In der ersten Ausgabe meiner Kurz-Reviews werfe ich einen Blick auf ’10 Cloverfield Lane‘, ‚Source Code‘ und ‚Lovely Molly‘
’10 Cloverfield Lane‘ (2016)
Nach einem Autounfall wacht Michelle (Mary Elizabeth Winstead) im Bunker von Howard Stambler (John Goodman) auf. Der behauptet es habe eine Katastrophe stattgefunden, die ein Leben in der Außenwelt unmöglich macht. Michelle und Emmett (John Gallagher Jr.), der sich ebenfalls in den Bunker retten konnte, müssen sich auf unbestimmte Zeit in dem Bunker aufhalten. Michelle zweifelt schnell an der Aufrichtigkeit und den Motiven ihres „Retters“.
Nein, die letzten 20 Minuten sind nicht gut. Ja, sie wurden angeflanscht als der Film die „Cloverfield“ Marke bekam. ABER: der Rest des Films bis dahin ist mehr als stark genug, um dennoch sehenswert zu sein. In diesem Kammerspiel auf wahrlich kleinstem Raum gelingt es Regisseur Dan Trachtenberg das Beste aus seinem Cast herauszuholen. John Goodman liefert hier eine Vorstellung ab, die Ihresgleichen sucht und auch die anderen beiden Darsteller sind in bester Spiellaune. Auch optisch holt Trachtenberg aus seinen düster-klaustrophobischen Sets alles heraus, was herauszuholen ist. Er baut einen wahrlich fiesen Spannungsbogen auf, der in einem 80 minütigen Film ideal zum Tragen kommen würde, leider dauert dieser Film gut 100 und verläppert somit im letzten Akt als mäßiges Effektfeuerwerk. Kein CGI-Schleim-Dings-Bums wird es in Sachen „furchterregend“ jemals mit einem spielfreudigen John Goodman im besten Fieslings-Modus aufnehmen können. Aber, gerade wenn man vorgewarnt ist, so wie ihr jetzt, ist das Ende bei weiten nicht so schlecht, dass ihr den Film nicht dennoch schauen solltet.
‚Source Code‘ (2011)
Army Pilot Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) war gerade noch auf einer Mission in Afghanistan als Helikopter-Pilot unterwegs, als er plötzlich in einem Pendlerzug in Chicago im Körper von Lehrer Sean Fentress aufwacht. Seine verständliche Panik verwirrt Sitznachbarin Christina Warren (Michelle Monaghan), doch bevor er sich noch orientieren könnte geht eine Bombe im Zug hoch, die alle Passagiere tötet. Es sei nur so viel mehr verraten, dass Stevens diese Situation nicht zum letzten Mal durchlebt hat.
Ich habe ein sehr großes Herz für Zeitschleifenfilme. ‚Lola rennt‘ ist toll, ‚Täglich grüßt das Murmeltier‘ annähernd genial, ‚Time Crimes‘ wunderbarer Low-Budget SciFi und ‚Edge of Tomorrow‘ einer der besseren „Tom Cruise rettet die Welt“ Filme. Duncan Jones‘ ‚Source Code‘ bildet da keine Ausnahme. Und wie den besten Zeitschleifenfilmen gelingt es ihm zwischen all der Action, all den Effekten und der äußerst gelungenen Thriller-Handlung, auch noch sehr menschliche, fast philosophische Elemente in die Handlung einzubringen. Ob sämtlicher Techno-Babble dabei so wirklich viel Sinn ergibt ist, zumindest für mich, bestenfalls zweitrangig. Wer die zweite Hälfte des Films allzu energisch auf Logik abklopft mag vielleicht enttäuscht sein. Die Anderen bekommen einen sehr zufriedenstellenden Thriller mit einem hervorragend aufgelegten Hauptdarsteller, auch wenn Gyllenhaal hier nicht sein volles Potential ausspielen kann, wie zum Beispiel in ‚Nightcrawler‘. Alles in allem nicht ganz so gelungen wie Jones‘ minimalistisches Erstlingswerk ‚Moon‘ aber dennoch sehr sehenswert. Und nu‘? Muss ich jetzt wirklich ‚Warcraft‘ schauen, wenn ich mehr Jones möchte?
Fun Fact: wenn Stevens seinen Vater anruft ist (zumindest im Original) die Stimme von Scott Bakula zu hören, der in der Serie ‚Zurück in die Vergangenheit‘ in die Körper anderer Menschen sprang, um die Vergangenheit zu ändern…
‚Lovely Molly‘ (2012)
Molly (Gretchen Lodge) und ihr frisch angetrauter Ehemann Tim (Johnny Lewis) ziehen in das Farmhaus, in dem Molly ihre Kindheit verbracht hat. Eine Maßnahme um Geld zu sparen, obwohl deutlich ist, dass Molly schlechte Erinnerungen mit dem Haus verbindet. Bald knackt und knirscht es gar fürchterbar im Gebälk und Molly beginnt sich äußerst seltsam zu benehmen. Fällt sie in ihre alte Drogensucht zurück oder steckt etwas sinisteres dahinter?
Erinnert ihr euch an diese Szene aus ‚Blair Witch Project‘ wenn eine am Boden zerstörte Heather gesteht, dass ihr die ganze Situation schon vor langer Zeit über den Kopf gewachsen ist und sie sich tränenreich direkt in die Kamera dafür entschuldigt alle in Gefahr gebracht zu haben? Ich kann euch sagen, wer sich definitiv an diese Szene erinnert: ‚BWP‘ Co-Regisseur Eduardo Sánchez, der auch für diesen Film verantwortlich zeichnet. Der Film öffnet mit einer ersten tränenreichen Entschuldigung Mollys. Später bekommen wir noch eine auf den Anrufbeantworter und eine auf Video. Molly weint und entschuldigt sich eine Menge, wenn sie sich nicht gerade fürchtet oder wütet.
Ich könnte jetzt den Witz machen, dass diese Entschuldigungen nach diesem Film auch notwendig waren aber das wäre sehr unfair gegenüber Gretchen Lodge, die zumindest in der ersten Hälfte des Films eine recht gelungene Vorstellung abliefert, nur um in der zweiten Hälfte auf Gemurmel und Gebrüll (und eben verheulte Entschuldigungen) reduziert zu werden. ‚Lovely Molly‘ ist klischeehaft, theatralisch, einfallslos und ehrlich gesagt furchtbar langweilig. Wenn er dann auch noch das Thema Kindesmissbrauch ausgräbt, nur um zumindest irgendeine emotionale Reaktion im Zuschauer zu provozieren, sind sowohl meine Laune als auch meine Geduld endgültig am Tiefstpunkt angekommen. Wer unbedingt wissen will was die ‚BWP‘ Macher sonst noch so fabriziert haben sollte vermutlich einen anderen Film aus ihrer Filmographie wählen, dieser hier hat in etwa dieselbe Wirkung, wie sich den kleinen Zeh an einer scharfen Schrankecke zu stoßen, tut erst mal reichlich weh, ist aber letztlich nix Dolles.