Und weiter geht es mit den westdeutschen Top 10 von 1989, basierend auf der Liste von insidekino.com.
5. ‚Otto – der Außerfriesische‘
Otto wohnt in einem Leuchtturm, der einer Hochgeschwindigkeitszug-Teststrecke im Weg steht. Um ihn zu retten, muss er seinen Bruder Benno (ebenfalls Otto), den Besitzer des Turms, in den USA finden. Im dritten Otto-Film ist die Luft jetzt so weit raus, dass Gags aus den früheren Filmen wiederholt werden. Cameo Auftritte gibt es immer noch einige, in Erinnerung geblieben sind mir Katarina Brauren und Loriot in ihren ‚Ödipussi‘-Rollen, aber auch die können den Film nicht mehr so richtig retten. Otto-Superfans kommen vermutlich dennoch auf ihre Kosten.
4. ‚Indiana Jones und der letzte Kreuzzug‘
Und auch der Archäologe mit Hut und Peitsche geht in seine dritte, und für lange Zeit letzte, Runde. Nach dem umstrittenen zweiten Teil tut Harrison Fords Charakter wieder das, was er am besten kann: sich mit Nazis anlegen. Diesmal auf der Suche nach dem Becher eines Zimmermannes. Dabei gehen die Filmemacher noch deutlich augenzwinkernder zu Werke als beim ersten Film, wenn Jones etwa ein ungewolltes Autogramm von Adolf Hitler erhält. Höhepunkt des Films ist aber Sir Sean Connery als Jones‘ Vater Henry Jones sr.. Obwohl nur 12 Jahre älter als Ford, nimmt man ihm die Rolle problemlos ab und er findet reichlich Humor darin. Während Produzent George Lucas in den Indiana Jones Filmen vor allem seine liebe für alte Pulp-Serials ausleben wollte, waren sie für Regisseur Steven Spielberg ein Ersatz für den Bondfilm, den er nie drehen durfte. Trug Jones im zweiten Film schon Bonds berühmten weißen Smoking, ist es nun natürlich ein besonderes Fest, wenn der originale Bond höchstselbst auftaucht. Und in gewisser Weise, via Spielberg, ist er ja ein „Vater“ von Jones.
3. ‚Zurück in die Zukunft II‘
Der erste Teil mag der Beste der Reihe sein, dennoch ist es fraglos dieser zweite, den ich als Kind am häufigsten gesehen habe. Das lag aber vor allem daran, wie cool das im Film entworfene 2015 war (und ist). Ein wenig bezeichnend ist, dass ich große Schwierigkeiten habe den Rest der Handlung zu erinnern. Der Biff Tannen der Zukunft nutzt den DeLorean um Biff Tannen des Jahres 1955 einen Sportalmanach zu übergeben, in dem die Ergebnisse sämtlicher Sportereignisse zu finden sind. Mittels Wetten wird Biff bis 1985 extrem reich (und sein Charakter von New Yorker Immobilien-Mann und lebender Geschmacksverirrung Donald J. Trump inspiriert). Das gilt es natürlich für Marty und Doc zu verhindern (oder verändern) in einer Handlung, die parallel zum ersten Film spielt. Das ist alles recht clever und schön inszeniert, aber am coolsten ist halt doch (Film-)2015…
2. ‚Ein Fisch namens Wanda‘
Ein Gaunerboss hat die Beute aus einem Juwelenraub in Sicherheit gebracht, wohl wissend, dass seine Kompagnons ihn ausbooten wollen. Diese Kompagnons, der selbstverliebte Otto (Kevin Kline), Femme Fatale Wanda (Jamie Lee Curtis) und Tierfreund Ken (Michael Palin) tun alles um an die Beute zu kommen, spannen dafür auch den Anwalt ihres Bosses Archie (John Cleese) ein. Der Film lebt von seinem Quartett vollkommen unterschiedlicher aber allesamt komischer Hauptcharaktere. Er kann so viele verschiedene Kombinationen durchprobieren und immer neue, komische Situationen entwerfen. Nicht ganz zufällig erinnert das zuweilen an Monty Python. Nicht nur wegen Palin und Cleese. Letzterer zeichnet gemeinsam mit Regisseur Charles Crichton auch für das Buch verantwortlich. Tatsächlich war er auch de facto Ko-Regisseur, weil man bei MGM dem Endsiebziger Crichton die Aufgabe nicht allein zutraute. Cleese weigerte sich aber in der Rolle genannt zu werden. ‚Ein Fisch namens Wanda‘ ist ein urkomischer Heist-Film, der bei aller Liebe für Monty Python über die Jahre geradezu erstaunlich in Vergessenheit geraten ist. Er ist auch heute noch absolut sehenswert.
1. ‚Rain Man‘
Es ist immer gefährlich, wenn Hollywood eine Diagnose als Thema für sich entdeckt. Für viel zu viele ist das dann genau so, wie es im Film dargestellt wird. So ähnlich war es wohl auch mit dem Autismus und ‚Rain Man‘. Ich kann nicht sagen, ob Autismus vorher schon einmal explizit Thema eines Films war, aber Dustin Hoffmans Raymond prägte über Jahre das Bild des Autisten als nicht allein lebens- oder beziehungsfähiger Sonderling, der aber eine extreme Inselbegabung mitbringt. In Raymonds Fall für Zahlen und Mathematik. Das will sich sein Bruder Charlie (Tom Cruise), der bis zum Tod des gemeinsamen Vaters nichts von seinem Bruder wusste, zu Nutze machen, indem er ihn in Vegas Karten zählen lässt. Auf dem Weg kommen sich beide Brüder natürlich näher in Barry Levinsons tragikomischen Roadmovie. Die Urteile reichten damals von hochsensibel bis gut gemachter Kitsch. Aus meiner Erinnerung ist beides nicht ganz unzutreffend. Über die Darstellung eines Autisten kann ich nicht wirklich fundiert urteilen, allerdings entstand der Film auch, soweit ich weiß, bevor die Idee des autistischen Spektrums wirklich verbreitet war. Bemerkenswert ist noch, dass der Film als der Durchbruch für Hans Zimmer gilt, heute einer der Filmkomponisten schlechthin.
Tja, wenn Ihr so seid wie ich, dann geht Euch jetzt eine Frage im Kopf herum: wo zur Hölle ist ‚Batman‘!? Die Antwort lautet „in Gotham City“, bzw. für diese Liste auf Platz 16. Noch hinter ‚Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft‘. Ja, für die Geburt des modernen Superheldenfilms haben sich hier tatsächlich noch nicht so viele Leute interessiert. Oder fanden ihn einfach nicht gut. Denn erstaunlich ist, dass er die viertbeste Startwoche hatte und danach offenbar abgestürzt ist. Das hätte ich mal wieder ganz und gar nicht richtig eingeschätzt. Und wer sich fragt, wo ‚Ghostbusters II‘ ist, der kommt erst nächstes Jahr nach Deutschland (und schafft es dann nicht in die Charts (spoiler!)).
Ansonsten tauchen drei europäische Produktionen in den Charts auf. Davon sind 1,5 (‚Operation Hinkelstein‘ ist eine französisch-deutsche Koproduktion) deutsch. Sechs Filme sind Franchise Filme (Otto nicht mitgerechnet). Zwei Davon Erstlinge, die anderen vier Fortsetzungen. Komödien machen nachwievor einen erheblichen Teil der erfolgreichsten Filme in Deutschland aus.
Ansonsten ansonsten: James Camerons ‚Abyss‘ schafft es gerade mal auf Platz 26. Heute ebenso unvorstellbar, wie ein ‚Batman‘ außerhalb der Charts. Und einer meiner heimlichen Rutger Hauer-Favoriten ‚Blinde Wut‘ schafft es gerade mal auf einen tragischen Platz 95. Das überrascht weit weniger, ist aber dennoch schade. Doch dazu im nächsten Jahr mehr. Der Januar hat bei mir nämlich den inoffiziellen Arbeitstitel „Flopuar“…
Und auch zu den Top 10 von damals im nächsten Jahr mehr, wenn wir mit den 90ern eine neue Dekade angehen. Wiedervereinigung, Eurodance, Techno, Diddlmaus, Poesiealbum, neues Neues Hollywood mit Tarantino, Smith und co., Multimedia!, Extremsport, jede Menge Modesünden, SNES und Playstation, [weitere Klischees nach Geschmack und Bedarf hier einfügen]. Ich freu mich drauf! Bis dahin schöne und gesunde Feiertage!