Der beinahe-Green Goblin aus ‚Spider-Man‘

Ich habe letztens mal wieder den alten ‚Spider-Man‘ Film („alten“, von 2002, mein Gott, ich kann fühlen, wie meine Knochen zu Staub zerfallen…) gesehen. Und ich mag ihn immer noch sehr gern. Ein Comic-Film, der absolut kein Problem damit hat, ein Comic-Film zu sein. Vielleicht werde ich den demnächst hier ausführlicher besprechen, doch im Moment soll es mir um einen einzelenen Aspekt gehen. Den Schurken, Green Goblin. Der ist, und das ist wohl das Wichtigste, mit Willem Dafoe hervorragend besetzt. Und ich mag den Jekyll & Hyde Ansatz der anfangs völlig getrennten Persönlichkeiten, die dann verschwimmen.

Etwas schwieriger finde ich das Kostüm. Vor 20 Jahren habe ich es rundheraus als „zu Power Rangers“ abgetan. Heute bin ich da etwas positiver und würde sagen, es funktioniert gerade in Nahaufnahmen, wo man Dafoes Augen und Mund hinter der Maske erahnen kann ziemlich gut. In der Totalen sieht es aber immer noch gelegentlich etwas albern aus. Aber, ganz ehrlich, das passt letztlich durchaus zum Ton des ganzen Films, wenn der Goblin mittels Kürbisbombe Leute in CGI-Skelette verwandelt.

Nun aber zum eigentlichen Thema. Denn nach der letzten Sichtung habe ich Testaufnahmen eines anderen, früheren Kostümansatzes auf Youtube entdeckt. Dieser orientiert sich deutlich näher an den Comics. Seht es Euch erst einmal an:

Ganz ehrlich, im richtigen Licht könnte das Ding wahnsinnig gruselig sein. Ehrlich gesagt finde ich es hier schon reichlich gruselig. Weil es, ganz ohne Computeranimation, ein merkwürdiges „Uncanny Valley“-Gefühl erzeugt. Die animatronischen Bewegungen der Maske sind ernstlich merkwürdig. Heute würde so etwas sicherlich direkt computeranimiert, eine Maske solcher Qualität würde sicherlich nicht mehr gemacht. Daher ist das Ding schon allein als handwerkliches Relikt interessant.

Und dennoch weiß ich nicht, ob ich sie besser oder schlechter finde als das was letztlich im Film gelandet ist. Vermutlich wäre es schlicht ein allzu anderer Film. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass etwa Tante Mays verängstigt vorgetragenes „The Eyes…“, nachdem der Goblin sie überfällt, noch mit Gedanken an diese Version entstanden sind. Sind hier die Augen doch deutlich auffälliger als bei der anderen Version.

Diese Maske entstand wohl, bevor Dafoe gecastet wurde. Hätte sie mit seinem Gesicht nicht funktioniert? War sie im Drehbetrieb nicht verlässlich? Oder sah Dafoe der Helversion direkt so ähnlich, dass man diese, sicherlich einfacher einsetzbare Version verwendet hat? Letzteres scheint die offizielle Geschichte.

Ich hätte die Comic-nähere Version gern gesehen, aber bin froh über die Version, die wir bekommen haben.  

Newslichter Ausgabe 60: Joker, Spider-Man und Kevin Feige

Willkommen zu Ausgabe 60 des Newslichters. Ich sollte Euch wohl direkt warnen, dass es heute etwas weniger lustig wird als sonst. Das war nicht geplant, aber irgendwie kamen heute Themen zusammen, die sich eher weniger für launige Kommentare eignen. Und ich maule über Disney, aber das ist nach 60 Ausgaben wohl nicht mehr wirklich überraschend. Legen wir los? Legen wir los!

 

‚The Joker‘ und die Angst vor Gewalt

https://www.cinemablend.com/news/2481287/yes-jokers-hollywood-premiere-went-off-without-incident

Die Prämiere des Films ‚The Joker‘ in L.A. ist ohne gewalttätige Zwischenfälle von statten gegangen. Wer Filmnews nicht aufmerksam verfolgt, wird sich jetzt fragen, warum das eine Meldung wert sei. Nun, es gab allerlei Befürchtungen, der Film um einen psychisch labilen Mann, der von einer grausamen Umgebung in gewalttätigen Wahnsinn getrieben wird, könnte „Mass Shooter“ (der deutsche Begriff „Amokläufer“ wird diesem Phänomen mMn. Nicht wirklich gerecht) inspirieren. US Armee und FBI warnten vor Rumoren im „Dark Web“, dass es zu einem erhöhten Gewaltaufkommen um den Film kommen könnte. Das LAPD erhöhte für die Zeit der Prämiere seine Alarmbereitschaft. Auch für zukünftige Aufführungen ist in Teilen der USA erhöhte Alarmbereitschaft angezeigt. Manche Kinos verbieten Kostümierungen während des Films, in vielen Kinos will die Polizei Präsenz zeigen. Das Kino in Aurora, Colorado, in dem 2012 ein Mass Shooter während einer Aufführung von ‚The Dark Knight Rises‘ 12 Menschen tötete und beinahe 60 weitere verletzte, will den Film aus Respekt für die Opfer gar nicht zeigen. Warum ist es gerade ‚The Joker‘ der diese Aufmerksamkeit erhält? Vor allem während gleichzeitig der neue Rambo-Film läuft, der durch seine erhebliche Gewalt auffällt und dadurch, dass manche Kritiker sagen, er sei geradezu ein Propagandafilm für Trumps geliebtes Mauerprojekt an der mexikanischen Grenze? Womöglich ist es die Verbindung zwischen der Tragödie in Aurora einerseits und der Thematik des Films andererseits. Angehörige der Opfer von Aurora haben einen Brief an Warner und Regisseur Todd Philipp geschrieben. Darin legen sie ihre Befürchtungen dar, der Film könne auch nur einen einzigen Menschen, der am Rande einer furchtbaren Gewalttat steht, dazu bringen sie auszuführen. Eine Befürchtung, die man aber, meiner Meinung nach, über sehr viele Filme äußern könnte, allerdings finde ich die Schlussfolgerung sie daher nicht zu zeigen mindestens fragwürdig. Ein Absatz des Briefes, den ich allerdings ohne jedes Problem unterschreiben würde, fordert Warner auf, auf jegliche Spenden an Organisationen wie die National Rifle Association und andere Waffenlobby-Organisationen zu verzichten. Wenn sich alle Filmstudios, die „gewalthaltige“ Filme produzieren (also alle…) darauf einigen könnten, wäre das der Vermeidung zukünftiger „Mass Shooter“ sicherlich entscheidend zuträglicher als Filme, Computerspiele, Gangsterrap oder sonstige künstlerische Äußerungen zu verbieten.

 

‚Spider-Man‘ bleibt im MCU

https://deadline.com/2019/09/sony-walt-disneys-marvel-team-on-third-spider-man-homecoming-title-with-superhero-to-appear-in-future-marvel-pics-1202746497/

Frohlocket Marveliten, der Spinnen-Mann bleibt im etablierten Marvel Universum! Marvel und Sony haben sich noch einmal zusammengesetzt. Man hat sich nun darauf geeinigt, dass Marvel 25% der Einnahmen eines Spider-Man Films behalten darf und außerdem alle Merchandise Rechte erhält. Natürlich ging es einzig und allein um Geld und nie wirklich darum, dass MCU-Mastermind Kevin Feige „nicht genug Zeit“ für Spider-Man hätte (siehe dazu auch die nächste News). Natürlich hat die Presse sicherlich ihr Scherflein zu diesem Erfolg für Disney beigetragen, mit zahllosen „oh weh, oh weh, was soll nur aus Spider-Man werden“ News. Die Fanreaktion war zornig (wie Fanreaktionen das meistens sind) und Sony ist eilig eingeknickt. Nicht das mir „Corporate Bullying“ nun unbedingt schlaflose Nächte bereiten würde, aber es ist schon enttäuschend zu sehen, dass niemand mehr Disneys Macht im Weg stehen mag.

Lasst mich an dieser Stelle etwas erklären: ich mag Disney nicht! Das sollten die Newslichter mehr als deutlich gemacht haben. Ich mag allerdings viele der Dinge, die Disney herausbringt. Einige Marvelfilme und einen guten Teil des neuen ‚Star Wars‘, etwa. Meiner Meinung nach widerspricht sich das nicht. Rian Johnson dreht einen Star Wars Film, Daisy Ridley und John Boyega treten darin auf. Das macht sie nicht zu denjenigen Leuten, die mit Milliarden Dollars um sich werfen, um Disney auf den Gipfel der kulturellen Hegemonie zu wuchten. Das sind und bleiben die CEOs dieser Welt. Kann man  Johnson und Co. Vorwerfen für sie zu arbeiten? Kann man sicherlich, dann ist man aber sehr, sehr weit drin in einer Systemkritik, die für dieses kleine Filmblog vielleicht etwas zu weit führen würde.

Okay, Exkurs Ende. Hier ein nachgereichtes Wortspiel: der Spinnen-Mann schafft es nicht dem Netz der Maus zu entkommen. haha

 

Kevin Feige entwickelt ‚Star Wars‘ Film

https://screenrant.com/kevin-feige-star-wars-movie-announced/

Früher oder später musste es ja so kommen. Marvel Cinematic Universe-Overlord Kevin Feige (genau der, der „keine Zeit“ für Spider-Man hatte) entwickelt seinen eigenen ‚Star Wars‘ Film. Dazu ist es nach einem Treffen mit Lucas Films-Overlady Kathleen Kennedy gekommen. Über den Inhalt ist noch nichts bekannt. Damit stehen nach dem kommenden Ende der Skywalker-Saga folgende Filme im ‚Star Wars‘ Universum an (von Serien gar nicht zu reden): eine Trilogie entwickelt von Rian Johnson. Eine Trilogie entwickelt von den ‚Game of Thrones‘ Showrunnern Bennioff und Weiss und nun der Film von Kevin Feige. Mehr als genug Material für Jahre. Nicht das Disney aufhören wird an den Brunnen ‚Star Wars‘ zu gehen, solange der auch nur einen Tropfen Wasser führt.

Spekulationen die Verkündung habe etwas zu deutlich betont Kennedy sei immer noch federführend was Star Wars anginge und das sei ein Hinweis sie solle durch Feige ersetzt werden, halte ich für Blödsinn. Erstens hat Iger die Schuld für das zu schnelle Herausbringen von Star Wars Filmen auf die eigene Kappe genommen, zweitens hätte Feige dafür neben dem MCU wohl tatsächlich keine Zeit. Aber hey, wer weiß und irgendwelche Corporate Decisions versuche ich gar nicht erst zu verstehen.

 

Das war es für diese Woche. Nächste Woche wird’s vermutlich wieder deutlich alberner…

Newslichter Eilmeldung: Spider-Man ist raus aus dem Marvel Cinematic Universe!

http://www.filmstarts.de/nachrichten/18526974.html

Es war schon länger bekannt, dass der Vertrag über die Nutzung von „live action“ Spider-Man zwischen Sony und den Marvel Studios dieses Jahr auslaufen würde. Allerdings ging man davon aus, dass er, aufgrund des finanziellen Erfolges der Marvel-Spider-Man Filme direkt erneuert würde. Danach sieht es jetzt aber nicht mehr aus. Sony und Disney haben offensichtlich deutlich andere Ansichten, was eine Zukunft des sympathischen Netzschwingers angeht. Die Gespräche um eine Fortsetzung des Vertrages sind also zum Erliegen gekommen. Damit wäre Spider-Man zukünftig nicht mehr im MCU zu sehen.

Man darf und muss wohl vermuten, dass Geld bei diesen Verhandlungen eine recht wesentliche Rolle gespielt hat. Disney/Marvel hatte zwar volle kreative Kontrolle über live action Spidey, doch landeten nur 5% der Einnahmen im Haus der Maus. Nun wollte Disney (zumindest laut dem Magazin Deadline) wohl eine 50/50 Aufspaltung der Einnahmen und auch Tom Hardys Venom ins MCU holen. Beides war wohl für Sony nicht akzeptabel. Und so endet der Vertrag.

Was ändert sich für zukünftige Spider-Man Filme? Tom Holland in der Hauptrolle und Jon Watts auf dem Regiestuhl bleiben erhalten. Weg fallen die Verbindungen zu den Avengers und dem Rest des Marvel Univsersums.

Ich mache mich jetzt womöglich unbeliebt, aber mich freut diese Entwicklung aus vielerlei Hinsicht. Ich möchte Spider-Man als eigenständigen Helden in seiner eigenständigen Welt sehen. Und sicherlich kann man sich über die schwankende Qualität der Sony Spider-Männer streiten, doch immer dann, wenn Sony den Kreativen freie Hand gelassen hat (die ersten beiden Raimi Filme und natürlich der brillante ‚Spider-Man: A New Universe‘) kam Hervorragendes dabei heraus. Mischte sich das Studio hingegen ein, etwa beim wahnsinnig gezwungenen Aufbau eines eigenen Cinematic Universe bei den ‚Amazing Spider-Man‘ Filmen, ging es schief. Ich hoffe man hat bei Sony gelernt Watts einfach machen zu lassen. Abgesehen davon, dass man mit ‚Venom‘ und dem kommendem ‚Morbius‘ Film ja eh schon auf dem Weg zu einem eigenen Cinematic Universe ist. Und ich habe zwar nur ‚Homecoming‘ gesehen, der war aber, in meinen Augen, nicht wegen der Metaverbindungen zum Rest des MCU gut, sondern trotz dieser Verbindungen.

Aber ganz ehrlich, abseits der Qualität der Filme ist mir alles recht, was den „Disney kauft die gesamte Popkultur“-Zug wenigstens kurz zum Stehen bringt. Nein, Sony ist keine sympathische, kleine Firma, die es dem großen, bösen Konzern mal zeigt, sie sind selbst ein solcher. Aber Sony ist wenigstens nicht auf bestem Wege zu einem Monopol. Daher ist mir alles recht, was Disneys Würgegriff um das Blockbusterbusiness ein wenig lockert. Ob Peter Parker danach noch mit einem sprechenden Waschbären herumalbern kann, ist für mich da erst einmal zweitrangig. Denn Peter Parker ist nicht echt, die Leute deren Arbeit auf eine halbwegs gesunde Filmindustrie, die nicht vollständig auf Milliardenblockbuster ausgelegt ist schon. Und wir Zuschauer, die doch hoffentlich ein wenig Abwechslung wollen, auch.

‚Spider-Man: A New Universe‘ (2018)

Chris Miller und Phil Lord scheinen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, oftmals zynische Produkte Hollywoods, die rein der Geldschneiderei dienen, mit einer überraschenden Kreativität zu unterfüttern, die man dort sonst selten sieht und ihnen gar eine Aussage mit auf den Weg zu geben. Zuerst nahmen sie sich das Remake vor. In ‚21 Jump Street‘ durchbrachen sie freudig die vierte Wand und teilten dem Zuschauer mit, dass sie wüssten was von Remakes zu halten ist, man aber doch trotz allem gemeinsam Spaß haben könnte. Den „Produktfilm“ bearbeiteten sie mit dem ‚LEGO Movie‘, der allerlei Anwürfe gegen blinden Konsumismus und Korporatismus enthielt und sich für Kreativität, und zwar nicht die individuelle sondern die der Gruppe, aussprach. Gut, was sie aus ‚Star Wars‘ gemacht hätten werden wir nicht erfahren, denn Disney bekam kalte Füße und ersetzte sie bei ‚SOLO‘ um fünf vor zwölf durch das Mensch gewordene „Im Winter besteht Räum- und Streupflicht!“-Schild Ron Howard. Und nun? Nun haben sie den Superheldenfilm beim (nicht vorhandenen) Cape gepackt, zumindest als Autoren und kreativ involvierte Produzenten.

Teenager Miles Morales (Shameik Moore) hat relativ normale Teenager-Probleme. Er hat zwar eine liebevolle Familie, doch seit er sich einen Platz an einer Elite-Highschool erarbeitet hat, kämpft er mit den damit verbundenen Erwartungen. Eines Nachts, als er zusammen mit seinem Onkel Aaron (Mahershala Ali) ein Graffiti in einem verlassenen U-Bahn Seitentunnel sprüht, wird er von einer seltsamen Spinne gebissen. Plötzlich entwickelt er dieselben Fähigkeiten, wie der berühmte Spider-Man. Als er an den Ort seines Bisses zurückkehrt, entdeckt er einen Zugang zu einem unterirdischen Labor. Hier kämpft Spider-Man gegen allerlei Schurken des „Kingpin“, der hier einen Teilchenbeschleuniger betreibt. ‚Spider-Man‘ gerät in den Strahl der Maschine, wird schwer verletzt und vom Kingpin getötet. Es stellt sich heraus, dass er ein junger Mann namens Peter Parker war. Wird Miles, der nun vom unheimlichen Kingpin-Handlanger Prowler verfolgt wird, Peters letzte Bitte, die Maschine stillzulegen, erfüllen können? Wird er ein würdiger Nachfolger von ‚Spider-Man‘ werden? Und wird er dabei recht unerwartete Hilfe erhalten?

Es ist merkwürdig. Ich werde kaum müde immer wieder zu erwähnen, wie satt ich die Superhelden-Origin-Story habe. Und dann kommt dieser Film daher, der zu gut 80% Origin-Story ist und ich empfinde ihn, als einend er erfrischendsten und besten Superheldenfilme der letzten Jahre. Kurz, ich habe vermutlich keine Ahnung was ich eigentlich will. Vermutlich braucht es einfach einen leichten Perspektivwechsel und den bringt der Film mit. Der Teilchenbeschleuniger zieht alles aus Paralleluniversen an, was mit Spider-Man zu tun hat, weil eben der in den Strahl geraten ist. Da ist Peter B. Parker (Jake Johnson), ein Spider-Man um die 40 von Jahrzehnten des Lebens und Fast Foods gezeichnet und der unwillige Mentor von Miles. Spider-Gwen (Hailee Steinfeld), aus einer Welt, in der Gwen Stacy statt Peter von der Spinne gebissen wird. Peter Porker, Spider-Ham (John Mulaney), eine Spinne, die von einem radioaktiven Schwein gebissen wurde, quasi ein Looney Toon. Peni Parker (Kimiko Glen), ein Mädchen aus einer fernen Zukunft, mit Handteller-großen Augen und einem Spinnengesteuerten Roboter namens Sp//der, kurz, direkt einem Anime entsprungen. Und Spider-Man noir (Nicolas Cage), der Name spricht wohl für sich.

Nicht nur unterstreicht diese Vielfalt der Charaktere die Tatsache, dass jeder Spider-Man sein kann, er (oder sie) ist schließlich ein ganz normaler Mensch, kein Genie, kein Billionär, kein Gott, Monster oder Supersoldat. Es eröffnet dem Film auch die Möglichkeit eine Vielfalt von Stilen zu benutzen. Überhaupt wirkt der grundlegende Stil des Films wie direkt einem Comic entsprungen. Über subtile Dinge, die manche Oberflächen wie gedruckt wirken lässt und durch absichtliche „dropped frames“ eine Art Einzelbild-Charakter erreicht, bis hin zu eingeblendeten Gedankenblasen und Textboxen, wie im Comic. Darin perfekt eingepasst sind charakterspezifische Animationsstile. Bei Peni sieht etwa alles animehafter aus, bei Noir wird es schwarz-weiß. Dass all das wie aus einem Guss wirkt und die Erzählung sogar noch unterstützt anstatt sie zu behindern, ist eine außergewöhnliche Leistung, während ich schon daran scheitere es hier einigermaßen adäquat zu beschreiben.

‚A New Universe‘ mag in meinen Augen der beste ‚Spider-Man‘ Film sein (um das schon mal vorweg zu nehmen), aber er hätte niemals der erste sein können. Die Macher spielen damit, dass ihre Charaktere genauso popkulturell gebildet sind, wie ihre Zuschauer. Miles versteht quasi sofort, dass die anderen aus Paralleluniversen stammen, ohne dass dies lang erklärt werden müsste. Das hätte für ein Publikum vor 20 Jahren, ohne Superhelden-“Bildung“ vermutlich nicht funktioniert. Heute weiß aber auch ein mäßig aufmerksamer Kinogänger, dass es in den letzten zwei Jahrzehnten 3 verschiedene Spinnenmänner gegeben hat. Das macht es ein wenig schade, dass der Films seinen ursprünglichen Plan, Peter B. Parker mit Tobey Maguire zu besetzen, nicht erfüllen durfte, weil es „den Zuschauer verwirrt hätte“. Im Gegenteil, es hätte die Metatextualität des Films noch unterstrichen.

Jeder kann zwar Spider-Man sein, dennoch gehört mehr dazu als nur die Fähigkeiten zu besitzen und ein Kostüm zu kaufen (im Film von Stan Lee, natürlich). Ich habe erst gegen Ende des Films wirklich gemerkt, wie geschickt der Film seine drei zentralen Figuren, Miles, Gwen und Peter B. charakterisiert, weil ich derart im Film gefangen war, dass mir kaum auffiel, wie sie mir ans Herz wuchsen. Ihre Sorgen und Ängste sind zentral und glaubwürdig für ihr Handeln. Selbst Kingpin bekommt ein äußerst glaubwürdiges Motiv dafür, dass er an den Grundfesten des Multiversums rüttelt. Auch wird sehr deutlich wie gut sich die Macher im „Spiderverse“ auskennen, schon allein dadurch, dass sie einen klassischen, aber ziemlich unbekannten Gegner wie Prowler nutzen und, vor allem via Sounddesign (was ist dieses Geräusch? Heftig bearbeitetes Elefantentrompeten, ist meine Vermutung), zu einem wahrlich gruseligen Gegenspieler machen. Zum Glück verlassen sie sich aber nicht auf sinnlose Anspielungen, sondern auf Humor, der direkt aus den Charakteren, allen voran Porker, Peni und noir erwächst. Das liebevolle Design des Films hier auch nur ansatzweise zu erfassen ist geradezu unmöglich und ich bin mir sicher, bei meinem einen Durchgang nur einen Bruchteil gesehen zu haben. Als Beispiel sei aber mein breites Grinsen genannt, als ich gesehen habe, dass die Hochsteckfrisur von Olivia Octavius (dieser Version von Doc Octopus) im Profil wie der Hinterleib eines Tintenfisches aussieht.

Von Shameik Moore hatte ich vor dem Film noch nie gehört, allerdings ist er als Miles großartig. Er spielt ihn mit einer solchen Offenheit, dass man gar nicht anders kann als ihn zu mögen. Und auch Jake Johnson ist toll als Parker, der weit vom Archetyp des weisen Lehrmeisters entfernt ist. Ein wenig selbstverliebt und von seinen unausgesprochenen Versagensängsten getrieben. Überhaupt liefern alle Sprecher hier das Bestmögliche ab. Kurz erwähnt sei nur noch die Besetzung von Tante May mit Lily Tomlin, die rückblickend so offensichtlich wirkt, dass man sich fragt, wie da noch vorher keiner drauf gekommen ist. Zur deutschen Snychro kann ich nichts sagen, wenn ich allerdings lese, dass der Kingpin mit einem „Youtubestar“ besetzt ist, schrillt zumindest mein Spinnensinn.

Wie erwähnt, ist ‚A New Universe‘ mein liebster ‚Spider-Man‘ Film. Und vermutlich einer der besten Superheldenfilme der letzten Jahre und ein völlig berechtigter Oscar-Gewinner. Er hat sogar etwas geschafft, was keinem Film aus diesem Genre gelungen ist: ich würde gern wieder einen Spider-Man Comic lesen. Falls jemand Vorschläge für aktuellere Storybögen hat, die inhaltlich und qualitativ an den Film herankommen hat, gerne in die Kommentare damit.

PS: oh wow, ich habe nichts zur Musik gesagt. Sie ist hervorragend gewählt, teilweise clever in die Handlung integriert und „What’s up Danger“ ist ein Brett!

‚Spider-Man: Homecoming‘ (2017)

Ich wurde es in meinen Beiträgen und Kommentaren in letzter Zeit ja nicht müde zu erwähnen, dass ich Superhelden im Großen und Ganzen ein wenig satt habe. Und auf einen dritten Spider-Man Reboot hatte ich erst recht keine große Lust. Und dann auch noch in den einengenden Grenzen des Marvel Cinematic Universe. Das einzige Pfund, mit dem der Film im Vorfeld bei mir wuchern konnte, war dass mir der Vorgängerfilm von Regisseur Jon Watts, ‚Cop Car‘, sehr gut gefallen hat. Es gelang ihm dort sehr gut eine kindliche Perspektive auf eine sehr gefährliche Situation darzustellen. Vielleicht würde es ihm gelingen aus Peter Parker gleichsam einen glaubwürdigen Teenager zu machen?

Jener Peter Parker (Tom Holland) ist nach den Ereignissen aus ‚Civil War‘ von Tony Stark (Robert Downey Jr.) erst einmal zum Dienst als „Friendly Neigborhood Spider-Man“ verdonnert, soll sich um kleine Fische kümmern. Gleichzeitig geht er auch noch zur Schule. Die neue Geheimidentität als Verbrecherjäger verkompliziert seine Beziehungen zu seinem besten Kumpel Ned (Jacob Batalon) und seiner Tante May (Marisa Tomei). Aber kann sie ihm möglicherweise helfen, seinem großen Schwarm Liz (Laura Harrier) näherzukommen? Und warum scheint Michelle (Zendaya) eine geradezu übernatürliche Gabe zu haben überall da aufzutauchen, wo Peter ist? Diese Fragen geraten ein wenig in den Hintergrund, als Spider-Man auf den geflügelten „Vulture“ Adrian Toomes (Michael Keaton) und dessen kriminelle Kumpanen stößt, die aus den Überresten von Superheldengefechten futuristische Waffen bauen und diese an den Meistbietenden verkaufen.

Watts inszeniert ‚Homecoming‘ nicht als reinen Superheldenfilm. Ein ganz großer, ganz entscheidender Teil ist High School Komödie. Und zwar meiner Meinung nach eine sehr gelungene. Der Film zitiert teilweise direkt Filme wie ‚Breakfast Club‘ oder ‚Ferris macht blau‘ und schafft es aus seiner Teenie-Besetzung runde glaubwürdige Charaktere zu machen, hin bis zu Randfiguren wie dem Bully Flash Thompson, der neben aller Parker-Pisackerei immer wieder auch seine Unsicherheiten durchscheinen lässt. Dieses Gleichgewicht zwischen „normalem“ Teenie-Alltag und kostümierter Verbrechensbekämpfung kommt für mich dann auch den Comics so nahe, wie keine filmische Version des Netzschwingers vorher. Peter muss ständig abwägen zwischen Prioritäten wie einem „akademischen Zehnkampf“ und der Möglichkeit Toomes geheime Basis aufzuspüren. Und jeder Ausflug als Superheld verkompliziert das Privatleben Parkers immer weiter. Eine meiner liebsten Szenen im Film, nicht nur weil sie typischen Comic-Momenten sehr nahe kommt, sondern weil sie hier auch noch hervorragend inszeniert ist, ist ein Moment wenn Peter sich im Spidey-Kostüm durchs Fenster in sein Zimmer schleicht, die Decke entlangkrabbelt und mit seinem Netz die Tür schließt. In der Szene passiert noch mehr, was sehr gut geblockt und inszeniert ist aber das hier zu verraten wäre ein Spoiler. Für mich war das jedenfalls der Moment, in dem ich wusste, dass ich in guten Händen bin. Und dass ein Superheldenfilm seinen dritten Akt mit einer Szene beginnt, die mich tatsächlich richtig überraschen kann, kommt auch nicht alle Tage vor.

Normalerweise würde ich vermutlich an dieser Stelle über die Anbindung des Films an Marvel-Universum klagen, allerdings finde ich die hier ziemlich gut gelungen. Tony Stark wird zu einer fehlerhaften Vaterfigur für Peter und die Neudefinition der Beziehung zwischen beiden ist ein ganz wesentlicher Teil der Entwicklung seines Charakters. Auch gefällt es mir, wie der Film klarmacht, dass wir weit weg von der Welt der Milliardäre, Außerirdischen und Ultrons sind, mit Dingen wie Captain America Schulvideos oder eben den Future Tech Diebstählen der Kriminellen daran erinnert, dass die stets im Hintergrund sind und letztlich die Welt neu definiert haben. Teilweise traut der Film seinen Zuschauern dabei ein bisschen wenig zu, wenn Toomes etwa direkt ausspricht, dass er ein „blue collar“ Krimineller ist und Spider-Man entsprechend ein „blue collar“ Held. Dennoch finde ich die Nutzung des Settings hier ausgesprochen gelungen.

Optisch und akustisch sticht der Film nicht unbedingt aus der Masse der Marvel-Universum Filme heraus. Allerdings bietet er zumindest eine Filmmusik von Michael Giacchino (Die Unglaublichen) mit einem Titelthema, das mehr ins Ohr geht als 90% der übrigen Marvel-Musik. Letztlich definiert der Film sich aber mehr über seine Charaktere und seine schmissigen Dialoge, als dass er das Aussehen des Superheldenfilms neu definieren würde.

Wie gesagt gelingt es Watts eine Teenager-Perspektive in den Film zu bringen, das Lob dafür gebührt aber nicht ihm allein, auch Tom Holland muss lobend erwähnt werden, der seinen Peter hier mit so viel Wärme und Liebenswürdigkeit darstellt, dass man gar nicht anders kann, als ihm jeden Erfolg zu gönnen. Sehr gut gefallen hat mir auch Marisa Tomei als jüngere, resolutere Tante May, die nicht mehr ständig 30 Sekunden vom Herzinfarkt entfernt scheint. Aber das vielleicht Wichtigste ist, dass es Watts und Michael Keaton gelingt den Marvel-Fluch des schwachen Schurken zu brechen. Keaton ist absolut großartig in der Darstellung des Vulture aber mit Vogelmännern kennt er sich ja auch aus. Anfangs ist es Tony Starks Arroganz, die ihn und seine Kumpanen in die Kriminalität treibt, bald aber ist es durchaus ehrliche Sorge um seine Familie, die Toomes jede seiner immer weiter eskalierenden Brutalitäten rechtfertigen lässt. Endlich steht Spidey mal nicht einem „verrückten Wissenschaftler“ gegenüber, sondern einem ganz bodenständigen (außer wenn er fliegt) Dieb und Waffenhehler. Das passt definitiv besser zur Figur des Spider-Man, wie sie hier präsentiert wird. Und obwohl er sich selbst als „blue collar“ Schurke präsentiert, sollte man keineswegs den Fehler machen ihn für dumm zu halten. Meine zweite Lieblingsszene, die insgesamt ein sehr großer Spoiler wäre, zeigt dass er alles andere ist.

Ich hoffe es ist deutlich geworden, dass ich Superheldenfilme keineswegs satt hätte, wenn sie alle die Qualität eines ‚Homecoming‘ erreichen würden. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß mit einem Superheldenfilm hatte (‚Logan‘ ist sicherlich ein besserer Film, allerdings würde ich den nicht als „Spaß“ bezeichnen).

Streiflichter Nummer 3: Polizeiwagen und Irische Wälder

Folge 3 der Streiflichter, diesmal nur mit zwei Filmen, ‚Cop Car‘ und ‚The Hallow‘. Weil ich es nicht geschafft habe mich kurz zu fassen. Dafür gibt es eine unerwartete thematische Klammer in Form von „was hat der Regisseur als nächstes gemacht“.

 

‚Cop Car‘ (2015)

Die Jungen Travis (James Freedson-Jackson) und Harrison (Hays Wellford) sind von Zuhause abgehauen. Auf einem einsamen Feld, nahe einem Wäldchen stoßen sie auf ein scheinbar verlassenes Polizeiauto. Nachdem sie sich gegenseitig zu mehreren Mutproben aufgefordert haben, starten sie schließlich das Auto und fahren davon. Das würde sie schon unter normalen Umständen in große Schwierigkeiten bringen, doch das Auto gehört dem korrupten Sheriff Kretzer (Kevin Bacon), der gerade damit beschäftigt war eine Leiche in dem Wäldchen zu entsorgen. Dumm: eine weitere befindet sich noch im Kofferraum seines Dienstwagens. Kretzer unternimmt nun alles, um einerseits zu verhindern, dass seine Kollegen den Diebstahl bemerken und andererseits alles um sein Auto zurückzubekommen. Und mögliche Zeugen zu beseitigen…

Kevin Bacon ist großartig in diesem Film. Er schafft es in seiner Rolle eine komisch anmutende Hilflosigkeit ob des Diebstahls mit gleichzeitiger, grausamer Cleverness und völliger Rücksichtslosigkeit zu verbinden. Als Zuschauer zweifeln wir zu keinem Moment daran, dass dieser Charakter die beiden Kinder ohne eine Sekunde zu zögern ermorden würde. Falls das überhaupt nötig ist. Denn die beiden Jungen sind eine ständige Gefahr für sich selbst. Ob sie nun in Schlangenlinien über einsame Landstraßen fahren oder, noch weit schlimmer, das umfangreiche Waffenarsenal des Wagens finden. Und die beiden Jungschauspieler geben sich dabei so mitreißend, das man gelegentlich scharf Luft zwischen den Zähnen einzieht, wenn sie wieder irgendeinen arg gefährlichen Unsinn anstellen, ohne vom Baconschen Damoklesschwert zu ahnen, dass über ihren Köpfen hängt.

Regisseur Jon Watts gelingt aber das Kunststück das alles so schön schwarzhumorig und dabei so ungemein charmant zu inszenieren, dass man absolut bereit ist sich auf diese zunächst recht düstere Geschichte einzulassen. Er erstellt einen gelungenen visuellen Kontrast zwischen der großen, weiten Einsamkeit  der Mitte der Vereinigten Staaten und der immer drängender werdenden Klaustrophobie durch den, im Laufe des Films allgegenwärtig scheinenden Sheriff Kretzer, der sogar einen Monolog halten darf, der einen Superschurken erröten lassen würde, ohne dass seine Figur dabei Schaden nähme. Da war ich dann sogar bereit dem Film gegen Ende hin eine paar erzählerische Holperigkeiten zu verzeihen.

Wenn es Watts gelingt diese Mischung aus jugendlicher Naivität und bösartiger, tiefschwarzer Komödie auch nur halbwegs auf ‚Spider-Man: Homecoming‘ zu übertragen, könnte das ein ungewöhnlicher Superhelden-Film und einer der besten Spider-Man Filme werden.

 

‚The Hallow‘ (2016)

Ein abgelegener Wald in Irland, der bislang in staatlicher Hand war, soll privatisiert werden. Der Londoner Forstwissenschaftler Adam Hitchens (Joseph Mawle) soll, im Auftrag des neuen Besitzers, den Zustand des Waldes evaluieren. Er zieht dafür mit seiner Frau Claire (Bojana Novakovic) und ihrem gemeinsamen Baby Finn in ein altes Haus nahe des Waldes. Den abergläubischen Anwohnern, allen voran Farmer Donnelly (Michael McElhatten) sind sowohl der Verkauf an sich, wie auch die Anwesenheit der Hitchens ein Dorn im Auge. Als Adam im Wald ein totes Reh findet, befleckt mit einer seltsamen, schwarzen Substanz und am selben Abend jemand in sein Haus einbricht und das Zimmer von Finn verwüstet scheint es aber so, als sei am Aberglauben der Bevölkerung doch etwas dran.

Auf den britischen Inseln gibt es das schöne Genre des Folklore-Horrors. Vertreter vom ‚Wicker Man‘ bis zu ‚Kill List‘ haben hier ihre Finger auf tief sitzende Ängste der britischen Gesellschaft gelegt. ‚The Hallow‘ versprach dieses Genre mit einem gelungenen Monsterfilm und einer ökologischen Botschaft zu verbinden. Herausgekommen ist die frustrierendste Art von Film. Ein Film der beinahe gut ist.

Lässt der Anfang also an Folk-Horror und an Feen, Leprechauns und Banshees denken scheint sich der Film für zu intelligent für so etwas zu halten. Eine „wissenschaftliche“ Erklärung muss her. Die wird zwar nie direkt ausgesprochen aber Adam hält nach etwa 10 Minuten Laufzeit ein unprovoziertes Referat über die insektenparasitären Pilzgattung Cordyceps (wobei er genaugenommen Ophiocordyceps unilateralis beschreibt, der nach einer grundlegenden Änderung der Systematik der Mutterkornpilzverwandten zu den Ophiocordycipitaceae gehört /Biologen Talk Ende) außerdem sehen wir im Laufe des Films immer mal wieder Aufnahmen von Zellen, die andere Zellen mit schwarzen, stachelartigen Auswüchsen pieksen, allgemein akzeptierter, visueller Ausdruck von Parasitismus.

So wird dann nach einer halben Stunde aus dem atmosphärischen Film eine Art Zombiefilm, der jedem Klischee dieser Gattung folgt. Aber auch dieser Spuk ist schnell wieder vorbei und sodann wildert der Film im Forstgebiet von ‚The Shining‘. Solche Genrewechsel können durchaus funktionieren, nur hat es Regisseur und Autor Corin Hardy hier verpasst ein Interesse am Ort der Handlung oder der handelnden Charakter zu wecken. Adam und Claire sind leider nicht vielmehr als Abziehbilder und Plot-Transporteure. Das liegt keinesfalls an den Darstellern und rein am Drehbuch. Wenn ich die Geduld hätte würde ich feststellen wie viel von ihrem Dialog in der zweiten Hälfte des Films aus dem Rufen des Namens des anderen besteht.

So weit so schlecht aber was macht den Film dann „beinahe gut“? Da sind zum einen einige Sequenzen, die in einem besseren Film wirklich effektiv gewesen wären. Vor allem aber das Design der Kreaturen. Es ist anders genug, als typische Horror-Monster, um aufzufallen und funktioniert am besten, solange der Film es sparsam einsetzt. Auch das Hyphengewebe, das nach und nach überall auftaucht und die widerliche, schwarze Substanz schreien förmlich nach einem besseren Film. Das einzig ähnliche, dass mir einfiele wäre ‚Pan’s Labyrinth‘, allerdings ist der Film so viel besser als das hier, das der Vergleich schon beinahe unfair erscheint. Aber meinen letzten guten Willen verspielte der Film dann mit einem absurden Finale, dass nicht nur reichlich dämlich war sondern auch noch sämtlichem Streben der Monster im übrigen Film komplett widersprach.

Hier würde ich jetzt normalerweise schreiben, dass das ja ein Erstlingsfilm war und genug Gutes da war, dass ich gespannt auf Hardys nächsten Film bin. Allerdings weiß ich bereits, dass sein nächster Film der ‚Conjuring‘ Ableger ‚The Nun‘ wird. Insofern kann ich nicht mal das guten Gewissens behaupten.