‚Castle Rock‘ (2018-19) Serienbesprechung

Neulich habe ich hier über das Problem geschrieben, dass ich manchmal bei Filmen einfach nicht sagen kann, warum sie mir gefallen. Das gilt natürlich auch für Serien. Und nun habe ich in, für mich, Rekordzeit beide Staffeln der Serie ‚Castle Rock‘ durchgeschaut und kann nicht direkt sagen, was mich so gefesselt hat. Aber vielleicht hilft es dem Erkenntnisgewinn ja, wenn ich hier eine Besprechung schreibe. Und falls ich nebenbei jemanden überzeuge diese ziemlich übersehene Serie zu schauen, umso besser.

Die Idee der Serie ist es, Geschichten zu schreiben, die in Stephen Kings fiktiver Version des Staates Maine spielen. Vor allem eben im namensgebenden Castle Rock, das neben Jerusalem’s Lot und Derry eine der großen Kleinstädte seiner Fiktion ist. Die Staffeln sind dabei weitgehend in sich abgeschlossen und arbeiten mit großteils eigenen Darstellern. Wobei es durchaus Zusammenhänge gibt. Während also J.J. Abrams Name neben dem von King groß auf der Serie prangt, hat er eigentlich wohl wenig damit zu tun und kann schon aufgrund der Struktur hier auch nicht seine Mystery-Box der vielen Fragen ohne Antworten nicht ausspielen.

Man muss kein King Experte sein, um die Serie zu genießen. Es gibt zwar einige Charaktere, die direkt seinen Geschichten entnommen sind und eine Menge Anspielungen, aber die sind meistens nicht handlungsentscheidend. Das Shawshank Gefängnis kennt man aus der Kurzgeschichte „Frühlingserwachen: Pin-up“ bzw. der Verfilmung ‚Die Verurteilten‘ (man kann im Büro des Direktors sogar noch das Einschussloch sehen…). Den hier im Ruhestand befindlichen, ehemaligen Sheriff Pangborn aus ‚In einer kleinen Stadt‘. Jackie Torrance erzählt von ihrem Onkel, der seine Familie in einem Ski Ressort mit einer Axt töten wollte (‚Shining‘). Eine Immobilienmaklerin hat Shining-artige Fähigkeiten. King Kenner können nicken, bei Anspielungen wie „die Sache mit dem Hund“ (‚Cujo‘) oder „Das war damals, kurz nachdem diese Kinder die Leiche gefunden haben.“ (‚Stand by me‘) und sicherlich zahllosen weiteren, die ich übersehen habe/mir nicht bekannt waren.

Die Handlung aber ist sehr eigenständig. In der ersten Staffel begeht Gefängnisdirektor Lacey (Terry O’Quinn) spektakulär Selbstmord. Seine Nachfolgerin ist erschüttert, als sie erfährt, dass Lacey einen ganzen Flügel im „for profit“ Gefängnis Shawshank, nach einem Feuer, über Jahrzehnte hat leer stehen lassen. Bei der Untersuchung des Trakts wird ein unterirdischer Käfig entdeckt, darin ein junger Mann (Bill Skarsgård), der nur den Namen „Henry Deaver“ sagt. Unterlagen gibt es keine über ihn. Wachmann Dennis (Noel Fisher) weiß, dass der Mann nicht Henry Deaver ist, denn Deaver (André Holland) ist das afroamerikanische Adoptivkind des ehemaligen Pfarrers von Castle Rock. Der hat die Stadt lange verlassen und ist nun Strafverteidiger. Der Unbekannte sagt also nicht seinen Namen, sondern verlangt seinen Anwalt. Die Leitung will das Problem des unbekannten Gefangenen vertuschen, geht gar so weit den Mann in eine Zelle mit einem gewalttätigen Nazi zu sperren, in der Hoffnung es löse sich von allein. Dennis hat genug und informiert anonym Deaver. Der kehrt widerwillig in die Stadt seiner Jugend zurück. Als Kind, 1991, ist er mit seinem Adoptivvater im tiefsten Winter in den Wald gegangen. Vater Deaver wurde bald mit schweren Verletzungen gefunden. Henry blieb über 11 Tage verschwunden und wurde schließlich ohne jede Spur von Kälteschaden gefunden. Bald hieß es Henry habe seinen Vater, der seinen Verletzungen erlag, getötet. Und nun muss Henry feststellen, dass seine demenzkranke Mutter (Sissy Spacek) ausgerechnet mit dem ehemaligen Sheriff Pangborn (Scott Glenn) zusammen ist, der damals von Henrys Schuld überzeugt war.

Es ist eine spannende Prämisse, die sehr viel Raum zum Erzählen gibt. Henrys private Probleme vermischen sich mit den Mysterien des Ortes und dem enigmatischen Gefangenen, um den herum stets Unheil zu geschehen scheint. Leider tritt die Serie eine ganze Weile auf der Stelle und es braucht bis zur vierten Folge von zehn bis die Dinge wirklich in Gang kommen. Das dürfte der Grund sein, warum die Serie recht unbekannt ist. Denn bis dahin heißt es durchhalten. Leider ist die Serie bis dahin auch nicht sonderlich gut darin, die Charaktere zu etablieren. Wiederholt allzu oft bereits Gesagtes und tritt auch hier auf der Stelle. Wenn es dann aber losgeht, dann geht es wirklich los! Die zweite Hälfte der ersten Staffel macht ein ordentliches Fass auf und die Qualität der Folgen steigt erheblich.

Der Höhepunkt ist hier eine Folge, aus der Sicht von Henrys Adoptivmutter Ruth. Wir sehen hier Ereignisse früherer Folgen noch einmal, aus ihrer Sicht. Die Folge stellt ihre Demenzkrankheit als eine Losgelöstheit in der Zeit dar. Mittels im Haus verteilter Schachfiguren schafft sie sich Anker, um zu wissen, wann „jetzt“ und nicht „damals“ ist. Es ist eine spannende und berührende Folge und Sissy Spacek ist grandios. Und hier erreicht denn auch der Meta-Kommentar auf King(-Verfilmungen) seinen Höhepunkt, wenn Spacek, Star der ersten King-Verfilmung ‚Carrie‘, mit Skarsgård, dem Pennywise aus der damals aktuellsten Verfilmung ‚ES‘ interagiert.

Was daneben sicherlich im Gedächtnis bleiben wird, ist die Musik. Nicht nur der von Thomas Newman und Chris Westlake komponierte Soundtrack, sondern die Auswahl an Musikstücken. „Twenty Four Hours from Tulsa“ bildet hier eine Thematische Klammer. In der ersten Folge in der Version von Gene Pitney in der letzten von Dusty Springfield. Aber auch sonst kommen Songs von Tom Waits, Roy Orbison oder Instrumentalstücke von Max Richter zum Einsatz. Am Ende fühlt sich die Staffel erstaunlich „rund“ an. Nicht eben mit einem echten Happy End, aber das wäre wohl auch zu viel verlangt.

Ein paar Probleme bleiben. So habe ich mich gefragt, was genau Jackie Torrance (Jane Levy) und ihre eigene Handlung, um ein seltsames Ehepaar, das das Haus des Selbstmörders Lacey gekauft hat, eigentlich soll. Das fühlte sich stets parallel zu eigentlichen Handlung an, auch wenn, etwas bemüht, ein Zusammenhang hergestellt wurde.  Als ich dann aus dem Augenwinkel ein Artwork für Staffel 2 sah, eine junge Frau mit Axt, war ich mir sicher, Jackie wäre einfach die Hauptfigur von Staffel 2. Das war aber ein Irrtum. Ich bin mir dennoch fast sicher, dass das geplant war. Habe aber keine Beweise dafür.

Nein, in Staffel 2 kommt jemand anderes nach Castle Rock. Annie Wilkes (Lizzy Caplan) und ihre Teenager-Tochter Joy (Elsie Fisher) sitzen nach einem Unfall mit Totalschaden in der Kleinstadt fest. Zuvor sind sie durch die Staaten gereist. Annie findet überall kurzzeitige Anstellung als Krankenschwester und räumt dann alsbald die die Krankenhausapotheke aus, damit sie an benötigte Psychopharmaka herankommt. Denn Annie weiß, dass etwas mit ihr nicht stimmt, aber eben auch, wie sie es behandeln kann. Doch in Castle Rock drohen Schwierigkeiten. Zwar bekommt sie problemlos einen Job im händeringend nach Personal suchenden Krankenhaus, allerdings werden die Medikamente dort allzu sorgfältig weggeschlossen. Dazu geraten sie und Joy zwischen die Fronten eines örtlichen Konflikts. Der Boss der semilegalen und schlicht illegalen Geschäfte in Castle Rock, Pop Merill (Tim Robbins, und als Andy Dufresne aus ‚Die Verurteilten, natürlich eine Anspielung in sich selbst) befindet sich im Endstadium einer Krebserkrankung. Er hat nicht nur die beiden Söhne seines im Knast sitzenden Bruders, „Ace“ (Paul Sparks) und Chris (Matthew Allan) aufgezogen, sondern auch zwei somalische Flüchtlingskinder Nadia (Yusra Warsama) und Abdi (Barkhad Abdi). Im Vakuum seiner verblassenden Macht liefern sich Ace und Abdi nun einen Kleinkrieg. Dabei muss Ace sehr bald schmerzhaft feststellen, dass man sich mit Annie nicht anlegen sollte. Ihre Tat allerdings, weckt ein sehr viel älteres Übel tief unter dem Marsten Haus im nahen Jerusalem’s Lot.

Eine jüngere Version einer King-Antagonistin hier zur Protagonistin zu machen ist ein spannender Kniff. King Neulinge werden die scheinbar freundliche und sorgfältige junge Frau sicher anders wahrnehmen, als solche die ‚Misery‘ gelesen oder gesehen haben. Ob ich mit dem Hintergrund, den die Serie ihr verpasst ganz glücklich bin, weiß ich nicht. Teilweise ist mir das zu „on the nose“, aber Lizzy Kaplans merkwürdig-mitfühlende Darstellung lässt sie zu jeder Zeit funktionieren, insbesondere, wenn sie etwas Grauenhaftes tut. Die Idee des persönlichen Schicksals, verwickelt mit dem Horror des Ortes funktioniert hier noch ein ganzes Stück besser als in Staffel 1. Nicht zuletzt weil Annie wie ein Charakter wirkt, der ohnehin neben der ganzen Welt herlebt.

Die großen Themen der ersten Staffel (Adoptiv-)Elternschaft und wie sich gerade schlechte Elternschaft auf der Seele der erwachsenen Kinder widerspiegelt werden hier gekonnt weitergeführt und sind natürlich nicht nur die großen Themen der Serie, sondern fraglos auch von King im Allgemeinen. Das gelingt es hier facettenreich darzustellen. Da macht es deutlich weniger, dass die böser-Kult-aus-alter-Zeit-Geschichte selbst ein klein wenig angestaubt wirkt. Auch werden die King Anspielungen deutlich zurückgefahren. Das Marsten Haus taucht zwar auf, Kurt Barlow (aus ‚Brennen muss Salem‘) wird aber mit keinem Wort erwähnt. Aber gut, Pop und Ace Merill sind häufige Charaktere (Ace ist Kiefer Sutherlands psychotischer Bully aus ‚Stand By Me‘) und Annie ist in sich selbst natürlich ohnehin die größte Anspielung.

Auch musikalisch kann man sich wieder hören lassen. Die Staffel eröffnet mit Carly Simons mächtigem Oscargewinner „Let The River Run“, der erneut zu einer Art Leitmotiv wird, dass sich auch in Folgennamen widerspiegelt. Leonard Cohen, Johnny Cash, die Dubliners und eine Menge mehr werden clever eingesetzt.

So ganz bin ich jetzt nicht dahinter gedrungen, was die Faszination der Serie ausmacht. Vielleicht ist es einfach wie mit einem guten King Roman, der ja auch die Wirkung von Fast Food hat, insoweit man einfach nicht aufhören kann, bis er durch ist. ‚Castle Rock‘ ist eine sehenswerte Serie, wenn man durch die recht drögen ersten dreieinhalb Folgen durchkommt. Auch ist sie letztlich völlig in sich geschlossen, obwohl sie überraschend nach der zweiten Staffel abgesetzt wurde.

‚Es‘ (2017) – „Time To Float!“

‚Es‘ ist der finanziell erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten geworden. Das hat natürlich die Leute auf den Plan gerufen, die erklären müssen, dass ‚Es‘ gar kein Horrorfilm ist. Während Aussagen dieser Art gelegentlich noch debattierbar sind (‚Schweigen der Lämmer‘, ‚Get Out‘), so ist es im Falle eines Films um einen außerirdischen Clown, der die größten Ängste von Kindern lebendig werden lässt nicht einmal mehr lächerlich. Findet Euch damit ab, wenn ihr ‚Es‘ mögt, mögt ihr einen Horrorfilm. Tut auch gar nicht weh. Entschuldigung, ich wollte das nur kurz aus dem Weg geräumt haben, jetzt aber zur Sache.

Nachdem sein kleiner Bruder Georgie im Vorjahr umgebracht wurde verbringt der 12jährige Bill Denbrough (Jaden Lieberher) die Sommerferien des Jahres 1989, getrieben von der Idee Georgies Leiche zu finden (oder eher der unrealistischen Idee Georgie sei noch am Leben) vor allem an dem kleinen Bach, in den das Abwasser der Kleinstadt Derry eingeleitet wird. Gemeinsam mit seinen Freunden, dem vorlauten Richie (Finn Wolfhard), dem ernsten Stan (Wyatt Oleff) und dem Hypochonder Eddie (Jack Dylan Grazer), auch wenn die nicht immer begeistert von der Ferienplanung sind. Hier treffen sie auch auf den neu hinzugezogenen Ben (Jeremy Ray Taylor), die Außenseiterin Beverly (Sophia Lillis) und Mike (Chosen Jacobs). Da alle sieben sind nicht eben beliebt in der Schule sind, schließen sie sich zum „Losers Club“ zusammen. Das stärkt nicht nur ihre Freundschaft, es bietet auch Schutz, denn sie sind beliebte Ziele des brutalen Bullys Henry Bowers (Nicholas Hamilton) und seiner Spießgesellen. Doch bald merken sie, dass ihnen noch weit größere Gefahr droht. Alle sieben haben merkwürdige, furchterregend Begegnungen gehabt, in die immer auch ein schrecklicher Clown (Bill Skarsgård) involviert war. Dieser Clown, Pennywise, ist auch verantwortlich für Georgies Tod, sowie Tod und Verderben durch die gesamte Geschichte Derrys. Für Bill ist klar: der Losers Club muss ihn aufhalten.

Eigentlich sollte Cary Fukunaga (‚True Detective‘) diese zweite Verfilmung von Stephen Kings erfolgreichem Roman (nach der Miniserie von 1990) übernehmen. Allerdings waren Fukunagas Vorstellungen dem Studio New Line Cinema nicht massentauglich genug und so trennte man sich und Andy Muschietti (‚Mama‘) übernahm die Regie. Ob Fukunagas Version besser oder schlechter geworden wäre weiß ich nicht, ich weiß über seine Fassung nur, dass sie einen Pennywise ohne jeglichen Dialog beinhaltete. Allerdings muss ich sagen, dass ich hier einmal glücklich über die Einmischung des Studios bin. Denn ‚Es‘ mag ein populistischer Crowdpleaser sein aber ich bin absolut Teil der gepleaseten Crowd. Wie gut hat er mir gefallen? So gut, dass ihm ein Kunststück gelang, dass seit (vielen!) Jahren kein Film mehr geschafft hat: er wanderte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in den BluRay-Player.

Was hat dafür gesorgt, dass ich mehr Zeit mit dem Film verbringen wollte? Die Charaktere des Losers Club sind meine eindeutige Antwort. Die Chemie zwischen den Charakteren ist dermaßen gelungen und glaubhaft, dass der Film in der Hinsicht mühelos mit der King-Verfilmung von ‚Stand By Me‘ mithalten kann. Ab der Szene in der Bev als erste (und einzige) Bens Jahrbuch unterschreibt und ein „New Kids On The Block“ Running Gag etabliert wurde, wusste ich, dass die Verfilmung in guten Händen ist. Und die Charaktere und ihre Chemie ist wichtig. Denn die Horrormomente des Films sind zu oft mehr als ein wenig formelhaft aufgebaut und setzen etwas zu sehr auf den Schockmoment mit lauter Geräuschuntermalung. Allerdings war ich derart „drin“ in den Charakteren, dass ich an ihren Reaktionen auf diese Momente weit mehr interessiert war als an meinen eigenen. Daher hätte ich ehrlich gesagt auch gerne mehr Szenen gehabt in denen sie einfach zusammen abhängen ohne von Pennywise oder Henry Bowers belästigt zu werden.

Bowers und seine Gang leiden denn auch ein wenig, was die Charakterisierung angeht. Einzig Henrys Charakter wird mit wenigen, groben aber gelungenen Strichen angedeutet. Dabei ist Henrys Gang neben den Losern die andere Gruppe, die als Gegenentwurf zu den Erwachsenen Derrys steht. Diese haben sich offenbar stillschweigend mit der „Pennywise-Situation“ und der damit zusammenhängenden hohen Sterblichkeit ihrer Kinder nicht nur abgefunden, sie ignorieren sie aktiv. Sämtliche Erwachsenen rangieren von distanziert, desinteressiert über feindselig bis zu übergriffig. Beverlys Vater stellt hier das extrem dar, sowohl was Übergriffigkeit als auch gewollte Ignoranz angeht. So kann er das von Pennywise komplett mit Blut verschmierte Badezimmer schlicht nicht sehen.

Damit sind wir bei Pennywise angekommen, mit Tim Curry dem Teil der alten Miniserie, der noch am besten funktioniert. Und Muschietti und Bill Skarsgård sind klug genug einen völlig eigenen Ansatz zu finden. Curry erinnerte mich in seiner Darstellung immer an einen zynischen Clowndarsteller, dem man als Kind hinter dem Zirkuszelt begegnet, womöglich mit einer Zigarette zwischen den geschminkten Lippen und der seine bittere Frustration in schmerzenden Bemerkungen an dem verängstigten Kind auslässt. Skarsgårds Pennywise ist zunächst einmal weit physischer. Er zuckt, er tanzt, sein Auge wandert, er sabbert und verrenkt sich in bizarre Formen. Sein Kostüm lässt seinen Körper aufgebläht und rundlich erscheinen, Arme und Beine aber beinahe spindeldürr, das gibt ihm etwas spinnenhaftes, was Kenner der Vorlage wohl zum Nicken bringen dürfte. Und wenn er spricht hat es etwas seltsames, fast kindliches ans sich, doch gleichzeitig immer auch einen tiefen Sadismus dahinter. „Bin ich nicht echt genug für dich, Bill“ fragt er mit beinahe kindlicher Verletztheit, bevor er süffisant hinzufügt: „ich war echt genug für Georgie“. Dieser Pennywise ist kein Clown, er ist ein Wesen, dem es gefällt als Clown aufzutreten, um Kindern Angst zu machen.

Die Besetzung Skarsgårds als ziemlich jungem Mann ist dafür inspiriert und er hat nicht nur zahlreiche Konkurrenten um die Rolle des Clowns ausgestochen (darunter Tilda Swinton!(!)!) sondern war auch in der Lage viel von Pennywises Handeln selbst physisch darzustellen. Das mag dazu beigetragen haben, dass Andy Muschietti im Gegensatz zu seinem Vorgängerfilm ‚Mama‘ die CGI-Lastigkeit erheblich zurückgefahren hat. Das tut dem Film in jedem Fall gut nicht zuletzt, weil Muschietti als Kameramann den langjährigen Park Chan-wook Mitarbeiter Chung Chung-hoon zur Verfügung hatte, der wie zuletzt in ‚Die Taschendiebin‘ mehr als in der Lage ist auch ohne CGI beeindruckende Aufnahmen zu schaffen und sowohl die Kleinstadtatmosphäre Derrys, als auch die Spukhausmomente perfekt einfängt. Die Musik von Benjamin Wallfisch hingegen ist reichlicher Standard und schnell vergessen.

Für mich ein absolut sehenswerter Film, weil er die Atmosphäre von Sommerferien zu Hause mit Freunden perfekt einfängt und das Ganze mit reichlich Horror anreichert. Auch wenn die Horrormomente bei weitem nicht alle zünden (es ist dennoch ein Horrorfilm!). Sind es die Charaktere, auf die der Film – sehr weise – auch viel Kapital setzt und er verzichtet darauf in allzuviel (inzwischen arg überstrapazierte) 80er-Nostalgie zu verfallen. Hier sind beim Casting der Kinder gleich mehrere Glücksgriffe gelungen. Und auch Pennywise ist in seiner Darstellung anders genug, dass sich ein Ansehen, auch an zwei Tagen nacheinander lohnt. Wie ein bösartiger Clown versteckt der Film unter seiner freundlichen Oberfläche einige Finsternis. Ich bin sehr gespannt auf Kapitel 2. Das Einzige, was ich dazu sagen werde ist, dass wenn Amy Adams nicht die erwachsene Bev spielt, dann ist irgendwas gewaltig schief gegangen.

 

Anmerkung:

Nun holt man aus einem Film immer auch das heraus, was man mitbringt und so war es mir letzte Woche unmöglich den Film nicht im Licht der schrecklichen Ereignisse an der Schule in Parkland, Florida und deren Folgen zu sehen. Auch dort scheinen Kinder nicht länger bereit ein Problem zu akzeptieren, das sie umbringt, während die Erwachsenen es ignorieren oder ihm aktiv zuarbeiten. Ich wünsche den engagierten, mutigen Schülern allen nur erdenklichen Erfolg, fürchte aber, dass ein extradimensionaler Angstclown, älter als die Zeit selbst leichter zu überwinden sein könnte, als 200 Jahre national-ritualisierter Waffenfetischismus und eine Lobby, die die Politik als Geisel genommen hat.

„Beep, Beep Richie!“ – ‚Stephen Kings Es‘ (1990)

Ich weiß nicht, ob wir es dem Zufall oder einem Produzenten, der extremer Fan des Materials ist, zu verdanken haben, dass wir es exakt 27 Jahre nach der ersten Adaption nun mit einer neuen Inkarnation von Stephen Kings unsagbar Bösem zu tun bekommen. Entspricht das doch dem Zyklus, in welchem das Wesen das Städtchen Derry in Maine heimsucht. Aber egal was dahintersteckt, Grund genug sich die alte Version noch einmal vor Augen zu führen ist es allemal.

1960: Nachdem sein kleiner Bruder Georgie auf ebenso mysteriöse, wie brutale Weise ermordet wurde freundet sich der stotternde Außenseiter Bill Denbrough mit einigen anderen Underdogs, dem übergewichtigen Ben Hanscomb, der armen, unter ihrem übergriffigen Vater leidenden, Beverly Marsh, dem hyperaktiven Klassenclown Richie Tozier, dem Asthmatiker Eddie Kaspbrack, dem wissenschaftsbegeisterten Pfadfinder Stan Uris und dem geschichtsinteressierten, schwarzen Mike Hanlon. Gemeinsam erklären sie sich zum „Losers Club“ und beginnen sich gegen den 2 Jahre älteren, 14jährigen Schulschläger Henry Bowers und seine Kumpanen zu wehren. Bald stellen sie fest, dass jeder von ihnen Kontakt mit einer bösartigen Wesenheit hatte, die genau auszunutzen wusste wovor sie Angst haben. Dieses Wesen, dieses „Es“ nutzt als seinen liebsten Avatar Pennywise, den Tanzenden Clown (Tim Curry) und sucht die Stadt Derry seit undenklichen Zeiten heim. Es taucht aber nur alle 27 Jahre für ein paar furchtbare Monate auf. Dank ihrer Freundschaft und kindlichen Kreativität können die „Loser“ das Wesen zumindest vorerst stoppen. 6 von ihnen ziehen bald aus Derry fort und leben erfolgreiche, wenn auch nicht eben glückliche Leben. Sie haben „Es“ und Derry bald völlig vergessen. Bis Mike Hanlon sie 27 Jahre später anruft und sie auffordert zurückzukommen. „Es“ ist wieder da.

Was habe ich diese Miniserie als Jugendlicher geschaut. Ich konnte manche Dialoge mitsprechen, so oft habe ich sie gesehen. Das lag vor allem daran, dass sie Teil meiner damals sehr schmalen VHS Sammlung war. Zumindest beim ersten Mal fand ich die Serie auch durchaus gruselig. Das hat sich bei heutigem Neuansehen definitiv geändert. Fast etwas zu sehr musste sich die Serie aufgrund ihrer Fernsehherkunft was physische aber auch verbale Gewalt angeht zurücknehmen, um Kings sadistischer Vision wirklich gerecht zu werden. Ich halte sie dennoch nach wie vor für sehenswert. Insbesondere der erste Teil, der sich auf die Erlebnisse der Kinder konzentriert funktioniert recht gut. King ist sehr gut darin nostalgische Kindheitserinnerungen mit finsteren Untertönen zu durchsetzen (siehe auch ‚Stand By Me‘). Das mag daran liegen dass er hier autobiografische Elemente einbringen kann und die ganze Situation dadurch wahrhaftiger wirkt als die übrigen Teile seines Schaffens. Die Kinderdarsteller machen ihre Sache auch durch die Bank sehr gut, hervorheben möchte ich den viel zu früh verstorbenen Jonathan Brandis (’seaQuest‘) als Bill, die stets hervorragende Emily Perkins (‚Ginger Snaps‘) als Beverly und einen jungen Seth Green als Richie (für meine Leser in Hollywood (höhö): wäre es nicht inspiriertes Casting Seth Green als erwachsenen Richie im neuen, zweiten Teil zu besetzten?).

Im zweiten Teil bei den Erwachsenen fällt leider alles ein wenig auseinander. Die Charaktere bleiben hier sehr blass, keiner der Schauspieler fällt besonders auf und selbst die Auftritte vom „Es“ funktionieren nur noch teilweise und gehen ansonsten auch mal völlig schief. Beispiele für Letzteres sind für mich der „Dober-Clown“ (wuff, wuff Richie?) bei der Befreiung von Henry Bowers oder (leider entscheidend) die wahre Form des Wesens. Eine ziemlich doofe Puppenspinne, die die „Loser“ umschmeißen und mit ein paar De Niro-Tritten ins Jenseits befördern.

Aber wo ich gerade beim „Es“ bin, bin ich wohl beim Hauptgrund für den Erfolg der Miniserie angelangt: Tim Curry als Pennywise. Nicht nur ist die Figur des Clowns sehr geschickt gewählt, für den kleinen Georgie ist er noch ein vertrauenswürdiger „Verführer“, der mit Ballons, Popcorn und Papierboot lockt, für die 12ährigen ist er ein typisches Angstbild und die Erwachsenen sucht er von hinter der Maske mit Beleidigungen heim, die auch heute noch den durchschnittlichen Internet-Troll vor Neid erblassen lassen. Entscheidend ist hier aber Tim Curry selbst, der die Rolle mit derart sadistischer Begeisterung spielt, den Spagat zwischen komisch und furchterregend so elegant hinlegt, dass er Pennywise zu einer Rolle macht, die man nicht so leicht vergisst. Vorwürfe er würde zu sehr overacten finde ich übrigens reichlich albern. Er spielt einen interdimensionalen, kinderfressenden Angst-Clown. Das ist nicht eben bodenständiges Material… Nein, es ist einer Rolle, der meiner Meinung nach die Zeit nichts anhaben kann. Und auch nicht die fortschreitende Technik. Sicherlich, dank BluRay sieht man nun sehr deutlich wo die falsche Glatze beginnt und kann sogar feststellen, dass Curry an zumindest einem Drehtag schlecht rasiert war (blöd fürs Make-Up), doch das schadet ihm überhaupt nicht.

Ohne Tommy Lee Wallace (‚Halloween III‘), dem Regisseur der Miniserie, zu nah treten zu wollen, es wäre sicherlich interessant gewesen zu sehen, was George A. Romero aus dem Material gemacht hätte. Der war eigentlich als Regisseur geplant musste aus terminlichen Gründen aber abspringen. Was bleibt ist für mich, neben (dem deutlich besseren) ‚Brennen muss Salem‘ die einzige King Fernsehminiserie, die ich noch mit einigem Vergnügen schauen kann. Obwohl sehr viel Luft nach oben besteht. Und da die neue ‚IT‘ Verfilmung auf dem Weg zum erfolgreichsten Horrorfilm aller Zeiten ist besteht da wohl eine gute Aussicht. Nach allem was ich gesehen habe, hat Bill Skarsgård auch einen sehr eigenen Zugang zu Pennywise gefunden. Ich hoffe nur hier tritt nicht der ‚Dark Knight‘-Effekt ein, als jeder meinte Nicholsons Joker Darstellung runtermachen zu müssen, um Ledgers zu loben. Es ist möglich zwei Darstellungen derselben Figur parallel wertzuschätzen, Internet! Es muss nicht immer eins das Beste und das andere das Schlechteste sein. Soviel zu meinem Wort zum Montag. Hat irgendwer Interesse an ’nem Luftballon?

Wer derzeit übrigens mehr zu King-Verfilmungen lesen möchte, der sollte sich die Aktion von ainu89 und Der Stigler ansehen, wo die beiden sich durch Höhen und Tiefen adaptierten Materials des Meisters schauen!

Klassiker nachgeholt: ‚Stand By Me‘ (1986)

Jeder hat sie vermutlich, diese Lücken im Filmwissen, die immer wieder deutlich werden, wenn sich andere wie selbstverständlich auf einen Film beziehen, den man selbst nicht kennt. So ein Fall war für mich ‚Stand By Me‘. Mein Wissen über den Film begann und endete mit „Coming of Age Film aus den 80ern“. Da der Film allerdings immer wieder mal auf den Donnerstags Top Listen von Bloggerkollegen (allen voran bullion) auftauchte, wurde ich doch neugierig. Als ich dann noch herausfand, dass er auf der Stephen King Kurzgeschichte „Die Leiche“ basiert, eine der wenigen King Stories, die mir auch Jahre nach dem Lesen noch im Gedächtnis ist, war klar, den muss ich endlich sehen!

Der Autor Gordie Lachance wird durch einen Zeitungsartikel über den Tod seines Jugendfreundes Christopher Chambers an den letzten Sommer seiner Kindheit, den er zusammen mit seiner Clique in der Kleinstadt Castle Rock verbracht hat, erinnert. Damals, im Sommer 1959 belauscht der zwölfjährige Vern (Jerry O’Connell) seinen großen Bruder und erfährt so, dass der und ein Freund die Leiche eines vermissten Kindes bei den Bahngleisen ein gutes Stück entfernt von der Stadt gefunden haben, das aber nicht der Polizei gemeldet haben. Aufgeregt berichtet er seinen Freunden Gordie (Wil Wheaton), Chris (River Phoenix) und Teddy (Corey Feldman) davon. Obwohl die den naiven Vern nicht ganz ernst nehmen beschließen sie die Leiche zu finden und zu melden und so zu Helden zu werden. Es beginnt eine zweitägige Wanderung die Bahngleise entlang, die sie als Kinder beginnen aber gereift beenden werden. Oder auch gar nicht, denn der Anführer der örtlichen Gang Ace (Kiefer Sutherland) weiß auch von der Leiche und ist nicht glücklich über die Neugier der Jungen…

Ich war mir ehrlich gesagt eingangs unsicher, ob dieser Film ohne Nostalgiebonus funktionieren könnte. Darüber hätte ich mir rückblickend keine Sorgen machen müssen aber interessanterweise ist Nostalgie ein ganz zentrales Thema des Films. Was wir in der Rückblende sehen ist sicherlich nicht die Realität sondern Gordies nostalgisch verklärtes Bild von Castle Rock. Das idyllische, sonnendurchflutete Kleinstädtchen inmitten saftig grüner Wälder scheint fast zu schön um wahr zu sein. Das vermischt Regisseur Rob Reiner hier allerdings gekonnt immer wieder mit realistischen, erdenden Momenten. Alle vier Jungen kommen aus mehr oder weniger zerrütteten Familien, soziale Unterschiede zwischen den Jungen werden entweder direkt angesprochen, wie in Chris‘ „Du bist einer von diesen Typen die aufs College gehen, wir drei nicht“ Ansprache an Gordie oder auch geschickt angedeutet, wie die prekäre finanzielle Situation von Verns Familie, die sich vor allem in seiner Besessenheit für Pennies äußert. All das soll aber nicht ablenken vom zentralen Element, das zum Gelingen des Films absolut wesentlich ist: der glaubwürdigen Darstellung einer Jungenfreundschaft.

Und ganz wesentlich dafür sind die Darsteller. Nun lobe ich Kinderdarsteller eher selten, hier ist es aber nötig. Wil Wheaton gibt Gordie die intelligente Empfindsamkeit, die nötig ist, um den Charakter als späteren Autor glaubhaft zu machen. Wie der Rest seiner Familie hadert er mit dem Tod seines großen Bruders Denny (John Cusack) während er gleichzeitig versuchen muss aus dessen Schatten zu treten. Was den Film hier außergewöhnlich macht ist auch die Geschichte die Gordie den anderen Jungen am Lagerfeuer erzählt. Ein schwächerer Film hätte ihm hier vermutlich etwas in den Mund gelegt, das weit über den Horizont eines Zwölfjährigen hinausgeht, um ihn als späteren, großen Autor zu präsentieren. Gordie aber erzählt eine Geschichte von einem Außenseiter, der eine ganze Stadt zum Kotzen bringt. Das ist klug von ihm, weil sich seine Freunde darin wiederfinden, aber gleichzeitig auch so zwölfjährig wie es nur geht. Bravo!

River Phoenix als Chris Chambers ist das Fundament und der Zement der Gruppe. Phoenix‘ natürliches Charisma und die Art wie er geschrieben ist, als jemand der perfekt erfühlen kann, wer gerade etwas Spott oder echten Zuspruch braucht machen ihn auch für den Zuschauer direkt zu einer zentralen Figur. Wir alle kennen so jemanden, das stetig schlagende Herz einer Gruppe. Tatsächlich erleben wir ihn aber auch von Anfang an als tragische Figur, erfahren wir doch in der ersten Minute des Films, dass er sterben wird.

Jerry O’Connell hier in seiner ersten Rolle als Vern ist zumeist die Zielscheibe des Spotts der anderen, vor allem Teddys. Im Gegensatz zu anderen 80er Jahre Filmen ist Reiner allerdings sehr darauf bedacht ihn hier nie zur Witzfigur des „Dicken“ verkommen zu lassen. Vor allem ist er es der die zentralen Ereignisse des Films erst auslöst.

Ich muss gestehen nie ein großer Fan von Corey Feldman gewesen zu sein. Etwas an seiner Darstellung von Kindern wirkte auf mich immer falsch und unglaubwürdig. Aber hier als Teddy Duchamp ist er perfekt besetzt. Er spielt die Rolle des körperlich misshandelten Sohnes eines psychisch kranken Veteranen des 2ten Weltkriegs mit einem stets unter der Oberfläche brodelnden, kaum zu unterdrückenden Zorn, der sich immer wieder einmal Bahn bricht und ihn beinahe suizidal erscheinen lässt. Hier ist es also nur allzu passend, wenn Feldman ein wenig neben der Spur wirkt.

Ich könnte das hier noch viel weiter führen, John Cusack und Kiefer Sutherland hätten sicherlich auch ein paar Worte dafür verdient in recht wenigen Szenen sehr runde Charaktere zu schaffen. Aber es ist wohl sinnvoller langsam zum Punkt zu kommen.

Mit „Coming of Age“ Film ist ‚Stand by Me‘ tatsächlich perfekt umschrieben. Das Auffinden der Leiche wird zu einer Art rituellen Handlung, die den Weg vom Kind zum Manne weist, die Abkehr von der Unschuld. Der Akt an sich ist natürlich mehr oder weniger unwichtig und es ist definitiv der Weg das Ziel. Und auf diesem Weg warten unerwartete Gefahren in der Form von Zügen und der Idee eines Wachhundes. Aber manchmal muss man auch einfach vom geraden Weg der Schienen abweichen und den Weg durch den Wald finden und – in einem Tümpel voller Blutegel – womöglich auch sich selbst.

Ein hervorragender Film, der sich problemlos in die, nicht allzu lange, Liste der großartigen King Verfilmungen einreihen kann. Da erzähle ich vermutlich Niemandem etwas Neues aber nun weiß ich es wenigstens auch.

Trailer! Diesmal mit höherem Budget!!

Vielen Dank, an diejenigen, die Luc Besson mit 170 Millionen Euro ausgestattet haben, um eine Verfilmung der franko-belgischen Comicserie „Valerian & Veronique“ zu drehen. Da habe ich früher einige Bände gelesen und meine einige Designs wiedererkannt zu haben. Ästhetisch scheint Besson aber eher da weiterzumachen , wo er vor 20 Jahren mit „Das fünfte Element“ aufgehört hat. Ob es sich für die Investoren lohnen wird, weiß man noch nicht aber Schauwerte wird’s haben. Meine einzige Sorge ist, dass die Hauptcharaktere hier im Trailer in jeder Hinsicht blass sind. Aber auch das würde wohl franko-belgischen Traditionen entsprechen, Tim war schließlich auch immer das Ödeste an „Tim & Struppi“.

 

Na, das sieht doch schon mal ganz gut aus. So wie ich das verstanden habe, soll der erste Film das Auftauchen von „Es“ in der Kindheit der Protagonisten zeigen und, falls der Film ein Erfolg wird, ein Zweiter die Auseinandersetzung als Erwachsene. Das kann gut funktionieren, da beide Teile mehr oder weniger abgeschlossen sind. Und der Kindheitsteil hat mir in der alten Miniserie ohnehin immer besser gefallen. Ich habe die Fernseh-Miniserie seit Jahren nicht gesehen, daher bin ich nicht sicher, aber mir scheint als wären hier im Trailer einige Szenen Einstellung für Einstellung übernommen worden. Auffällig auch, dass die Macher vorsichtig sind nicht zu viel von „Es“ zu zeigen. Kein Wunder, dürfte doch die wunderbar überzogene Vorstellung von Tim Curry als Pennywise, dem tanzenden Clown, genau das sein, was dem Zuschauer auch nach Jahren noch im Gedächtnis ist. Versehen wir den Trailer erst mal mit einem Fragezeichen?

 

Ich mag fast alle der alten „Affen“-Filme. Ja, sogar den, wo ein unterirdischer Kult eine Atombombe anbetet. Deshalb war ich nicht wenig überrascht, wie gut mir die neuen „Planet der Affen“-Filme bislang gefallen haben. Und „War“ scheint da weiter zu machen, wo der Letzte aufgehört hat. Die Auseinandersetzung eskaliert. Ich hoffe Charlton Heston sitzt schon in seinem Raumschiff.

Die 5 Besten am Donnerstag: Welche 5 Filme erzählen die eindrucksvollste Geschichte?

Heute fragt Gorana ,bei den 5 Besten am Donnerstag nach den 5 Filmen, die die beste Geschichte erzählen. Das WAS erzählt wird und das WIE erzählt wird sind im Film natürlich untrennbar verbunden. Das beste Drehbuch nützt wenig, wenn Darsteller und Macher es nicht adäquat umsetzen. Eine gute Geschichte ist also quasi synonym mit einem guten Film.

Für meine Liste gilt, wie immer, ich muss den Film kennen und er muss mir einfallen, während ich über die Liste nachdenke. Sie kann also nur eine Momentaufnahme wiedergeben. Los geht’s:

 

  1. ‚Star Wars‘ (1977, Drehbuch: George Lucas)

Was hat ein Film, dessen Drehbuch bewusst auf älterem B-Material fußt, auf dieser Liste verloren? Es geht um die Art und Weise, wie ‚Star Wars‘ sein Universum darstellt. Da gibt es zahllose Anspielungen, die in diesem Film keine große Rolle spielen. Es wird ein Senat erwähnt und Akademien und ein Imperator. Zahllose Aliens laufen durchs Bild oder trinken in der Cantina. Das Universum fühlt sich so viel größer an, als der Film selbst ist. Der (in meinem Fall sehr junge) Zuschauer kommt auf so viele Ideen, diesen scheinbar endlosen Ort mit Leben zu füllen. Das nachfolgende Filme, Fernsehserien, Bücher, Comics und Videospiele jeden Quadratmillimeter dieses Universums  beschreiben würden (und nicht immer zum Besten), das kann man dem originalen Film kaum vorwerfen.

 

  1. ‚Die Verurteilten‘ (1994, Drehbuch: Stephen King, Frank Darabont)

Ich mochte Stephen Kings Kurzgeschichten immer lieber als seine backsteindicken Bücher. Kein Wunder also, dass eines meiner liebsten Drehbücher auf einer seiner Kurzgeschichten (okay, eher Novelle) beruht. Und dann ist es noch nicht einmal Horror, sondern Drama. Und was für eins. Andy Dufresne bewahrt seine Integrität und sein Selbstwertgefühl unter höllischen Bedingungen. Seine Freundschaft mit Red führt zu einem Ende, dass sich in anderen Filmen zu glatt angefühlt hätte. Hier wirkt es verdient.

 

  1. ‚Pulp Fiction‘ (1994, Drehbuch: Quentin Tarantino, Roger Avary)

„Es gibt Regeln fürs Drehbuchschreiben? Scheiß drauf!“ Zwei Killer unterhalten sich, auf dem Weg zu ihrem Auftrag, über Hamburger und Drogen. Selbst am Zielort angekommen reden sie weiter und weiter. Einer rezitiert einen ebenso langen, wie erfundenen Bibeltext. Der andere würde später (oder früher? Der Film ist nicht chronologisch) mit der Frau seines Bosses einen Sockentwist tanzen, bevor er ihr eine Adrenalinspritze ins Herz rammen müsste, um sie zu retten. Unübersehbar stand der Film damals aus der Masse seiner Konkurrenz heraus. So schreibt man einfach keine Geschichte! Doch für die nächsten 5 Jahre erhielten selbst alterfahrene Drehbuchautoren den Auftrag ihre Geschichte „mehr wie Pulp Fiction“ zu machen.

 

  1. ‚Pans Labyrinth‘ (2006, Drehbuch: Guillermo del Toro)

Guillermo del Toros (bislang) bester Film erzählt die Geschichte der jungen Ofelia und Hauptmann Vidals im spanischen Bürgerkrieg. Eine Unterwelt bevölkert von wunderschön/furchtbaren Monstern dient als Spiegel und Erhöhung der Geschichte. Einer Geschichte, die auf so vielen Ebenen funktioniert, dass man bei jedem Ansehen das Gefühl hat einen neuen Film zu sehen. Der Film funktioniert, wie eine der besten Kurzgeschichten von Jorge Luis Borges, der definitiv als (eine) Quelle der Inspiration diente.

 

  1. ‚Rashomon‘ (1950, Drehbuch: Shinobu Hashimoto, Akira Kurosawa)

„Ich verstehe das nicht“, sagt der Holzfäller, als er im verfallenen Rashomon-Tor von Kyoto Schutz vor dem strömenden Regen sucht. Was er nicht versteht erfahren wir im Laufe des Films. Ein Samurai ist ermordet worden. Es gibt 4 Zeugenaussagen (Rückblenden), die einander grundsätzlich widersprechen. Nicht zuletzt weil alle die Schuld auf sich nehmen. Objektive Realität und das was wir erleben ist nichtunbedingt dasselbe. Der Film lässt sich nicht „lösen“.  Heute spricht man, bei sich widersprechenden Aussagen von Zeugen, vom Rashomon-Effekt. Niemand lügt, doch niemand sagt objektiv die Wahrheit. Am Ende von ‚Rashomon‘ hat der Holzfäller aber zum Glück etwas viel Wichtigeres verstanden.