Top 10 Filme von damals: 1981 Platz 10 bis 6

Zeit in meiner kleinen Kinocharts-Rückblick-Reihe auf das Jahr 1981 zu schauen. Grundlage sind wieder die westdeutschen Kinocharts auf Chartsurfer.de. Ich blicke erneut aus eher persönlicher Warte auf die Filme zurück, versuche aber auch zu erfassen, ob und wie sie die Popkultur beeinflusst haben oder eben gerade nicht. Und diesmal kenne ich quasi alle Filme, das war ja nicht unbedingt immer so. Doch bevor wir zu den Charts kommen schauen wir, wie üblich, was 1981 sonst so auf der Welt los war.

Im Januar wird der ehemalige Schauspieler Ronald Reagan zum 40ten Präsidenten der USA und leitet eine neue Phase der harten Linie im stetig schwelenden Ost-West Konflikt ein. Die Demonstration gegen das Atomkraftwerk bei Brokdorf gilt mit bis zu 100.000 Teilnehmern bis heute als einer der größten Anti-AKW-Proteste Deutschlands. Im April verhängt Jugoslawien, in Folge zunehmender Unruhen zwischen Albanern und Serben, den Ausnahmezustand über die Provinz Kosovo. Im Juni beginnt die ARD mit der Ausstrahlung der Serie ‚Dallas‘. Im Juli heiratet der britische Thronfolger Charles Lady Diana Spencer. Im September werden bei einem Sprengstoffanschlag der RAF auf die Ramstein Air Base zwei Deutsche und 18 Amerikaner zum Teil erheblich verletzt. Die Kolonie Britisch-Honduras wird als Belize unabhängig.  Im Oktober beginnt mit der Entdeckung eines havarierten sowjetischen U-Boots vor der schwedischen Küste eine ganze Reihe ähnlicher Vorfälle durch die 80er, die als „schwedische U-Boot Affäre“ zusammengefasst werden. Die britische Kolonie Antigua wurde als Antigua und Barbuda unabhängig. In den USA ging der Sender MTV auf Sendung. Mit anfangs nur 168 Musikvideos, davon allein 30 von Rod Stewart. Nun aber wirklich schnell ins Kino!

  1. ‚Eis am Stiel, 3. Teil – Liebeleien‘

Und hier haben wir ihn, den ersten Vertreter in diesem Projekt, eines Genres, das in den 80er sehr wichtig war: der Erotikkomödie. In der Einleitung habe ich noch geschrieben, dass ich diesmal alle Filme kennen würde. Nun bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Ich habe sicherlich einige ‚Eis am Stiel‘ gesehen, aber gerade den hier? Ein wenig laufen sie ineinander, wie es sich für Eis gehört. In den meisten sind die drei (mehr oder weniger) jugendlichen Protagonisten am Strand und von dort aus ergeben sich allerlei (mehr oder weniger) erotische und/oder lustige Situationen. War der erste Film noch von den Jugenderinnerungen von Autor/Regisseur Boaz Davidson geprägt, wurden die nächsten (insgesamt 8 und ein Spin-Off) immer beliebiger. In Deutschland waren sie allerdings so erfolgreich, dass die israelischen Produktionen schon ab dem zweiten Teil von deutschen Investoren kofinanziert wurden. Apropos Finanzen: Produzenten der Reihe waren Yoram Globus und Menahem Golan. Die haben unter anderem die erheblichen Gewinne des ersten Teils dafür verwandt das US-Studio Cannon zu kaufen und einige der billigsten Actionheuler der 80er und frühen 90er zu produzieren. Und da sie für ihren „kreativen“ Umgang mit Geldern bekannt waren, würde es mich nicht wundern wenn manches ‚Eis am Stiel‘ Produktionsbudget letztlich Chuck Norris Filmen zugeflossen wäre. Was ich sagen will ist wohl, schaut ‚Electric Boogaloo‘, eine wunderbare Doku über die wilden Cannon Jahre. Jetzt bin ich vom Thema abgekommen, hatte aber auch nicht wirklich viel dazu zu sagen.

  1. ‚Eine Faust Geht Nach Westen‘

‚Eine Faust geht nach Westen‘ ist definitiv der interessanteste (wenn auch vielleicht nicht beste) Bud Spencer Solofilm. Ein Italo-Western, Jahre nachdem das Genre bereits tot war. Mit Morricone Soundtrack! Spencer gibt den typischen bärbeißigen Kleinganoven, der gemeinsam mit dem Indianer „Donnernder Adler“ allerlei Betrügereien abzieht. Als er mit einem gemopsten Koffer in eine Kleinstadt kommt, erweist sich diese Tasche als Arztausrüstung. Folglich gibt sich Buddy als Doktor aus. Das ist nicht nur für einen Italowestern ungewöhnlich, auch für einen Bud Spencer Film und führt zu einigen sehr komischen Szenen. Aber Spencer weiß natürlich auch was er seinen Fans schuldig ist und so gibt es eine der widerlichsten Fressszenen überhaupt und gegen Ende hin, wenn sich, Italowestern-typisch, der Sheriff (der natürlich Bronson heißt) als korrupt erweist allerlei handfeste Auseinandersetzungen. Genreseitenhiebe, typische Buddy-Sprüche und -Szenen und ein letztes Hurra des Italowesterns machen den Film für mich absolut sehenswert.

  1. ‚Zwei Asse Trumpfen Auf‘

Und hier haben wir Spencer und Hill wieder beisammen. Hills Charakter hat jede Menge Wettschulden und eine Schatzkarte, aber kein Geld. Spencers Käptn hat ein Schiff aber keine Lust Hill umsonst zu fahren. Der schifft sich als blinder Passagier ein und nach allerlei Kompassmanipulation landen beide auf einer einsamen Pazifikinsel mit freundlichen Eingeborenen, weniger freundlichen Piraten und einem japanischen Soldaten, der nicht weiß, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ist. Wie im letztjährigen Hill-Solo ‚Supercop‘ ist Sergio Corbucci für die Regie verantwortlich. Und schlägt sich diesmal deutlich besser, wenn auch kaum weniger merkwürdig. Selbst für Spencer/Hill Verhältnisse ist die Handlung absurd, die Charaktere so weit jenseits von hanebüchen, dass sie es nicht mehr sehen können und ein Papagei steht unter stetem Verdacht eine Pfanne voll Bohnen verdrückt zu haben. Es ist aber gerade diese vollständige Überzeichnung und die stets wiedererkennbaren Rollenbilder von Hill und Spencer, die diesen reichlich dämlichen Klamauk funktionieren lassen. Corbucci nimmt sich selbst nicht ernst. Nach üblichen Filmmaßstäben gemessen käme man wohl zu keinem allzu positiven Urteil, aber es sind halt Spencer und Hill und da gelten andere Maßstäbe, da muss man auch mal die Denkmurmel zu machen können.

  1. ‚Jäger Des Verlorenen Schatzes‘

Gebt es zu, Ihr habt den Titel gelesen und Ihr hattet die ersten Noten von John Williams Raiders March im Ohr… George Lucas wollte, nachdem er mit ‚Star Wars‘ bereits den SciFi Serials seiner Jugend ein neues Gewand verpasst hatte, dasselbe für die Abenteuer-Serials tun. Er hatte aber keine Zeit das selbst umzusetzen. Steven Spielberg wollte schon immer einen James Bond Film drehen, musste aber einsehen, dass es dazu wahrscheinlich nie kommen würde. Also taten sie sich zusammen und Spielberg verfilmte die Abenteuer des Archäologen „Indiana“ Jones während der Nazi-Zeit. Am Anfang des zweiten Teils durfte der dann übrigens Sean Connerys Bond-Tuxedo tragen, bevor Connery selbst im dritten Teil (passend als sein Vater) auftauchte. Doch hier lernen wir ihn in einer der besten Eröffnungsszenen überhaupt erst einmal als Hut tragenden, Peitsche schwingenden, verschwitzten Anti-Bond kennen. Statt Harrison Ford sollte eigentlich Tom Selleck nach Spielbergs Willen die Rolle übernehmen, doch das ließ dessen Serienvertrag mit ‚Magnum‘ nicht zu. Dr. Jones hätte also beinahe einen Schnauz gehabt. In der Rückschau schwer vorstellbar, irgendjemanden außer Ford in der Rolle zu sehen. Ich zumindest habe die immer noch stärker mit ihm assoziiert als Han Solo. Die Rolle des Major Toht wurde übrigens zuerst Klaus Kinski angeboten. Er soll sie… wortgewaltig abgelehnt haben. Einige Szenen aus dem Film sind direkt in das Vokabular der Popkultur übergegangen. Das Austauschen des Idols gegen einen Sandsack, die rollende Steinfalle, die Öffnung der Bundeslade mit ihren Folgen. Das sind allgemeinverständliche Zitate, auf die Serien, Filme und Videospiele gern zurückgreifen. Eigentlich muss man nur Hut und Peitsche erwähnen und ein Großteil weiß ohnehin wovon man spricht.

  1. ‚Die Klapperschlange‘

Fangen wir gleich mit dem Offensichtlichen an. Der deutsche Titel ist Mumpitz! Die Tätowierung von Hauptcharakter Snake Plissken (Kurt Russell) zeigt eine Kobra, keine Klapperschlange, ihr zoologischen Nixblicker von Titelgebern!! Aber ernsthaft, ‚Escape From New York‘ beschreibt nicht nur die Handlung von John Carpenters Film sehr gut. Hier wird Plissken als unwilliger Söldner gezwungen den amerikanischen Präsidenten zu retten, nachdem dessen Notkapsel aus der Air Force One im Freilichtgroßgefängnis, zu dem Manhattan inzwischen gemacht wurde, abgestürzt ist. Doch die Idee des Escapes, des Entkommens ist auch das grundlegende Thema des Films, der eine bitter-zynische Zukunftsvision zeigt. Plissken ist kein Held. Er ist kaum weniger schrecklich als die übelsten Insassen des Gefängnisses. Dessen Wärter wiederrum noch viel schlimmer sind. Carpenter kann im dystopischen Manhattan seine größte Stärke als Regisseur, dem Zuschauer ein Gefühl für einen cinematischen Ort zu vermitteln und ihn in sich glaubwürdig wirken zu lassen, natürlich voll ausleben. Zusammen mit den sehr zurückgenommenen Dialogen und Carpenters eigenem unterkühltem Synthie Soundtrack schafft er hier eine sehr eigne, sehr düstere Zukunftsvision. Oft kopiert, aber eigentlich nie erreicht (nicht einmal von Carpenter selbst *hust* ‚Flucht aus LA‘ *hust*). Aus heutiger Sicht sicherlich einer der unterschätzteren Filme von Carpenter. Einige der Matte Paintings stammten übrigens von einem Special Effects-Mann namens James Cameron. Irgendwas sagt mir, dem werden wir auf diesen Listen früher oder später wieder begegnen.

So, das war es für die untere Hälfte der Top 10 von 1981. Können wir informierte Spekulationen für die obere Hälfte anstellen? Nun, dass mindestens ein deutscher Film noch auftauchen müsste ist denke ich eine vernünftige Annahme. Aus den beiden früheren Runden können wir vielleicht auch eine Disney Wiederveröffentlichung erwarten. Und vielleicht ‚Flash Gordon‘? Okay, da ist eher meine Hoffnung als realistische Einschätzung… Die Antworten gibt‘s nächste Woche.