So, das war es. Mehr zum Thema ‚Ghostbusters‘ als irgendjemand jemals wirklich gebraucht hätte. Ich habe diesen Monat annähernd 23.000 Worte zum Thema ‚Ghostbusters‘ veröffentlicht und mehr davon (neu-)geschrieben als eigentlich geplant war. Und zum ersten Mal erlebe ich etwas, das ich nie für möglich gehalten hätte. Da ist eine leise Stimme in meinem Kopf, die sagt: „das ist jetzt aber genug ‚Ghostbusters‘“.
Selbstverständlich fügt sie kleinlaut „für den Moment“ hinzu, nachdem ich bedeutungsschwer in Richtung Schlagbohrmaschine geblickt habe… Ich möchte jedenfalls allen danken, der sich Zeit genommen hat, den einen oder anderen Artikel zu lesen. Ich hoffe Ihr hattet Spaß dabei. Ich hatte jedenfalls Freude sie zu schreiben. Und an die Leute, die wirklich alles gelesen habe: ich zumindest verstehe Euch! Und für diejenigen unter Euch, die sich überhaupt nicht für ‚Ghostbusters‘ interessieren, seid versichert, ich habe jetzt alles gesagt, was ich zu sagen habe. Wenigstens bis nächstes Jahr, wenn der neue Film kommt. Oder Ihr den Fehler macht, mir gezielte Fragen zu stellen.
Hier nochmal eine Aufschlüsselung der Themen der ‚Ghostbusters‘-Geschichte Teile. Denen Aussagekräftige Namen zu geben, wäre halt zu schlau gewesen:
Hier präsentiere ich exakt, was die Überschrift verspricht. Einige Kleinigkeiten, die anderswo im Ghostember (den wir so nicht nennen) keinen Platz gefunden haben.
Fangen wir mit einem echt tollen Stück Kram an. Einem kurzen Clip, in dem Dan Aykroyd und Bill Murray versuchen die Betreiber von Independent-Kinos bei einer Convention in Las Vegas davon zu überzeugen ‚Ghostbusters‘ ins Programm zu nehmen. Es ist eindeutig, dass ihnen niemand Text dafür vorgeben hat. Man beachte Murrays Ironie, wenn er Columbia loben muss „what a bunch of good sports they are!“. Besonders interessant: der Clip ist offenbar entstanden, bevor Ray Parker jr. Song verfügbar war. Man kann hier also einen früheren ‚Ghostbusters‘-Song hören! „Never mess with Ghostbusters!“
Man mag an der Professionalität des Clips zweifeln, seine Wirkung verfehlt hat er dennoch nicht, wenn man sich den Erfolg von ‚Ghostbusters‘ anschaut.
Ich liebe dieses Behind-the-Scenes Foto von Harold Ramis und seiner Tochter Violet.
Leider habe ich keine Ahnung wer es aufgenommen hat. Wenn es während der New Yorker Dreharbeiten entstanden ist, vielleicht Set Photograph Michael Ginsburg. Oder in L.A. Virgil Mirano, der einen Trümmer des explodierenden Gozer-Tempel-Sets an den Kopf bekommen hat, aber das mit Humor zu nehmen scheint. Natürlich kann es auch einfach Ramis‘ damalige Ehefrau Anne Plotkin, oder ein sonstiger Freund oder Bekannter geschossen haben.
Wer heute ‚Ghostbusters‘ schaut und auch sonst gern ins Kino geht, wird vermutlich hellhörig, wenn Ray Stantz seinen Gedanken an den Stay Puft Marshmallow Man, der den Zerstörer in die Welt bringt, mit nostalgischen Erinnerungen an das Ferienlager „Camp Wakonda“ (oder Wakaunda) begründet. Hat Dr. Stantz hier etwa Wakanda, die fiktive, afrikanische Heimat von Marvels ‚Black Panther‘ erfunden? Nein. Erstens wurde Wakanda bereits 1966 in den Comics eingeführt. Zweitens gibt es wenigstens zwei Pfadfinderlager und sogar einige Kleinstädte mit dem Namen Wakonda/Wakaunda. Dabei handelt es sich um einen Begriff der Lakota Sioux, für ihr religiöses Konzept des höchsten Heiligen. Dan Aykroyd hat vermutlich tatsächlich ein Ferienlager mit diesem Namen als Kind besucht, bei Marvel hingegen bediente man sich bei Edgar Rice Burroughs Roman „The Man-Eater“ von 1915, wo er den Namen einem fiktiven, afrikanischen Stamm gab. Ob Burroughs seinerseits vom Sioux-Begriff inspiriert war, weiß ich nicht, vermute es aber.
Harvey Comics, die Inhaber der Rechte an Casper, dem freundlichen Geist, verklagten Columbia, da ihrer Meinung nach, der Geist in Michael C. Gross ‚Ghostbusters‘-Symbol zu große Ähnlichkeit zu Casper Charakter Fatso habe. Das Gericht entschied, man könne die visuellen Rechte an einem völlig generischen Geist nicht schützen und es gebe halt nur eine begrenzte Anzahl Möglichkeiten, wie man einen Geist zeichnen könne.
Der Name „Gozer“ bedeutet im niederländischen Slang „Typ, Kerl“. Inspiration für den paranormal interessierten Aykroyd war aber wohl eher der „Enfield Poltergeist“. Eine angebliche Poltergeist-Sichtung im, man ahnt es, britischen Enfield, in den späten 70ern. Hier soll, neben allerlei Möbelgerücke, der Name „Gozer“ an den Wänden aufgetaucht und dann wieder verschwunden sein. Der Vorfall bildete eine entscheidende Vorlage für den Film ‚Poltergeist‘ und wurde von den realen Geisterjägern (bzw. Betrügern) Ed und Lorraine Warren untersucht, die nun die Helden der ‚Conjuring‘ Reihe sind. Ein cinematisch erstaunlich bedeutsamer Geist.
Der Schurke im zweiten Teil heißt mit vollem Namen Vigo von Homburg-Deutschendorf, was man allerdings nur kurz auf einem Computermonitor sieht. Einerseits nach Wilhelm von Homburg, dem Künstlernamen von Darsteller Norbert Grupe, und dem Nachnamen der Zwillinge, die Danas Sohn Oscar/Donald spielten. Die waren Neffen von Henry John Deutschendorf jr., besser bekannt unter seinem Künstlernamen John Denver.
Von ‚Ghostbusters II‘ sind inzwischen auf einer neuen BluRay ein paar neue Outtakes zu sehen. Etwa wie sich Louis als Geisterjäger auf die Jagd nach Slimer macht, was den ansonsten völlig unzusammenhängenden Szenen mit dem Fressgeist beinahe so etwas wie einen Bogen verschafft. Eine alternative Szene wie die Geisterjäger Peter in die Kanalisation abholen wollen und das Ende des Bürgermeistergehilfen.
Die berühmt-berüchtigtste Szene fehlt aber immer noch: Vigos Gemälde hypnotisiert Ray bei der ersten Besichtigung und versucht ihn dazu zu bringen das Ecto-1A auf der Rückfahrt in einen mörderischen Unfall zu fahren. Winston muss ihn ausknocken. Gefilmt ist das wenigstens teilweise. In einer Montage im fertigen Film ist zu sehen, wie sich Peter besorgt zu Ray am Steuer umdreht. Aber gesehen wurde es, soweit ich weiß, noch nie.
Aber gut, wenn wir über Ray und geschnittene Szenen sprechen, dann müssen wir jetzt auch (man entschuldige den phraseologischen Anglizismus) den Elefanten im Zimmer ansprechen. Den Geisterblowjob im ersten Film. Wenn Ihr jetzt fragt „welcher Geisterblowjob?“, dann habt Ihr entweder ‚Ghostbusters‘ lange nicht gesehen oder habt ihn erfolgreich verdrängt. In einer Montage träumt Ray, dass ihm eine unsichtbare Kraft Gürtel und Hose öffnet, Umblende auf sein schielendes Gesicht und Ray fällt aus dem Bett, Traum vorbei. Das war Teil einer größeren Szene, die sich eigentlich bei der Untersuchung des historischen (fiktiven?) Fort Dettmering abspielte. Dank neuer Deleted Scenes ist diese Szene jetzt in unfertiger Weise anschaubar.
Es war vermutlich klug sie zu schneiden. Nicht so sehr wegen des Geisterblowjobs, der ja auch im Film blieb, sondern weil sich Ray völlig uncharakteristisch unprofessionell verhält. Da untersucht er das Fort, zieht sich plötzlich ne Uniform an, ein Buch aus dem Regal und legt sich schlafen? Das wäre wohl eher ein Peter-Ding. Aber immerhin haben wir jetzt Kontext für den Geisterblowjob. Und ich habe jetzt ca. vier Mal häufiger das Wort „Geisterblowjob“ geschrieben, als ich das je in meinem Leben erwartet hätte. Danke ‚Ghostbusters‘…
Über die Entstehung des Reboots weiß ich nicht nur grundsätzlich deutlich weniger als über die der anderen Filme, man findet auch weniger drüber. Was nicht zuletzt am finanziellen Fehlschlag liegt. Dennoch, schauen wir mal, was wir so zusammenbekommen.
Die Idee Paul Feig einen ‚Ghostbusters‘-Film inszenieren zu lassen stand spätestens im August 2014 und damit nur wenige Monate nach dem Tod von Harold Ramis. Feigs Vorschlag eines Reboots mit weiblicher Besetzung bestand wohl schon seit 2012, doch da trug sich Sony noch mit der Idee einer Fortsetzung, die jedoch durch Bill Murrays strikte Weigerung und schließlich Ramis Tod unmöglich wurde. Irgendwann im späten 2014 kam Melissa McCarthy als erste Darstellerin an Bord. Für den Rest der Hauptdarstellerinnen bediente man sich beim Fernseh-Comedy Urgestein Saturday Night Live, ähnlich wie beim ersten Film, wo Aykroyd und Murray auch ihre Anfänge dort hatten. Das ehemalige SNL Mitglied Kristen Wiig, sowie die aktiven Castmitglieder Leslie Jones und Kate McKinnon kamen ins Projekt.
Doch wenn wir über das Casting sprechen, dann brennt natürlich vor allem eine Frage auf der Zunge: wie zur Hölle hat man Bill Murray zu einem ausgedehnten Cameo-Auftritt überredet? Als Antwort gibt es zum einen, was Murray dazu gesagt hat und zum anderen was ich vermute. Beides widerspricht sich nicht, von daher erlaube ich mir zu spekulieren. Murray sagt er hat es als Freundschaftsdienst für McCarthy und McKinnon getan. Auch betonte er erneut, dass seine Ablehnung von Projekten nichts mit seinen Kollegen zu tun hatte, sondern immer nur mit Columbia/Sony und seiner Ablehnung von Sequels. Ich persönlich vermute Murray hatte die stille Hoffnung, wenn der Film ein Erfolg würde, hätte er endlich Ruhe vor der Frage, ob er wieder Peter Venkman spielen wolle. Vermutlich deshalb fliegt sein neuer Charakter im Film auch aus dem Fenster. Um die Möglichkeit seiner Rückkehr für ein mögliches Sequel direkt auszuschließen. Aber das ist, wie gesagt, pure Spekulation. Auch alle anderen wesentlichen Darsteller der alten Filme absolvierten Cameo-Auftritte (was ich von denen halte, ist meiner Rezension des Films zu entnehmen). Der einzige, der ablehnte, war Rick Moranis, der seiner Schauspielpause treu blieb.
Im März 2015, nach dem Rückkauf aller Rechte an ‚Ghostbusters‘ von Reitman und den Darstellern, gründete Sony „Ghost Corps“ mit hochfliegenden Plänen für allerlei neue ‚Ghostbusters‘ Produktionen. Weil 2015 war stand selbstverständlich ein „Cinematic Universe“ auf dem Plan. Sprich ein Film um mindestens ein weiteres Team und entsprechende Crossover. Eine Zeichentrickserie, die im Jahr 2050 spielen sollte und mehrere Teams von Geisterjägern begleitete. Eine weitere Zeichentrickserie aus Sicht der Geister. Und irgendeine nicht näher benannte Produktion zum 35sten Geburtstag des Franchises 2019.
Im Juni 2015 begannen die Dreharbeiten am neuen Film. Gedreht wurde in New York und Massachusetts. Ein Problem dabei war, dass die Co-Vorsitzende von Sony, Amy Pascal, aufgrund von Bemerkungen über US-Präsident Obama, die im Zuge des Sony-Hacks ans Licht kamen, Anfang 2015 entlassen wurde. Ihr Nachfolger Tom Rothman teilte ihre Begeisterung für eine Neubelebung der ‚Ghostbusters‘-Marke deutlich weniger und kürzte das Budget des Films kurz vor Start um 15 Millionen auf 154 Millionen Dollar. Dan Aykroyd, der als Vorsitzender von Ghost Corps eine Produzentenrolle innehatte, bat Feig, nach eigenen Aussagen, mehrfach darum bestimmte Szenen zu drehen, die dieser aber als überflüssig ablehnte. Erst durch desaströse Testscreenings wurde deutlich, dass nachgearbeitet werden musste, was Nachdrehs genau der von Aykroyd verlangten Szenen nötig machte. Aykroyd gibt dafür aber nicht nur Feig die Schuld, er sagt, es war auch seine Unerfahrenheit als Produzent, die dafür gesorgt hat, dass er nicht mehr auf den Tisch gehauen hat.
Die Effekte waren zum größten Teil CGI, mit Versuchen auch praktische Effekte zu nutzen. Für „menschliche“ Geister wurde am Set mit Darstellern gearbeitet, die mit LEDs besetzte Kostüme trugen, um das Leuchten der Geister zu imitieren. Wo das nicht möglich war, wurde mit Drohnen als Referenzpunkt für die Geister gearbeitet. Slimer (jetzt mit Slimerine) und der Stay Puft Marshmallow Man als Paradenballon erhielten ebenfalls Cameoauftritte, die sogar, anders als die der Darsteller, für die Handlung marginal bedeutsam waren. Mein persönlicher Lieblingseffekt ist wenn der Timesquare quasi durch New Yorks Geschichte fliegt und sich die Häuser und Plakate ständig verändern.
Anfang März 2016 wurde der erste Trailer zum neuen ‚Ghostbusters‘ auf Youtube veröffentlicht. Zu annähernd vernichtenden Reaktionen. Bis heute hat der Trailer über 1 Million „dislikes“ gesammelt, gegenüber etwa 300.000 „likes“. Von Reboot-Müdigkeit, Nostalgie für den alten Film und Ärger über das „Gimmick-Casting“, verschob sich der Tenor der Kritik sehr schnell jedoch zu misogynen (und im Falle von Jones rassistischen) Angriffen auf die Darstellerinnen. Dies löste recht schnell eine Gegenreaktion aus, die jede Kritik an Trailer und Projekt als frauenfeindlich brandmarkte. Meine Meinung zu dem ausbrechenden „Shitstorm“ habe ich in „Fandom und ‚Ghostbusters‘ dargelegt. Problem war jedoch, dass quasi nicht mehr über den Film gesprochen wurde, sondern nur noch über den gigantischen Shitstorm. Feig nutzte die notwendigen Reshoots, um einige Szenen in den Film einzubauen, die direkt auf negative Kommentare im Internet eingingen. Ob das wohlüberlegt war ist fraglich, ich kann die Reaktion aber immerhin nachvollziehen.
Dabei stand im Hintergrund ein viel größeres Problem. Eines über das nie jemand zu reden scheint. Ob man für den Misserfolg des Films nun mit dem Finger auf Feig und seinen schlechten Film, Sony, die die Zugkraft der Marke gnadenlos überschätzten, oder doch lieber Internetrolle zeigen möchte, eine Tatsache darf nicht übersehen werden: der Film wurde im zweitwichtigsten Markt für Hollywood, in China, nicht aufgeführt. Sämtliche großen Verleihe lehnten ab, aus zwei Gründen. In China hat man ein anderes Verhältnis zur Idee von Geistern. Beim jährlichen Quinming-Fest etwa, werden den Vorfahren Essen und geliebte Gegenstände ans Grab gebracht, Totengeld für sie verbrannt, auf das sie ihren Nachfahren wohlgesonnen bleiben. Die Idee Geister zu fangen, oder wie im neuen Film gar zu zerstören, käme hier unverständlich wenn nicht geschmacklos an. Daraus resultiert denn auch der zweite Punkt, dass in China kaum jemand die alten Filme kennt. Die Marke dort also keinerlei Zugkraft hat. So lief der Film in einer Handvoll Kinos in Hongkong, ansonsten gar nicht.
Natürlich ist es dennoch peinlich, wenn sich ein Paul Feig hinstellt und verkündet „ein Film wie dieser“ müsse mindestens eine halbe Milliarde Dollar einspielen und der Film dann mit ach und krach 230 Millionen einspielt. Dank Hollywoodbuchhaltung und Werbung hätte es übrigens 300 Millionen gebraucht, um verlustfrei für Sony zu bleiben. Es bleibt aber der Verdacht, dass niemand bei Sony mal ein Telefon zur Hand genommen hat, irgendwen in China angerufen und gefragt, was man dort eigentlich so von ‚Ghostbusters‘ hält. Und das ist nicht allein Feigs Schuld, das ist ein allgemeines Versagen.
Schuldlos an allem und weit besser als ihr Ruf ist die Arbeit der vier Hauptdarstellerinnen und Chris Hemsworth als nicht eben kluger Vorzimmermann Kevin. Es ist schade, dass diese Leistungen im Gemecker und Geschrei um den Film quasi vollkommen untergegangen sind. Ja, es wird etwas zu viel improvisiert, ja die Massentanzszene ist idiotisch (und selbst im Film nur dazu da Zeit zu füllen), nein, der Wonton Running Gag funktioniert nicht (herrje, ich habe erst beim zweiten Ansehen gemerkt, dass das ein Running Gag sein soll), aber es sind die Darsteller, die mich irgendwie bei der Sache halten. Und eine gute Darstellung in einem mittelmäßig-schlechten Film ist fast beeindruckender als in einem guten.
Im Laufe von 2016 wurde dann deutlich, dass es ein Sequel zu dem Film nicht geben würde. Geschweige denn ein Cinematic Universe. Überhaupt wurde offenbar der Status von ‚Ghostbusters‘ und Ghost Corps intern komplett neu bewertet. Die geplanten Serien lösten sich in Luft auf, ebenso das 35-Jahr-Special. Damit sind wir aber natürlich immer noch nicht in der Gegenwart angekommen. Denn wäre 2020 nicht eines der größten Scheißjahre überhaupt, hätten wir diesen Sommer ja einen neuen ‚Ghostbusters‘-Film im Kino sehen können. Jetzt halt nächstes Jahr. Wie es dazu gekommen ist und ein kurzer Blick in die Zukunft erwartet uns im letzten Teil der gar nicht mehr so historischen ‚Ghostbusters‘-Geschichte.
‚Ghostbusters II‘ wird gern als der Film bezeichnet, der das ‚Ghostbusters‘ Franchise zerstört hat. Ich stimme dem nicht zu. Hätte man 2-3 Jahre später einen wirklich guten Film nachgeschoben, hätte die Situation ganz anders ausgesehen. Und man hätte es tun können, denn der zweite war finanziell ja durchaus noch erfolgreich. Aber niemand wollte so recht. Columbia war durch Coca-Colas Unsicherheit und häufig wechselnde CEOs in den 80ern ein etwas richtungsloses Studio geworden. Sony mussten ihren frischen Einkauf neu einnorden und ein weiteres ‚Ghostbusters‘ Sequel stand dabei offenbar gar nicht zur Debatte.
Reitman hatte erklärt, für einen weiteren Film nicht zur Verfügung zu stehen. Murray hatte seine Meinung über Sequels nicht geändert und ließ keinen Zweifel daran, nichts mehr mit ‚Ghostbusters‘ zu tun haben zu wollen. Auch Harold Ramis machte deutlich, dass er anderes machen wollte. Einzig Aykroyds Enthusiasmus schien ungebrochen. Doch es folgte eine Reihe trauriger Ereignisse, die einen dritten Film immer unwahrscheinlicher machten. Nachdem Rick Moranis‘ Ehefrau Ann Belsky 1991 an Krebs starb, zog er sich ab Mitte der 90er, von einigen Sprechrollen abgesehen, aus dem Schauspielgeschäft zurück, um seinen Kindern ein Vater zu sein. Eine Pause, die erst mit dem kommenden, nächsten Teil der ‚Liebling, ich habe…‘ Reihe enden wird, da Moranis die Schauspielerei, nach eigener Aussage, nicht wirklich vermisste. Bei den Dreharbeiten zu ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘ 1992 zerstritten sich Regisseur Harold Ramis und Hauptdarsteller Bill Murray derart, dass die jahrzehntelangen Freunde nicht mehr miteinander sprachen. Murray machte zu der Zeit eine Scheidung von Margaret Kelly, mit der er zwei Kinder hatte durch. Er erschien spät zu den Drehs, hatte erhebliche launische Schwankungen und widersprach Ramis bei jeder Entscheidung. Im Gegenzug ließ der Murray sich häufiger vor versammelter Mannschaft entschuldigen. Angeblich soll der ansonsten friedfertige Ramis einmal sogar handgreiflich geworden sein.
Es deutete sich fraglos etwas an. Man würde bei Sony/Columbia die Frage stellen müssen, ob ein ‚Ghostbusters‘ ohne die bekannten Darsteller möglich sei, wenn man das Franchise irgendwie am Leben halten wollte. Ein erster Versuchsballon in diese Richtung startete 1997. Da erhielt die Serie ‚The Real Ghostbusters‘ ein Sequel. Und da wir in den späten 90ern sind, hieß es natürlich ‚Extreme Ghostbusters‘. Die Geisterjäger sind lange alle ihrer eigenen Wege gegangen. Einzig Egon wohnt noch im Feuerwehrhaus, um den Geistercontainer zu warten und um weitere paranormale Forschungen zu betreiben. Während einer Vorlesung über das Paranormale an einem örtlichen College manifestieren sich plötzlich Geister. Egon ist gezwungen, die einzigen vier Studenten, die zu seiner Vorlesung erschienen sind als Geisterjäger zu rekrutieren. Darunter Goth-Lady Kylie Griffin, die zur ersten offiziellen, weiblichen Geisterjägerin wurde. Und zum einzigen Charakter der Serie, der den Sprung in die aktuellen Comics geschafft hat. Denn ‚Extreme Ghostbusters‘ wurde kein großer Erfolg. Leute wie ich, die mit der alten Serie aufgewachsen waren, hielten sich 1997 für eindeutig zu alt für Zeichentrickserien und jüngere Kinder hatten womöglich gar nicht so viel Verbindung mit dem Namen ‚Ghostbusters‘. Bei Sony scheint jedenfalls die Lehre gewesen zu sein, die man aus der einen Staffel mit 40 Folgen zog, dass es gar nicht nur das Konzept des Geisterjagens ist, dass die ‚Ghostbusters‘ funktionieren lässt, sondern auch und vor allem die Charaktere. Und die waren eben nicht bereit und willens irgendetwas in Richtung ‚Ghostbusters‘ zu machen. Und so verfiel das Franchise wieder in einen tiefen Dornröschenschlaf.
2001 drehte Ivan Reitman ‚Evolution‘. Der Film wurde als eine Art Remake von ‚Ghostbusters‘ mit Außerirdischen statt Geistern gesehen. Selbst Aykroyd hatte einen kleinen Auftritt. Der Film war ganz unterhaltsam, hatte jedoch nicht annähernd den Impact eines ‚Ghostbusters‘. In den 2000ern verschwamm langsam selbst die Grenze zwischen Aykroyds Enthusiasmus und der simplen Möglichkeit ‚Ghostbusters‘-Interviews als Werbemöglichkeit für seinen „Crystal Skull Vodka“ zu nutzen. Wobei tatsächlich ein wildes Skript von Aykroyd auftauchte. Darin sind die Geisterjäger in einer Höllendimension namens Manhelltan gefangen und müssen sich mit ruhelosen Seelen und einem von Donald Trump inspirierten Teufel herumschlagen. Venkman hätte die Geisterjäger entweder verlassen, oder seine Rolle sollte mit Ben Stiller neu besetzt werden. Es war die typische chaotische frühe Version eines Aykroyd-Skripts ohne sorgfältige Überarbeitung und schien eher für Verwirrung als viel anderes zu sorgen. Innerhalb des immer noch vorhandenen ‚Ghostbusters‘ Fandoms war ein dritter Film dennoch ein stiller Wunsch. Aber kein einheitlich gewünschter mehr, denn die Darsteller hatten langsam aber sicher die Altersgrenze für Geisterjäger überschritten. Allerdings bekundete inzwischen Reitman durchaus Interesse einen weiteren Film drehen zu wollen. Ob es das Drehbuch von Lee Eisenberg und Gene Stupnitsky von 2008 hätte sein müssen, in dem Peter Venkman ein Geist und Oscar/Donald, das Baby aus ‚Ghostbusters II‘, nun eine neue Truppe führte ist fraglich. Eine Variation dieses Buches, in dem eine Tochter von Egon die Führungsrolle übernimmt gibt es ebenfalls.
Tatsächlich war es dann ein anderes Medium, dass der Marke neues Leben einhauchte. 2009 erschien ‚Ghostbusters: The Video Game‘. Ein Action Adventure, in dem der Spieler die Rolle eines Neulings bei den Geisterjägern im Jahr 1991 einnimmt. Der Spielercharakter hält sein Protonenpäckchen und die Klappe. Das Spiel glänzt nämlich vor allem damit, dass man die vier Geisterjäger als Sprecher zurückgewinnen konnte. Angeblich hatten Aykroyd und Ramis auch Einfluss auf die Story, die allerdings vor allem ein Abklappern bekannter Orte wie etwa dem Sedgwick Hotel war. Dazu kam Annie Potts als Janine und sogar William Atherton als Walther Peck kehrte zurück. Alyssa Milano übernahm die weibliche Hauptrolle der Dr. Selwyn. Wie war es den Spielemachern bei Terminal Reality gelungen den notorisch unwilligen Bill Murray zu überzeugen? Das weiß wohl keiner so genau. Sigourney Weaver etwa hat ihre Teilnahme abgelehnt, weil sie an einem ‚Ghostbusters‘ Projekt ohne Murray nicht interessiert war und von vornherein davon ausging, er sei nicht dabei. Und war dann wohl recht überrascht, dass er später doch dabei war.
Für Sony/Columbia bedeutete das vor allem eines: ein gemeinsames Projekt war doch noch durchaus im Bereich des Möglichen. Und wurde bei Sony ganz offensichtlich durchaus hoch gehandelt. Pläne wurden geschmiedet, Filmideen verkündet. Knackpunkt war natürlich vor allem Murray und sein Veto-Recht für alle ‚Ghostbusters‘ Projekte von dem er offenbar weidlich Gebrauch machte. So sehr, dass man aus Dokumenten des berüchtigten Sony-Hacks, der als Protest gegen die Kim Jong-un Satire ‚The Interview‘ 2014 durchgeführt wurde, entnehmen kann, dass Sony offenbar ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hat, Murray zu verklagen. Allerdings regierte noch genug Besonnenheit um zu erkennen, dass einerseits eine Klage gegen den beliebten Darsteller ein PR-Alptraum wäre, andererseits… könnt Ihr Euch eine gerichtlich angeordnete Murray-Performance vorstellen? Verglichen damit hätte er in ‚Ghostbusters II‘ vermutlich hochmotiviert gewirkt. Doch es sollte ein anderes, weit traurigeres Ereignis sein, das unter die Idee einer Fortsetzung mit der alten Riege einen endgültigen Schlussstrich zog.
2010 entwickelte Harold Ramis in Folge einer Infektion eine sehr seltene Autoimmunkrankheit. Als Konsequenz war er zunächst auf einen Rollstuhl angewiesen, lernte zwar bald wieder das Laufen, hatte jedoch mit ständig wiederkehrenden Wellen der Krankheit von unterschiedlicher Intensität zu kämpfen. Anfang 2014 war absehbar, dass er sich von der letzten Welle wohl nicht mehr erholen würde. In dieser Situation entschied Bill Murray nicht nur über Punxatawney Phils, sondern auch seinen eigenen Schatten zu springen. An einem der ersten Tage des Jahres stand er früh morgens mit einer Schachtel Donuts vor Ramis‘ Tür. Laut dessen Tochter, Violet Ramis Stiel, konnte ihr Vater zu diesem Zeitpunkt kaum noch sprechen. Kein Problem für ihren Patenonkel Murray, der kurzerhand einen Großteil der Konversation übernahm. Die beiden haben mehrere Stunden miteinander verbracht und viel gelacht. Nach mehr als 20 Jahren des Schweigens, war ihr Streit beigelegt. Am 24. Februar 2014 starb Harold Ramis an Komplikationen seiner Krankheit. Er wurde 69 Jahre alt.
Ivan Reitman erklärte ohne Ramis als Autor und Darsteller stünde er nicht mehr als Regisseur zur Verfügung. Auch für alle anderen Beteiligten war klar, ohne Ramis würde es kein Sequel geben, auch wenn man bei Sony meinte, er könne doch als Archiv-Material-Cameo auftreten. Reitman kam zu der Überzeugung es würde niemandem helfen, wenn Aykroyd, Murray und er selbst die kreative Kontrolle über das Franchise auf ewig festhalten würden. Er verbrachte mehrere Wochen damit Murray davon zu überzeugen. Am Ende verkauften sie alle ihre Mitspracherechte zurück an Sony. Die gründeten die Produktionsfirma „Ghost Corps“ mit dem Ziel die Marke zu alter Größe zu führen. Aykroyd und Ramis übernahmen den Vorsitz der Firma. Ihr erstes Projekt würde Umsetzung einer Idee von Autor/Regisseur Paul Feig werden. Ein Reboot der ‚Ghostbusters‘ in einem neuen Universum, das keine Verbindung zur alten Handlung hätte.
Hinweis: alles Folgende bezieht sich auf die Extended Edition des Films. Die Kinofassung ist mir nicht bekannt. Das ist übrigens das erste Mal, dass der gepostete Trailer oben auf Youtube mehr als 1 Million Dislikes hat…
Es ist eine grundsätzlich schwierige Aufgabe, ein beliebtes Franchise Jahrzehnte später „rebooten“ zu müssen. Eine Aufgabe, die keineswegs dadurch einfacher wird, dass im Internet ein gigantischer Shitstorm allein durch die Ankündigung losgetreten wurde. Finanziell ist es dem Reboot nicht gelungen. Und die Kritik reichte letztlich von schlecht bis „Tja… okay?“. Ich selbst habe den Film erst Jahre nach Release gesehen. Und war ganz positiv überrascht. Der Film war besser als ich erwartet hatte, sicher nicht großartig, aber unterhaltsam. Doch was ist bei der zweiten Sichtung für diesen Artikel passiert, mit diesmal deutlich höherer Erwartungshaltung? Kann der Film sein halbwegs positives Bild bestätigen, oder muss ich ihn doch verreißen? Finden wir es raus.
Dr. Erin Gilbert (Kristen Wiig) ist sauer. Gerade sollte sie von ihrer Uni eine Anstellung auf Lebenszeit bekommen, als eine alte Jugendsünde wieder auftaucht. Abby Yates (Melissa McCarthy) hat ein altes Buch wiederöffentlich, das beide als Studentinnen geschrieben haben und, dass sich mit paranormalen Studien, vor allem der Existenz von Geistern beschäftigt. Die Unileitung ist nicht begeistert und Erin versucht ihre ehemalige Freundin davon zu überzeugen, dass Buch vom Markt zu nehmen. Die steckt jedoch, gemeinsam mit der Ingenieurin Gillian Holtzman (Kate McKinnon) tiefer in der Geisterforschung denn je. So wird Erin schnell auf eine Geisterjagd mitgenommen und ein Youtube-Video, auf dem ein Geist Erin vollschleimt später, sind alle drei ihre akademischen Jobs los. Doch wenn sie die Existenz von Geistern beweisen könnten, wären sie rehabilitiert. Da kommt der Hilferuf von der U-Bahn Angestellten Patty Tolan (Leslie Jones), sie habe in einem Tunnel einen Geist gesehen, gerade recht. Bald schließt auch sie sich den ‚Gostbusters‘ an, die feststellen müssen, dass man nicht nur in der Politik um die Existenz des Paranormalen weiß und fest die Hand drauf halten möchte, sondern, dass irgendjemand offenbar auch gezielt Geister in unsere Welt zu holen scheint.
Ich will mich mit der technischen Seite des Films nicht lange aufhalten, um mich vor allem am Drehbuch abzuarbeiten. Es sei aber erwähnt, dass ich das Produktionsdesign wiederum hervorragend fand, mit deutlichen Rückbezügen, aber doch absolut eigen. Insbesondere die neonleuchtenden Geister haben mir sehr gut gefallen. Was die Spielerei soll, dass Geister und Protonenstrahlen in die schwarzen Balken des Bildes hineinreichen, habe ich hingegen nicht kapiert. Wirklich etwas anstellen tut der Film damit nicht. Das große CGI-Finale verliert mich ziemlich, aber das geht mir in kaum einem Marvel-Film anders. Kann also auch eher an mir als am Film liegen. Wobei Paul Feig sicher kein begnadeter Action-Regisseur ist. Der Fairness halber: das ist Reitman aber auch nicht. Der Schnitt ist auffällig schlecht. Kleine und große Anschlussfehler lassen erkennen, dass nicht genug „Coverage“ gefilmt wurde (mehr dazu mal wieder demnächst). Oder Cutter Brent White, der normalerweise an Judd Apatow „Mumblecore“ Filmen arbeitet ist es gewohnt hunderte Stunden an improvisiertem Material vorgesetzt zu bekommen, die er hier nicht hatte.
Fangen wir mit dem größten Lob an, das ich dem Buch geben kann: anstatt weibliche Versionen der alten Geisterjäger zu schreiben, haben Katie Dippold und Paul Feig komplett eigene Charaktere geschrieben. Leider fehlt immer wieder der Mut viel damit anzufangen. Erin Gilbert ist jemand, die am Anfang keine Geisterjägerin sein möchte. Aber da macht der Film nicht viel draus, nach zwanzig Minuten ist sie ähnlich motiviert wie die anderen. Schade, das wäre ein interessantes Konfliktfeld gewesen. Die Einführung von Patty Tolan hat mich zunächst geärgert, dann positiv überrascht und dann doch enttäuscht. Da sind wir, mehr als dreißig Jahre nach dem ersten Film und halten am Konzept, dass die drei Wissenschaftlerinnen weiß sind und dass die gewerbliche Arbeitskraft schwarz ist fest. Wie progressiv… Allerdings ist Patty autodidaktisch in der Geschichte New Yorks hochgebildet, etwas, was sie den drei anderen voraus hat. Cool! Der einzige Nutzen der draus gezogen wird ist, dass sie fünf Stichpunkte zu einem Ort aufzählen darf, die die anderen mit ein paar Minuten Recherche auch herausgefunden hätten. Eh. Positiv überrascht hat mich, dass das in vielerlei Besprechungen kritisierte Improvisieren vor der Kamera bei weitem nicht so oft vorkam, wie ich befürchtet hatte. Die „schlimmste“ Szene in dieser Hinsicht ist, wenn sich Erin mit ihrem Exfreund trifft und immer wieder zu Patty und Abby geschnitten wird, die ihre „cleveren“ Beobachtungen von sich geben. Ich bin sicher, das war am Set sehr komisch, doch ohne filmische Konstruktion um die Gags herum verpufft es auf dem Bildschirm vollends.
Andererseits landet auch kaum ein geskripteter Dialog für mich so satt, wie es ein Großteil der Dialoge im Original und die besten des zweiten Films taten. Tatsächlich hatte ich Schwierigkeiten ein Zitat für die Überschrift zu finden. Das gewählte stammt aus dem Vorstellungsgespräch von Vorzimmermann Kevin. Chris Hemsworth funktioniert ganz großartig in der Rolle des extrem doofen Sekretärs und hat erkennbaren Spaß an der Sache. Würde mich wundern, wenn der Film nicht dafür verantwortlich wäre, dass man bei ‚Thor‘ kräftig an der Humorstellschraube gedreht hat. Das ist überhaupt die große Stärke des Films: die Darsteller und ihre Charaktere. Man merkt den Beteiligten hier eine Spielfreude an, wie man sie seit dem ersten ‚Ghostbusters‘ Film nicht mehr gesehen hat.
Jedenfalls den Hauptdarstellerinnen. Widersacher Rowan, der die Geister in die Welt holt ist… weder gut geschrieben noch sonderlich gut gespielt. Rowan ist Hausmeister eines Hotels, sieht sich selbst als Genie, das von der ganzen Welt, insbesondere von Frauen, fälschlich verachtet wird. „Incel“ nennt man das wohl heute. Für einen spannenden Charakter sorgt das nicht. Neil Caseys zurückgenommenes Spiel mit rotgeränderten Augen ist auch von jeglicher Komik weit entfernt. Seine letztliche Transformation ist eine hübsche Anspielung an den Vorspann der alten Zeichentrickserie, das ist aber auch alles.
Wo ich gerade über Anspielungen rede: hätte ich irgendwas zu sagen gehabt, wäre jeder einzelne Cameoauftritt aus dem Film geflogen (außer Ozzy, vielleicht). Die Auftritte der alten Darsteller tragen nichts zur Handlung bei und sind, größte Sünde, nicht mal komisch. Der von Murray ist der längste, daher auch der anstrengendste. Sein ironischer Skeptiker, der an den Geisterjägern zweifelt, wird schließlich aus dem Fenster geworfen. Das hätte man gleich mit dem gesamten gelangweilten Auftritt tun sollen. Annie Potts als Hotelempfangsdame die unfreundlich „What do ya want?“ fragt, wie Janine damals? Wozu (vor allem wenn man exakt denselben Gag nochmal mit Kevin macht!!)? Dan Aykroyd als Taxifahrer, der „I ain’t afraid of no ghost!“ sagt. Ernie Hudson wurde in die letzte Minute des Films gequetscht und Sigourney Weaver landet gar im Abspann. Da hätten vielleicht alle Cameos, wenn sie denn sein müssen, hingehört. Am besten kommen Harold Ramis als Büste und Ivan Reitman als Passant im Hintergrund weg. Warum hat man mit dem Film nicht etwas wirklich Neues gemacht? Warum ankert man sich auf diese Weise sinnlos am Alten fest? Fans der früheren Filme sind eh nicht zufrieden damit, weil sie wenn dann die alten Rollen sehen wollen (oder eben in meinem Fall gar nix) und jemand der heute 10 ist und den Film sieht, fragt sich doch nur, was diese Szenen mit den alten Leuten da sollen.
Ich denke es ist deutlich geworden: dem Drehbuch hätte eine weitere Überarbeitung dringend gut getan. Warum übrigens nicht durch Kristen Wiig, die war erstens ohnehin schon da und hat zweitens Feigs vielgelobten ‚Brautalarm‘ geschrieben. Sollte mich wundern, wenn sie nicht ein paar Tipps hätte geben können.
Und dennoch, ich hatte auch beim erneuten Ansehen im Großen und Ganzen meinen Spaß mit dem Film. Das liegt insbesondere an den Hauptcharakteren und ihren Darstellerinnen. Von daher würde ich mir schon eine Fortsetzung wünschen, mit denselben Charakteren, aber einem besseren und eigenständigeren Buch. Wie gesagt, strampelt sich der Film bei den Charakteren zwar frei, in der groben Handlung folgt er aber durchaus der Vorlage. Jemand will etwas Schreckliches auf die Erde bringen und die Geisterjäger müssen es verhindern. Ob diese Befreiung aber einer Fortsetzung gelungen wäre? Eine Post-Credit Szene, die den Film noch mehr im Alten verankert, lässt mich das bezweifeln.
Habe ich auch hier wieder die Fanboy-Brille auf, wie schon bei ‚Ghostbusters II‘? Bin ich einfach schon zufrieden, wenn mir ein neues, halbwegs gelungenes Geisterjäger-Abenteuer vorgesetzt wird? Vielleicht, ausschließen kann ich das nicht. Ich jedenfalls sehe ‚Ghostbusters II‘ und das Reboot gleichauf, allerdings beide weit hinter dem Original, das so bald auch nix einholen wird. ‚GBII‘ ist in einigen Szenen viel stärker, das Reboot funktioniert über die gesamte Laufzeit besser. Eine dicke Empfehlung ist es nicht, aber wenn Euch vor allem der Shitstorm abgeschreckt hat, dann gebt dem Film ruhig eine Chance.
So lange ich denken kann, hätte ich mich als Fan von irgendetwas oder irgendjemandem bezeichnet. Der Zyniker könnte vielleicht auch sagen, ich wurde seit frühester Kindheit zum braven Konsumenten erzogen. Brechen wir es auf Dinge herunter die irgendetwas mit Film zu tun haben, landen wir in meinem Vorschulalter bei den „Masters of the Universe“. Die Figuren fand ich toll, die Serie okay, es waren hier vor allem die Hörspiele, die mich abgeholt haben. Peter Pasetti gab einen bedrohlicheren Skeletor als man irgendwo sonst finden konnte. Und dann kamen die ‚Ghostbusters‘ und ‚Star Wars‘ und anders als die „Masters“ gingen die auch nie wieder weg.
Obwohl es keine neuen Filme gab, waren die 90er eine wilde Zeit um ‚Star Wars‘ Fan zu sein. Grandiose Video-/und Computerspiele! ‚Tie Fighter‘! ‚Jedi Knight‘! Mehr Comics und Romane als ein überschaubares Taschengeld jemals realistisch finanzieren könnte, aber da hilft eine gut sortierte Bücherei. Und nein, es war nicht alles toll im Expanded Universe, man könnte vermutlich argumentieren, eine Menge war echter Schwachsinn, der wurde aber ausgeglichen durch so etwas wie die Sequel-Trilogie von Timothy Zahn, der unter anderem Coruscant erfand. Und Klone mit zwei u, aber das ist ein anderes Thema. Es war toll die Filme dann sogar als Special Editions im Kino sehen zu können. Nein, die angeflanschte CGI war damals schon nicht toll, konnte die Filme aber kaum beschädigen. Und dann war es soweit. ‚Die dunkle Bedrohung‘ stand 1999 endlich an. Vorbereitet von tollen Trailern und der Erwartungshaltung von 16 filmfreien Jahren. Ich habe in meiner langen Zeit des Filmschauens tatsächlich noch nie und nie wieder eine derartige Fallhöhe zwischen Erwartung und Reaktion auf den Film erlebt. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Und von dem Moment an wurde das ‚Star Wars‘ Fandom eines gefühlt unendlicher Streiterei.
Wie gemütlich war dagegen das ‚Ghostbusters‘ Fandom. Hier war eigentlich jedem klar, dass das Franchise, wenn nicht tot, so doch in einem sehr tiefen Koma war. Es war ein Franchise der Rückschau, für das man sich schon in den späten 90ern ein wenig nostalgisch fühlen konnte. Sicher, 1997 gab es die ‚Extreme Ghostbusters‘ Serie, aber die hat kaum jemand gesehen und für eine echte Revitalisierung des Franchises sorgte sie nicht. Tatsächlich war ich aber derart ‚Ghostbusters‘ Fan, dass ich 2002 etwas verfasste, was im weitesten als „Fanfiction“ bezeichnet werden könnte. Das war vorher auch noch nicht vorgekommen. Ich hatte gehofft meine damaligen geistigen Ergüsse hier direkt einfügen zu können. Und irgendwo müssen die auch noch sein. Auf irgendeinem der dutzenden USB-Sticks, die in einem Blumentopf links von mir liegen. Ich… ich verrate hier zu viel über meine (-n Mangel an) Organisation, oder? Aber ich bin zu faul zum suchen. Also rekreiere ich das jetzt live hier für Euch.
Geschrieben habe ich es kurz nachdem ich Gore Verbinskis ‚Ring‘ Remake im Kino gesehen habe. Die Idee ist ein Teaser-Trailer für einen neuen ‚Ghostbusters‘-Film. Das Bild blendet auf und wir sehen einen ausgeschalteten Fernseher. Plötzlich geht er an und wir sehen durch das statische Rauschen (fragt Eure Eltern) verstörende Bilder. Und plötzlich die ikonische Szene, in der Samara/Sadako aus dem Bild kriecht. Doch was ist das? Wir hören viermal das typische Hochfahrgeräusch der Protonenpäckchen. Samara/Sadako blickt überrascht auf, das Haar rutscht ihr aus dem Gesicht und ihr Gesichtsausdruck erinnert an Gross‘ ‚Ghostbusters‘-Symbol. Da schießen auch schon von allen vier Rändern die Neutrinostrahlen ins Bild. Eine Falle rollt herein, Samara/Sadako wird hineingezogen. Wir hören Bill Murray als Peter Venkman: „Ray? Next time I choose the movie!“ Schwarzblende, ‚Ghostbusters‘-Symbol, Ray Parker jr. Song! Ich hatte noch Alternativversionen mit Sprüchen der anderen Geisterjäger, aber an die erinnere ich mich nicht mehr. Ich glaube Egon war fasziniert, dass man Geister magnetisch speichern kann. Und ja, so weit ist es jetzt schon mit dem ‚Ghostbusters‘ Monat, ich schreibe über von mir ausgedachte Medien…
2009 folgt ‚Ghostbusters: The Video Game‘. In diesem Spiel übernahm der Spieler die Rolle eines „Rookies“ im etablierten Geisterjäger-Team. Für meinen Geschmack rollte das Spiel die Ivo Shandor-Geschichte zu sehr wieder auf und auch das Gameplay wurde eintönig, lange bevor das Spiel vorbei war. Das war aber alles nicht das Entscheidende. Es war den Machern bei Terminal Reality gelungen alle vier Darsteller als Sprecher für ihre Rollen zu gewinnen. Sogar Bill Murray, der ansonsten nichts mit ‚Ghostbusters‘ zu tun haben wollte. In nicht geringem Maße dürfte dieses Spiel dafür verantwortlich sein, dass Sony „Ghost Corps“ gegründet hat. Eine Produktionsfirma, die einzig mit der Wiederbelebung des Geisterjäger Franchises beauftragt ist. Nach einigem Hin- und Her und einer Tragödie (mehr dazu demnächst) war jedoch klar, dass es keinen Film mit der alten Besetzung geben würde. Stattdessen würde Paul Feig ein „genderswapped Reboot“ drehen. Das sorgte für Enttäuschung und erstes Gemurmel im Fandom. Zur Explosion kam es, als der erste Trailer zu dem Film auf Youtube erschien.
Es ging ein wahrer Hagel an negativer Kritik nieder. Aber, und hier ist das Problem, es kristallisierte sich alsbald heraus, dass das lauteste Geschrei nicht etwa Kritik an der Qualität des Trailers oder der potentiellen Qualität des Films war, sondern misogynes Gebrüll mit dem idiotischen Tenor, das „Frauen keine ‚Ghostbusters‘ sein könnten“. Von den Kommentaren des Trailers, der alsbald zum am meisten „gedislikten“ Filmtrailer aller Zeiten wurde, verlegte sich die Kritik auf die sozialen Medienkanäle der Darstellerinnen. Insbesondere Leslie Jones bekam hier Vergleiche zu lesen, die ich nicht wiederholen möchte. Währenddessen dürften sich die anonymen Marketing-Ghule, die für den Trailer verantwortlich zeichneten, die Schultern wundgeklopft haben, ob so viel „interaction“. Die Reaktion folgte stehenden Fußes und alsbald wurde alle Kritik an Trailer oder Film als frauenfeindlich ausgelegt. Selbst die Tatsache, dass man kein Interesse an dem Film habe, wurde als Sünde ausgelegt. Ideologische Gräben hatten sich im Fandom (zu dem plötzlich jeder meinte zu gehören) aufgetan. Und dazwischen nichts als Stacheldraht und der unerträgliche Gestank eines gigantischen Shitstorms.
Dabei sind zwei Dinge wahr. Das erste und wichtigere: die misogynen und teilweise rassistischen Angriffe auf die Darstellerinnen, sowie Beleidigungen und Drohungen gegen Feig sind unerträglich und widerwärtig und sicherlich in keiner Weise mit „Fantum“ zu entschuldigen. Das zweite ist: der erste Trailer war wirklich, wirklich miserabel. Nur Stunden nach seinem Erscheinen konnte man einen umgeschnittenen Fantrailer finden, der weit besser als der offizielle funktionierte. Tatsächlich war der erste Trailer so schlecht, dass ich mich fast frage, ob das ganze Chaos nicht von den oben erwähnten Marketing-Ghulen genau so eingeplant war. Dafür spricht auch, dass es im Film mehrere Szenen gibt, die sich damit befassen, dass die ‚Ghostbusters‘ auf Youtube oder reddit fiese Kommentare bekommen. Ich weiß nicht, ob diese Szenen als Reaktion nachgedreht wurde, aber ohne die reale Welt ergäben sie wenig Sinn.
Jedenfalls war das wieder einer dieser Momente, in denen ich nicht mehr Teil eines Fandoms sein wollte. Wie damals als ‚Episode I‘ erschien. Da war erst die Enttäuschung des Films und, in diesem Fall in Ermangelung von sozialen Medien erst Jahre später, die Information, dass es auch schon damals zahllose Drohungen gegen den Jar Jar Binks Darsteller Ahmed Best und Jake Lloyd gegeben hat. Und ganz ehrlich, mit jemandem, der von irgendeinem Film derart wütend gemacht wird, dass er meint einem Kind (oder irgendjemandem sonst) drohen zu müssen, will ich eigentlich nichts zu tun haben.
Die Wogen glätteten sich allerdings alsbald auch wieder. Denn wenn das Internet eines nicht besitzt, dann ist es eine lange Aufmerksamkeitsspanne. Die Shitstormwolke und ihre Stormchaser zogen weiter zu ‚Star Wars‘ oder dem neuesten Marvel-Film oder wohin auch immer. Das Reboot wurde kein großer Erfolg, was allerdings am Ende weniger an mangelnden Kinogängern in Folge des Shitstorms, sondern einfach daran lag, dass der Film im wichtigen chinesischen Markt, von einigen Kinos in Hongkong abgesehen, nicht gezeigt wurde. Weil dort der kulturelle Umgang mit Geistern ein anderer ist und weil ohnehin kaum jemand die alten Filme kennt.
Heute scheinen auf Fanveranstaltungen Fans der alten ‚Ghostbusters‘ und Fans des Reboots, die es durchaus gibt, friedlich miteinander zu existieren. Und das versöhnt mich wieder mit dem ‚Ghostbusters‘-Fandom. Und bringt mich zu einer allgemeineren Aussage: können wir Fandom vielleicht als etwas sehen, was Quell der Freude anstatt Anlass zum Streit ist. Kinder die mit den ‚Star Wars‘ Prequels aufgewachsen sind, sind nun erwachsen und haben ihre Vorliebe für die Filme. Und das ist völlig in Ordnung. Es ist okay einen Film zu mögen. Ja, auch die Disney-‚Star Warse‘. Genauso ist es in Ordnung einen Film nicht zu mögen. Aber wenn man zusammenkommt und Fan von ‚Ghostbusters‘ oder ‚Star Wars‘ oder ‚Star Trek‘ oder Marvel oder DC oder James Bond oder Indiana Jones oder Miss Marple oder was auch immer ist, dann hat man doch grundsätzlich mehr was einen (in dieser Hinsicht) verbindet als trennt.
Ja, ich schreibe hier ernsthaft einen „können wir nicht alle miteinander auskommen“ Artikel, ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Und bevor sich ein Sportfan einmischt und anmerkt, dass sich etwa Fußballfans schon die Köppe eingeschlagen haben bevor Film oder gar das Internet auch nur erfunden war: das stimmt natürlich, aber das waren die Fans unterschiedlicher Mannschaften. Was ich sagen will, Trekkies und ‚Star Wars‘ Fans sollten sich mal ordentlich kloppen. Nein, Moment, genau das meine ich nicht, argh!
Unabhängig. Eigenständig. Cinephil. - “Film is a disease. When it infects your bloodstream, it takes over as the number one hormone; the antidote to film is more film.”