1979 beschlossen die israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus nach Los Angeles zu gehen und den amerikanischen Traum zu leben. Also von reichen Männer zu noch reicheren Männern zu werden. Denn die beiden waren in Israel Produzenten des ersten „Eis am Stiel“ Films, einer Erotikkomödie, die ein internationaler Erfolg wurde (in (West-)Deutschland z.B. Platz 11 der Charts). Das so verdiente Geld investierten sie um die Hollywood-Klitsche „Cannon Group“ zu kaufen, die zu dieser Zeit auf die Herstellung kostengünstiger Slasher und Erotikfilme spezialisiert war.
Golan und Globus verschoben den Fokus mehr in Richtung billige Actionfilme (wer jemals einen 80er Chuck Norris oder amerikanischen Ninja Film gesehen hat kennt zumindest einen Cannon Film).
Electric Boogaloo blickt zurück auf die Schaffenszeit von Golan und Globus bei Cannon Films in Interviews mit Mitarbeitern, ehemaligen Stars und Regisseuren. Diese gehen manchmal über einen amüsierten Rückblick hinaus und bei manchem Interviewpartner kommen alte Empörung, Enttäuschung oder gar blanker Hass zum Vorschein. Auch die oftmals „kreative“ Finanzierung der teilweise über 40 Filme pro Jahr bleibt nicht außen vor. Aufgelockert wird das ganze durch Ausschnitte aus den besprochenen Filmen und Archivmaterial aus Nachrichtensendungen und Cannon Werbematerial. Der Schnitt ist hierbei manchmal etwas frenetisch und man wünscht sich die eine oder andere Information etwas länger verdauen zu können.
Zum Glück werden auch die – wenigen aber durchaus vorhandenen – guten bis großartigen Filme nicht übergangen. Tobe Hoopers „Lifeforce“, Franco Zeffirellis „Otello“ (der die Zusammenarbeit mit Golan und Globus gar als die Beste seiner Karriere bezeichnet) und mein persönlicher Favorit „Runaway Train“.
Das Ende der großen Cannon Zeit kam dann 1987 aufgrund drei großer Flops: „Over The Top“(der Armdrückfilm mit Sylvester Stallone unter Regie von Menahem Golan), Superman 4 (ein Film, den eigentlich keiner der Beteiligten machen wollte – man merkt’s) und „Masters of the Universe“ (hey, Frank Langella hatte Gerüchteweise Spaß als Skeletor – gut für ihn). Diese kommen natürlich auch nicht zu kurz.
FAZIT: Portrait zweier Rebellen, die Hollywood für einige Jahre aufgemischt haben. Es werden die guten wie auch die wirklich schlechten Seiten beleuchtet, ohne, dass der Film selbst Urteile fällen würde. Der rasante Schnitt mag den einen oder anderen nerven.
8/10 nicht zu Ende gedachten Filmideen
PS: weil ich vermutlich nie mehr ’ne Ausrede finde sie zu posten, hier zwei Ausschnitte aus Golans 1980er Musical „The Apple“ die man gesehen haben muss, um sie zu glauben:
Life is noTHING but showBUSiness – man beachte den Segway, 20 Jahre bevor es das Gerät gab
How to be a Masteur – man beachte irgendwie alles