lady Tanaka (Kim Miyori), die übrigen Mafiabosse zu neutralisieren. Indem sie ihre Kinder entführen. Der Punisher sieht sich nun dem Dilemma ausgeliefert, dass sein Wunsch die Schuldigen zu bestrafen, Unschuldige in Gefahr gebracht hat. Aber dieses Dilemma wird er lösen. Mit Handfeuerwaffen, Maschinengewehren, etwas Sprengstoff, Dolchen und der einen- oder anderen Garotte.

Lasst uns eines direkt klar machen: der Film ist nicht mehr und nicht weniger als, in meinen Augen, grundsolider Trash. Mark Goldblatt ist kein großer Regisseur. Am Aufbau seiner Figuren hat er bestenfalls mäßiges Interesse. Seine Qualitäten kommen aber zum Vorschein, wenn es knallt. Und zum Glück knallt es in dem Film sehr häufig. Und wenn er kein großer Regisseur sein mag, so ist er auf jeden Fall ein brillanter Cutter (‚Phantom Kommando‘, ‚Terminator‘ (1+2), oder ‚The Rock‘ etwa gehen auf seine Kappe). Daher läuft auch ‚The Punisher‘ mit einer solchen Verve ab, dass der Film gar keine Chance hat langweilig zu werden. Castles Hintergrundgeschichte etwa, bekommen wir in zwei Flashbacks, zusammen weniger als eine Minute präsentiert. Dann mäht er schon wieder reihenweise Mafiosi und Yakuza in derart übertriebenen Szenen um, dass man es nicht ernst nehmen kann und als pure Exploitation, als völligen Over The Top (aber ohne Armdrücken) Film begreifen muss. Und als solcher ist er toll. Auch wenn man das (vergleichsweise) geringe Budget von 9 Millionen Dollar durchaus gelegentlich bemerkt (das „Edelrestaurant“ der Mafia sieht ein wenig wie Muttis ausgebauter Keller aus).

Wie ist er als Comicverfilmung? Ich kenne den Punisher zu wenig um das wirklich zu sagen. Aber viel ist von der Figur schon dadurch nicht übrig, dass der Film auf das Totenschädelsymbol verzichtet. Nur am Knauf von Castles Dolchen taucht es noch auf. Für mich funktioniert der Punisher allgemein eigentlich nur als überzogene Exploitation (daher ist Lexi Alexanders vollkommen irrwitzig brutaler ‚Punisher : Warzone‘ auch der beste Film der Figur), denn wenn man diese Figur zu ernst nimmt, wird sie schnell ein wenig… unangenehm. Es ist allerdings interessant zu sehen, wie Goldblatt versucht, seinen Film an das Medium Comic anzunähern. Er schafft eine gewisse „Panel-haftigkeit“, indem er etwa die im Film reichlich vorkommenden Wurfgeschosse, von Dolchen bis Shuriken, immer wieder in Großaufnahme zeigt, bevor sie ihr Ziel finden. Eine typische Comic-Erzählweise. Man darf nicht vergessen, dass er ohne jedes Vorbild für einen solchen Comichelden drehte.

Ich überrasche wohl niemanden, wenn ich eröffne, dass Dolph Lundgren kein guter Schauspieler ist. Allerdings funktioniert er gut als schweigsames Monster, das dreckverschmiert aus der Kanalisation auftaucht. Ein mörderischer, bleicher Riese mit blutunterlaufenen Augen und verfilzten Lederklamotten. In der Mitte des Films scheint dann aber plötzlich die Entscheidung gefallen zu sein, er bräuchte Arnold‘sche Oneliner. Und für die fehlt Lundgren einerseits das Charisma und zur Figur passt es andererseits auch nicht. Das merkt der Film auch und sie verschwinden schnell wieder. Echtes Charisma und ein wenig Humor bringt Louis Gosset jr. In den Film ein. Und Jeroen Krabbe ist vermutlich der begabteste Darsteller, als Gangster zwischen Sorge um seinen Sohn und Machtwillen.

‚The Punisher‘ ist also kein ganz großer Comicfilm, aber ein toller 80er Actionreißer. Also der erste große Erfolg an der Kinokasse für Marvel? Nein. Denn New World Pictures geriet 1989 in eine Krise. Sie verkauften die amerikanischen Rechte des Films daher an Live Entertainment (heute Lionsgate). New Line brachte den Film in anderen Territorien ins Kino, etwa in Deutschland, wo er sofort auf dem Index landete. In den USA kam er hingegen nie ins Kino, weil Lundgren mit ‚Masters oft he Universe‘ und ‚Red Scorpion‘ unter Beweis gestellt hatte, dass er als „Leading Man“ nicht funktioniert. Live Entertainment brachte ihn erst 1991 auf Video heraus, wo er in der negativen Reaktion auf den ‚Captain America‘ Film (nicht von Cannon) unterging. Und Cannon gingen Pleite, bevor sie ‚Spider-Man‘ fertigstellen konnten. Ein Glück? Das müsst Ihr selbst entscheiden! Jedenfalls sollte es noch gut 10 Jahre dauern, bis Marvel auch an der Kinokasse Erfolge einfahren durfte.

Was bleibt ist ein spaßiger, dreckiger, billiger 80er-Knaller, der keine Comicverbindung braucht.

‚Phantom Kommando‘ (1985) – destillierte 80er Action

Wir alle haben ein Bild im Kopf, wenn wir an 80er Jahre Action aus Hollywood denken. Der muskelbepackte Überpatriot, der sein gigantisches Maschinengewehr in Horden und Horden von „unamerikanischen“ Feinden entlädt, ohne sich jemals um so mondäne Ideen wie „Nachladen“ oder „Deckung“ scheren zu müssen. Die wilde Actionszene endet dann mit mindestens einer, besser aber einer Reihe gigantischer Explosionen, die jeweils mindestens zwei Stuntleute durch die Luft fliegen lassen. Welcher Film trifft das Herz dieser Art von Action am besten? Viele werden sagen ‚Rambo 2‘ und die haben sicher nicht ganz unrecht. Ich meine, am besten trifft es ‚Phantom Kommando‘, denn der weiß exakt wie ernst er sich nehmen muss.

John Matrix (Arnold Schwarzenegger) ist ehemaliger Offizier einer US Spezialeinheit. Nun ist er im (Früh)Ruhestand, wo er mit seiner Tochter Jenny (Alyssa Milano) Angeln geht, Eis isst und Rehe füttert, was man eben so macht. Doch dann werden seine Männer nach und nach von einer unbekannten Gruppe ermordet. Bald tauchen sie auch bei Matrix auf. Es stellt sich heraus, dass sie unter Bennet (Vernon Wells) agieren, einem Mann, den Matrix wegen übertriebener Gewalt gefeuert hatte. Im Moment stehen sie im Sold von Arius (Dan Hedaya), dem ehemaligen Presidente des südamerikanischen Staates Val Verde. Der wurde mit Hilfe von Matrix‘ Einheit gestürzt. Nun haben Arius und Bennet Jenny in ihrer Gewalt und zwingen Matrix den amtierenden Staatschef von Val Verde zu ermorden, um Arius die Rückkehr zu erlauben. Zum Glück braucht Matrix nur etwa 5 Minuten, um seinen Aufpassern zu entwischen und macht dann Jagd auf Bennet und seine Männer, um Jenny zu befreien. Hilfe bekommt er dabei von Stewardess Cindy (Rae Dawn Chong).

Als dieser Film ins Kino kam, war Arnold bislang für zwei Rollen bekannt: Conan und den (bösen) Terminator. Dieses ist der Film, wo er einen großen Teil seiner Actionfilm Persona des hyperkompetenten Armeespezialisten entwickelt, die er bis etwa 2000 nutzt. Ich traue Arnold Schwarzenegger zu, dass ihm bewusst ist, dass er kein großer Darsteller ist. Dennoch hat er zwei große Pfunde, mit denen er wuchern kann. Da ist zum einen sein natürliches Charisma, er ist einfach jemand, den man gern auf der Leinwand/im Fernsehen sieht. Zum anderen ist er sehr gut darin, Aspekte von Figuren beizubehalten, die für ihn gut funktionieren. Hier riecht er den Gegner, bevor andere wissen, dass er überhaupt da ist, wie Conan. Und er ist unzerstörbar wie der Terminator. Was er hier neu für sich entdeckt ist vor allem der Humor. Und das ist etwas, was er den Norrises, Bronsons, Lundgrens und Stallones voraushatte: das Bewusstsein, dass man einen solchen Film nicht ganz ernst nehmen muss, vielleicht sogar nicht ganz ernst nehmen sollte. Das der Oneliner danach, egal wie doof, mindestens so wichtig ist, wie der brutale Kill vorher.

Das soll nicht bedeuten, dass Regisseur Mark L. Lester hier auf die übliche hypermaskuline Inszenierung verzichtet, im Gegenteil. Das Erste was wir von Col. a.D. John Matrix (was ein Name!) zu sehen bekommen, ist sein schweißglänzender Bizeps. Aber es ist eben auch der Film in dem Arnie aus „I’ll be back!“ einem Satz, der in ‚Terminator‘ vor der finstersten Szene (dem Massaker in der Polizeistation) fällt, eine liebenswerte Catchphrase und einen Running Gag macht. Wenn Matrix jemanden vom Telefonieren abhalten will, zieht er ihn nicht etwa aus der Telefonzelle, nein, er reißt die Zelle aus ihrer Verankerung UND DANN WIRFT ER DAMIT! Bevor er an einer Luftballonkette durch die Shoppingmall schwingt wie ein konsumorientierter Tarzan. Das ist glorreich, wunderbar albern und annähernd unvergesslich.

Darüber sollte aber auch nicht vergessen werden, dass Lester einen guten Teil der Action sehr zeittypisch und damit ein wenig statisch inszeniert. Oft genug sieht man den Standard „Matrix ballert in Richtung Kamera“ Schnitt „drei Fieslinge kippen um“. Aber irgendwie muss Arnie ja auf seinen Bodycount (den höchsten seiner Karriere) kommen, bei einem Budget, dass mit 10 Millionen, für einen Actionfilm dieser Größe, recht mager ausfällt. Und als Entschädigung folgen genug Momente wie der, in dem Arnie Gartenwerkzeuge zum Zwecke des Mordens missbraucht.

Die Handlung* ist nicht wahnsinnig erwähnenswert, aber sie überrascht doch immer mal wieder. So erreicht niemand im Film jemals lebend (nur „dähd teierd“) das fiktive Land Val Verde. Und Rae Dawn Chongs Cindy ist nicht etwa nur ein Love Interest, den Matrix dann noch zusätzlich zu Jenny retten muss, im Gegenteil. Cindy rettet Matrix den Hintern in einer der lustigsten Szenen des Films („I read the manual!“) und ist ihm auch später noch eine ganz wesentliche Hilfe. Wenn man aber anfängt das Drehbuch auf Fragen wie „warum kann ein, mit Hilfe der USA gestürzter, Diktator sich auf eine Insel vor der US Küste zurückziehen, nicht nur mit einem Gutteil seiner Armee, sondern dort auch noch neue Söldner anheuern?“ abzuklopfen, tut man weder dem Film, noch sich selbst einen großen Gefallen.

Bei den Fieslingen ist natürlich allen voran Vernon Wells als Bennet zu erwähnen. Der hat erst einmal das Problem, dass ein Name wie „Bennet“ nun eher keine Furcht in den Herzen seiner Gegner sät. Dem wirkt er entgegen, indem er zu seiner Lederweste Kettenhemd trägt, auch in den 80ern ein mutiges Fashion-Statement. Vielleicht sollte er wirklich mal Dampf ablassen. David Patrick Kelly gibt den wieselig-widerlichen Sully, der den fiesesten Abgang des Films bekommt („Ei ledd him go.“) und ein stets bedrohlicher Bill Duke mit Cooke den wahrscheinlich kompetentesten der Bösewichter, der Arnie dennoch nichts entgegenzusetzen hat. Am Ende isst Matrix eben auch Green Berets zum Frühstück…

Ist ‚Phantom Kommando‘ also der beste Actionfilm der 80er? Nein, das ist natürlich ‚Stirb Langsam‘. Der ist aber schon ein Übergangsfilm, der explizit weg möchte vom unzerstörbaren 80er Jahre Helden. McClane ist sehr verwundbar, während Matrix überfahren, angeschossen, in die Luft gejagt (2 mal) und von Dutzenden Mallcops vermöbelt wird. Oh und in zwei schwere Autounfälle ist er auch noch verwickelt, ohne dass es ihn irgendwie aufhalten würde. Was ‚Stirb Langsam‘ allerdings von ‚Phantom Kommando‘ übernimmt, ist der Humor, wenn er dort auch zum Galgenhumor wird. Aber wenn wir den unzerstörbaren 80er Actionhelden wollen, dann würde ich John Matrix zumindest als seinen unterhaltsamsten Vertreter bezeichnen.

 

 

*Fun Fact: Drehbuchautor Steven de Souza zeichnet auch für das Drehbuch zu ‚Stirb Langsam‘ verantwortlich. Ein Buch, das er als Sequel zu ‚Phantom Kommando‘ geplant hatte, wurde später zu ‚Stirb Langsam 2‘. Daher kommt General Esperanza dort aus Val Verde. Folglich spielen ‚Stirb Langsam‘ und ‚Phantom Kommando‘ im selben Universum.

Ist der wirklich sooo schlecht? ‚Octalus – Schrecken aus der Tiefe‘ (1998)

Alte Hasen werden sich freuen (oder auch nicht). Ist der wirklich sooo  schlecht? kehrt nach beinahe zwei Jahren triumphal (oder auch nicht) zurück. Für möglicherweise verwirrte Neuleser: in Ist der wirklich sooo schlecht? werfe ich einen Blick auf Filme, die bei Kritik und Publikum durchgefallen sind und stelle die Frage Ist der wirklich sooo schlecht? Und dann wundere ich mich, dass sich in den Kommentaren nur Leute melden, die den Film toll finden. Okay, das Prinzip ist so simpel, dass es eigentlich keine Erklärung gebraucht hätte. Und ja, die drei ooo müssen sein. Sonst kann das ja jeder.

Heute werfe ich einen Blick auf den Stephen Sommers Film ‚Octalus‘, wie aufmerksame Leser von Überschriften bereits wissen. Gutes Zeichen (für mich): ich mag Sommers Version von ‚Die Mumie‘ mit Brendan Fraser etwas lieber als der Rest der Welt. Schlechte Zeichen (für jeden): Sommers zeichnet auch für ‚Die Mumie kehrt zurück‘ und *schauder* ‚Van Helsing‘ verantwortlich. Da ist also alles offen.

John Finnegan (Treat Williams) und die Crew seines Schnellbootes werden gezwungen eine Gruppe Söldner zu einem megamodernen Luxuskreuzfahrtschiff zu bringen, dass diese plündern und versenken wollen. Auf dem Schiff angekommen, stellt sich die Techno-Titanic allerdings als Geisterschiff heraus. Unter den wenigen Überlebenden sind Schiffseigner und korporatistischer Unsympath Simon Canton (Anthony Heald), sowie die Taschendiebin und Namen-die-es-nur-im-Film-gibt Inhaberin Trillian St. James (Famke Janssen). Gigantische, blutnuckelnde Tiefseewürmer haben sich auf dem Schiff einquartiert und haben trotz einer fetten Portion High-Society Touristen immer noch Appetit auf frisches Hämoglobin. Oder sind es am Ende gar keine Würmer, sondern Tentakel einer zentralen, noch furchtbareren Kreatur (und habe ich die Frage schon beantwortet, indem ich sie gestellt habe?)?

Ich gebe zu, ich kenne mich in der Filmografie von Hauptdarsteller Treat Williams nicht wirklich aus. Sollte ich ihn allein nach diesem Film beurteilen, würde ich sagen, er ist jemand, den man anruft, wenn das Budget nicht für Kurt Russel reicht. Und man bekommt dann exakt wofür man bezahlt hat. Er ist nicht schlecht, nimmt das Ganze nicht zu ernst und liefert den einen oder anderen Oneliner ganz gekonnt ab. Und ist der Film dann abgeschaltet vergisst man ihn auf der Stelle. Ich habe ihn für diesen Film „Kapitän Geht-So“ getauft. Famke Janssen, die ich üblicherweise nicht sonderlich gut finde, hat mich hier positiv überrascht. Sie bekommt nicht wahnsinnig viel mehr zu tun als der Love-Interest für Kapitän Geht So zu sein aber das Wenige was sie hat, tut sie vergnüglich und mit erkennbarem Spaß. Unter den Söldnern sind Djimon Hounsou und vor allem der stets unterschätzte Wes Studi zu erwähnen, die ihre Charaktere mit jenem unsympathischen Reiz ausstatten, der dafür sorgt das es Spaß macht ihnen zuzusehen aber man sich auch ein wenig drauf freut, dass sie endlich vom heißhungrigen Meeresgrundling verknuspert werden.

Und dann ist da noch Kevin J. O’Connor. Beni aus ‚Die Mumie‘, falls Ihr Euch dran erinnert. Und wie in der Mumie gilt auch hier, dass Sommers ihn wahnsinnig komisch zu finden scheint. Die Gründe dafür sind nicht erkennbar. Hier wie da nervt er, ist unerträglich uncharismatisch und soweit von komisch entfernt, wie Kapstadt von Trondheim. Aber während er in der Mumie nur eine kleine Rolle hatte, ist er hier, als Kapitän Geht Sos Mechaniker Joey, beinahe allgegenwärtig. Selbst als man sicher zu sein glaubt, dass er endlich Tiefseefutter geworden ist taucht er (wortwörtlich) wieder auf. Er ist wie ein cinematischer Tinnitus: annähernd unerträglich, schwer zu ignorieren und er geht einfach nicht weg. Wenn der Film eine überdeutliche Schwachstelle hat, so heißt sie Joey.

Das Produktionsdesign auf der anderen Seite ist ziemlich gut. Wir sehen sehr viel vom Schiff und zwar eindeutig unterscheidbare Gebiete und nicht nur anonyme Gänge. Ein Raum, gefüllt mit blutigen Skeletten war ehrlich gesagt effektiver als alles, was ich diesem Film zugetraut hätte. Das kann auch als Hinweis genommen werden, dass eine Menge passiert, die Charaktere begegnen den Monstern oder überraschend einander oder anderen Gruppen und fast immer artet es in Feuergefechte aus. Die sind nicht immer wahnsinnig gut inszeniert aber meist unterhaltsam genug. Langweilig wurde mir jedenfalls nicht.

Das Monster auf der anderen Seite ist ein anderes großes Problem des Films. Die Mitte bis späten 90er waren ohnehin keine gute Zeit für Monster. Viel zu sehr verließ man sich auf CGI, obwohl die Technik noch nicht einmal annähernd ausgereift genug war. Und so sind auch hier Greenscreens problemlos erkennbar und das CGI Ding eben immer nur ein CGI Ding. Dier Tentakel gehen zwar noch durch aber das Vieh selbst im Grande Finale wirkt wie der Endgegner aus einem beliebigen Spiel der ersten PlayStation. Inklusive „bitte-hierhin-schießen, da-bin-ich-verwundbar“ Leuchtpunkt. Vom CGI Wasser will ich gar nicht erst anfangen.

Vermutlich werdet ihr es aufgrund meiner Beschreibung schon bemerkt haben, ‚Octalus‘ ist letztlich ‚Aliens‘ aufm Schiff, nur schlechter und lustiger. Für eine B-Movie Prämisse ist das aber eigentlich solide genug. Ist ‚Octalus‘ nun also sooo schlecht? Tja, da wollte ich gerade ein sattes „nein“ tippen und dann sah ich vor meinem inneren Auge Joey, wie er (un-)lustig in die Kamera greint. Wenn Euer Humor eher wie der von Sommers gelagert ist und Ihr schon immer gedacht habt, eine dauernörgelnde Nervbacke würde ‚Aliens‘ erheblich verbessern, dann ist es absolut ein „nein“, er ist nicht sooo schlecht. Für alle anderen bleibt ein deutliches und entschlossenes „jein“. Ich bereue nicht den Film gesehen zu haben aber eine unentdeckte Perle ist er sicherlich auch nicht.

Und damit hätte diese erste neue Folge der Serie ein wunderbares Wischi-Waschi Ende gefunden. Es würde mich freuen, wenn ihr mich wissen lasst, wie Euch diese (hoffentlich) eher unterhaltsame als informative Version von Ist der wirklich sooo schlecht gefällt. ich hatte beim Schreiben zumindest Spaß, die eine oder andere Folge wird also so oder so nicht ausbleiben.

Reisetagebuch: ‚Who Killed Captain Alex?‘ (2010) – „The movie is on!!“

Weltreise Ziel #6

Diesmal geht es für die Filmreise Challenge ins touristisch wie filmisch wenig erschlossene Uganda. Wenn es Euch so geht wie mir, dann ist auch Eure erste Assoziation, wenn Ihr Uganda hört Idi Amin. Das ist weder zeitgemäß noch fair. Zeit also sich ein wenig weiterzubilden. 2005 erschien der erste ugandische Spielfilm überhaupt und ‚Who Killed Captain Alex?‘ behauptet von sich der erste ugandische Actionfilm zu sein. Bevor wir über den Film selbst sprechen, den ich am Ende des Textes verlinkt habe, sind aber einige Vorabinformationen vonnöten, damit Ihr, anders als ich, nicht denkt Ihr wärt im falschen Film. Weiterlesen