Top 10 Filme von damals: 1980 Platz 10 bis 6

Nachdem wir beim letzten Mal die meistbesuchten Kinofilme des Jahres 1979 betrachtet haben, lassen wir unsere Blicke ein weiteres Mal 40 Jahre zurückschweifen, auf die Top 10 der westdeutschen Kinocharts von 1980. Ein persönlicher Blick von mir, in dem ich auch gerne meine Ahnungslosigkeit zu bestimmten Filmen gestehen und mehr oder weniger unauffällig das Thema ändern werde. Als Grundlage dienen auch diesmal die entsprechenden Jahrescharts von Chartsurfer.de. Doch bevor wir dazu kommen, schauen wir mal kurz, was abseits vom Kino so los war am Anfang der achten Dekade des zwanzigsten Jahrhunderts.

Schon am zweiten Januar beginnt die Sowjetunion mit einer Großoffensive ihre Einmischung im afghanischen Bürgerkrieg, der im Vorjahr begann. US-Präsident Carter sagt daraufhin die Teilnahme der USA an den olympischen Spielen in Moskau ab. Die meisten westlichen Staaten schließen sich diesem Boykott nicht an. Ausnahmen sind Norwegen, die Türkei, Kanada und die Bundesrepublik Deutschland. Später im Jahr entbrennt der erste Golfkrieg zwischen dem Irak unter Diktator Saddam Hussein und dem postrevolutionären, isolierten Iran. Im April (aber nicht am ersten) wird die Sommerzeit im gesamten Deutschland wieder eingeführt, deren Verwendung zuletzt 1949 endete. Im September gibt Bob Marley sein letztes Konzert. Ein Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest tötet 12 Menschen und verletzt fast 270 weitere. Als Verantwortlicher gilt ein rechtsradikaler Student. Seine Einzeltäterschaft wird jedoch bis heute angezweifelt. Im Oktober bestätigt die Wahl zum neunten Bundestag die sozialliberale Koalition. Helmut Schmidt bleibt Bundeskanzler. Ein Jahr zuvor hatte Schmidt vom chinesischen Regierungschef zwei große Pandas geschenkt bekommen, die in diesem November im Berliner Zoo eintreffen. Sie sind bis heute die einzigen großen Pandas in einem deutschen Zoo. So, jetzt ist aber höchste Zeit fürs Kino!

  1. ‚Caligula‘

Ein Film über die extreme Dekadenz der julio-claudischen Kaiserfamilie Roms, personifiziert in der Figur des Widerlings Caligula. Das hatten sich wohl alle Beteiligten unter dem Film vorgestellt. Alle Beteiligten? Nein, denn ein Produzent namens Bob Guccione leistete Regisseur Tinto Brass erbitterten Widerstand. Allerdings nicht mit Zaubertrank, sondern indem er es für eine gute Idee hielt, in den fertigen Film pornografische Hardcore-Szenen einzufügen. Danach blieb Brass nichts übrig als sich von dem Film zu distanzieren. Was bis dahin auch schon der Drehbuchautor Gore Vidal und beinahe sämtliche Darsteller getan hatten. Kurz, der Film ‚Caligula‘ verprellte seine Gefolgsleute noch schneller als der Kaiser auf dem er basierte. Das ist aus meiner Sicht ein wenig schade. Denn, von den Porno-Szenen abgesehen, die aber in vielen Schnittfassungen eh nicht mehr drin sind, funktioniert der Film durchaus. Das italienische Kino der 70er (zu dem er trotz 80er Veröffentlichung zu rechnen ist) beherrschte die Darstellung von Exzess und Dekadenz wie sonst kaum eine Ära. Und der Film wirkt als aufrüttelnder Gegenpol gegen die sonst reichlich bieder-konservative Darstellung des antiken Roms im „Sandalenfilm“. Aber gut, der Film hat seinen Ruf weg als der Film mit dem keiner der Beteiligten  mehr etwas zu tun haben will (Ausnahmen Dame Helen Mirren und Sir John Gielgud). Und als der Film, in dem Peter O’Toole seine gesamte Rolle als Tiberius hindurch erkennbar besoffen ist. Womöglich würde sich ohne diesen Ruf aber auch einfach niemand mehr für den Film interessieren.

  1. ‚Die Blaue Lagune‘

Den Film habe ich vor annähernd zwei Jahrzehnten gesehen, kann hier also nicht mehr allzu viel dazu sagen. Außer, dass ich ihn als nicht sonderlich interessant in Erinnerung habe. Im Grunde ist er eine sehr romantisierte Darstellung eines Geschwisterpaares, das auf einer Südseeinsel schiffbrüchig wird. Zu beachten ist dabei, dass sämtliche Aufnahmen dabei „vor Ort“ also nicht im Studio stattfanden. Das war damals durchaus ungewöhnlich. Die zeitgenössische Kritik war sich jedoch weitgehend einig, dass der Film aber über einen „Naturbilderbogen“ nie hinauskommt. Erstaunlicher sind andere zeitgenössische Besprechungen, die enttäuscht scheinen, dass die Szenen um die Entdeckung der Sexualität zwischen den beiden Jugendlichen sehr zurückhaltend ausgefallen sind. Da wundere ich mich, was manche erwartet haben, schließlich war Hauptdarstellerin Brooke Shields zur Zeit der Dreharbeiten 14-15 Jahre alt. Aber wie gesagt, für persönliche Eindrücke ist der Film bei mir viel zu lange her und ich habe geringes Bedürfnis ihn wiederzusehen.

  1. ‚Kramer gegen Kramer‘

Auch dieses Drama um Scheidung und Sorgerecht habe ich seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Tatsächlich gilt er aber als ein gelungener Film, aus einer Zeit als eine Ehescheidung noch weit mehr Tabuthema war als heute. Wenn man heute über den Film liest, dann meist über das Fehlverhalten, das Hauptdarsteller Dustin Hoffman gegenüber der damaligen relativen Newcomerin Meryl Streep an den Tag gelegt hat. Er soll nicht nur während des Drehs aggressive Handlungenvorgenommen haben, die nicht mit ihr abgesprochen waren, etwa ein Glas neben ihr an die Wand zu werfen, sondern sie auch in Drehpausen beleidigt und, nach mancher Darstellung, gar körperlich angegangen sein. Dies wird üblicherweise durch sein „method acting“ erklärt, das ihn auch in Drehpausen nicht aus seiner Rolle und damit seinem Zorn auf die Darstellerin der Exfrau entlässt. Man mag das glauben oder nicht, mich bringt das aber zu einer Frage. Wenn man über „method actors“ liest, dann eigentlich immer nur, weil sie sich wie gigantische Arschlöcher am Set benommen haben. Wenn ein „method actor“ eine sehr positive, freundliche Rolle spielt, benimmt er sich dann auch in Drehpausen großzügig und freundlich? Warum hört man davon nie? Passiert es nicht, oder redet bloß keiner drüber?

  1. ‚Buddy haut den Lukas‘

Die direkte Fortsetzung des letztjährigen ‚Der Große Mit Seinem Außerirdischen Kleinen‘. Und das dortige Fazit lässt sich fast exakt für diesen wiederholen. Kein ganz großer Wurf, aber doch ein unterhaltsamer Bud Spencer Film. Buddys Sheriff Craft und sein außerirdischer Adoptivsohn Charlie leben in einer neuen Stadt, um sich vor der Armee zu verbergen. Die ist allerdings bald das kleinste Problem, wenn Aliens aus Charlies Nachbargalaxie die Welt mittels geistiger Kontrolle und einer Androidenarmee übernehmen wollen. Merkwürdigerweise habe ich diesen Film früher sehr oft gesehen. Vermutlich lief er einfach häufig, aber manche Dinge sind in meinem Gedächtnis eingebrannt. Etwa wenn sich Buddy und all die Gangs in distinkten Kostümen, die er zuvor verplättet hat, sich den Androiden auf einem Volksfest stellen. Und die Analyse eines der Androiden von Buddys Prügelfertigkeiten: „Faustschlag unmenschlich, gleicht Dampfhammer!“ Zum Glück hatte ich bislang wenig Gelegenheit dieses Zitat im Alltag anzubringen. Doch wenn ‚Der Große Mit Seinem Außerirdischen Kleinen‘ ‚E.T.‘ vorweggenommen hat, dann nimmt Buddy hier ‚Terminator‘ ganze vier Jahre voraus. Was mich zu einem großen „Was wäre wenn“ bringt: wäre es nicht großartig, wenn Arnold Schwarzenegger in einem Spencer/Hill Film den Bösewicht gegeben hätte, bevor der Hollywood-Durchbruch kam? Ich hätte ihn und Spencer zu gerne interagieren gesehen (wobei Thomas Dannenberg natürlich viel zu tun gehabt hätte, als Hill und Arnie).

  1. ‚Mad Max‘

So, hier haben wir den ersten Film dieser Liste, der wirklich Einzug in die Popkulturhistorie gehalten hat. Oder? Ist ‚Mad Max‘ nicht eher der Durchbruch mit dem zweiten Teil, dem ‚Road Warrior‘ gelungen und die meisten Leute waren überrascht, dass der erste Film gar nicht post-apokalyptisch angesiedelt war, sondern in der Zeit, als die Gesellschaft auseinanderbrach? Ich zumindest war etwas erstaunt den so hoch in den Charts zu sehen und dachte der wäre ziemlich untergegangen. Egal, verdient hat er den Platz allemal. Mit minimalem Budget inszeniert der australische Unfallarzt George Miller sein Regiedebüt und wer es gesehen hat, kann nur beeindruckt sein. Schon hier zeigt sich, wie viel es wert ist, dass Miller bereit ist für jede Szene exakte Storyboards anzufertigen, so dass er genau weiß, welche Einstellungen er benötigt. So stellt er etwa den Tod von Max‘ Frau und Kind ebenso zurückhaltend wie eindringlich dar (und eine Traumsequenz in ‚Fury Road‘ genau dieser Szene beweist übrigens, dass der Max derselbe wie hier ist). Mel Gibsons erste richtig große Rolle, der titelgebende Polizist Max Rockatansky, ist hier noch nicht der einsame Road Warrior, sondern eben ein Polizist, der versucht was von der Gesellschaft noch übrig ist gegen Bandenkriminalität zu schützen. Demgegenüber steht die brutale Gang von „Toecutter“ (Hugh Keays-Byrne, der in ‚Fury Road‘ nicht denselben Charakter spielt). Und sorgt dann dafür das Max „Mad“ wird, auf eine Art und Weise die wiederum den ersten ‚Saw‘ erstaunlich vorausnimmt, wenn Max ein an ein brennendes Auto gekettetes Gangmitglied informiert, dass man durch das Bein schneller sägt als durch die Kette. Alles in allem ein äußerst gelungener Auftakt für eine weitgehend gelungene und mindestens stets überraschende Filmreihe.

So, nächste Woche geht es mit den Top 5 weiter. Die meisten werden vermutlich schon ahnen, welche Fortsetzung auf dem ersten Platz steht. Aber es bleiben ja noch genug Fragen offen. Taucht Bud Spencer auch diesmal noch ein zweites Mal in den Charts auf? Kann Disney erneut mit einer Wiederveröffentlichung punkten? Und wo sind ‚Shining‘, ‚Blues Brothers‘ oder der ‚Muppet Film‘? Zumindest einige Fragen werden nächste Woche beantwortet.

Das ist auf Youtube: Carpenter Brut – „Turbo Killer“

Da hier ja doch einige 80er Jahre Freunde mitlesen, präsentiere ich Euch heute einen gehäuften Esslöffel 80er-Retro-Kitsch. Der Franzose Carpenter Brut ist vermutlich mein liebster Synthwave Retro-Synther und nicht nur des Namens wegen. Wer Synthwave nicht kennen sollte, es ist eine Art retrofuturistische Musik beeinflusst von 80er Jahre Synth-Soundtracks (Carpenter halt) in Verbindung mit modernen Bass und Kickdrum-Elementen des Electro House (Musikgenres, durchblickt die irgendwer noch wirklich?).

Wie auch immer, schnallt Euch an, es geht los:

Gestern Gesehen: Turbo Kid (2015)

Achtung, Achtung, Tatü, Tata: im folgenden Trailer verteilt sich künstlicher roter Lebenssaft in humoristischer Weise in der Landschaft. Wer das nicht sehen will, beziehungsweise einen Chef, Lehrer, Lebensgefährten, Kinder, Eltern, echte Freunde, imaginäre Freunde oder Schutzengel hat, die nicht wissen sollen, dass ihr sowas guckt sollte den Trailer nicht ansehen.

Wisst ihr was im Kino derzeit in ist? Superhelden? Offensichtlich! Remakes? Klar! Transformers? Reden wir nicht drüber! STAR WARS? *unverständliches, hysterisches Geschrei*! Jugendbuch-Trilogien-bei-denen-das-letzte-Buch-in-zwei-Filme-geteilt-werden-muss? Immer! Aber ein beständiger Trend, nicht nur im Kino, sondern auch bei Videospielen und Musik ist etwas, das ich gerne „HEY, ERINNERT IHR EUCH AN DIE 80ER?!?!?!“ nenne. Hollywood-Großprojekte, wie ‚Guardians of the Galaxy‘ nutzen 80er Hits, eine ellenlange Reihe von Indie-Horrors versucht sich an John Carpenters Synth-Sound (siehe z.B. ‚It Follows‘ auf Eurem drittliebsten Blog).

Wenn allerdings millionenschwere Filme, mehr als nur die Musik hernehmen und vollends „HEY, ERINNERT IHR EUCH AN DIE 80ER?!?!?!“ sein wollen, geht das meist schief. Die Adam Sandler Daddelautomaten Komödie ‚Pixels‘ zum Beispiel gilt nicht gerade als spaßig (aber hat natürlich, wie jedes Sandler-Projekt, auf quasi-magische Weise Gewinn generiert) aber ein wirklicher Flop scheint sich in den USA für ‚Jem and the Holograms‘ abzuzeichnen, der auf einer, mir nicht bekannten, 80er Fernsehserie beruht (und ganz am Rande von „HEY, ERINNERT IHR EUCH AN DIE 80ER?!?!?!“ zu stehen scheint; ‚Transformers‘ oder ‚GI Joe‘ sind für mich nicht „HEY, ERINNERT IHR EUCH AN DIE 80ER?!?!?!“, da sich deren Ästhetik zu sehr von den 80er Wurzeln entfernt hat). Kann eine kanadisch-neuseeländische Koproduktion mit deutlich geringerem Budget das also besser?

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„Bei der Macht von Copyright, ich darfs nicht sagen!“

Wir schreiben das Jahr 1997. Die Welt liegt in Trümmern. Der Jugendliche „The Kid“ (Munro Chambers) lebt allein in einem Bunker, sammelt verwertbaren Schrott und tauscht den in einer nahen Siedlung gegen Wasser und „Turbo Rider“ Comics. Eines Tages trifft er auf die seltsam manische Apple (Laurence Leboeuf), die er nicht mehr los wird. Nach anfänglichem Zögern freundet er sich mit ihr an, als sie prompt von Schergen des Wasteland-Bosses Zeus (Michael Ironside) entführt wird. Auf der Suche nach ihr lernt Kid, dass Turbo Rider keine Fiktion ist, da er dessen Leiche findet. Der nimmt er prompt die Ausrüstung ab, vor allem den Laser-verschießenden Turbo-Glove. Doch mit der Befreiung Apples ist es nicht getan, „Turbo Kid“ und der Profi-Armdrücker Frederic (Aaron Jeffery) wollen Zeus zur Strecke bringen. Doch zahlreiche Schergen auf BMX-Rädern stehen ihnen im Weg.

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This is my weapon! This is my Gnomestick!

„Mad Max auf’m BMX“, so umschreiben ungefähr vier Kritikerzitate auf der DVD Hülle den Film. Das ist ein wenig hochgegriffen. Der Film erreicht nicht die kinetische, frenetische Dauerenergie des irren Australiers. Aber er funktioniert trotzdem. Liebhaber von „HEY, ERINNERT IHR EUCH AN DIE 80ER?!?!?!“ kommen hier voll auf ihre Kosten. Szenenzitate, Musik, Anspielungen, alles da. Aber das Wichtigste: die Charaktere sind sympathisch. Der Zuschauer fühlt mit Kid und Apple und möchte sie erfolgreich sehen und selbst Zeus ist ein Bösewicht den man gern hasst (was nicht zuletzt daran liegt, dass Michael Ironside erkennbar mindestens ebenso viel Spaß hat, wie die jüngeren Darsteller). Die Handlung ist sicher nichts Besonderes aber der Film lebt nicht allein von „HEY, ERINNERT IHR EUCH AN DIE 80ER?!?!?!“, wie zum Beispiel der Youtube Scherzfilm ‚Kung Fury‚. ‚Turbo Kid‘ kann auch Leuten gefallen, die null Interesse an den 80ern haben. Zwischendurch dachte ich – und das meine ich absolut positiv – der Film wäre exakt, was herauskäme, wenn die Jungen aus dem wunderbaren ‚Son of Rambow‚ ein Budget gehabt hätten. Ein vollkommen unzynischer, liebenswerter kleiner Film.

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„Wer zur Hölle ist Dennis Hopper? Und was zur Hölle ist ‚Waterworld‘?“

Hinweisen möchte ich noch darauf, dass die Altersfreigabe ab 16 ernst zu nehmen ist. Trotz der jugendlichen Hauptfiguren spritzt das Kunstblut hier literweise. Das ist zwar definitiv eher ‚Itchy und Scratchy‘ als ‚Das Phantom-Kommando‘ aber macht den Film für Kinder doch eher ungeeignet.

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Es ist nicht so schlimm wie es aussieht?

FAZIT: spaßiger Retro-Revival-Film mit sympathischen Darstellern.

8/10 Herzen

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Die übliche Reaktion, wenn Leute meine ‚Schwip Schwap‘-Vorräte sehen. Hey, das wollt‘ ich nicht posten! Wie löscht man das? Arrrgh! ICH BIN NICHT ‚SCHWIP SCHWAP‘ SÜCHTIG!

 

PS: Der obige Artikel möchte sich wder positiv noch negativ zum PepsiCo Artikel ‚Schwip Schwap‘ äussern! Es ist nur ein sehr 80er Jahre Produkt, das sich für einen Scherz angeboten hat. Es macht aber sicher nicht süchtiger, als andere kaustische Zuckerwasser!