‚Die Schöne und das Biest‘ (1991)

Die Geschichte ist bekannt, die 70er und 80er Jahre waren keine einfache Zeit für Disney und vor allem für Disney Animation. Nach Walts Tod war man hier oftmals allzu vorsichtig und zögerlich. Und dann wurde man auch noch von der hausgemachten Konkurrenz, in Form von ex-Disney Animator Don Bluth an den Kinokassen überholt. Als man sich 1984 Michael Eisner und Jeffrey Katzenberg als neues Management ins Haus holte, war deren erster Instinkt gar, die Animationssparte zu schließen. Die Rettung kam 1986, in Form einer Kollaboration mit Spielberg und zahlreichen anderen Studios für ‚Roger Rabbit‘. Ein kritischer und finanzieller Erfolg, der Disney Animation wieder einen Namen gab. 1989 folgte klassisches Disney-Programm, eine Andersen-Märchenadaption in Form von ‚Arielle, die Meerjungfrau‘. Als Filmmusical mit Songs von Alan Menken und Texten von Howard Ashman. Gerade diese erwiesen sich als gigantischer Erfolg, manche Kritiker sahen in der Animation gar die Zukunft des darbenden Filmmusicals an sich.

Es folgte 1990 ‚Bernard und Bianca im Känguruland‘, ein Film, der oftmals nicht zur Disney-Renaissance gezählt wird und tatsächlich mehr wie ein Werk aus der Zeit vor der Meerjungfrau anmutet. Nein, die wahre Fortsetzung und der wahre Beweis des Funktionierens des neuen Disney-Systems würde 1991 erfolgen. Mit ‚Die Schöne und das Biest‘. Einem Wunschprojekt von Walt, dass er schon in den 40ern realisieren wollte. Doch da kam ihm zuerst der Zweite Weltkrieg in die Quere und dann die Tatsache, dass Jean Cocteau 1946 eine definitive Filmversion schuf. Und Walt wollte schließlich Trends setzen, nicht welchen hinterherlaufen.

Aus reichlich unerfindlichen Gründen sollte die neue 90er-Adaption kein Musical werden. Es stellte sich aber alsbald heraus, dass das schleicht nicht funktionierte. Und so wurden erneut Ashman und Menken an Bord geholt. Ashman war zu dieser Zeit, aufgrund einer AIDS Erkrankung, so schwer krank, dass er nicht mehr reisen konnte. Katzenberg ließ die Produktion nach New York verlegen und später eine Art „Skype“ System einrichten, als Ashman sein Bett nicht mehr verlassen konnte. Dafür brauchte man damals noch Satelliten. All das soll nicht illustrieren, wie groß Katzenbergs Herz ist, ist es nämlich nicht, sondern wie wichtig die Musik für den Film wurde. Für Ashman bedeutete es, dass er seine Arbeit an seinem Herzensprojekt ‚Aladdin‘ liegenlassen musste. Er würde keine Chance mehr bekommen, sie fortzusetzen, er starb 1991, noch bevor ‚Die Schöne und das Biest‘ erschien.

Die Broadway-Leute Ashman und Menken nutzen die Produktion in New York, um die Rollen mit Broadway Darstellern zu besetzen. Das sorgt dafür, dass man unter den Originalsprechern wenige allzu bekannte Namen findet, sieht man einmal von Angela Lansbury als Mrs. Potts (Mme. Pottine) ab, die damals, ‚Mord ist ihr Hobby‘ sei Dank, auf der Spitze ihrer Bekanntheit war. Die Hauptrollen übernehmen Paige O’Hara und Robbie Benson. Gesanglich hervortun darf sich Opernsänger Richard White als fieser Jäger Gaston.

Für die Animation standen derweil nur zwei Jahre, statt der Disney-üblichen vier zur Verfügung. Sie entstand in Glendale, Kalifornien, mit einiger Hilfe vom neuen Studio in Lake Buena Vista, in Florida. Die Arbeit ging allerdings auch schneller vonstatten, da das neue CAPS System verwendet wurde. Ein digitales Scanner und Kompositsystem, das Pixar für Disney entwickelt hatte. Damit lässt sich etwa multiplane Animation deutlich leichter und schneller erstellen. Auch CGI kam, vor allem in der berühmten Tanz-Szene, zum Einsatz. Doch das war für Disney schon seit ‚Basil, der große Mäusedetektiv‘ nicht ungewöhnlich.

Dennoch merkt man dem Film gelegentlich die Knappheit von Zeit und auch Geld an. So wird etwa die Vorgeschichte anhand von (sehr schönen) Standbildern erzählt. Auch wurde für den letzten Tanz, zwischen Belle und dem zurückverwandelten Prinz, Animation aus ‚Dornröschen‘ wiederverwertet. Wir sind jedoch weit entfernt von einem ‚Robin Hood‘, der ganze Sequenzen recycelte (und dennoch einer meiner Lieblinge ist…).

Auch die Geschichte des Films sollte bekannt sein, ich fasse sie dennoch kurz zusammen. Ein arroganter Prinz weist die Bitte einer alten Frau nach Obdach ab. Die Frau erweist sich als mächtige Zauberin, verflucht den Prinzen in die Gestalt eines Biests, sein Schloss in eine Grotesken-übersäte Horrorbude und die Dienerschaft in allerlei Haushaltsinventar. Bevor das letzte Blütenblatt einer magischen Rose fällt, muss das Biest eine Frau finden, die ihn liebt. Dann wäre der Fluch gebrochen. Ansonsten währt er ewig. Belle lebt mit ihrem Vater, einem eher mäßigen Erfinder, in der französischen Provinz. Hier gilt sie, ob ihres Strebens nach Höherem, als Außenseiterin. Doch der arrogante Jäger Gaston will sie dennoch zur Frau. Sehr zu Belles Missfallen. Ihr Vater verirrt sich eines Nachts ins Schloss des Biestes und wird vom biestigen Hausherren prompt gefangen gesetzt. Belle bietet sich im Austausch gegen ihren Vater als Gefangene. Das Biest und die Dienerschaft sehen eine Chance den Fluch zu brechen. Wenn das Biest nur seinen Jähzorn kontrollieren kann.

Ich glaube ‚Die Schöne und das Biest‘ ist mein liebster Film der Disney-Renaissance. Wobei ich Schwierigkeiten hätte zwischen ihm, ‚Aladdin‘ und ‚König der Löwen‘ zu wählen. Von allen Romanzen der „Renaissance“ hat der hier den Vorteil, dass sie zwischen zwei gleichwertigen Charakteren stattfindet. Arielle, ein durchaus runder Charakter, könnte sich genauso gut in ein dänisches Holzbrett verlieben, so platt bleibt Erik. Jasmine bekommt etwas mehr Nuance, doch bleibt es immer Aladdins Geschichte. Hier deutet bereits der Titel an, dass es die Geschichte zweier Charaktere ist. Dabei muss man dennoch das Märchenhafte der Geschichte betonen. „Er benimmt sich nur wie ein gigantisches Arschloch, weil er so verletzt und unsicher ist, eigentlich ist er total lieb“, ist nicht die beste Beziehungs-Lektion für die wahre Welt.

Dennoch wird hier nie ein Charakter zum Werkzeug für die Entwicklung des anderen. Beide bleiben glaubwürdig und natürlich. Das geht zwar alles sehr schnell, weil der Film in seiner Erzählung erstaunlich effizient ist, bleibt dabei aber immer intelligent konstruiert. Wenn etwa der Film auf seinem Tiefpunkt ist, Belles Vater wird in der „Spinnenkutsche“ nach Hause geschickt, Belle bricht weinend auf dem Bett zusammen, dann folgt Gastons „Schurkensong“. Der beginnt mit einem, aufgrund von Belles Ablehnung, recht depressiven Gaston. Doch der Song, ein schunkeliges Sauflied, das betont, was für ein unfassbar toller Typ er doch ist, baut ihn und, ironisch, auch uns als Zuschauer wieder auf.

Damit dieser Artikel nicht Ewigkeiten andauert, hier in Kurzform ein paar der Dinge, die ich an dem Film sehr mag. Biests grandiose Gesichtsanimation, wo man einem unmenschlichen, gezeichneten Gesicht jederzeit menschliche Gefühle, Furcht, Reue oder Freude zuschreiben kann. Die Tatsache, dass Biest im Kampf gegen die Wölfe, die Belle und ihr Pferd überfallen, kein Superheld ist, sondern ungeschickt und unerfahren und nur durch pure Stärke gewinnt. Die zentrale Tanzszene, natürlich.  Animator James Baxter gelingt die Rotation der Charaktere von Hand und die Integration in den CGI Hintergrund plus Kamerabewegung beeindrucken heute kein bisschen weniger als damals (Katzenberg gefiel der von Angela Lansbury gesungene Song dazu, „Beauty & The Beast“, so gut, dass er Ashman aufforderte mehr Strophen zu schreiben. Der teilte ihm mit, er habe, abgesehen von „yeast“ (also Hefe) bereits jedes mögliche englische Wort auf „beast“ gereimt). Der Song „Be Our Guest“, weil er Grundlage für den besten Simpsons Song, die Parodie „See My Vest“ war. Das Disney sich getraut hat, hier annähernd schlüpfrig zu werden. „And every last inch of me’s covered with hair“ singt Gaston, während er in die Kamera zwinkert.

Aber im Großen und Ganzen ist das einfach ein Film, der sich zurückberuft auf Disneys große Frühzeit, ohne dabei zu übersehen, dass man in den 90ern angekommen war. Gibt es ein paar zu viele Comic Relief Charaktere, die vor allem dafür da zu sein scheinen, Spielzeug und Merchandise zu verkaufen? Durchaus. Stört mich das? Nicht besonders. Michael Eisner hatte die Devise ausgegeben, dass es für Disney vor allem galt, Geld zu verdienen. Wenn dabei Kunst geschaffen würde, fein. Aber Geld ist die Hauptsache. Eine Lektion, die Eisners Schützling, Bob Iger, neuer alter Disney CEO, vollends übernommen hat. Inzwischen insoweit, dass er die Werke aus Eisners Zeit kannibalisiert. Ich kenne das Live Action Remake des Films nicht, ich interessiere mich für das Live Action Remake kein Stück. ‚Die Schöne und das Biest‘ ist ein solcher Gipfel des Zeichentricks, dass ein Remake in einem anderen Medium immer weniger sein muss als das Original. Das ist aber alles nix Neues. Es war halt nur so, dass sich die von Eisner angeschobenen, billigen VHS Fortsetzungen leichter ignorieren ließen, als die CGI trächtigen Blockbuster-Remakes der Neuzeit. Was soll’s, dem Film selbst kann das nicht das Geringste anhaben.

Lustiges Taschenbuch Sonderedition Film – 4

Hiermit kommen wir zum vierten und letzten Band der Sonderedition Film des Lustigen Taschenbuchs. Legen wir ohne große Vorrede direkt los!

Die Rose von Rajahstan

Autorin: Teresa Radice
Zeichner: Stefano Turconi

Die Tochter des Maharadschas von Rajahstan, Minnie Mala, soll mit dem Bollywood-Fiesling-Darsteller Khaterkharlothunitguud (ugh) verheiratet werden. Der hat es natürlich vornehmlich auf den Schatz des Maharadschas abgesehen. Aber auch Gärtner Mickhad Mandoori ist in Minnie verliebt.
In Bollywood kenne ich mich filmisch kaum aus, deswegen kann ich hier wenig zu möglichen Anspielungen auf die Filme sagen. Ein wenig anstrengend fand ich die Knüttelverse in den oft doch recht langen „Gesangsnummern“, die im Comic natürlich ohnehin kaum halb so gut wirken, als könnte man sie hören. Ansonsten eine recht typische romantische Geschichte, die hier und da am Rande mal das Kastensystem erwähnt. Gut gefallen haben mir die dynamischen Zeichnungen und insbesondere die warme Farbgebung.

Der Duck ohne Vergangenheit

Autor: Kari Korhonen
Zeichner: Girogio Cavazzano

Aha, man hat bei Disney offenbar meine letzte Rezension gelesen und will sich bei mir persönlich für die Verunglimpfung von Aki Kaurismäki entschuldigen! Aber ernsthaft, mit vielem hätte ich in diesen Comics gerechnet, mit einer liebevollen Umsetzung eines Kaurismäki-Stoffes nicht. Donald und seine Neffen schauen ‚Der Mann ohne Vergangenheit‘ im Kino. Donald schläft mal wieder ein, diesmal allerdings aus Erschöpfung und nicht aus Langeweile. Im Traum vermischen sich seine Erlebnisse und die Handlung des Films. Was herauskommt ist eine schöne, wenn auch natürlich „disneyfizierte“ Version von ‚Der Mann ohne Vergangenheit‘. Autor Korhonen wollte seinem finnischen Landsmann Kaurismäki hier ganz offensichtlich eine wirklich liebevolle Hommage bringen und das ist gelungen. Unterstützt wird das von den klaren, schnörkellosen Zeichnungen Cavazzanos. Prima!

Der knurrende Hai

Autor: Roberto Gagnor
Zeichner: Giada Perissinotto

Regisseur Sten Spielsberg arbeitet an einem Film über einen gefräßigen Hai. Leider will aber die Requisite nicht so recht funktionieren. Der Hai knurrt dauernd. Tatsächlich geht so viel am Set schief, dass Sten Sabotage befürchtet und seine alten Kumpels Micky und Goofy bittet „Bruce“, den Hai, in die Bucht zu transportieren, wo die Außenaufnahmen gedreht werden sollen. Auf dem Weg dorthin sehen sich die beiden alsbald von einem riesigen Truck verfolgt…

Das war mal hübsch angetäuscht. Was wie eine Geschichte hinter den Kulissen von ‚Der Weiße Hai‘ beginnt, wird plötzlich zu einer Parodie von ‚Duell‘ mit zahlreichen weiteren Anspielungen auf Spielbergfilme. Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die Auflösung letztlich recht öde ist.

Gehen Wir Ins Kino? Fantasyfilme

Autor: Marco Bosco
Zeichner Stefano Zanchi

Und wieder eine Geschichte von Marco Bosco, die Klischees eines bestimmten Genres auf die Schippe nimmt. Hier eben der Fantasyfilm. Aber ganz ehrlich, nachdem in den vorherigen Bänden mehrere Stories waren, die quasi alle hier genannten Klischees erfüllten, fühlte sich das hier etwas redundant an. Auch wenn die Geschichte selbst handwerklich durchaus wieder gut gemacht war.

Zorro in Los Enteles

Autor: Nino Russo
Zeichner: Francesco Guerrini

Der Titel verrät eigentlich schon alles. Eine Geschichte die spielt, als Kalifornien noch spanisch war und fiese Gesellen wie Capitan Klaasan el Klevan (erneut, ugh) die Bevölkerung ausbeuten. Doch zum Glück ist da ja auch Zorro, der die Unterdrückten beschützt. Um seinen reichen Onkel und Senorita Daisetta zu beeindrucken gibt sich der Schöngeist Donaldos di Duckos eines Tages als der maskierte Rächer aus, mit katastrophalen Folgen.
Erstmals 1994 erschienen nimmt die Geschichte tatsächlich einige Elemente des späteren Films mit Antonio Banderas voraus, etwa die Idee eines neuen Zorro, ausgebildet vom alten (wobei es das durchaus auch vorher schon gegeben haben mag, ich bin kein Zorro-Kenner). Insgesamt ist die Geschichte aber deutlich länger als sie sein müsste. Und hat gewisse Logikfehler, so werden die Los Panzeros Knackeros (hab ich schon „ugh“ gesagt?) als Handlanger des Capitan eingeführt, aber der heuert sie erst später aus dem Knast an. Ob das nun an der Übersetzung liegt, weiß ich natürlich nicht. Aber auch hier wissen die Zeichnungen zu überzeugen. Oft etwas düsterer als in den anderen Geschichten und mit dem einen oder anderen doppelseitigen Splashpanel.

Einmal Hollyholz und zurück

Autor: Giorgio Salati
Zeichner: Alessandro Gottardo

Minnies Bekannte haben alle berühmte Partner. Der eine ist Model, der andere Schauspieler. Nur Micky ist bloß ein weltbekannter Abenteurer und Detektiv. Das geht natürlich nicht, so muss auch für Micky eine Schauspielerkarriere her. Beim Vorsprechen für eine Geheimagentenrolle stellt sich Micky aber so trottelig an, dass er direkt von Sönke Schulz als linkischer Hauptdarsteller für seine neueste romantische Komödie entdeckt wird.
Eine ziemlich typische „willst Du wirklich berühmt sein?“ Geschichte mit Micky Maus in der recht unglaubwürdigen Hauptrolle. Auch würde man heute vermutlich nicht mehr unbedingt eine Karikatur von Woody Allen für Sönke Schulz verwenden. Mehr als ganz nett ist das nicht.

Ghostbusters

Autor: Giorgio Pezzin
Zeichner: Silvio Camboni

Yay Ghostbusters. Das sage ich. Giorgio Pezzin sah das offenbar anders. Die Geschichte erschien 1991, ist also ganz offensichtlich unter dem enttäuschenden Eindruck des zweiten Teils entstanden. Pezzin lässt Donald und Neffen hier aus Ghostbuster 56 aus dem Kino kommen. Tick, Trick und Track haben längst durchschaut, dass das immer das Gleiche ist, nur Donald ist begeistert. Und glaubt an Geister. Eine merkwürdige Begegnung inspiriert ihn zusammen mit Dussel sein eigenes Ghostbusters Team zu gründen.
Das fühlt sich schon sehr nach Auftragsarbeit an. Irgendwer sagte vermutlich zum Herrn Pezzin, Ghostbusters ist erfolgreich, mach da mal was fürs Lustige Taschenbuch (bzw. das italienische Topolino, wo die meisten (alle?) Geschichten herstammen). Als Ghostbusters Fan sicher nett, aber letztlich reichlich uninspiriert.

Mausopolis

Autor: Francesco Artibani
Zeichner: Paolo Mottura

Und jetzt folgt das genaue Gegenteil von uninspiriert. Eine Umsetzung von Fritz Langs legendärem Stummfilmklassiker ‚Metropolis‘. Und was für eine! Sicherlich, Artibani muss hier allerlei Kürzungen vornehmen, Motivationen von Charaktere werden verkürzt oder gleich ganz entfernt und durch typische Plattitüden rund um Freundschaft, Liebe und Ehrlichkeit ersetzt und doch ist noch so einiges der beklemmenden Atmosphäre des Films geblieben. Und am Ende beerdigen sowohl Lang als auch Disney die aufgebauten gesellschaftlichen Widersprüche unter reaktionärem Pathos, das passt‘s dann eh wieder. Aber, ganz ehrlich, die Leistung einen doch recht schwierigen Filmklassiker auf 70 Seiten für Kinder umzusetzen und dabei erkennbar und nachvollziehbar zu bleiben ist nichts weniger als beeindruckend.
Beeindruckend sind auch die Zeichnungen von Paolo Mottura. Mit viel expressionistsicher Ausdruckskraft. Da ist man gelegentlich fast etwas enttäuscht, dass doch so viel Text drin ist. Als „Stummcomic“ hätte das möglicherweise auch funktioniert. Nichts desto trotz ein beeindruckender Abschluss für die Reihe.

Und das war die Sonderedition Film. Insgesamt habe ich mich, obwohl offensichtlich nicht Zielgruppe, durchaus gut unterhalten gefühlt. Nicht alle Geschichten haben funktioniert, aber das kann man bei einer solchen Sammlung wohl auch kaum erwarten. Insgesamt haben aber viele erstaunlich gut funktioniert. Mein Ranking, falls es wen interessiert, wäre wohl 2,4,1,3. Wobei 1 und 3 quasi gleichauf und sicher nicht schlecht sind. Ich hege ja ohnehin gewisse Sympathie für das LTB, ist es doch eines der wenigen reinen Comicprodukte, die es noch in quasi jedem Supermarkt zu kaufen gibt.

Hier noch ein Bild wie sich die Bände in meinem „Filmkrams“ Regal machen:

Schick, nicht wahr?

Die LTB Sonderedition erscheint bei Egmont Ehapa Media GmbH und ist für 8€ pro Band mit ca. 300 Seiten erhältlich.

Lustiges Taschenbuch Sonderedition Film – 3

Und damit sind wir schon beim dritten von vier Bänden zum Thema Film aus der Welt von Entenhausen. Hier ist die Besprechung zum ersten zu finden und hier die zum zweiten.

Showdown in Cybertown

Autor: Rune Meikle
Zeichner: Fecchi

Dagobert Duck staunt nicht schlecht, als er plötzlich in eine merkwürdige Welt gebrizzelt wird. Eine Welt, wie er mit Schrecken feststellt, in der sein Geldspeicher verschwunden ist. Diese Welt, so stellt sich heraus, ist die Zukunft. Die von Dagobert verlegte Anti-Viren Software McDuckintosh hat sich zu einer KI namens EGO entwickelt, die, wie Dagobert mit dem Sammeln von Geld beschäftigt ist. Da die Menschheit damit wenig glücklich war, wurde sie kurzerhand durch Roboter ersetzt. Nur ein paar Widerständler wehren sich noch. Klar, dass Dagobert die Sache wieder ins Lot bringen muss, nicht zuletzt, weil EGO mit Bargeld nichts anfangen kann und sämtliches zerstört hat.
Ein bisschen ‚Matrix‘, ein bisschen ‚Terminator‘ und ein bisschen ‚Tron‘ stecken in dieser Geschichte. Dagobert lernt Quack-Fu, wie einst Neo Kung-Fu, bevor er sich EGO und den Folgen seiner Gier stellen muss. Eine nett gemachte Geschichte.

Die Geschichte Des Films: Eine Kolossale Gefahr

Autor: Roberto Gagnor
Zeichner: Valerio Held

Micky Keaton ist ein Star der Stummfilmzeit. Mit seinem stets stoisch ruhigen Gesichtsausdruck lockt er die Leute für die Filme von Regisseur Goofy Griffith und Produzent Karlo K. Maier ins Kino. Nur für seine Nebendarstellerin Minnie Bow hat er kaum einen zweiten Blick übrig. Doch Karlo hat den arroganten Darsteller satt und plant das Studio zu betrügen.
Eine interessant gemachte Geschichte. Schwarz-weiß in den „Filmszenen“, farbig bei allem dazwischen. Statt Sprechblasen gibt es Zwischentitel wie beim Stummfilm. Jedenfalls bis Goofy Griffith den Tonfilm erfindet. Schöne Anspielungen auf die Stummfilmzeiten, nicht nur auf Buster Keaton, sondern auch Kollegen wie Harold Lloyd. Die Geschichte selbst ist reichlich simpel, gewinnt aber ungemein durch ihre Form.

Gehen Wir Ins Kino? Roadmovies

Autor: Marco Bosco
Zeichner: Giuseppe Zironi

Die Art dieser Geschichten ist inzwischen bekannt. Hier ist es Micky der im Zentrum einer typischen Roadmovie Geschichte steht, als er für seinen allzu langweiligen Job in eine andere Stadt geschickt wird. Unterwegs erlebt er mit Herumtreiber Goofy allerlei Abenteuer und kann sich am Ende in die Enge der „normalen“ Welt nicht mehr einfügen und macht so weiter mit seinem neuen Freund allerlei Entdeckungen. Hübsch gemacht, wie eigentlich immer.

Enten im Kino: Der Cineastenfilm

Autor: Marco Bosco
Zeichner: Ottavio Panaro

Daisy schleppt Donald in einen unerträglich langweiligen Kunstfilm von „Keke Karismäkko“. Während Donald sich tödlich langweilt, interpretiert Daisy auch in die ödesten Bilder noch Gewaltiges hinein.
Okay, mit dieser Geschichte habe ich ein echtes Problem. Ich mag die Idee nicht, die hier vermittelt wird, dass es eine Art von Kunstfilm gibt, auf den sich einzulassen von Anfang an unerträglich öde und nutzlos ist. Und Leute die behaupten ihn zu mögen, wie hier Daisy, finden ihn in Wirklichkeit auch zum Einschlafen öde, tun aber so als würden sie ihn mögen, um sich intellektuell erhaben zu fühlen. Natürlich gibt es Leute wie Daisy hier, die einen cineastischen Geschmack vorschützen um sich selbst zu erhöhen. Es gibt aber auch Leute, die solche Filme einfach sehr interessant und gut finden. Und wenn hier Kindern vermittelt wird, solche Filme seien grundsätzlich doofe, pseudointelektuelle Selbstbeweihräucherung, dann finde ich das reichlich ungut. Außerdem: ist Aki Kaurismäki, der hier offensichtlich für den fiktiven Namen Pate stand, wirklich ein gutes Beispiel für den undurchschaubaren Kunstfilmer? Ich finde ihn mit seinem lakonischen Sinn für Humor eigentlich recht zugänglich.

Donald In Geheimer Mission

Autor: Carlo Chendi
Zeichner: Giovan Battista Carpi

Ganove Goldfinger… Verzeihung, Colt Finger hat einen brillanten Plan erarbeitet, um Fort Knox… Verzeihung, den Duckschen Geldspeicher auszurauben. Um dem auf die Schliche zu kommen heuert Dagobert natürlich den günstigsten Spion an, den er finden kann. Donald alias IQ 001. Mit allerlei Trickgerät von Daniel Düsentrieb entwickelt, versucht sich Donald in die Kreise des Ganoven einzuschleichen. Doch auch die Panzerknacker wollen bei der Sache mitmischen.
Eine gelungene ‚Goldfinger‘ Parodie, die 1966 also kurz nach dem Film entstanden ist. Damit gehört sie definitiv zu den älteren Geschichten, die hier abgedruckt werden, funktioniert aber dennoch ganz wunderbar. Mit direkten Anspielungen auf den Film, so Colt hat zwar keinen Assistenten mit Wurfhut, ist aber selbst sehr zielsicher mit seinem eisenbeschwerten Schuh, aber letztlich eine durchaus eigene Erzählung. Und Donald macht in der Bond Rolle natürlich eine ganz wunderbar unelegante Figur.

Daisy Superstar

Autor: Caterina Mognato
Zeichner: Guido Scala

Daisy ist in Filmstar Leo Di Duckio verknallt. Was für ein Glück, dass Dagobert den neuen Film mit ihm produziert. Denn als Daisy ihm kostenlose Mitarbeit anbietet, kann er natürlich nicht ablehnen. Leider gelingen Daisys Annäherungen an ihren Schwarm nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hat.
Eine nette Gagstory mit einer Reihe von Missgeschicken. Nichts herausragendes, aber unterhaltsam erzählt.

Das Spukschloss im Nebel

Autor: Nino Russo
Zeichner: Corrado Mastantuono

Den Panzerknackern mag so gar nichts mehr gelingen. Nicht einmal Eiswagen oder Kaugummiautomaten können sie noch erfolgreich überfallen. Doch eine Dokumentation im Fernsehen bringt neue Hoffnung. Ein Dorf wird da beschrieben, ohne jede Technik. Keine Kameras, keine Alarmanlagen, keine Autos zur Verfolgung. Und das Beste, zur Grenze ist es nicht weit, man muss nur durch ein seltsames Nebelgebiet fahren. Was sie darin finden und welcher Film hier parodiert wird, müsst Ihr aber selber rausfinden. Ich kann Euch ja nicht alles erzählen.
Schön die Panzerknacker mal als Protagonisten zu sehen. Die Anlehnung ans Vorbild ist hier wieder sehr lose, aber durchaus erkennbar. Interessant, dass die thematisch eigenständige Vorgeschichte aber fast den Großteil der Geschichte einnimmt.

Einfach Außerirdisch

Autor: Frank Gordon Payne
Zeichner: Sergio Asteriti

Micky wartet auf Gamma, seinen Kumpel aus der Zukunft. Der hat aber einen Unfall, bei dem er das Gedächtnis verliert. Er landet bei einer Familie und wird dort wegen seines seltsamen Aussehens für ein Alien gehalten.
Klar, hier stand ‚E.T.‘ Pate. Gamma musste ich tatsächlich nachschauen, der ist ein Mann aus der Zukunft, bekleidet nur mit einer schwarzen Hose, in deren Taschen er aber alles Mögliche aufbewahren kann. Die ‚E.T.‘ Nacherzählung ist nett, vor allem da die Protagonisten sich der Existenz des Films und der Parallelen dazu durchaus bewusst sind. Dadurch wirkt das Ganze aber auch etwas belanglos.

Donalds Unendliche Geschichte

Autor: Caterina Mognato
Zeichner: Giuseppe Dalla Santa

Mal wieder auf der Flucht vor Gläubigern versteckt sich Donald auf dem Dachboden seines Hauses. Hier entdeckt er ein altes Buch und beginnt zu lesen. Der Zerfall ist ins Comicland gekommen und seine Bewohner hoffen auf die Prinzessin. Die schickt Micky aus, um dem Zerfall Einhalt zu gebieten. Doch am Ende ist es an Donald als Leser des Buches das Comicland zu retten.
Die Disney-Version von ‚Die Unendliche Geschichte‘. Und für die LTB Version besann man sich auf die erhebliche Bandbreite an Disneyfiguren. So sind hier Auftritte aus allen möglichen Disneyklassikern zu sehen. Little John, Mogli, einer der sieben Zwerge, Bambi und so weiter. Das macht dann auch den hauptsächlichen Reiz der etwas müden Nacherzählung aus. Unterhaltsam wird es hier vor allem zum Schluss, wenn sich herausstellt, dass Donald zu faul ist, um als Retter des Comiclandes wirklich aktiv zu werden. ABER: wie könnt ihr es wagen, mir auf der ersten Seite Basil, den Großen Mäusedetektiv in Aussicht zu stellen und dann ist den ganzen Comic über von Basil nix zu sehen?! Frechheit! 0/10 Punkten. Mehr Basil!

Und das war der dritte Band. Der zweite ist für mich immer noch der Beste. Aber dieser hier war sehr konsistent. Alles war mindestens gut, ohne große Ausreißer nach unten oder oben. Die Cineastenfilm Geschichte mochte ich zwar nicht, aber das hatte eher philosophische als qualitative Gründe. Ich bin gespannt auf Band vier. Vor allem muss da dann ja endlich die versprochene ‚Ghostbusters‘ Geschichte kommen. Wir werden sehen.

Die LTB Sonderedition erscheint bei Egmont Ehapa Media GmbH und ist für 8€ pro Band mit ca. 300 Seiten erhältlich.

‚Mulan‘ Remake ab September auf Disney+

https://www.heise.de/news/Mulan-ab-September-bei-Disney-abrufbar-aber-nur-gegen-30-Dollar-Aufpreis-4863132.html

Hier ein aktueller Nachtrag zum Newslichter, der notwendig wurde, weil Disney diese nicht ganz unwesentliche Ankündigung zu spät für den Mittwoch veröffentlicht hat. Fast so als würden sie sich gar nicht für die Termine des Newslichters interessieren. Das merk ich mir, Micky, das merk ich mir…

Schon lange wurde spekuliert, welches Studio es zuerst mit einem Blockbuster im Streaming versuchen würde. Angesichts der nachwievor angespannten Covid-19 Situation in den USA und einer sich eher wieder verschlechternden Entwicklung in Europa sind es nun, vielleicht nicht überraschend, Disney, die diesen Schritt als Erste gegangen sind. Im September soll das Realfilm-Remake des Zeichentrickfilms ‚Mulan‘, basierend auf der chinesischen Volkssage um Hua Mulan, auf Disneys hauseigenem Streamingdienst Disney+ erscheinen. Die Befürchtung ist natürlich, sollte sich ein Blockbuster „on Demand“ als zum Kino vergleichbarer Erfolg erweisen, könnte dies das endgültige Aus für Lichtspielhäuser wie wir sie kennen bedeuten. Ich habe die Vermutung (Hoffnung?), ‚Mulan‘ wird nicht zu dieser tektonischen Plattenverschiebung führen. Denn laut Disney Boss Bob Chapek werden in den USA zusätzlich zur Disney+ Abo-Zahlung noch einmal 30 Dollar fällig, wenn man ‚Mulan‘ schauen möchte. Dafür kann man aber, nach meinem Verständnis, den Film so oft schauen wie man möchte, solange er im Disney+ Programm ist (und man selbst Abonnent). In anderen Märkten soll der Betrag ähnlich hoch sein und höchstens geringfügig abweichen. Und ich habe so ein Gefühl, als könne man sich damit dann doch etwas verhoben haben.

Sicherlich, die Zeichentrick-Klassiker Remakes sind für Disney ein gigantischer Erfolg. Ein Erfolg, das gebe ich gern zu, den ich nie ganz nachvollziehen konnte oder kann. Und Disney scheint selbst dem Erfolg anfangs misstrauisch gegenüber gewesen zu sein, sonst hätte man das Programm nicht im Jahr 2000 nach dem ‚Dschungelbuch‘ und dem ‚101 Dalmatiner‘ Remake samt Sequel für 10 Jahre fallen lassen (das Dschungelbuch war finanziell kein großer Erfolg, der erste Dalmatiner war ein Blockbuster, der zweite immerhin noch ansehnlich). Bis Tim Burton sein ‚Alice im Wunderland‘ „Remake“ machen durfte, spätestens aber, seit Kenneth Brannaghs ‚Cinderella‘. Aber ob die Filme derart beliebt sind, dass Fans bereit sind 30 Dollar/Euro dafür springen zu lassen? Und das bei Disney+, Disneys eigenem Service, wo es keinen Mittelsmann gibt, mit dem Disney die Einnahmen teilen müssten. Da wirkt das ein wenig hochgegriffen, oder kommt mir das nur so vor? Na gut, bei einer 4 köpfigen Familie wäre man bei 7.50 pro Person, was natürlich direkt wieder realistischer klingt. Aber dennoch, für das Remake eines Films, der im Abo eh inbegriffen ist?

Etwa 60 Millionen Abonnenten hat Disney+ derzeit weltweit. Wenn wir die 30 Dollar als Reingewinn betrachten, dann müssten etwa 15% der Kunden den Film schauen, um die Kosten des Remakes wieder hereinzuholen. Das schließt natürlich nicht einen bis September vermutlich noch wachsenden Kundenkreis und Leute, die nur für ‚Mulan‘ ein Abo abschließen mit ein. Ich vermute Verlust wird Disney nicht machen, sehe aber auch keine typischen Blockbuster (halb-)Milliardeneinnahmen. Ich kann mich aber, wie so oft, auch ganz übel irren. Denn Disney wissen wie man Geldspeicher füllt. Und mit den durch Covid sinkenden Pegeln sind sie ähnlich glücklich wie Dagobert Duck das wäre.

Eine Kinoauswertung ist tatsächlich nur noch für die Märkte gedacht, in denen kein Disney+ verfügbar ist (und natürlich die Kinos im September offen sind). Allen voran natürlich China, wo sich Disney viel von dem Film erhofft hat und das sicher immer noch tut. Mit 115 Minuten bleibt er auch unter der 2 Stunden Sicherheitsgrenze, die die chinesischen Hygienebestimmungen für Filme vorsehen. Laut Chapek soll es eine einmalige Aktion bleiben. Es ist kein 30 Dollar Premiumpaket mit weiteren aktuellen Disneyfilmen geplant. Ein durchschlagender Erfolg könnte genau das aber natürlich ändern.

Wo Branchengigant Disney hingeht werden derzeit andere Studios schon aus Windschatteneffekten folgen. Ganz unabhängig vom Erfolg der Aktion wird sie sicherlich mehr Versuchsballons anderer Studios auslösen, als etwa Universals ‚Trolls 2‘ (der im Stream zum Erfolg wurde) das getan hat. Als gäbe es nicht schon genug Gründe sich ums Kino zu sorgen…

‚Küss den Frosch‘ (2009)

Eigentlich sollte ‚Küss den Frosch‘ zur großen Rückkehr der klassischen Animation bei Disney werden. Doch obwohl der Film ein Erfolg bei Publikum und Kritik war und sich auch finanziell okay geschlagen hat, konnte er sich doch nicht mit der Gelddruckmaschine messen, als die sich die CGI Animation ‚Die Eiskönigin‘ erwies. Und so wurde aus der Rückkehr ein jazziger Abgesang. Ein Abgesang, den ich bisher nicht kannte. Ein Abgesang, der, wie ich jetzt sagen kann, nicht nur ins Ohr, sondern auch ins Auge geht. Nee Moment, jetzt hab ich meine Metaphern allzu sehr verwurschtelt. Will sagen, er klingt nicht nur toll, er sieht auch sehr gut aus!

Im New Orleans der 20er Jahre arbeitet die junge Afroamerikanerin Tiana in mehreren Kellnerjobs, um sich genug Geld für ein eigenes Restaurant zusammenzusparen. Prinz Naveen aus dem fiktiven Königreich Maldonia ist ein Lebemann. Seine Eltern haben ihm den Geldhahn zugedreht und nun kommt er nach New Orleans, um eine reiche Frau zu heiraten. Doch er und sein Diener Lawrence geraten an den zwielichtigen Voodoo-Bokor Dr. Facilier. Der verwandelt Naveen in einen Frosch und Lawrence in das Abbild von Naveen. In dessen Gestalt soll er Charlotte, die Tochter des steinreichen  Eli „Big Daddy“ La Bouff heiraten. Den würde Facilier dann umbringen und beide könnten sich das Erbe teilen. Tiana besorgt das Catering beim Maskenball von La Bouff. Da sie nach einem Missgeschick ein Kleid von Charlotte anzieht, hält Frosch-Naveen sie für eine Prinzessin und bittet sie ihn zu küssen, zwecks Rückverwandlung. Nachdem er versprochen hat ihr Restaurant zu finanzieren erklärt sie sich bereit. Doch da sie keine Prinzessin ist, verwandelt stattdessen sie sich in einen Frosch. Bald landen beide in den Sümpfen der Bayous, treffen dort den Jazz-verrückten Alligator Louis und das Cajun-Glühwürmchen Ray und machen sich mit deren Hilfe auf zu Mama Odie, einer Voodoo-Mambo, die in den Bayous leben soll und ihnen hoffentlich helfen kann.

‚Küss den Frosch‘ ist gleichsam Rückbesinnung auf die Disney-Erfolge der 90er, als auch ein Kommentar auf sie. Natürlich ist er erst einmal insofern klassisch, als dass es sich um eine sehr lose Adaption des Grimmschen Märchens vom Froschkönig handelt. Allerdings hat man sehr darauf geachtet, dass Tiana eine Figur ist, der das „Prinzessinsein“ nicht egaler sein könnte. Sie ist keine typische „Disney-Prinzessin“, sie ist jemand, die ein Restaurant aufmachen möchte. Nicht nur als ein Geschäft, sondern weil sie mit Nahrung, mit dem Kochen für andere, eine verbindende Philosophie assoziiert. Sie ist am „Prince Charming“ des Stücks weder interessiert weil er ein Prinz ist, noch weil er besonders „charming“ ist, sondern weil Naveen am Ende des Tages ein anständiger Frosch ist. Dagegen wird Charlotte, die davon träumt Prinzessin zu sein, als ein wenig albern und naiv dargestellt. Sie ist dabei aber keineswegs ein unsympathischer Charakter.

Natürlich darf man von einem Disney Zeichentrick nicht erwarten, dass er den Süden der USA in Zeiten der strengen Segregation realistisch abbildet. Tatsächlich erfährt Tiana aber durchaus Rassismus, etwa wenn die Makler des Gebäudes, das sie für ihr Restaurant kaufen möchte, lieber an jemand verkaufen würden der „nicht ihren Hintergrund“ hat. New Orleans ist hier wunderschön dargestellt, wenn auch entlang der typischen Klischees, des French Quarters und Mardi Gras, Beignets und Gumbo, Jazz und Voodoo. Apropos Voodoo, der ist hier natürlich der typische Hollywood-Voodoo aus Blutmagie, Nadeln und Puppen. Aber Dr. Facilier ist ein interessanter Gegenspieler, von dem ich am liebsten noch mehr gesehen hätte. In seiner schleimigen Bösartigkeit erinnert er mich am Ehesten noch an Rattenzahn/Rattigan aus ‚Basil, der große Mäusedetektiv‘. Doch wo Rattenzahn in steter Kontrolle war, hat Facilier ein Bündnis mit Mächten geschlossen, die er selbst nicht völlig versteht. Hier zeigt der Film einige seiner visuell eindrucksvollsten Momente, in der beinahe psychedelischen Interaktion mit diesen Schattenwesen. Und werden die erst einmal auf Tiana und Naveen losgelassen, dann hat der Film beinahe etwas von ‚Taran und der Zauberkessel‘, jenem Film den Disney ansonsten allzu gern vergisst.

Das passt allerdings zum Rückblick des Films, der über die gesamte Schaffensbreite der Disney-Zeichentrick-Meisterwerke zu blicken scheint und sich das Beste daraus herauspickt. Menschliche Charaktere werden hier so wenig stilisiert und so „realistisch“ (natürlich immer noch überzeichnet) dargestellt, wie seit den 50ern nicht mehr. Im optischen Gegensatz zwischen Stadt und Bayou scheinen ‚Susi und Strolch‘ und ‚101 Dalmatiner‘ auf ‚Bambi‘ und ‚Das Dschungelbuch‘ zu treffen. Computereffekte sind im Gegensatz zu früheren Zeichentrick-Produktionen deutlich zurückgenommen, sind aber natürlich immer noch vorhanden. Sie waren ja auch schon seit den 80ern Teil der Disney-Filme. Dazu kommen die oben schon erwähnten psychedelischen Momente, sowie eine optisch besonders beeindruckende Gesangs-Nummer, in der die Animation im Stil des Art Deco inszeniert wird.

Ganz wichtiges Herzstück des Films ist natürlich auch der von Randy Newman komponierte Soundtrack. Er verbindet Elemente von Jazz, Blues, Cajun-Musik und Gospel. Besonders angetan haben es mir Tianas Solo ‚Almost There‘ und Dr. Faciliers düsteres ‚Friends on the other side‘. Die „jazzigere“ Musik folgt natürlich nur sinnvoll aus dem Setting der Geschichte, hilft aber auch den Soundtrack und die Musical Nummern deutlich von den typischen Broadway Nummern anderer Disney Filme zu differenzieren.

Bei Disney war man inzwischen weise genug Veteranen der 2d handgezeichneten Animation wieder zurückzuholen. Denn Dinge die dort funktionieren, funktionieren oft genug auch in der Computeranimation. Dennoch sorgt ‚Küss den Frosch‘ dafür, dass ich mir einen neuen Disney Zeichentrick wünsche. Er zeigt Animatoren auf dem Höhepunkt ihrer Könnens, schließt insofern direkt an Meisterwerke wie ‚Aladdin‘ oder ‚König der Löwen‘ an, reflektiert aber gleichzeitig die 80 Dekaden an handgezeichneter Animation, auf die Disney damals zurückblicken konnte. Das soll nun kein nostalgisch verbrämtes „gezeichnete Animation ist immer besser als CGI“ werden, der Meinung bin ich keinesfalls, doch finde ich es schade, dass man eine Kunstform, die man zu absoluter Meisterschaft geführt hat, komplett drangibt, nur weil eine andere wirtschaftlich (etwas) erfolgreicher ist. Aber ich will nicht zu laut klagen, ich bin immer noch der Meinung wir leben in einem goldenen Zeitalter, was Animation und ihre Vielfalt betrifft.

Dies ist auf jeden Fall ein Frosch, den es sich zu küssen lohnt und keine Kröte, die man schlucken muss.

Newslichter Ausgabe 56: alte neue Mutanten, Batman-Reue und mehr Clowns?

Willkommen zu Ausgabe 56 des Newslichters. Der Herbst kommt. Die News bleiben. Diese Woche gab es nicht wahnsinnig viel, was mein Interesse geweckt hätte, aber ich hoffe, ich habe eine ganz interessante Auswahl getroffen. Enzscheiden tut am Ende natürlich Ihr. Legen wir also los, ohne große Vorrede!

 

Disney und die Mutanten-Altlast

https://screenrant.com/new-mutants-movies-x-men-references-mcu/

Viel hat sich Disney mit dem Kauf des Studios FOX ins Haus geholt. Zu viel, wenn man Leute wie mich fragt. Aber, wenn man versucht die gesamte Popkultur aufzukaufen, dann landen manchmal auch Dinge im Einkaufswagen, die eigentlich niemand wirklich haben möchte. Zum Beispiel die ‚New Mutants‘. Ein Film um, man ahnt es, junge Mutanten, der im Universum der X-Men Filme spielt. Bereits 2017 gedreht, verschob Fox seit Anfang 2018 wieder und wieder die Veröffentlichung. Es gab einige Nachdrehs und stetige Umschnitte, was darauf hindeutet, dass man von der Qualität des Films nicht wirklich überzeugt war. Nun, nachdem der Film Disney gehört, wurde zunächst spekuliert, dass sie ihn unauffällig auf ihrer bald startenden Streaming-Plattform Disney+ versenden, oder gleich ganz verschwinden lassen würden. Wie so oft tut Disney aber das Unerwartete. Nachdrehs gibt es zwar keine mehr, allerdings lässt Disney dem vernehmen nach den Film noch einmal neu montieren und alle Andeutungen auf die Welt der X-Men-Filme entfernen. So etwa auch die Tatsache, dass „Mutant“ ein bekanntes Konzept ist. Das könnte darauf hindeuten, dass der Film, der nun im Frühjahr nächsten Jahres in die Kinos kommen soll, nicht nur Teil des MCU sein wird, sondern das erste Auftauchen von Mutanten im Marvel Cinematic Universe einläuten könnte. Woher ein solcher Sinneswandel? Auch bei Disney war man von der Qualität des Films wohl nicht überzeugt, doch haben sich bei mehreren Testvorführungen die Zuschauer begeistert gezeigt. Es wäre wirklich etwas Neues, wenn ein Film, der nicht unter Aufsicht von Kevin Feige entstanden ist, Einzug ins wohlkontrollierte MCU hält. Mal sehen, was draus wird. Vielleicht MUTIERT das MCU in eine NEUE Richtung…

 

Joel Schumacher bereut seine ‚Batman‘ Sequels

https://www.vulture.com/2019/08/joel-schumacher-in-conversation.html

Das dürfte eine Aussage sein die viele Bat-Fans freut: in einem Interview sagte Joel Schumacher jetzt, er hätte niemals seine Batmanfilme drehen sollen. Als bekennender Nichtmöger seiner Filme mag es überraschen, dass ich ihm da widerspreche. Nein, die Filme sind nicht gut und ja, die Tatsache dass McDonalds das Drehbuch von ‚Batman & Robin‘ als erste absegnen durften (um sicherzustellen, dass da auch genug Material für Junior Tüten Spielzeug drin ist!) ist geradezu widerlich zynisch (aber nicht Schumachers Schuld!). Und dennoch haben die Filme ihren Wert. Und nicht nur, weil sie seit über 20 Jahren als Beispiele dafür dienen was Superheldenfilme nicht sein sollen. Dabei ist mir der Ansatz der Filme, sich an der Serie von 1966 zu orientieren, durchaus sympathisch. Was Warner von Schumacher erwartet hat wird klar, wenn man seine älteren Filme ansieht. Düster sollte es werden, wie ‚Falling Down‘ oder wenigstens wie ‚Lost Boys‘. Das New York aus seinem ‚Flatliners‘ sah quasi schon wie Gotham aus. Und dann taucht er auf und lässt seine Charaktere wilde Grimassen in bunter Beleuchtung ziehen. Allerdings hat William Dozier, Produzent der 66er Serie, einmal gesagt, diese funktioniere nicht mehr, sobald das Publikum die Macher zwinkern sehe. Schumacher begann direkt mit dem größtmöglichen Zwinkern überhaupt. Allerdings haben sich die DC Filme seitdem immer mehr in gezwungener Düsternis verloren. Ich hoffe man verfolgt bei Warner nun weiter den Plan Filmemacher einfach mal machen zu lassen, ohne sich über ein „Cinematic Universe“ Gedanken zu machen. Diesen Kampf hat man gegen Marvel eh verloren. Jetzt sollte man sich auf die wunderbare Wandelbarkeit der eigenen Figuren verlassen. Ein Adam West-Batman ist ebenso erkennbar Batman, wie der von Christian Bale. Warum nicht damit ein wenig spielen. Filmemacher ihre Visionen der Charaktere ausleben lassen. Und in so einem Konzept haben auch die Schumacher-Batmänner ihren Platz. Samt Batnippeln, Bat-Kreditkarten und schmerzhaft overactendem Jim Carey. Oder um es mit dem steiermärkischen Mr. Freeze zu sagen: „CHILL!!“

 

‚ES Kapitel II‘ nicht notwendiger Weise der letzte Pennywise Film

https://screenrant.com/it-2-sequel-future-movies-pennywise/

Regisseur Andy Muschietti hat angedeutet, dass mit dem zweiten Kapitel der ‚ES‘ Stoff von Stephen King zwar auserzählt ist, allerdings habe das Wesen ja zuvor schon Millionen von Jahren auf der Erde zugebracht, weitere Geschichten wären als Prequels also möglich. Da kommen natürlich direkt Ideen auf. Etwa den Clown im Gangsterfilm der 20er Jahre aus einer Gin-Badewanne auftauchen zu lassen. Oder im Wilden Westen aus einer Pferdetränke „Howdy, Georgie!“
Aber nein, gehen wir weiter zurück. Ein Triceratops Junges ist auf der Suche nach seiner Mutter. Da taucht aus einem Sumpfloch ein Tyrannosaurus mit weißgetünchtem Gesicht und orangener Perücke auf. Im verkümmerten Ärmchen hält er ein Bündel Luftballons und beginnt merkwürdig zu tanzen. Los Mr. Muschietti, drehen sie diesen sündteuren Film, den außer mir niemand sehen will! Eigene Ideen für Pennywise-Prequels (möglicherweise auch mit seinem kamerascheueren Bruder Poundfoolish) dürft Ihr gerne in den Kommentaren hinterlassen!

 

Das war‘s dann auch schon wieder. Die meisten News bestanden daraus, von den begeisterten Rezensionen zum kommenden ‚Joker‘ Film zu schwärmen. Für mich hätte das aber nur bedeutet wieder einmal die alte Anekdote auszupacken, dass Caesar Romero sich für seinen Joker nicht den Schnauz rasieren wollte und deswegen darüber geschminkt werden musste. Aber die kennt inzwischen vermutlich jeder. Und falls nicht habe ich sie jetzt gerade „unauffällig“ doch noch einmal erzählt.