„We’re doing a sequel
That’s what we do in Hollywood
And everybody knows that
The sequel’s never quite as good“
– ‚Muppets Most Wanted‘
‚Ghostbusters II‘ gehört in die Riege der wenig geliebten Fortsetzungen, die die Muppets im obigen Song offensichtlich aufs Korn genommen haben. Wenig wirklich Neues hat der Film zu sagen, seine einzige Existenzberechtigung scheint der Erfolg des ersten Films zu sein. Und warum kam er überhaupt so spät (die Antwort darauf gibt’s demnächst)? Die überbordende Motivation aller Beteiligten ist spürbar nicht mehr vorhanden. Aber ist es deshalb ein schlechter Film? Ich versuche die Fanboy-Brille mal von der Nase zu nehmen.
Fünf Jahre nach dem Kampf gegen Gozer. Den ‚Ghostbusters‘ wurde die Schuld für die Zerstörung in New York gegeben und ihnen gerichtlich verboten, weiterhin Geister zu jagen. Ray (Dan Aykroyd) und Winston (Ernie Hudson) betreiben einen Partyservice, wo sie kleine Kinder als Geisterjäger bespaßen. Egon (Harold Ramis) ist in die Wissenschaft zurückgekehrt. Peter (Bill Murray) ist Gastgeber einer Talkshow, in der er sich über die paranormalen Erlebnisse seiner Gäste lustig macht. Doch als eine unsichtbare Kraft versucht Dana Barrets (Sigourney Weaver) Baby Oscar (in der dt. Fassung Donald) zu entführen, kommt das alte Team wieder zusammen. Bei Nachforschungen entdecken sie einen gigantischen Schleimfluss unter New York. Lösen aber auch einen Stromausfall aus und landen vor Gericht. Zum Glück tauchen genau im richtigen Moment die Geister zweier hingerichteter Gangster im Gerichtsaal auf und die ‚Ghostbusters‘ sind back in business. Gerade noch rechtzeitig, denn im Museum, in dem Dana arbeitet, versucht der mittelalterliche Magier Vigo (Wilhelm von Homburg/ Stimme im Original von Max von Sydow) in die Welt zurückzukehren. Dafür benötigt er Oscar/Donald und er hat bereits Danas Chef Janosz Poha (Peter MacNicol) zu seinem willenlosen Handlanger gemacht. Und die einzige Rettung scheint fast unmöglich: New Yorks Bewohner müssten wenigstens für ein paar Minuten freundlich zueinander sein.
Es ist schon auffällig, wie sehr der Film versucht exakt den Fußstapfen des ersten Films zu folgen. Peter, Egon und Ray sind am Anfang keine Geisterjäger und, von einem Kurzauftritt abgesehen, kommt Winston erst später in der Handlung dazu, weil das im ersten Film auch so war. Dana ist jetzt Restauratorin statt Musikerin, Louis ist Anwalt statt Steuerberater. Auch steht er nicht mehr auf Dana. Und Janine steht nicht mehr auf Egon. Stattdessen stehen beide aufeinander. Dana und Peters Beziehung ist gescheitert, sie stehen wieder genau da, wo sie am Anfang des ersten Films waren. Als Gegenspieler gibt es statt des Unsympathen Walther Peck, irgendeinen blassen Berater des Bürgermeisters, der nicht mal einen Namen bekommt. Und statt eines interdimensionalen Gottwesens ist der große Widersacher ein toter moldawischer Kriegsfürst und Schwarzmagier. Und diesmal trampeln die Geisterjäger im Finale in riesiger Gestalt durch New York.
Dabei folgt der Film auf den ersten Blick konventionellen Erzählmechaniken deutlich besser als sein Vorgänger. Vigo wird früh im Film etabliert, bekommt mit Janosz einen Handlanger, der immer wieder ins Geschehen eingreift. Peter Venkman macht eine echte Charakterentwicklung durch, wenn er später im Film Verantwortung für Oscar übernimmt und seine typisch zynische Haltung ablegt. Und dennoch fehlt der ganzen Erzählung die Verve des ersten Teils, die Begeisterung hier etwas echt Neues, echt Aufregendes mitzubringen.
Sicherlich nicht hilfreich ist die Tatsache, dass man Bill Murray fast zu jeder Sekunde anmerkt, dass er nicht da sein möchte. Wenn Dana sich an Egon um Hilfe wendet, dann ist das eine wirklich lustige Szene und Ramis holt alles raus, was es rauszuholen gibt. Wenn er etwa Dana sagt, dass Peter nie an sie gedacht habe und er unauffällig ihre Reaktion mit seinem „Launemessgerät“ aufzeichnet. Dann wechselt die Szene zu Peters TV-Show und alle Luft entweicht aus dem Film wie aus einem löchrigen Ballon. Herrje, in der Szene, in der sein Bruder Brian Doyle-Murray einen Nervenarzt nach der Einweisung der Geisterjäger spielt, hebt er nicht einmal seinen Kopf vom Tisch. Dazu kommen die vom Studio aufoktroyierten Szenen mit Slimer, weil die Zeichentrickserie so erfolgreich war. Genaugenommen ist es zweimal dieselbe Szene. Louis Tully geht irgendwohin und plötzlich ist da Slimer. Schwarzblende. Das führt nirgendwohin und bremst den Film vollkommen sinnlos aus.
Das Finale fliegt in meinen Augen völlig auf die Nase. Ab dem Moment, wenn die Geisterjäger die Freiheitsstatue mit einem NES Controller durch New York lenken, verschwindet jedes Interesse, das ich bis dahin hatte. Vigo stellt sich denn auch als keine große Herausforderung heraus und mir ist bis zum Schluss nicht klar, ob er nun für den Schleim verantwortlich war, oder der Schleim zufällig auftrat und ihm eine Chance zur Widergeburt gab. Ist wohl auch egal.
Und die Musik? Bernstein ist durch Randy Edelman ersetzt, der alles etwas heroischer klingen lässt, was wenigstens für mich nicht funktioniert. Die Variante des ‚Ghostbusters‘ Themes von Run-DMC ist sicher nicht besser als das Original, der Bobby Brown Song „On Our Own“ geht in ein Ohr rein und aus dem anderen direkt wieder raus. Das Einzige was hängen bleibt ist natürlich Jackie Wilsons wunderbares „Lifting Me Higher“ und der Wunsch nach einem tanzenden Toaster.
ABER (<- großes aber), auch wenn das jetzt nicht so klingt, ich mag den Film doch ganz gern. Es ist eben mehr Ghostbusters und das ist per se schon mal nicht verkehrt. Und es gibt halt die Szenen, die ganz großartig funktionieren. Etwa alles im Gerichtssaal, von Louis Tullys sinnloser Verteidigung („One time, I turned into a dog, and these guys helped me!“), über den Zornesausbruch des Richters, „do-re-Egooon“ und einfach beim Einfangen der Scoleris („I gave em the chaaair!“) zuzusehen. Murrays Bummelstreik hat den schönen Nebeneffekt, dass die anderen Geisterjäger mehr Raum bekommen und wir ein bisschen mehr Interaktion zwischen ihnen sehen. Und alle tragen ihre Charaktere nach-wie-vor als wären sie speziell für sie gefertigte Handschuhe. Selbst Ernie Hudson bekommt endlich mal Raum zu glänzen. Seine Reaktion auf Egons Frage, ob er die Registrierungsnummer der Lok gesehen habe, nachdem ihn ein Geisterzug überfahren hat („I… must have missed it…“) lässt mich schon beim dran denken grinsen. Janine und Louis Tully bekommen ebenfalls unterhaltsame gemeinsame Szenen. Peter MacNicol hängt sich voll in seine Rolle rein und wenn Janosz als bösartige Bizarro-Mary Poppins Oscar/Donald entführt, dann ist das eine der ikonischeren Szenen des Films. Auch dass einige Szenen ein bisschen mehr auf Horror gedreht sind, gefällt mir heute eigentlich ganz gut. Ich kann mich allerdings erinnern, dass es mich als Steppke etwas mitgenommen hat, als die Geisterjäger auf die aufgespießten Köpfe im U-Bahn-Tunnel treffen.
Ja, es stimmt, ‚Ghostbusters II‘ könnte als Sinnbild des einfallslosen Sequels aufgeführt werden. Aber dennoch ist da, zumindest für mich, mehr als genug drin um einen unterhaltsamen Abend zu gewährleisten. Ja man ruht sich auf Konzepten aus, ja man muss den Erfolg des Franchises irgendwie in den Film biegen, ja das finanziell klamme Columbia war auf Sicherheit angewiesen. Und ja, ‚Batman‘ hat dennoch mit dem Film den Boden aufgewischt. Und ich mag ihn halt trotzdem. Bis auf die letzten 20 Minuten. Habe ich nun erfolgreich die Fanboy-Brille angenommen? Ich bin mir ehrlich gesagt selbst nicht sicher…