‚Star Trek Beyond‘ (2016)

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich zu ‚Star Trek Beyond‘ gekommen bin. Das hat seine Gründe. Das Reboot von 2009 fand ich in Ordnung aber nicht toll und dann kam ‚Into Darkness‘, den ich zwar nicht so gehasst habe wie manche andere, aber nun wirklich auch nicht mochte. Ob das nun am Drehbuch von Orci und Kurtzman, oder daran, dass J.J. Abrams Star Trek „nicht wirklich versteht“ liegt, ist hier vermutlich der falsche Ort zum Spekulieren. Jedenfalls, als dann der Trailer zu ‚Beyond‘ bei mir auch noch ungute ‚Nemesis‘ Assoziationen weckte, war meine Motivation den Film zu sehen erst einmal dahin. Nun hat mich das (vermutliche) Aus für den vierten neuen ‚Star Trek‘ Film aber an diesen hier erinnert und ich habe ihn endlich nachgeholt. Kann mich das neue Gespann aus Autor Simon Pegg und Regisseur Justin Lin ein paar Jahre verspätet womöglich noch überzeugen?

Während die Enterprise an der hochmodernen Föderations-Sternenbasis Yorktown aufgefrischt wird, wird eine Rettungskapsel geborgen. Die Überlebende berichtet, dass ihr Schiff hinter einer nahegelegenen Nebelbank Havarie erlitten habe. Kirk (Chris Pine) stellt natürlich sofort sein Schiff zur Verfügung. Am Ort des Geschehens angekommen, erwartet sie allerdings ein gigantisches Schwarmschiff unter dem Kommando eines Wesens namens Krall (Idris Elba). Der hat es nicht nur auf ein Artefakt an Bord der Enterprise abgesehen, er will auch die Föderation vernichten. Im folgenden Kampf wird die Enterprise auf einem nahen Planeten zum Absturz gebracht. Der Großteil der überlebenden Crew, wird von Krall gefangen genommen, die anderen sind über den Planeten verteilt. Als Scotty (Simon Pegg) hier auf Jaylah (Sofia Boutella) trifft, die einige Jahre zuvor Krall entkommen konnte, stellt sich heraus, dass in ihrer Behausung, in mehrfacher Hinsicht, die einzige Hoffnung für die Besatzung der Enterprise liegt.

Ich gebe zu, die ersten paar Minuten war ich sehr skeptisch. Nicht nur wird Kirk, der in den beiden letzten Filmen noch lernen musste ein guter Kapitän zu sein, hier direkt schon seiner Aufgabe überdrüssig gezeigt, nein, der Film meint auch wieder eine Szene aus ‚Zorn des Khan‘ direkt zitieren zu müssen, was schon bei ‚Into Darkness‘ reichlich schief ging. Aber, ich bin sehr froh sagen zu können: danach wendete sich das Blatt entschieden und ich habe hier den für mich besten Film des Trek-Reboots gesehen. Dem Film gelingt es wunderbar das Gefühl der Original-Serie (und der Original-Filme) mit modernen Elementen anzureichern. Dazu schafft es die Erzählung, statt der üblichen Konzentration auf die „Dreifaltigkeit“ Kirk/Spock/Pille, ein echtes Ensemble-Stück zu schaffen, in dem jeder der typischen Brückencrew und Jaylah ihre große und kleine Momente bekommen.

Ich könnte sicherlich Erbsen zählen und einige der Probleme anführen, die ich mit dem Film hatte. Etwa, dass einiges Handwedeln rund um den Schurken Krall und seine Fähigkeiten notwendig war, um auf einen (in meinen Augen immerhin gelungenen) Twist hinzuarbeiten. Oder, das seine Motivation „ er hasst die Föderation“ sich inzwischen ziemlich ausgelutscht anfühlt. Aber immerhin ist die Föderation hier wieder eine Utopie a la Roddenberry, die es sich tatsächlich zu verteidigen lohnt. Auch das die Enterprise zerstört wird (das ist im Trailer zu sehen und beginnt innerhalb der ersten 30 Minuten, ist in meinen Augen also kein schwerer „Spoiler“) ist inzwischen so etwas wie ein Star Trek Klischee. Hier wirkte es aber auf mich, weil es erstens verdammt lange dauert und sich zweitens wirklich schmerzlich anfühlt, wenn etwa die Warp-Gondeln abgesägt werden und Krall befiehlt „schneidet ihr die Kehle durch“. Auch mit dem CGI bin ich nicht unbedingt durchgehend zufrieden, aber dann liefert es doch tolle Momente, wie den Flug durch die Yorktown-Station oder den ersten Blick auf das Schwarm-Schiff.

Kurz, der Film hat mich genug abgeholt, dass keines meiner kleinen Probleme den Genuss ernstlich geschmälert hätte. Das ist auch notwendig, denn die finale Schlacht mit dem Schwarmschiff läuft auf einen Moment hinaus, der eigentlich so dämlich sein müsste, dass er nicht funktioniert. Tut er aber trotzdem. Und das liegt vor allem daran, dass uns bis dahin die Charaktere so sehr ans Herz gewachsen sind, dass wir sie erfolgreich sehen wollen. Das gelingt, weil, wie oben bereits gesagt, alle Charaktere ihre Momente bekommen. Auch bemüht sich der Film, für die Zeit, wenn er die Crew aufteilt, Kombinationen zu finden, die so nicht unbedingt üblich sind und somit unbekannte Seiten der altbekannten Charaktere herauszuarbeiten. Kirk und Chekov (Anton Yelchin) etwa. Oder Uhura (Zoe Saldana) und Sulu (John Cho). Spock (Zachary Quinto) und McCoy (Karl Urban) ist da typischer, aber da schreiben sich die Dialoge halt auch quasi von allein.

Chris Pine hat mir hier gut gefallen, in manchen Szenen kam gar sein innerer Shatner* durch. Mit Zachary Quinto als Spock habe ich immer noch meine Probleme, weil ich einfach nicht ganz verstehe, wie seine Rolle angelegt sein soll. Aber vielleicht verbinde ich hier auch einfach Leonard Nimoy zu sehr mit dem Charakter. Karl Urbans McCoy war für mich schon immer das Beste am neuen Trek und er glänzt fraglos auch hier. John Cho, Anton Yelchin und Simon Pegg bekommen verdient mehr zu tun. Einzig Zoe Saldanas Uhura kommt etwas kurz weg. Vielleicht liegt das an der Konzentration auf Sophia Boutellas Jaylah**, die eine gelungene Addition für die Crew ist. Und zwei coole, weibliche Charaktere in einem Film sind wohl immer noch zu viel verlangt.

Was bleibt ist in meinen Augen ein gelungenes 50jähriges Jubiläum für Star Trek, das sich aber zum Glück nicht in Fanservice verliert. Ein ebenso modernes wie klassisches Star Trek. Ein geschickter und unaufdringlicher Rückgriff auf die alte Crew ist der Tod von Botschafter Spock (Leonard Nimoy) und das Entdecken eines Crewfotos in seinem Nachlass. Auch ist der Film Nimoy und dem tragisch früh verstorbenen Anton Yelchin gewidmet.

Das einzig Negative ist, dass mich das Aus für den vierten Teil, dem ich bislang eher ambivalent gegenüberstand, jetzt wirklich traurig macht. Aber irgendwas ist ja immer.

*Wobei er nicht einmal versucht sich an Jaylah ranzuschmeißen. Für Shat-Kirk wäre das vermutlich das Einzige, was noch über der Obersten Direktive steht…

** Fun Fact: Peggs Inspiration für den Charakter war Jennifer Lawrences Charakter aus ‚Winter’s Bone‘. Deswegen war „J-Law“ ein Platzhalter-Name im Skript und am Ende wollte es niemand mehr groß ändern.