Top 10 Filme von damals: 1980 Platz 10 bis 6

Nachdem wir beim letzten Mal die meistbesuchten Kinofilme des Jahres 1979 betrachtet haben, lassen wir unsere Blicke ein weiteres Mal 40 Jahre zurückschweifen, auf die Top 10 der westdeutschen Kinocharts von 1980. Ein persönlicher Blick von mir, in dem ich auch gerne meine Ahnungslosigkeit zu bestimmten Filmen gestehen und mehr oder weniger unauffällig das Thema ändern werde. Als Grundlage dienen auch diesmal die entsprechenden Jahrescharts von Chartsurfer.de. Doch bevor wir dazu kommen, schauen wir mal kurz, was abseits vom Kino so los war am Anfang der achten Dekade des zwanzigsten Jahrhunderts.

Schon am zweiten Januar beginnt die Sowjetunion mit einer Großoffensive ihre Einmischung im afghanischen Bürgerkrieg, der im Vorjahr begann. US-Präsident Carter sagt daraufhin die Teilnahme der USA an den olympischen Spielen in Moskau ab. Die meisten westlichen Staaten schließen sich diesem Boykott nicht an. Ausnahmen sind Norwegen, die Türkei, Kanada und die Bundesrepublik Deutschland. Später im Jahr entbrennt der erste Golfkrieg zwischen dem Irak unter Diktator Saddam Hussein und dem postrevolutionären, isolierten Iran. Im April (aber nicht am ersten) wird die Sommerzeit im gesamten Deutschland wieder eingeführt, deren Verwendung zuletzt 1949 endete. Im September gibt Bob Marley sein letztes Konzert. Ein Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest tötet 12 Menschen und verletzt fast 270 weitere. Als Verantwortlicher gilt ein rechtsradikaler Student. Seine Einzeltäterschaft wird jedoch bis heute angezweifelt. Im Oktober bestätigt die Wahl zum neunten Bundestag die sozialliberale Koalition. Helmut Schmidt bleibt Bundeskanzler. Ein Jahr zuvor hatte Schmidt vom chinesischen Regierungschef zwei große Pandas geschenkt bekommen, die in diesem November im Berliner Zoo eintreffen. Sie sind bis heute die einzigen großen Pandas in einem deutschen Zoo. So, jetzt ist aber höchste Zeit fürs Kino!

  1. ‚Caligula‘

Ein Film über die extreme Dekadenz der julio-claudischen Kaiserfamilie Roms, personifiziert in der Figur des Widerlings Caligula. Das hatten sich wohl alle Beteiligten unter dem Film vorgestellt. Alle Beteiligten? Nein, denn ein Produzent namens Bob Guccione leistete Regisseur Tinto Brass erbitterten Widerstand. Allerdings nicht mit Zaubertrank, sondern indem er es für eine gute Idee hielt, in den fertigen Film pornografische Hardcore-Szenen einzufügen. Danach blieb Brass nichts übrig als sich von dem Film zu distanzieren. Was bis dahin auch schon der Drehbuchautor Gore Vidal und beinahe sämtliche Darsteller getan hatten. Kurz, der Film ‚Caligula‘ verprellte seine Gefolgsleute noch schneller als der Kaiser auf dem er basierte. Das ist aus meiner Sicht ein wenig schade. Denn, von den Porno-Szenen abgesehen, die aber in vielen Schnittfassungen eh nicht mehr drin sind, funktioniert der Film durchaus. Das italienische Kino der 70er (zu dem er trotz 80er Veröffentlichung zu rechnen ist) beherrschte die Darstellung von Exzess und Dekadenz wie sonst kaum eine Ära. Und der Film wirkt als aufrüttelnder Gegenpol gegen die sonst reichlich bieder-konservative Darstellung des antiken Roms im „Sandalenfilm“. Aber gut, der Film hat seinen Ruf weg als der Film mit dem keiner der Beteiligten  mehr etwas zu tun haben will (Ausnahmen Dame Helen Mirren und Sir John Gielgud). Und als der Film, in dem Peter O’Toole seine gesamte Rolle als Tiberius hindurch erkennbar besoffen ist. Womöglich würde sich ohne diesen Ruf aber auch einfach niemand mehr für den Film interessieren.

  1. ‚Die Blaue Lagune‘

Den Film habe ich vor annähernd zwei Jahrzehnten gesehen, kann hier also nicht mehr allzu viel dazu sagen. Außer, dass ich ihn als nicht sonderlich interessant in Erinnerung habe. Im Grunde ist er eine sehr romantisierte Darstellung eines Geschwisterpaares, das auf einer Südseeinsel schiffbrüchig wird. Zu beachten ist dabei, dass sämtliche Aufnahmen dabei „vor Ort“ also nicht im Studio stattfanden. Das war damals durchaus ungewöhnlich. Die zeitgenössische Kritik war sich jedoch weitgehend einig, dass der Film aber über einen „Naturbilderbogen“ nie hinauskommt. Erstaunlicher sind andere zeitgenössische Besprechungen, die enttäuscht scheinen, dass die Szenen um die Entdeckung der Sexualität zwischen den beiden Jugendlichen sehr zurückhaltend ausgefallen sind. Da wundere ich mich, was manche erwartet haben, schließlich war Hauptdarstellerin Brooke Shields zur Zeit der Dreharbeiten 14-15 Jahre alt. Aber wie gesagt, für persönliche Eindrücke ist der Film bei mir viel zu lange her und ich habe geringes Bedürfnis ihn wiederzusehen.

  1. ‚Kramer gegen Kramer‘

Auch dieses Drama um Scheidung und Sorgerecht habe ich seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Tatsächlich gilt er aber als ein gelungener Film, aus einer Zeit als eine Ehescheidung noch weit mehr Tabuthema war als heute. Wenn man heute über den Film liest, dann meist über das Fehlverhalten, das Hauptdarsteller Dustin Hoffman gegenüber der damaligen relativen Newcomerin Meryl Streep an den Tag gelegt hat. Er soll nicht nur während des Drehs aggressive Handlungenvorgenommen haben, die nicht mit ihr abgesprochen waren, etwa ein Glas neben ihr an die Wand zu werfen, sondern sie auch in Drehpausen beleidigt und, nach mancher Darstellung, gar körperlich angegangen sein. Dies wird üblicherweise durch sein „method acting“ erklärt, das ihn auch in Drehpausen nicht aus seiner Rolle und damit seinem Zorn auf die Darstellerin der Exfrau entlässt. Man mag das glauben oder nicht, mich bringt das aber zu einer Frage. Wenn man über „method actors“ liest, dann eigentlich immer nur, weil sie sich wie gigantische Arschlöcher am Set benommen haben. Wenn ein „method actor“ eine sehr positive, freundliche Rolle spielt, benimmt er sich dann auch in Drehpausen großzügig und freundlich? Warum hört man davon nie? Passiert es nicht, oder redet bloß keiner drüber?

  1. ‚Buddy haut den Lukas‘

Die direkte Fortsetzung des letztjährigen ‚Der Große Mit Seinem Außerirdischen Kleinen‘. Und das dortige Fazit lässt sich fast exakt für diesen wiederholen. Kein ganz großer Wurf, aber doch ein unterhaltsamer Bud Spencer Film. Buddys Sheriff Craft und sein außerirdischer Adoptivsohn Charlie leben in einer neuen Stadt, um sich vor der Armee zu verbergen. Die ist allerdings bald das kleinste Problem, wenn Aliens aus Charlies Nachbargalaxie die Welt mittels geistiger Kontrolle und einer Androidenarmee übernehmen wollen. Merkwürdigerweise habe ich diesen Film früher sehr oft gesehen. Vermutlich lief er einfach häufig, aber manche Dinge sind in meinem Gedächtnis eingebrannt. Etwa wenn sich Buddy und all die Gangs in distinkten Kostümen, die er zuvor verplättet hat, sich den Androiden auf einem Volksfest stellen. Und die Analyse eines der Androiden von Buddys Prügelfertigkeiten: „Faustschlag unmenschlich, gleicht Dampfhammer!“ Zum Glück hatte ich bislang wenig Gelegenheit dieses Zitat im Alltag anzubringen. Doch wenn ‚Der Große Mit Seinem Außerirdischen Kleinen‘ ‚E.T.‘ vorweggenommen hat, dann nimmt Buddy hier ‚Terminator‘ ganze vier Jahre voraus. Was mich zu einem großen „Was wäre wenn“ bringt: wäre es nicht großartig, wenn Arnold Schwarzenegger in einem Spencer/Hill Film den Bösewicht gegeben hätte, bevor der Hollywood-Durchbruch kam? Ich hätte ihn und Spencer zu gerne interagieren gesehen (wobei Thomas Dannenberg natürlich viel zu tun gehabt hätte, als Hill und Arnie).

  1. ‚Mad Max‘

So, hier haben wir den ersten Film dieser Liste, der wirklich Einzug in die Popkulturhistorie gehalten hat. Oder? Ist ‚Mad Max‘ nicht eher der Durchbruch mit dem zweiten Teil, dem ‚Road Warrior‘ gelungen und die meisten Leute waren überrascht, dass der erste Film gar nicht post-apokalyptisch angesiedelt war, sondern in der Zeit, als die Gesellschaft auseinanderbrach? Ich zumindest war etwas erstaunt den so hoch in den Charts zu sehen und dachte der wäre ziemlich untergegangen. Egal, verdient hat er den Platz allemal. Mit minimalem Budget inszeniert der australische Unfallarzt George Miller sein Regiedebüt und wer es gesehen hat, kann nur beeindruckt sein. Schon hier zeigt sich, wie viel es wert ist, dass Miller bereit ist für jede Szene exakte Storyboards anzufertigen, so dass er genau weiß, welche Einstellungen er benötigt. So stellt er etwa den Tod von Max‘ Frau und Kind ebenso zurückhaltend wie eindringlich dar (und eine Traumsequenz in ‚Fury Road‘ genau dieser Szene beweist übrigens, dass der Max derselbe wie hier ist). Mel Gibsons erste richtig große Rolle, der titelgebende Polizist Max Rockatansky, ist hier noch nicht der einsame Road Warrior, sondern eben ein Polizist, der versucht was von der Gesellschaft noch übrig ist gegen Bandenkriminalität zu schützen. Demgegenüber steht die brutale Gang von „Toecutter“ (Hugh Keays-Byrne, der in ‚Fury Road‘ nicht denselben Charakter spielt). Und sorgt dann dafür das Max „Mad“ wird, auf eine Art und Weise die wiederum den ersten ‚Saw‘ erstaunlich vorausnimmt, wenn Max ein an ein brennendes Auto gekettetes Gangmitglied informiert, dass man durch das Bein schneller sägt als durch die Kette. Alles in allem ein äußerst gelungener Auftakt für eine weitgehend gelungene und mindestens stets überraschende Filmreihe.

So, nächste Woche geht es mit den Top 5 weiter. Die meisten werden vermutlich schon ahnen, welche Fortsetzung auf dem ersten Platz steht. Aber es bleiben ja noch genug Fragen offen. Taucht Bud Spencer auch diesmal noch ein zweites Mal in den Charts auf? Kann Disney erneut mit einer Wiederveröffentlichung punkten? Und wo sind ‚Shining‘, ‚Blues Brothers‘ oder der ‚Muppet Film‘? Zumindest einige Fragen werden nächste Woche beantwortet.

Futuristische Rennfilme, ein unterversorgtes Subgenre?

Manchmal überlege ich, in was für ein (Sub-)Genre man einen Film, den ich gerade gesehen habe einordnen könnte. Gelegentlich erstelle ich dafür eigene Subgenres in meinem Kopf, die dann natürlich oft genug nur eine Handvoll Vertreter umfassen. Meistens zu Recht. Aber im Falle des „futuristischen Rennfilms“ in meinen Augen völlig zu Unrecht. Zwei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Film sich zu diesem Genre zählen darf, beide lassen sich bereits am Namen ablesen. 1. Er muss in einem Science Fiction Setting spielen. Ob das nun in der Zukunft ist, oder vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxie ist dabei erst einmal wurscht. 2. Das Fahren schneller Fahrzeuge (nicht mal unbedingt Autos) muss im Mittelpunkt der Handlung stehen. Die Lichträder aus ‚Tron ‚ oder das Podrennen aus ‚SW: Episode I‘ qualifizieren sie also noch nicht zu „futuristischen Rennfilmen“. Hingegen ist es nicht notwendig, dass im Film offiziell ein Rennen stattfindet, das schnelle Fahren kann auch aus anderen Gründen (etwa Überleben) passieren. Weiterlesen

Newslichter Ausgabe 18: ‚Shaun das Schaf‘ gehört nun der Arbeiterschaft, Mad Max fährt nicht mehr und Meisterdetektiv Ryan Reynolds ermittelt

Hallo zusammen, Zeit für einen neuen Newslichter. Und was für ein Newslichter das wird. Der erste, der sich womöglich mit „Fake News“ wird beschäftigen müssen. Hat sich Playboy Deutschland ein Ennio Morricone Interview aus den Fingern gesaugt? Dazu gute Neuigkeiten für Super Mario und schlechte für Mad Max. Die größte und traurigste Neuigkeit der Woche, der Tod von Stan Lee im Alter von 95 Jahren, wird keinen Platz im Newslichter finden, weil der flapsige Tonfall der Meldung nicht gerecht würde. Lasst mich hier einfach sagen, ich erinnere mich, wie ich mein erstes ‚Spider-Man‘ Heft bekommen habe. Ich war 9 oder 10 Jahre alt. Damals hieß das hier noch ‚Die Spinne‘. Darin las ich den Satz „Mit großer Kraft muss auch große Verantwortung einhergehen“. Eine These, die in ihrer simplen Weisheit vermutlich die Beste im gesamten Superheldencomictum ist. Danke Stan. Und jetzt legen wir los.

 

Super Mario Bros Film von „Minions“ Studio Illumination

https://screenrant.com/super-mario-animated-movie-release-date/

Wah-Huh! It’s-a him! That plumber! In den nächsten vier Jahren steht uns ein Animationsfilm um die italo-amerikanischen Klempner-Brüder mit Hang zum Prinzessinnenretten ins Haus. Shigeru Miyamoto, der Erfinder des Schildkrötenstampfers soll dabei eng in die Produktion involviert werden. Das klingt so als könne dieser Film endlich das Mundwasser werden, das den ranzigen Geschmack der schimmlig-düsteren Verfilmung von 1993 mit Bob Hoskins vertreibt. Illumination CEO Chris Meleandri betont jedenfalls die Schwierigkeit in relativ flachem Material genug Tiefe zu finden, ohne dabei die Essenz so sehr zu verwässern, das Fans sie nicht mehr erkennen. Hoffen wir, dass es gelingt.

 

Ein neuer Mad Max Film ist im Moment äußerst unwahrscheinlich

http://www.filmstarts.de/nachrichten/18521839.html

Nach dem großartigen ‚Mad Max: Fury Road‘ haben sich viele Fans auf mehr aus George Millers postapokalyptischer Welt voll Guzzoline und Wegen nach Walhalla gefreut. Tatsächlich hatte der Australier auch schon einen fünften Teil ‚Mad Max: Wasteland‘ in Planung. Doch nun hat er sich einem anderen Projekt, dem Fantasyfilm ‚Three Thousand Years of Longing‘ zugewandt. Der Grund dafür ist leider ein unschöner. Miller und seine Produktionsfirma verklagen Warner. Die schulden Miller, nach eigenen Angaben noch eine Prämienzahlung über 7 Millionen. Warner sagt, sie würden die einbehalten, weil Miller das Produktionsbudget überzogen habe, was der wiederum bestreitet. Nun kann George Miller keinen neuen Mad Max drehen, weil Warner die Rechte hält und, da der Film bei aller positiven Aufnahme, kein Supererfolg an der Kasse war, ist auch von Seiten Warners nicht mit einer Fortsetzung zu rechnen. Letzteres ist wahrscheinlich auch ganz gut so.

 

Hänsel und Gretel und der Horror im Wald

https://screenrant.com/hansel-gretel-movie-filming-start-synopsis/

5 Jahre ist ‚Hänsel und Gretel: Hexenjäger‘ jetzt her. Der Film adaptierte das klassische Märchen der Brüder Grimm mit Action- und Horrorelementen. Und der Trailer sah grausig genug (auf die schlechte Weise) aus, dass ich ihn nie gesehen habe. Nun soll es eine neue Horroradaption des Stoffes geben. Bei dem das Geschwisterpaar im dunklen Wald nicht nur auf eine kannibalistische Hexe trifft, sondern auf einen ganzen Zirkel. Auf einen “Nexus entsetzlichen Bösen“ gar. Ich weiß nicht, ob die guten Castingmeldungen allein bei mir Interesse am Film wecken würden, ‚ES‘ Darstellerin Sophia Lillis als Gretel und Alice Krige als eine der Hexen, aber gemeinsam mit dem Regisseur tun sie es. Osgood Perkins zeichnet verantwortlich. Und eine Märchenumsetzung scheint nach seinem letzten Film ‚Die Tochter des Teufels‘ ebenso merkwürdig wie offensichtlich, dass ich tatsächlich gespannt auf den Film bin.

 

Ennio Morricone nennt Quentin Tarantino (k)einen Kretin?

https://www.musikexpress.de/angebliches-fake-interview-ennio-morricone-will-den-deutschen-playboy-verklagen-1152207/

Wenn man Playboy Deutschland glauben möchte, dann hat sich Filmmusiklegende Ennio Morricone in einem Interview mit dem Magazin ordentlich über Quentin Tarantino ausgelassen. Nicht nur waren die Arbeitsbedingungen bei ‚Hateful Eight‘ furchtbar, er hatte viel zu wenig Zeit, auch seien Tarantinos Filme Müll und der Filmemacher selbst ein Kretin, der sich sein Material aus älteren, besseren Filmen zusammenklaut. Hollywood sei ohnehin aufgeblasener Unsinn und die Oscars peinlicher Firlefanz.

Wenn man Ennio Morricone glauben möchte, dann hat er nicht nur nichts davon je gesagt, er hat sogar Playboy Deutschland nie ein Interview gegeben. Er ist stolz auf seinen Oscar und ist froh, dass Tarantino ihm diese Möglichkeit gegeben habe. Da er die Sache seinen Anwälten übergeben hat, werden wir hoffentlich bald genaueres wissen.

Meine persönliche Einschätzung ist, dass mich die Äußerungen von Morricone sehr wundern würden. 1. war er bei der Arbeit an ‚Hateful Eight‘ 87 Jahre alt und hätte sie sicher nicht mehr nötig gehabt. 2. war es die zweite Zusammenarbeit mit Tarantino, nachdem er bereits zu ‚Django Unchained‘ ein Lied beigetragen hat. Warum sollte er das tun, wenn er Tarantino so verachtet? 3. Morricone hat schon immer nur nach seinen eigenen Bedingungen gearbeitet, Regisseuren gesagt, was er schreibt und was nicht, ich bezweifle stark, dass sich das mit Mitte 80 geändert hat.

Aber wer weiß, vielleicht ist Tarantino als „Chef“ unerträglich genug, dass er sich solche Äußerungen hat entlocken lassen.

[Update] Nun hat sich Playboy Deutschland noch vor Erscheinen des Newslichters geäußert. Das Interview habe definitiv stattgefunden, das könnten Mitarbeiter des Konzertveranstalters Semmel Concerts bestätigen, die ebenfalls anwesend waren. Morricone hat sein Statement insoweit angepasst, als dass er die Existenz des Interviews nicht mehr anzweifelt. Die Aussagen seien aber nachwievor unwahr.

https://www.musikexpress.de/umstrittenes-interview-der-deutsche-playboy-wehrt-sich-gegen-ennio-morricone-1152837/

 

Die Arbeiter übernehmen die Mittel der Knetproduktion

https://news.avclub.com/cracking-toast-comrade-aardman-animations-belong-to-t-1830359455

Das britische Stop-Motion Animationsstudio Aardman gehört nun zu drei Vierteln seinen Mitarbeitern. Dies geschah auf Betreiben der Gründer und bisherigen Alleineigentümern Peter Lord und David Sproxton, die das Studio in den 70ern, noch während sie auf der Uni waren, gründeten. 75% der Studioanteile würden nun von einer Stiftung im Namen der Mitarbeiter verwaltet, während das letzte Viertel im gemeinsamen Besitz der Gründer bleibt. Die Stiftung ist ein Weg, um Aardmans Unabhängigkeit für den Zeitpunkt zu bewahren, wenn sich Lord und Sproxton aus der aktiven Arbeit zurückziehen. Aardman soll kein “Asset“ werden, das gehandelt wird, sondern eines der größten, unabhängigen Animationsstudios der Welt bleiben. Im Vorstand der Stiftung soll unter anderem ‚Wallace & Gromit‘ und ‚Shaun das Schaf‘ Erfinder Nick Park Platz nehmen.

 

‚Pokémon Meisterdetektiv Pikachu‘ als Realfilm

http://www.filmstarts.de/nachrichten/18521983.html

Ich weiß quasi nichts über Pokermans. Aber, wer einen Realfilm sehen möchte, in dem Ryan Reynolds eine kleine gelbe Fellkugel mit Sherlock Holmes Kappe spielt, die sprechen kann, aber nur von einer Person verstanden wird (alle anderen hören nur „Pika Pika“) und die, vermutlich, Verbrechen löst, hat jetzt die Möglichkeit dazu. Viel Spaß, glaub ich.

Das war‘s für heute. Bis nächste Woche.

Eigentlich ist alles gesagt: Mad Max: Fury Road (2015)

Spoiler Alarm: Ich rede im Folgenden auch über das Ende des Films. Wer ihn also noch sehen will, sollte das vor dem Lesen tun!

Was kann ich zu Fury Road sagen, dass nicht schon hundertfach in anderer Form zu finden ist? Wie gut es ist, dass George Miller nach sprechenden Schweinen und tanzenden Pinguinen wieder bei fahrenden Irren gelandet ist? Dass es ein Adrenalin Nitromethan-getriebener Höllenritt ist? Dass Tom Hardy ein würdiger Nachfolger für Mel Gibson ist? Dass es eigentlich Imperator Furiosas Film ist? Mich in die Frage einmischen ob der Film nun feministisch sei oder nicht?

Nö, ich möchte über einen anderen Aspekt reden, der mir bei meiner zweiten Sichtung aufgefallen ist: der Umgang des Films mit Behinderung. Allein die Tatsache, dass Imperator Furiosa nur einen Arm hat aber in keiner Weise über diese Behinderung definiert wird ist für einen Mainstream-Film schon bemerkenswert, ebenso ihr eigener pragmatischer Umgang mit ihrer Prothese, der umso auffälliger ist in dieser Welt, in der Technologie mystifiziert und verehrt wird (man denke an die Szene mit dem Lenkradbaum). Interessanter wird es dann, wenn man sie dem Antagonisten des Films, dem perfektionsbesessenen Post-Faschisten Immortan Joe, gegenüberstellt. Er selbst ist nicht nur umgeben von „Imperfektion“, sei es nun durch Versehrung oder Strahlenmutation, sondern gleich zu Beginn sehen wir seinen eigenen zerstörten Körper, wie er in Plastik eingeschweißt wird, um eine Illusion zu schaffen. Da wundert es dann nicht , wenn am Ende Furiosa ihre Prothese opfert um Joe seine Atemmaske (seine Prothese und gleichzeitig Symbol seiner Macht) herab zu reißen. Sie verliert ein Werkzeug, er verliert seine Macht, sein Gesicht (im wahrsten Sinne des Wortes) und sein Leben.

Und Joe und Furiosa, so unterschiedlich sie auch seien mögen, repräsentieren die Mächtigen dieser postapokalyptischen Welt, diejenigen, die Prothesen haben, im Kontrast zu den Menschen, die am Fuße von Joes Zitadelle leben und eben keine haben. Die Mächtigen dieser Welt sind vielleicht sogar gerade mächtig eben weil sie Prothesen haben, denn was sind die Fahrzeuge in dem Film anderes als Hilfsmittel um in einer feindlichen Umwelt überleben zu können. Selbst andere Menschen werden zu Prothesen und Werkzeugen, seien es die Warboys die Joe zu seinem Zweck manipuliert und verbraucht, seine Frauen oder Max, der als Blutbeutel und als Stativ fürs Präzisionsgewehr herhalten muss.

Was ich sagen will: Behinderung wird in diesem Film genutzt um viele seiner Themen zu beleuchten: Macht und Ohnmacht, Pragmatismus und Mystizismus, Autonomie und Interdependenz. Doch allein durch seine letzte Szene, eine triumphierende Furiosa (ohne Prothese) umgeben von feiernden entstellten und versehrten Menschen, ist ein ist ein kraftvoller Aufruf zu offenem und integrativem Umgang mit Krankheit und Behinderung. Und das ist gut. Genau wie der Film.

Gestern Gesehen: The Rover (2014)

„How can you know where you are going if you don’t know where you are?“

Postapokalypse aus Australien. . .

Wer jetzt nicht an „Mad“ Max Rockatansky denkt, denkt an Rebecca Buck (alias „Tank Girl“ und seien wir ehrlich: niemand denkt an „Tank Girl“).

„The Rover“ ist von beidem so weit weg wie es nur geht. Statt stachelbewehrter Monsterkarossen und hochenergetischen Warboys in bunter Kriegsbemalung findet man hier nur staubige alte Autos und verschwitzte, dreckige Menschen, die auf verschwitzten, dreckigen Liegen vor sich hinvegetieren. Und die Apokalypse war auch „nur“ der Zusammenbruch des kapitalistischen Systems (und die persönlichen Apokalypsen der Protagonisten).

Guy Pearce spielt einen ehemaligen Farmer (quasi eine gealterte Version seines Charakters aus „The Proposition“), dem Banditen auf der Flucht sein Auto stehlen. Er will es zurück, verliert jedoch die Spur. Allerdings findet er den schwer verwundeten Bruder des Anführers der Ganoven, gespielt von Ex Glitzer-Vampir Robert Pattinson. Gemeinsam, wenn auch aus anderen Gründen, machen sich die beiden Männer auf die Suche.

Der Film hat so viel was für ihn spricht: er sieht toll aus („toll“ in dem Sinne, dass man quasi den Verfall zu riechen meint und die Hitze des Outback im Nacken spürt), hat einen ungewöhnlichen aber sehr passenden Soundtrack und vor allem großartige darstellerische Leistungen. Hervorheben möchte ich hier Robert Pattinson, der seinem Charakter einen „kaputten“ Zu gibt, wie es sonst nur Kinski konnte – großartig!

Aber: die Geschichte ist so fadenscheinig wie sie klingt und nach einem absolut überwältigenden Beginn windet sich der Film ein wenig vor sich hin – jedoch ohne je langweilig zu sein- bis zu einem Ende bei dem ich mir bis jetzt nicht sicher bin ob es perfekt passt oder ich die Augen rollen sollte.

FAZIT: sehenswerte persönliche Postapokalypse mit tollen Darstellern und tollen Schauwerten. Auch geeignet für Leute die twilightige Vorurteile gegen Pattinson haben.

7/10 Geiern