Willkommen bei Ausgabe 79 des Newslichters. Die Oscars sind verliehen, die Diskussionen laufen noch und auch beim Newslichter werden wir sie zumindest am Rande berühren. Ansonsten war diese Woche nicht wahnsinnig viel los. Taika Waititi bestreitet eine der Neuigkeiten des Newslichters der letzten Wochen, nämlich, dass er in Gesprächen um die Regie bei einem ‚Star Wars‘ Film sei. Das kann natürlich alles und nichts bedeuten, schließlich gibt es zu allem aus dem Blockbusterbereich Geheimhaltungsverträge. Wir werden sehen. Ich wollte es hier nur nicht ganz verschweigen. Und nun legen wir für diese Woche los!
Die Academy und die Erinnerung
Ich kann zu den diesjährigen Oscars, wie so oft, nicht allzu viel sagen, weil ich noch zu wenige der nominierten/ausgezeichneten Filme gesehen habe. Erwähnt sei aber immerhin, dass ich mich für Bong Joon-ho sehr freue. Auf das seine bisherige Filmografie mehr Zuschauer bekomme!
Doch zu einer Sache kann und muss ich leider (mal wieder) etwas sagen: das inzwischen leidige „In Memoriam“ Segment, mit welchem die Academy im letzten Jahr verstorbene Beteiligte am Film, vor und hinter der Kamera, ehren will. Und sich dabei immer wieder unbeliebt macht, siehe etwa meinen Text zur Auslassung von Tobe Hooper. Die „Vergessenen“, die dieses Jahr den meisten Unmut verursachten waren die tragisch früh verstorbenen Luke Perry (52 Jahre) und Disney Channel Star Cameron Boyce (20 Jahre). Bei beiden mag man argumentieren, dass sie eher für Fernseh- als Filmauftritte berühmt waren, Perrys Gastauftritt in ‚Once Upon A Time in Hollywood‘ ist zwar nicht lange her, aber sagen könnte man es, doch fände ich das ein etwas unpassendes Argument. Aber eines, das womöglich auch für die Auslassung etwa von ‚Airwolf‘-Pilot Jan-Michael Vincent, oder ‚ALF‘ Kumpel Willie Tanner-Darsteller Max Wright ins Feld geführt werden könnte. Vielleicht auch für den Darsteller des Odo aus ‚Deep Space Nine‘, René Auberjonois. Wobei spätestens der auch eine ansehnliche Filmografie vorzuweisen hat. Wenn auch sicher keine so umfangreiche wie Sid Haig, der in fast 150 Filmen mitgespielt hat. Das mögen zwar nicht unbedingt Oscar-Anwärter gewesen sein, doch eine Rolle wie seinen sadistischen Captain Spaulding aus ‚Devils Rejects‘ vergisst man nicht, egal was man von dem Film ansonsten halten mag. Auch Autor/Regisseur Larry Cohens Filme mögen nicht wirklich Oscar-Material gewesen sein, doch sollte das zum einen keine Voraussetzung sein, zum anderen gilt auch hier, man mag von ‚American Monster‘ halten was man will, vergessen wird man diese Stop Motion Kreatur eher nicht.
Doch kann man durchaus auch vergessen werden, selbst wenn man „Oscar-Material“ ist, wie der Fall Michael J. Pollard zeigt. Der war 1968 für seine Rolle in ‚Bonnie & Clyde‘ für den Preis nominiert. Außerdem war er eine dieser Charakterköpfe, eines dieser nicht eben hübschen, aber dafür unvergesslichen Gesichter, von denen es in Hollywood immer weniger gibt.
Seht mal Academy, ein Stück weit verstehe ich Euch sogar. Ihr könnt in Zeiten schwindender Zuschauerzahlen kein 15 Minutensegment für die Nennung Verstorbener, von denen kaum einer Eurer Zuseher gehört hat, zusammenstellen. Das Problem ist, dass genau dieses Segment das einzige Eurer Veranstaltung sein sollte, das sich nicht wie ein Wettbewerb anfühlt. Voraussetzung für eine Erwähnung sollte nicht sein, dass der Name (noch) bekannt ist. Es sollte eine Geste allgemeiner Höflichkeit und Pietät gegenüber Mitarbeitern in Eurem Gewerbe sein. Ich will verdammt nochmal nicht raten müssen, ob jemand der Zeit wegen fehlt, weil irgendein hohes Academy-Mitglied sie nicht mochte, oder weil der verantwortliche Praktikant nicht googeln kann. Und dass Letzteres durchaus der Falls ein kann, zeigt die fälschliche Verwendung eines Bildes der (nachwievor) lebendigen, australischen Produzentin Jan Chapman im „In Memoriam“ von 2017. Dann beschränkt das Segment während der Übertragung halt auf die absoluten Superstars und setzt das vollständige Video auf Youtube, wo es sich Interessierte ansehen können. Ich verstehe wirklich nicht, wie das jedes Jahr erneut in die Hose gehen kann…
Superheldenrückkehr für Sam Raimi?
https://screenrant.com/doctor-strange-2-sam-raimi-director-in-talks/
Bekannt vor allem sicherlich für seine ‚Evil Dead‘ Filme, stand Regisseur Sam Raimi auch ganz am Anfang der Superheldenwelle des neuen Jahrtausends. Mit der ersten ‚Spider-Man‘ Trilogie, die er mit dem leider wenige gelungenen dritten Teil verließ. Und damit auch den Superheldenfilm an sich. Nun steht aber die Möglichkeit einer Rückkehr im Raum. Raimi soll sich, nach dem Weggang von Scott Derrickson, in Gesprächen für eine mögliche Regie im zweiten ‚Doctor Strange‘ Film befinden. Ein für Marvel sehr wichtiger Film, soll er doch eine neue Ära der engeren Verbindung zwischen MCU Filmen und den entsprechenden Serien auf Disney+ einläuten. Sollte Raimi für die Rolle ausgewählt werden, dann macht das meine Spekulationen, ob Derrickson gehen musste, weil er eher in eine Horror-Richtung wollte, vermutlich blödsinnig. Denn wenn ich weiter weg vom Horror will, dann hole ich mir wohl eher nicht den ‚Evil Dead‘ Mann ins Comicboot.
Mr. Reynolds im Filmzimmer mit der Neuverfilmung
https://movieweb.com/clue-reboot-director-james-bobin/
Cluedo ist einer dieser nicht totzukriegenden Dauerbrenner auf Brettspieltischen. Die heitere Mörderjagd existiert in allerlei mehr oder weniger abwegigen Editionen, von Sherlock Holmes bis Harry Potter. Auch eine Filmadaption gab es bereits, 1985 in Deutschland als ‚Alle Mörder sind schon da‘ erschienen. Der Film glänzte mit dem unvergleichlichen Tim Curry als Butler und vier verschiedenen Auflösungen von denen heute drei in Reihe am Ende des Films gezeigt werden (die vierte wurde als zu schlecht befunden). Aber ansonsten nicht viel. Nun wird es wohl eine neue Verfilmung des Stoffes geben. James Bobin (‚Muppets Most Wanted‘) soll die Regie übernehmen, die ‚Deadpool‘ Autoren Rhett Reese und Paul Wernick haben das Drehbuch geschrieben. Ernst wird sich der Film also mit ziemlicher Sicherheit nicht nehmen. Vor der Kamera scheint momentan einzig Ryan Reynolds gesichert, der den Film gemeinsam mit 20th Century FOX auch produziert. Welche Rolle Reynolds übernimmt ist noch unklar, allerdings darf man wohl, wie in jeder seiner Rollen seit Deadpool allerlei dumme Sprüche und vor allem Popkulturanspielungen erwarten/befürchten. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie hoch die Synergie zwischen Brettspielenthusiasten und Kinogängern ist, dass sich eine solche Verfilmung wirklich lohnt.
Und das war es auch schon wieder. Bis nächste Woche!