‚Der City Hai‘ (1986) – Arnie Undercover

Jetzt wo sie geschlossen ist, kann ich es ja zugeben: es klaffte eine Lücke in meiner 80er Jahre Arnie… ährm „Bildung“. Eine Lücke genau zwischen den Schlüsselwerken ‚Phantom Kommando‘, in dem Arnie endgültig seine Rolle als Ein-Mann-Armee definierte, und ‚Predator‘, wo sich herausstellte, dass diese Ein-Mann-Armee höchstens ein Außerirdischer mit fortschrittlicher Technologie aufhalten könnte. Es war eine Lücke, über die allgemein nicht viel gesprochen wird. Selbst der deutsche Titel von ‚Raw Deal‘ ist ein Derivat des Stallone-Films ‚Die City-Cobra‘. Das weckt keine allzu hohen Erwartungen. Nun habe ich ihn gesehen und kann sagen, er ist interessant vor allem insofern, weil er bizarr ist. Es war ein Film, der ursprünglich nicht für Arnie geschrieben war und das merkt man in quasi jeder Sekunde. Gleichzeitig unterstreicht aber genau das die typischen Elemente von Arnie Filmen. Lasst mich zur besseren Erklärung kurz die Handlung anreißen.

Mark Kaminsky (Schwarzenegger) musste aus dem FBI ausscheiden, nachdem er den Mörder eines kleinen Mädchens misshandelt hatte. Nun ist er Sheriff in einer Kleinstadt, sehr zum Missmut seiner Frau. Da kommt ein Anruf seines ehemaligen Vorgesetzten Harry Shannon (Darren McGavin) nicht ganz unrecht. Der bittet Kaminsky sich undercover in den Mob des Chicagoer Mafia-Dons Patrovita (Sam Wanamaker) einzuschleichen. Denn dessen Handlanger haben Shannons Sohn, ebenfalls FBI Agent, auf dem Gewissen. Sollte Kaminsky ihm helfen erfolgreich einen Fall gegen Patrovita aufzubauen, würde der ihm helfen, seine alte Position zurück zu bekommen. Die Mission wäre jedoch inoffiziell und ohne Unterstützung des FBI. Kaminsky übernimmt die Rolle des Kleinkriminellen Joey P. Brenner. Nachdem er eine Spielhölle von Patrovitas Konkurrenten in Schutt und Asche gelegt hat, bekommt er eine Chance sich der Mafia zu beweisen. Doch traut ihm Patrovitas Mann fürs Grobe, Keller (Robert Davi), nicht über den Weg.

Das größte „Problem“ der Handlung sollte vermutlich direkt augenfällig sein. Ich kann mir tatsächlich keine schlechtere Person für Undercover-Ermittlungen vorstellen als Arnold Schwarzenegger. Jedem aber wirklich jedem fällt ein gigantischer Bodybuilder, huh dohks dschast leik dis, geradezu zwangsläufig auf. Na immerhin kämmt er sich die Haare anders. Der Film selbst kommentiert das aber nie. In anderer Hinsicht nimmt er hingegen schon zur Kenntnis, dass er ein Arnie-Film ist. So muss Kaminsky seinen Tod vortäuschen, bevor die Aktion beginnt. Wie tut er das? Er parkt seinen Sheriff-Cruiser neben einer Ölraffinerie und jagt diese in einer gigantischen, praktischen Filmexplosion in die Luft. Vollkommen sinnloser, aber glorreicher Exzess. Arnies typische Oneliner fehlen fast vollständig, so etwas wie „Dis mast bieh wot dey miehn bei… poeddig dschastiss“ zählt nicht wirklich, allerdings zitiert der Film fast direkt die beinahe fetischistische „Waffenvorbereitungsszene“ aus ‚Phantom Kommando‘. Dazu spart der Film nicht an bizarrer Action, Arnold wirft etwa einen Gegner auf den Deckenbalken eines Hauses bevor er einen Lastwagen hindurchfährt, und wahrlich jeder Menge Blut-Squibs bei Schießereien.

Doch wie ist Arnie überhaupt in diesem Film gelandet? Er stand zu diesem Zeitpunkt noch für mehrere ‚Conan der Barbar‘ Sequels bei Produzent Dino De Laurentiis unter Vertrag, wollte jedoch nach der ersten mäßig erfolgreichen Fortsetzung (und ‚Red Sonya‘) raus aus dem Vertrag. Da De Laurentiis dringend Geld brauchte, ließ er sich darauf ein, Schwarzenegger stattdessen die Hauptrolle in ‚Raw Deal‘ zu geben. Schwarzenegger wäre ‚Total Recall‘ lieber gewesen, doch für den hielt ihn De Laurentiis für völlig ungeeignet. Natürlich würde De Laurentiis später trotzdem pleitegehen und die Rechte für ‚Total Recall‘ an Carolco fallen, die dann Arnie besetzten, doch das ist eine andere Geschichte. Aber nun stand Regisseur John Irvin, bekannt vor allem für britische TV-Arbeiten und den Vietnam Film ‚Hamburger Hill‘, vor dem Problem einen typischen Mafia-Gangsterfilm in einen Arnie-Actionreißer umzufunktionieren.

Und das ist teilweise gelungen. Der schwungvolle Anfang lässt es ordentlich krachen und wenn Arnie am Ende durch einen Steinbruch fährt und Mafiosi in die stählernen Fänge eines Felsbrechers ballert, während „(I can’t get no) Satisfaction“ von den Stones aus seinem Autoradio tönt, dann ist das nicht mehr weit von der blödsinnigen Großartigkeit eines ‚Phantom Kommandos‘ entfernt. Es ist der Mittelteil des Films mit seiner Mafiahandlung, der ein wenig durchsackt. Dabei ist die nicht einmal schlecht, sie ist nur etwas arg verworren für etwas in einem Arnie Film. Und der Mann selbst wirkt eben dort wie ein absoluter Fremdkörper.

Aber genau das tut er eigentlich immer, oder? Sei es Conan oder der Terminator, Arnold ist jemand, der aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Sogar in seinem viel verlachten Erstling ‚Herkules in New York‘. Einige Filme betonen diese Fremdartigkeit mehr, wie ‚Red Heat‘, andere weniger, wie eben ‚Phantom Kommando‘, der nur kurz zur Kenntnis nimmt, dass sein Charakter aus der DDR geflohen ist. Aber nie fällt diese Fremdartigkeit mehr auf, als wenn er den All American Guy spielen soll, wie hier. Und das verdoppelt sich noch, wenn der All American Guy den Undercover Mann bei der italienischen Mafia gibt. Es ist bizarr und daher nicht ganz freiwillig komisch. Aber es funktioniert, vor allem wegen der Schwarzenegger Persona. Er hat, anders als etwa Stallone, immer deutlich gemacht, dass er den Witz versteht. Er weiß, dass er im Film ein Cartoon ist, er weiß, dass das alles völlig überzeichnet ist. Und so trägt er auch diesen Film weitgehend überzeugen auf seinen breiten Schultern.

Aber nicht völlig und das liegt vor allem am Ende. Ich werde hier nicht zu viel verraten nur so viel, zum Ende hin kommt nicht nur eine Szene, die direkt ‚Casablanca‘ zitiert, nein, danach folgt noch eine Szene, die wohl anrührend sein soll, aber so vollkommen danebengeht, dass es beeindruckend ist. Sie fühlt sich vollständig aufgesetzt an und Arnie ist, zumindest zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere, vollkommen unfähig eine solche Szene zu spielen. Wenn das Ganze dann noch in einem typischen 80er-Freeze-Frame-Lacher endet, dann falle ich tatsächlich fast vom Sofa vor Lachen, wenn vielleicht auch nicht aus den gewollten Gründen. Ich habe zurückgespult, weil ich diese Szene nicht fassen konnte.

Also, lohnt sich der Film? Für 80er-Arnold Komplettisten natürlich. Hier darf er seit Conan mal wieder besoffen spielen, sein Charakter wird von seiner ebenso entfremdeten wie betrunkenen Frau mit einer Torte beworfen, auf die sie in Zuckerguss „Shit“ geschrieben hat (was Arnie zur lustigsten Dialogzeile des Films bringt), sein Charakter kann Lichter an(!)schießen, aber Leute, die er seit 20 Jahren kennt und am Vortag gesehen hat, nicht von hinten erkennen. Er ist also mit absolut glaubhaften Stärken und Schwächen ausgestattet. Für nicht-Komplettisten gilt, in den 80ern gibt es so viel Arnie-Material, das besser funktioniert, dass ich Schwierigkeiten hätte den hier besonders laut zu empfehlen. Also, ein Arnie Äkschnfuim für Fortgeschrittene, was immer das bedeutet.

PS: beachtet im Trailer mal, wie sehr Schwarzenegger damals schon sein eigenes Franchise war. Der Trailer hält sich gar nicht erst mit seinem Charakternamen auf, einfach „Schwarzenegger“.

‚Last Action Hero‘ (1993) – „The famous comedian Arnold Braunschweiger“

Hier haben wir ihn also, Arnold Schwarzeneggers größten „Flop“. Natürlich hat er dennoch eine ganze Menge Geld eingespielt, aber Kritik und Publikum standen ihm zutiefst ablehnend gegenüber. Zumindest in den USA, weit weniger in Europa. Das hatte in Amerika wohl auch weniger mit dem Film an sich, als mit der absoluten Überheblichkeit zu tun, mit der Sony Pictures und Columbia ihren Film behandelt haben. Doch dazu weiter unten mehr, jetzt erst einmal eine Zusammenfassung für die zwei Leute, die den Film nicht kennen.

Der 11jährige Danny (Austin O’Brien) ist ein Riesenfan von Actionheld Jack Slater, gespielt von Arnold Schwarzenegger. Selbst die Schule schwänzt er, um im alten, heruntergekommenen Kino von Nick (Robert Prosky) seine Filme zu sehen. Als Nick ihm offenbart, dass er ihn nicht nur in eine Vorabvorführung von ‚Jack Slater IV‘ bringen kann, sondern ihm auch ein angeblich magisches Ticket von Harry Houdini schenkt, ist Danny begeistert. Das Ticket besitzt tatsächlich übernatürliche Qualitäten und versetzt Danny in den Film zu seinem Idol Slater. Hier funktioniert die Welt nach Gesetzen und Klischees des Actionfilms. Da Danny diese gut durchschaut hat, kann er Slater helfen seinen Widersacher, den Killer Benedict (Charles Dance) zu stellen. Dem gelingt allerdings mit dem Ticket die Flucht in die reale Welt, verfolgt von Slater und Danny. Als Benedict bemerkt, dass man in der Realität durchaus mit Mord davonkommen kann, schlussfolgert er, dass wenn er Arnold Schwarzenegger beseitigt, es auch keinen Slater mehr gibt, der ihm im Weg stehen könnte.

In meiner Besprechung zu ‚Phantom Kommando‘ habe ich geschrieben, dass ein gewisses Augenzwinkern immer einen guten Teil des Charmes von Arnold Schwarzeneggers „Äkschn“ ausgemacht hat. In den 90ern merkte man dies wohl auch in Hollywood und steckte ihn in eine ganze Reihe von Komödien, die mal mehr, mal weniger gut funktionieren. Der beste Vertreter ist für mich ‚Last Action Hero‘. Ist es ein Film ohne jegliche Probleme? Oh Mann, wahrlich nicht! Aber er hat eine interessante Grundprämisse, die recht clever umgesetzt wurde und, für mich, einige der besten schauspielerischen Momente von Schwarzenegger (ob das nun ein großes Kompliment ist, muss jeder selbst entscheiden) und schafft einen Balanceakt zwischen Idolisierung und Persiflage seines öffentlichen Bildes.

Actionfilme sind simpel, das macht der Film von Anfang an klar, indem der 11jährige Danny sie bereits vollständig durchschaut hat. Typische Klischees wie die Unsterblichkeit des Hauptcharakters („Nur eine Fleischwunde!“), den herumbrüllenden Polizei-Captain und den älteren Kollegen, der 2 Tage vor dem Ruhestand in die Luft fliegt. Aber auch so etwas wie Typecasting durchschaut Danny. Wenn er in einem Freund Slaters Schauspieler F. Murray Abraham erkennt, dann warnt er Slater, dem sei nicht zu trauen, der habe Mozart (oder Moe Zart, wie Slater, der in seiner Actionwelt noch nie Klassik gehört hat, glaubt) ermordet! Natürlich hat er Recht. Der Film setzt seine Parodie allerdings weniger wie ein Skalpell ein, sondern, passend zu Arnie, wie eine Schrotflinte. Daher trifft bei weitem nicht jeder Gag. Oder vielleicht verstehe ich einfach nicht, was eine Cartoonkatze oder eine Biowaffe in einer furzenden Mafiosoleiche nun mit dem Actionkino der späten80er/frühen 90er zu tun haben (letztere Szene wird allerdings allein dadurch schon wieder lustig wie ewig lang sie geht).

Und gerade wenn der Parodie endgültig die Puste auszugehen droht, wechseln wir über in die wirkliche Welt. Hier ist nun Slater der Fisch aus dem Wasser, der damit klar kommen muss, dass seine Fähigkeiten hier nicht funktionieren. Aber wichtiger noch, der einsehen muss, dass sein immer verrückter und finsterer werdendes Leben, sogar der Tod seines Sohnes, der Unterhaltung eines Publikums dient („Das sind Sequels, die müssen verrückter werden!“). Wenn er auf Schwarzenegger trifft, der sich hier selbst als oberflächlichen Idioten, vornehmlich daran interessiert sich selbst und seine „Plane Hollywood“ Restaurants in Szene zu setzen, spielt, dann hat er ihm nur eines zu sagen: „You have brought me nothing but pain.“ In genau diesen Momenten legt Schwarzenegger denn auch all seine Ironie ab und spielt sie erstaunlich direkt und glaubhaft. Natürlich geht direkt danach der Irrsinn weiter.

Danny ist wie eingangs erwähnt absolut notwendig für den Film. Einerseits um zu zeigen, wie simpel die Filme sind, andererseits aber auch um ihren Wert als Eskapismus in einer alles anderen als perfekten Situation zu zeigen. Danny verleiht dem Film ein Stück weit Herz. Leider überquert Austin O’Brien häufiger die Grenze zur Nervigkeit und gerade wenn man ihn mit Eddie Furlong aus ‚Terminator II‘ vergleicht, macht er als Arnie Sidekick nur eine mäßige Figur.

Absolute Highlights des Films sind die Ganoven. Charles Dance macht unglaublich viel Spaß als Benedict, der allem und jedem mit absoluter Verachtung begegnet, etwas, das kaum einer besser kann als Dance. Er bekommt auch einige der besten Gags. Sei es subtil, etwa wenn er, kurz bevor er tatsächlich die Grenze zwischen Film und Wirklichkeit durchbricht, mehrfach die „vierte Wand“ durchbricht, indem er direkt in die Kamera schaut. Oder weniger subtil, wenn er in der Wirklichkeit jemanden erschießt und lautstark nach der Polizei ruft, die zu seiner Freude, nicht kommt. Und Tom Noonan ist natürlich wunderbar creepy als Südwester tragender Ripper!

Regisseur John McTiernan (‚Stirb Langsam‘) und Autor Shane Black (‚Lethal Weapon 2‘ und die frühere McTiernan Kollaboration ‚Predator‘) wissen durchaus wo sie die Hebel ansetzen müssen, um das meiste aus ihrer Parodie herauszuholen. Manchmal übertreiben sie es jedoch. Der Film ist mit 2 Stunden und 10 Minuten ein ganzes Stück zu lang. Und man sieht problemlos Material, das gestrichen werden kann. Etwa eine längere Sequenz mit Ian McKellen als Tod aus Bergmans ‚Das siebente Siegel‘. Die ist weder sonderlich lustig, noch bringt sie die Handlung weiter. Allerdings wäre einem weiteren Durchgang im Schnittraum wahrscheinlich auch der „Arnie als Hamlet“ Trailer zum Opfer gefallen und das wäre tragisch.

Hier sind wir dann auch bei der Überheblichkeit des Studios angekommen. ‚Last Action Hero‘ sollte unbedingt am 18. Juni 1993 in den USA erscheinen, um den Sommerblockbustererfolg  von ‚Terminator II‘ zu kopieren. Das bedeutete McTiernan und co. hatten nur 5 Wochen für Schnitt und Postproduktion zwischen Drehende und Premiere. Macht nix, in den Augen von Columbia und Sony konnte ein Arnie Film nicht scheitern. Man überlegte gar Werbefläche auf einer NASA-Rakete zu kaufen! Eine Testvorführung des Rohmaterials verlief grausig. Egal, wir haben Arnie! Und dann setzte Universal völlig überraschend ‚Jurassic Park‘ auf den 11. Juni. Nun versuchte Schwarzenegger (nach eigenen Angaben) selbst die Studiobosse zu überzeugen die Veröffentlichung zu verschieben, denn neben einem T.Rex sieht selbst der Steiermärker klein aus. Aber nein, ein Schwarzeneggerfilm scheitert nicht. Tat er am Ende wirklich nicht, spielte aber nur einen geringen Gewinn, gerade für einen Schwarzeneggerfilm, ein. Und auch wenn er von der US-Kritik zerrissen und als überlanger Sketch bezeichnet wurde, kam er anderswo besser an, wurde der Spagat aus liebevoller Hommage und Satire besser verstanden.

Und wenn er in ca. 5 Jahren an die Reihe für ein Remake kommt, dann würde er zwar in seiner hier vorliegenden Fassung überhaupt nicht mehr funktionieren, könnte aber als ‚Last Super Hero‘ vermutlich ziemlich gut auf aktuellere Sehgewohnheiten hin angepasst werden. Robert Downey jr. hat schließlich schon mehrfach mit Shane Black gearbeitet.

‚Phantom Kommando‘ (1985) – destillierte 80er Action

Wir alle haben ein Bild im Kopf, wenn wir an 80er Jahre Action aus Hollywood denken. Der muskelbepackte Überpatriot, der sein gigantisches Maschinengewehr in Horden und Horden von „unamerikanischen“ Feinden entlädt, ohne sich jemals um so mondäne Ideen wie „Nachladen“ oder „Deckung“ scheren zu müssen. Die wilde Actionszene endet dann mit mindestens einer, besser aber einer Reihe gigantischer Explosionen, die jeweils mindestens zwei Stuntleute durch die Luft fliegen lassen. Welcher Film trifft das Herz dieser Art von Action am besten? Viele werden sagen ‚Rambo 2‘ und die haben sicher nicht ganz unrecht. Ich meine, am besten trifft es ‚Phantom Kommando‘, denn der weiß exakt wie ernst er sich nehmen muss.

John Matrix (Arnold Schwarzenegger) ist ehemaliger Offizier einer US Spezialeinheit. Nun ist er im (Früh)Ruhestand, wo er mit seiner Tochter Jenny (Alyssa Milano) Angeln geht, Eis isst und Rehe füttert, was man eben so macht. Doch dann werden seine Männer nach und nach von einer unbekannten Gruppe ermordet. Bald tauchen sie auch bei Matrix auf. Es stellt sich heraus, dass sie unter Bennet (Vernon Wells) agieren, einem Mann, den Matrix wegen übertriebener Gewalt gefeuert hatte. Im Moment stehen sie im Sold von Arius (Dan Hedaya), dem ehemaligen Presidente des südamerikanischen Staates Val Verde. Der wurde mit Hilfe von Matrix‘ Einheit gestürzt. Nun haben Arius und Bennet Jenny in ihrer Gewalt und zwingen Matrix den amtierenden Staatschef von Val Verde zu ermorden, um Arius die Rückkehr zu erlauben. Zum Glück braucht Matrix nur etwa 5 Minuten, um seinen Aufpassern zu entwischen und macht dann Jagd auf Bennet und seine Männer, um Jenny zu befreien. Hilfe bekommt er dabei von Stewardess Cindy (Rae Dawn Chong).

Als dieser Film ins Kino kam, war Arnold bislang für zwei Rollen bekannt: Conan und den (bösen) Terminator. Dieses ist der Film, wo er einen großen Teil seiner Actionfilm Persona des hyperkompetenten Armeespezialisten entwickelt, die er bis etwa 2000 nutzt. Ich traue Arnold Schwarzenegger zu, dass ihm bewusst ist, dass er kein großer Darsteller ist. Dennoch hat er zwei große Pfunde, mit denen er wuchern kann. Da ist zum einen sein natürliches Charisma, er ist einfach jemand, den man gern auf der Leinwand/im Fernsehen sieht. Zum anderen ist er sehr gut darin, Aspekte von Figuren beizubehalten, die für ihn gut funktionieren. Hier riecht er den Gegner, bevor andere wissen, dass er überhaupt da ist, wie Conan. Und er ist unzerstörbar wie der Terminator. Was er hier neu für sich entdeckt ist vor allem der Humor. Und das ist etwas, was er den Norrises, Bronsons, Lundgrens und Stallones voraushatte: das Bewusstsein, dass man einen solchen Film nicht ganz ernst nehmen muss, vielleicht sogar nicht ganz ernst nehmen sollte. Das der Oneliner danach, egal wie doof, mindestens so wichtig ist, wie der brutale Kill vorher.

Das soll nicht bedeuten, dass Regisseur Mark L. Lester hier auf die übliche hypermaskuline Inszenierung verzichtet, im Gegenteil. Das Erste was wir von Col. a.D. John Matrix (was ein Name!) zu sehen bekommen, ist sein schweißglänzender Bizeps. Aber es ist eben auch der Film in dem Arnie aus „I’ll be back!“ einem Satz, der in ‚Terminator‘ vor der finstersten Szene (dem Massaker in der Polizeistation) fällt, eine liebenswerte Catchphrase und einen Running Gag macht. Wenn Matrix jemanden vom Telefonieren abhalten will, zieht er ihn nicht etwa aus der Telefonzelle, nein, er reißt die Zelle aus ihrer Verankerung UND DANN WIRFT ER DAMIT! Bevor er an einer Luftballonkette durch die Shoppingmall schwingt wie ein konsumorientierter Tarzan. Das ist glorreich, wunderbar albern und annähernd unvergesslich.

Darüber sollte aber auch nicht vergessen werden, dass Lester einen guten Teil der Action sehr zeittypisch und damit ein wenig statisch inszeniert. Oft genug sieht man den Standard „Matrix ballert in Richtung Kamera“ Schnitt „drei Fieslinge kippen um“. Aber irgendwie muss Arnie ja auf seinen Bodycount (den höchsten seiner Karriere) kommen, bei einem Budget, dass mit 10 Millionen, für einen Actionfilm dieser Größe, recht mager ausfällt. Und als Entschädigung folgen genug Momente wie der, in dem Arnie Gartenwerkzeuge zum Zwecke des Mordens missbraucht.

Die Handlung* ist nicht wahnsinnig erwähnenswert, aber sie überrascht doch immer mal wieder. So erreicht niemand im Film jemals lebend (nur „dähd teierd“) das fiktive Land Val Verde. Und Rae Dawn Chongs Cindy ist nicht etwa nur ein Love Interest, den Matrix dann noch zusätzlich zu Jenny retten muss, im Gegenteil. Cindy rettet Matrix den Hintern in einer der lustigsten Szenen des Films („I read the manual!“) und ist ihm auch später noch eine ganz wesentliche Hilfe. Wenn man aber anfängt das Drehbuch auf Fragen wie „warum kann ein, mit Hilfe der USA gestürzter, Diktator sich auf eine Insel vor der US Küste zurückziehen, nicht nur mit einem Gutteil seiner Armee, sondern dort auch noch neue Söldner anheuern?“ abzuklopfen, tut man weder dem Film, noch sich selbst einen großen Gefallen.

Bei den Fieslingen ist natürlich allen voran Vernon Wells als Bennet zu erwähnen. Der hat erst einmal das Problem, dass ein Name wie „Bennet“ nun eher keine Furcht in den Herzen seiner Gegner sät. Dem wirkt er entgegen, indem er zu seiner Lederweste Kettenhemd trägt, auch in den 80ern ein mutiges Fashion-Statement. Vielleicht sollte er wirklich mal Dampf ablassen. David Patrick Kelly gibt den wieselig-widerlichen Sully, der den fiesesten Abgang des Films bekommt („Ei ledd him go.“) und ein stets bedrohlicher Bill Duke mit Cooke den wahrscheinlich kompetentesten der Bösewichter, der Arnie dennoch nichts entgegenzusetzen hat. Am Ende isst Matrix eben auch Green Berets zum Frühstück…

Ist ‚Phantom Kommando‘ also der beste Actionfilm der 80er? Nein, das ist natürlich ‚Stirb Langsam‘. Der ist aber schon ein Übergangsfilm, der explizit weg möchte vom unzerstörbaren 80er Jahre Helden. McClane ist sehr verwundbar, während Matrix überfahren, angeschossen, in die Luft gejagt (2 mal) und von Dutzenden Mallcops vermöbelt wird. Oh und in zwei schwere Autounfälle ist er auch noch verwickelt, ohne dass es ihn irgendwie aufhalten würde. Was ‚Stirb Langsam‘ allerdings von ‚Phantom Kommando‘ übernimmt, ist der Humor, wenn er dort auch zum Galgenhumor wird. Aber wenn wir den unzerstörbaren 80er Actionhelden wollen, dann würde ich John Matrix zumindest als seinen unterhaltsamsten Vertreter bezeichnen.

 

 

*Fun Fact: Drehbuchautor Steven de Souza zeichnet auch für das Drehbuch zu ‚Stirb Langsam‘ verantwortlich. Ein Buch, das er als Sequel zu ‚Phantom Kommando‘ geplant hatte, wurde später zu ‚Stirb Langsam 2‘. Daher kommt General Esperanza dort aus Val Verde. Folglich spielen ‚Stirb Langsam‘ und ‚Phantom Kommando‘ im selben Universum.

‚Eraser‘ (1996) – Aus dem Gedächtnis gelöscht?

Sagt mal, irre ich mich, oder ist ‚Eraser‘ so etwas wie der vergessene Arnie-Film? Ich wollte ihn eigentlich im Rahmen meiner „Ist der wirklich so schlecht?“ Reihe besprechen, doch dann fiel mir auf, dass er nicht wirklich einen schlechten Ruf hat, er hat gar keinen. Er scheint quasi vergessen. Selbst meine alte DVD (sie hat noch die ganz alte Warner Papp-Verpackung) hat ein liebloses, schlecht aufgelöstes, verpixeltes Bild auf dem Cover. Und auch wenn es nicht Schwarzeneggers bester Film ist, ich finde das hat er nicht verdient, ist er doch quasi der letzte „klassische“ Schwarzenegger-Äkschn-Fuim. ‚Eraser‘ ist mehr als ein paar schlechte CGI-Krokodile, die als einziges im allgemeinen Bewusstsein hängengeblieben scheinen!

Schwarzenegger gibt hier den US-Marshall John Kruger, der im Zeugenschutzprogramm als „Eraser“ arbeitet. Sprich er lässt wichtige, gefährdete Zeugen unauffindbar für ihre potentiellen Mörder verschwinden. Als der regierungsnahe Waffenkonzern Cyrez hochmoderne „Railguns“ entwickelt, besteht der Verdacht, dass eine Gruppe innerhalb des Konzerns und der Regierung diese Waffen meistbietend auf dem Schwarzmarkt verkaufen will. Eine wichtige Zeugin dafür, ist die Cyrez Mitarbeiterin Lee Cullen (Vanessa Williams). Kruger nimmt sie unter seinen Schutz, allerdings scheint es auch im Zeugenschutz selbst Verräter zu geben.

Die Story ist eine von diesen, über die man besser nicht zu genau nachdenken sollte. Sie ist kein Kartenhaus, sie ist ein Modell des Taj Mahal aus Papiertaschentüchern, hält also nicht mal dem kleinsten Lüftchen stand. Stört das? Sicher nicht während der gut inszenierten Action Szenen, allerdings ist der Film mit fast 2 Stunden mindestens 20 Minuten zu lang und einen Großteil dieser Zeit verbringt er mit dem viel zu umfänglichen Erzählen seiner nicht sonderlich spannenden und eben reichlich blöden Geschichte. Weiterhin fällt auf, dass die Autoren ein sehr negatives Bild vom FBI haben, die hier mit „bösartige Trottel“ noch positiv umschrieben wären. Dafür kommt die italienische Mafia verdammt gut weg… Das alles nimmt den eigentlich durchweg spaßigen Actionszenen gelegentlich ein wenig die Luft aus den Segeln, verdirbt aber sicher nicht den Film als Ganzes.

Überhaupt, die Actionszenen. Hier gibt sich ‚Eraser‘ alles nur nicht bodenständig. Alles was in die Luft fliegen kann, tut dies auch spektakulär. Und spätestens wenn die futuristisch wirkenden Railguns zum Einsatz kommen, wähnt man sich in einem 90er Jahre Shooter Videospiel. Gelegentlich verlässt sich der Film dabei zu sehr auf eher mäßige CGI Effekte. Eben die oben erwähnten Krokodile, zum Beispiel. Aber wenn Arnie eines davon erschießt und ihm mitteilt „You are luggage!“, stören schwache Effekte dann wirklich? Drei Jahre nachdem ‚Last Action Hero‘ seine Selbstironie etwas zu laut für das damalige Publikum mittgeteilt hat, hat man bei ‚Eraser‘ gelegentlich das Gefühl, er würde auf leisere Ironie setzen. So er denn irgendwas leise macht. Wenn etwa Kruger aus einem Flugzeug springt und einen Weg zum Erdboden hinter sich bringt, der ihn etwa acht Mal auf verschiedene Weisen umbringen müsste, schließlich unten auf einem Auto landet, ein kleines Mädchen fragt, wo er überhaupt ist und sie antwortet mit tiefem Ernst: „Earth! Welcome!“ dann hat man das Gefühl der Film weiß ganz genau, was er da erzählt und lacht mit uns.

Zu den Schauspielern. Arnie ist Arnie ist Arnie und macht Arnie Dinge. Die macht er sehr gut. Eine Szene lang scheint der Film zu überlegen eine Romanze zwischen seinem Charakter und dem von Vanessa Williams einzuführen, überlegt es sich dann aber anders und jagt lieber was in die Luft. Wie es sich gehört, besteht Arnolds Text zu etwa 55% aus One-Linern. Die meisten davon sind tatsächlich lustig. Vanessa Williams scheint die einzige im Film, die wirklich schauspielert. In einer Szene etwa, in der sie unter Zeitdruck Daten kopiert (absolut notwendig für jeden 90er Jahre Thriller!) kauft man ihr ihre Furcht tatsächlich ab. James Caan, als Krugers Vorgesetzter DeGuerin und mieser Verräter hat erkennbaren Spaß an seiner Rolle als Bösewicht. So viel Spaß, dass ich es nicht einmal als Spoiler betrachte, dass er der Verräter ist. Das kommt zwar erst nach etwa 40 Minuten raus, allerdings könnte er auch in seinen ersten Szenen ein Namensschild mit „Bad Guy“ drauf tragen, so „subtil“ spielt er. James Coburn ist auch da. Für etwa 2 Szenen.

‚Eraser‘ ist exakt das, was ich von einem klassischen Arnie-Film erwarte: doofer, lauter Äkschn-Spass. Ja, er ist zu lang und könnte problemlos zusammengekürzt werden. Nein, man verpasst nichts, wenn man während der Story-Sequenzen nicht aufpasst. Es ist die Art Film, die man nach einem harten Tag einlegt und die absolut nichts von einem erwartet. Und das ist völlig in Ordnung.

Für Trailer ist immer Zeit

Schauen wir mal wieder, was die aktuelle Trailer Landschaft so hergibt.

Jeder, der sich ein wenig mit japanischem Kino auseinandersetzt stößt früher oder später auf Takashi Miike. Der überaus produktive Regisseur ist derzeit mit seinem 100sten(!) Film beschäftigt. Eine Verfilmung des Mangas „Blade of the Immortal“. Über den weiß ich zwar nichts aber der Trailer sieht nach einem typischen Miike aus, mit genug Blut und Gekröse, dass es anderswo für 5 Filme gereicht hätte.

PS: Und endlich wieder mal ein Film, der sich einem Problem widmet, dass nur der japanische Jidaigeki anspricht. Wer kennt das nicht: da rennt ein Ninja/Samurai in vollem Tempo mit gezogenem Schwert an Dir vorbei, Du drehst Dich noch um, um ihn ordentlich zu verhöhnen, weil er Dich verfehlt hat und *Flatsch* fällst Du auseinander. Furchtbar!

 

OH! MEIN! GOTT! Jemand lässt Ahnuld endlich mal wieder sein komisches Talent ausleben!? Ja bitte!! Ich weiß noch nicht genau, ob mir der Mockumentary-Stil hier unbedingt zusagt aber viel größer ist die Sorge, dass sich Arnolds Rolle  auf ein reines Zitaterunterbeten beschränkt „kam on, kill mie“, „dey ar going do ged dörminäided“ etc. lassen etwas in der Hinsicht befürchten. Bitte sei besser ‚Killing Gunther‘!

 

Wer ‚Die Unbestechlichen‘ mag (oder sich allgemein für den Watergate Skandal interessiert, der vermutlich bei der heutigen amerikanischen Regierung nur noch für Achselzucken sorgen würde) und mehr über „Deep Throat“ Mark Felt erfahren möchte hat hier mit dem Film ‚Mark Felt‘ die Möglichkeit. Die Tatsache, dass der Trailer sich wie eine überlange Aneinanderreihung von Klischees anfühlt ist für mich allerdings kein gutes Zeichen. Da hilft es auch nicht, dass mich Liam Neeson mit weißen Haaren irgendwie an Leslie Nielsen erinnert.

Ich meine, ich kann den nielsenschen Dialog geradzu hören:

„Mark Felt?“

„Yes, a long time ago…“

„I’m a friend of Sarah Connor“ – Terminator (1984)

Der folgende Text geht davon aus, dass die Handlung von ‚Terminator‘ bekannt ist!

1984 war James Cameron 30 Jahre alt. Er arbeitete seit etwa 5 Jahren als Special Effects Experte für allerlei B-Movies. So war er bei einer Reihe von Roger Corman Produktionen für die Erstellung von Miniatur-Modellen zuständig und bei  John Carpenters ‚Die Klapperschlange‘ für Matte Paintings. 1981 hat er zum ersten Mal Regie bei einem Spielfilm geführt. Mehr oder weniger. Bei Cormans ‚Piranha 2 – Fliegende Killer‘ war er als Effects Mann engagiert, sollte jedoch die Regie übernehmen, nachdem sich der eigentliche Regisseur abgesetzt hat. Mit einer Crew, die kein Wort Englisch sprach, während Cameron kein italienisch verstand. Produzent Ovidio G. Assonitis  hätte gern selbst Regie geführt und so kam es zu täglichen Streitigkeiten am Set. Um Camerons Erlebnis bei dem Film perfekt zu machen erlitt er auch noch eine schwere Lebensmittelvergiftung. Dadurch (so will es zumindest die Legende) hatte er, in einem Fiebertraum, die Vision eines unaufhaltsamen Robotermannes.

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