‚Jurassic Park‘ (1993) – Dino-Krise im Dino-Park

Du hast Dich also entschlossen eine Kritik zu ‚Jurassic Park‘ zu lesen. Es ist sicherlich nicht die erste, die Du liest und Du fragst Dich, was dieser Filmlichter über den Film sagen könnte, was nicht längst gesagt ist. Aber wer weiß unter welchen Umständen Du das hier liest. Vielleicht sitzt Du gemütlich auf dem Sofa mit Deinem Tablet. Oder Du liest es am Rechner, während Du eigentlich arbeiten solltest (ich petze nicht). Vielleicht aber liest Du es auch im Bus und um Dich vom Achselaroma des Mannes im Muscleshirt, der sich neben Dir festhält, abzulenken, ist sogar Altbekanntes über Filmsaurier willkommen. Oder Du liest es auf der Toilette, das geht dann aber wirklich nur Dich etwas an (es sei denn Du bist ein Anwalt in einem Klohäuschen. Dann würde ich die Ohren nach schweren Schritten offen halten, nur falls es da draußen doch eine höhere Macht mit dunklem Sinn für Ironie gibt). Womöglich bist Du durch Zufall auf diese Besprechung gestoßen, dann fragst Du Dich spätestens hier, ob das ein verschwendeter Klick war. Oder Du liest den Filmlichter regelmäßig. Dann weißt Du, dass seine Besprechungen selten überraschend aufgebaut sind. Zunächst eine kurze Einleitung, die um so weiter hergeholt ist, je schwerer sie zu schreiben war, dann ein Absatz, der die Handlung des Films zusammenfasst.

Den wirst Du diesmal aber nur überfliegen, denn die Handlung zu ‚Jurassic Park‘ kennt ja nun wirklich jeder. Genetikfirma InGen ist es gelungen Dinosaurier zu klonen. CEO John Hammond (Richard Attenborough) nutzt diesen Durchbruch, um einen Vergnügungspark auf einer Insel vor Costa Rica zu eröffnen. Um sich dessen  Sicherheit bestätigen zu lassen, lädt er eine Gruppe Experten vor der Eröffnung ein. Den Paläontologen Alan Grant (Sam Neill), Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern), Chaosmathematiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum), den Anwalt der Investoren und seine Enkelkinder (die sind keine Experten, naja, doch schon, aber das weiß noch keiner). Doch während die sich auf der Tour durch den Park befinden, zieht ein Tropensturm auf. Diesen Moment nutzt Park-IT-Mann Nedry (Wayne Knight) um den Park lahmzulegen und sich mit einigen Dino-Embryos abzusetzen.

Das ist natürlich eine gezielt unehrliche Zusammenfassung, spart sie doch das faszinierendste Element des Films aus: die Dinosaurier. Die sind Zähne- und Klauenbewehrte Antagonisten. Im Falle des Tyrannosaurus Rex quasi unaufhaltsam, im Falle der Raptoren, gerissen, unauffällig und zu Teamwork fähig („Clever Girl!“). Doch zeigt Spielberg sie nicht als reine Monster. Die Pflanzenfresser werden ohnehin nur mit tiefer Faszination und Respekt betrachtet, aber der wird auch den gefährlichen Jägern gegenüber gezeigt. Vergleicht man es mit Spielbergs anderem menschenfressenden Tier, ‚Der Weiße Hai‘, dann  wird der Unterschied umso deutlicher. Hai Bruce wird am Ende, mittels einer Gasflasche und eines gezielten Schusses, in mundgerechtes Sushi verwandelt. Den Dinosauriern tut keiner der Charaktere in ‚Jurassic Park‘ Gewalt an. Der einzige der es versucht, Tierhüter Muldoon, scheitert spektakulär (nochmal, „Clever Girl!“). Die Saurier sind beinahe eine Naturgewalt, nach 65 Millionen Jahren erneut heraufbeschworen und zu einer Parkattraktion gemacht. Das klingt als wolle man einen Tsunami in einem Wellenbad loslassen.

Und da sind wir bei dem anderen Thema des Films. Dem „Gott spielen“ der Wissenschaftler und der finanziellen Ausbeutung des Ergebnisses. Tatsächlich ist die Figur, die sich im Vergleich zum Buch am meisten geändert hat der (im wahrsten Sinne des Wortes) Risikokapitalist John Hammond. Ist seine Gier im Buch eines der zentralen Elemente, die zur Katastrophe führen, ist er im Film, nicht zuletzt dank der Besetzung mit Richard Attenborough, ein liebenswerter Großvater, den der Betrug seines Angestellten völlig unvorbereitet trifft. Schaut man genauer hin, sind dennoch Elemente des Buchcharakters zu finden: er habe keine Kosten und Mühen gescheut, teilt Hammond stolz Dr. Grant mit. Im Park angekommen stellen wir dann fest, dass er keine Notstromaggregate installiert hat und seinen inselweiten Park offenbar mit fünf Leuten überwachen wollte. Jemandem wie Nedry dann die alleinige Kontrolle über die lebenswichtige IT zu überlassen fällt da kaum noch ins Gewicht. Er meinte wohl keine Kosten und Mühen in Bezug auf die Saurier.

Das die auch heute noch großartig aussehen, dank geschicktem Einsatz von animatronischen Modellen, CGI, aber vor allem cleverer Beleuchtung ist bekannt. Die Tatsache, dass die CGI noch nicht so weit war, den Film allein bestreiten zu können, ist vermutlich von Vorteil. Spielberg ist immer dann am besten, wenn er um Limitationen herum arbeiten muss, siehe auch den nicht funktionierenden Hairoboter in ‚Der Weiße Hai‘. T. Rex, Raptoren, aber auch der giftspuckende Dilophosaurus haben bis heute nichts von ihrer Faszination, oder ihrem Schrecken eingebüßt.

Ebenso wichtig wie die Effekte sind aber ebenfalls die Schauspieler und die Charaktere, die sie verkörpern. Kinderhasser Grant, der im Laufe des Films merkt, dass er Kinder doch ganz gern hat ist schon ein sehr spielbergscher Charakter, doch gibt Sam Neill ihm eine so tiefe Faszination für sein Fach und so eine menschliche Begeisterung, dass er zum Herzen des Films wird. Ebenso tut Laura Dern dies mit ihrer Paläobotanikerin, die dazu noch in einer der gruseligsten Szenen des Films die Hauptrolle hat, wenn sie in einem Bunker auf den Arm von Sam Jacksons Charakter trifft. Jeff Goldblum gibt seinen „Superstar“-Wissenschaftler mit typischer ironischer Distanz und einer Ladung Charisma, die schwerlich aufzuwiegen ist. Attenborough habe ich ja schon erwähnt, dem es gelingt seinem Millionär ein sehr menschliches Antlitz zu verpassen. Und die Kinder sind immerhin nicht so anstrengend, wie sie sein könnten.

Hauptrolle Numero drei spielt der Soundtrack von John Williams, der bereits bombastisch beginnt, sich dann aber noch in immer neue Höhen emporschwingt. Er unterstreicht den Horror von Szenen, aber auch die überwältigende Faszination. Und es liegt wohl nur an Spielbergs Bildern, dass dieser Soundtrack den Film nicht unter sich begräbt, sondern eine perfekte Ergänzung darstellt.

Und damit bist Du am Ende des Textes angekommen. Genau genommen nicht ganz, denn der Filmlichter schreibt jetzt noch ein wenig darüber, dass er der Meinung ist, der Film hätte für sich allein stehend bleiben sollen und ihn zu einem Franchise zu machen war ein großer Fehler. Natürlich hat er die Dinomanie der frühen 90er noch einmal beflügelt und natürlich steckte viel zu viel Geld in dem Konzept, um es einfach liegen zu lassen. Doch ist es eine dieser Filmreihen, die quasi nur von der Zuneigung der Zuschauer für den ersten lebt, wie der Milliardenmaschine ‚Jurassic World‘ durchaus klar war, die direkt mal eine ganze Garage voll mit Nostalgie gepackt hat. Du bist Dir zwar nicht ganz sicher, ob Du diese Meinung teilst, aber die Bahn ist angekommen/das Essen fertig/die Arbeit wartet jetzt wirklich. Oder ist es doch noch nicht soweit? Naja, dann kannst Du Deine Meinung auch in die Kommentare schreiben und ich muss Dir nix mehr in den Mund legen!

Eigentlich ist alles gesagt: Jurassic World (2015)

Warnung! Was folgt ist ein weitgehend nutzloser Beitrag, der die Geschichte des erfolgreichsten Films des Jahres verrät! Weiterlesen auf eigene Gefahr!

Ich wollte ‚Jurassic World‘ eigentlich nicht sehen. Nachdem sich das Marketing auf Chris Pratt auf ’nem Motorrad begleitet von Raptoren – offensichtlich seine Kumpel -konzentriert hat konnte ich nur sagen: danke, ich bin raus. Jetzt hab‘ ich ihn doch gesehen.

Weg mit den Wissenschaftlern: in Jurassic Park hatten wir zwei Paläontologen und einen Mathematiker als Hauptfiguren alle mit unterschiedlichen Ansichten zum Park. Und in JW? Einen Navyveteran (Chris Pratt), der so sehr Alphamännchen ist, dass sogar ein Rudel räudiger Raptoren ihn als solches akzeptiert. Sooooo coooool! Ihm gegenüber ein 30er Jahre Hollywoodklischee (Bryce Dallas Howard). Eine Frau, die für ihre Karriere lebt und keine Kinder will? Na, die wird in den 2 Stunden schon ihre Lektion lernen, wenn sie mit Kindern und Übermann konfrontiert wird (ihre Pumps behält sie den Film über übrigens an). Übelwicht Hoskins (Vincent D’Onofrio) will Dinos militärisch einsetzen. Er ist deutlich älter als 12 Jahre und sollte es daher eigentlich besser wissen. Apropos 12 Jahre, es sind auch wieder zwei Kinder im Film, der kleine mag Dinos, der große Mädels. Nachdem sie Pratt getroffen haben mögen sie beide den. Oh halt, einen Wissenschaftler gibt es noch: Henry Wu, der Genetiker hinter dem Park. Der hatte im ersten Teil nicht viel mehr zu tun als Eier zu zeigen (von Dinos!), hier kocht er Tee, verrät nicht was in seinem genetischen Hybrid-Saurier drin ist und entkommt mittels Wu-Copter.

Und die Saurier? Raptoren werden zu ungezogenen Hunden degradiert und kriegen Namen. Der T-Rex kommt bis zum Schluss quasi nicht vor. Wassersaurier Mosasaurus frisst einen weißen Hai (zwinker, zwinker, verstehste? verstehste?). Doch der Star ist Designersaurus Indominus rex. Oder Supersaurus nonsensii aus der Familie der Pseudogodzillaideae. Größer als ein Tyrannosaurier, schlauer als ein Raptor, getarnt wie ein Predator, mörderisch wie ein Xenomorph, weiß wie Schnee, rot wie. . .etc. Keiner darf häufiger in die Kamera gucken und ‚BLUUUARGHH‘ machen. Außerdem eine Heerschar Flugsaurier, die Touris mampfen und langweilige Pflanzenfresser (buuuh Loser!) im Hintergrund.

Und am Ende kämpfen T-Rex und ein Beta-Raptor ein Tag-Team Match gegen den (hihi) I-Rex (verstehste?) unter Mithilfe vom Mosasaurus. Hätte der T-Rex längere Arme, er und Raptor Blue hätten sich ein High-Five gegeben (drei vom Raptor, zwei vom T-Rex).

Mannomann, war das erschreckend blöde. Mir hat’s Spaß gemacht (und alle so: WAAAS?). Ich habe mal über, mal mit dem Film gelacht und mich zwei Stunden nicht gelangweilt (oder zu sehr geärgert). Besser als die zwei andern JP-Sequels war er allemal. Noch eine Fortsetzung brauch‘ ich nicht. Aber nach dem Megaerfolg ist die wohl unausweichlich. Und schauen werd ich sie ja doch.

FAZIT: Film, für den man am besten, wie einer der Touris im Film, in jeder Hand eine Margarita haben sollte. Prost.