Frohe Festtage von der Filmlichtung

Ein weiteres Jahr neigt sich steil dem Ende entgegen und Weihnachten ist hier. Ganz egal, ob Ihr Weihnachten feiert, oder Jul, oder Chanukka, oder Yalda, oder Saturnalien, oder etwas ganz anderes, oder eben vielleicht auch gar nix, möchte ich Euch ein paar geruhsame und erholsame Tage wünschen.

Auf das Ihr von Menschen umgeben seid, die Ihr liebt, esst und trinkt, was Ihr mögt und vielleicht den ein oder anderen Film schaut, der zu der Zeit passt. ‚Stirb Langsam‘, zum Beispiel. Oder auch ‚Batmans Rückkehr‘, falls der zu offensichtlich ist. Oder den wunderbaren ‚Der Löwe im Winter‘. Oder natürlich ‚Die Muppets Weihnachtsgeschichte‘, der auf Disney+ nun wohl endlich wieder komplett vorliegt, nachdem jahrelang der Song „When love is gone“ herausgekürzt war, weil Jeffrey Katzenberg überzeugt war, der sei zu traurig für Kinder (aber Tiny Tim durfte immer noch sterben, mitsamt Kameraschwenk auf seinen leeren Stuhl mit Schal, Mütze und Krücke, weil das ja nicht traurig ist…).

Aber es ist ja nicht so, als gäbe es an Weihnachtsfilmen irgendeine Art von Mangel. Eher das genaue Gegenteil.

Berichte über den Zustand des Blogs gibt es nächsten Samstag. Dann bin ich wahrscheinlich schon angetrunken und kann die arg niedrigen Zahlen besser ertragen. Bis dahin lasst uns froh und munter sein!

‚Star Wars Holiday Special‘ – feiern wir Life Day!

Poah, schon wieder Weihnachten! Alsdann, was und warum das ‚Star Wars Holiday Special‘ ist habe ich letzte Woche dargelegt. Heute soll es um den reinen Erfahrungsbericht gehen. Also dann, mit einer Tasse Heißer Schokolade sitze ich in freudigster Life Day Erwartung vor dem Fernseher. Der typische Star Wars Textcrawl spoilert direkt mal einiges, was ich an dieser Stelle nicht tun werde, schließlich will ich Euch die wunderbare „Handlung“ nicht verderben.

Wir sehen Han und Chewbacca im Cockpit des Falcon. Auf dem Weg zu Chewies Heimatplaneten Kashyyyk, damit der mit seiner Familie den erwähnten „Life Day“ feiern kann. Offenbar wollte man Jesus nicht zu einem Star Wars Charakter erklären und spart sich daher Weihnachten. Harrison Ford wäre erkennbar lieber woanders. Egal wo. Und dann blenden wir um zu Chewies Familie, die auf ihn wartet. Seine Ehefrau Malla, seinen Vater Itchy und seinen Sohn Lumpy. Es folgen knapp zehn Minuten bizarrer Experimentalfilm, in dem Wookies in ihrem Baumhaus häusliche Szenen aus den USA der 70er Jahre nachstellen. Itchy schnitzt einen X-Wing. Malla schuftet in der Küche, Lumpy versucht einen Keks zu mopsen und muss den Müll rausbringen. Sämtliche Dialoge bestehen dabei natürlich aus HÖÖÖÖÖRNK, ROOOOOOOONK und BLUUUUAAAARGH. Schließlich legt Opa Itchy für Lumpy ein Holovideo(?) in so einen Tisch ein, wie er auch im Falcon steht, worauf C3PO und Chewie im Film irgendein Spiel spielen. Die Sequenz die Lumpy dort sieht besteht aus Leuten, die beim Vorstellungsgespräch beim Cirque de Soleil durchgefallen sind. Mäßige artistische und tänzerische Darbietungen. Ich bin sicher, würde ich mehr von Tanz verstehen, würd ich das ernsthaft hassen. So ist es mir bloß wurscht.

Danach wird Lumpy zum Abwasch verdonnert. Währenddessen rufen Malla und Itchy auf einem geheimen Videophone (clever versteckt im Nippesschränkchen, kein Wookie-Wohnzimmer wäre ohne komplett) Luke Skywalker an. Mark Hamill trägt erstaunlich viel Makeup. Oder die Ausleuchtung ist so schlecht, dass es besonders auffällt. Er arbeitet an einer kokelnden Laserkanone. R2 ist auch da und rollt mehrfach blind in eben jene Kanone rein. Als die Wookies ihr Warten auf und ihre Sorge um Chewie schildern, rät Luke Malla, sie solle halt mal mehr lächeln. Cool. Sehr cool. Voll Jedi.

Jetzt rufen Malla und Itchy über das offizielle Videophone in einem Laden an, der von Darsteller/Komiker Art Carney (nein, ich schaue nicht nochmal nach, wie sein Charakter heißt!) geführt wird. Dort shoppt gerade ein beschnauzbarteter Imperialer. Wegen des fiesen Ned Flanders in Hörweite muss Carney durch die Blume mitteilen, dass er weiß, das Chewie auf dem Heimweg ist. Außerdem kündigt er an eine Lieferung vorbeizubringen. Mannoman, die Ereignisse überschlagen sich ja richtig.

Und jetzt, im offensichtlichsten Moment des Fanservices seit Rogue One: Darth Vader! Der will, dass „die Rebellen“ gefunden werden. Und wenn dafür jedes Haus „im System“ durchsucht werden muss. Und da isser auch schon wieder weg, der Böse. Muss auch am Life Day arbeiten.

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Oh Mist, es geht weiter. Lumpy ist fertig mit dem Abwasch. Und Malla schaut eine Kochshow. Ein exzentrischer, vierarmiger Koch (Harvey Korman) versucht lustig zu sein. Die Macher von ‚Futurama‘ haben offenbar das Special gesehen. Denn hier kann man sowohl Inspiration für den Charakter „Mom“, als auch TV-Koch Elzar („Bam!“) entdecken. Bloß haben es die ‚Futurama‘ Typen mit dem lustig hingekriegt. Damit hapert es hier. Und zwar ziemlich. Vor allem weil 5 Minuten ca. 4.30 Minuten zu viel für diesen furchtbaren Sketch sind.

Oha, jetzt wird’s wieder dramatisch! Der Millennium Falcon wird von TIE-Fightern angegriffen, wie in dem Kinoerfolg ‚Star Wars‘! Han Solo sagt „Wait, I lost control over one of the cannons!“ mit einer Dramatik in der Stimme, die sonst für „Och Mist, noch zwei Stunden bis Feierabend.“ reserviert ist.

Bei Familie Chewbacca ist inzwischen Art Carney eingetroffen. In einer imperialen Durchsage wird Kashyyyk „Kasook“ ausgesprochen. Carney hat Geschenke mitgebracht. Malla kriegt einen tragbaren Fernseher, Lumpy einen Heimcomputer-Bausatz(?) und Itchy ein Virtual Reality Programm. Bei letzterem gibt sich Carney derart verschwörerisch, dass ich für einen wahrlich furchtbaren Moment VR Pornografie für Wookies erwarte. Ist es nicht. Es ist ein Hologramm von Sängerin Diahann Carroll, der irgendetwas offenbar Lametta auf den Kopf gekotzt hat. Die flirtet zwar ein bisschen mit Itchy geht dann aber schnell in eine extrem öde Gesangsnummer über, während im Hintergrund Farbspektren kaleidoskopisch rotieren, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass irgendein Zuschauer noch keine Kopfschmerzen haben sollte. Okay, ich muss mir was Hochprozentiges in die Heiße Schokolade mischen. Dringend.

C-3PO und Leia rufen bei Chewbaccas Familie an. Wieder über den geheimen Rebellenkommunikator im Nippesschränkchen. Der piept übrigens so laut, dass man es im ganzen Haus hört. Die Allianz ist voll brillant geheimorganisiert! Leia macht sehr deutlich, dass sie keinerlei Interesse daran hat mit Malla zu sprechen (wer könnt es ihr verübeln?) und bitte Han oder Chewie sprechen will. Falls es irgendwer noch nicht mitgekriegt hat: DIE SIND NOCH NICHT DA! IHR WISST SCHON, DER EINE HANDLUNGSPUNKT, DEN DIESES SPECIAL HAT UND AD NAUSEAM WIEDERHOLT!!! Leia ist besorgt, genau wie alle anderen (außer Macho-Luke).

Aber, ein Glück, Han und Chewie haben Kasook inzwischen erreicht! Aber wegen dichter imperialer Patrouillen und Landeverbot müssen sie auf der Nordhalbkugel landen. Und dann wohl zu Fuß gehen? Wie klein ist Kasuppke denn? Was auch immer. Lumpy und Malla hören ein Schiff landen und laufen, im Glauben es wären Han und Chewie zur Tür. Doch es sind *dun dun duuuun* Imperiale!

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Die Imperialen durchsuchen das Haus! Drama, Spannung! Die Rebellenfunke im Nippesschrank übersehen sie schon mal, puh! Und, um jegliches Drama und Spannung direkt wieder zu negieren: Art Carney zeigt einem der Offiziere auf Mallas neuem Fernseher ein Programm. Einen Auftritt von Jefferson Starship, die keinesfalls nur deshalb in diesem Special sind, weil sie „Jefferson Starship“ heißen!  Es folgt ein typisches, ödes 70er Musikvideo zu einem arg öden Song. Ich mochte Jefferson lieber, als sie noch Airplane waren. Immerhin, der imperiale Offizier hat Spaß.

Lumpy schaut im Wohnzimmer, ein, vermutlich hoch illegales Video über die Abenteuer seines Vaters, während die Stormtrooper sein Zimmer durchsuchen. Dies ist die Zeichentricksequenz, die auch auf Disney+ zu finden ist. Der „gute Teil des Specials“. Ich sag‘s gleich, ich mag ihn nicht. Das Figurendesign erinnert an Jean „Moebius“ Giraud. Die Animation ist dieses typisch Überzogen, Nervöse, was man sofort als 70er Jahre Animation erkennt. Handwerklich ist das alles auch völlig in Ordnung. Nur ist eben die Story Banane. Han und Chewie haben irgendeinen Talisman entdeckt, der Dinge unsichtbar machen kann, stürzen aber auf einem Mond ab. Luke, R2-D2 und C-3PO machen sich dorthin auf den Weg. Sie werden von einem Monster angegriffen und von Boba Fett gerettet, der ihnen seine Hilfe anbietet. Sie finden das Schiff, Han schläft, Chewie zerstört den Talisman, woraufhin auch Luke einschläft. Offenbar ging von dem Talisman ein Schlafvirus aus. Fett kennt ein Gegenmittel und will es in einer nahen Stadt besorgen. Chewie begleitet ihn. In der Stadt trennen sie sich. Fett besorgt das Gegenmittel, kontaktiert aber auch Darth Vader, um ihm mitzuteilen, dass alles nach Plan verlaufe. R2 fängt die Übertragung auf. Zurück beim Falcon werden Luke und Han geweckt, R2 verrät, das Fett ein Verräter ist und der flieht. Ende. Ich versteh immer noch nicht die Popularität von Boba Fett.

Oh übrigens, während des Zeichentrickfilm gab es Werbung! Und Nachrichten. Ein CIA Agent hat Geheimnisse an die Sowjets verkauft und in Minnesota, Wisconsin und Teilen Michigans herrscht Schneechaos.

Zurück zum Special. Ich benötige mehr Alkohol! Okay, die Sturmtruppen haben Lumpies Bantha Stofftier kaputtgemacht, was ihn sehr traurig macht (traurige höööooornks). Was ich oben als Heimcomputerbausatz identifiziert habe ist in Wirklichkeit ein Minitransmitterbausatz. Den bastelt Lumpy jetzt. Das Anleitungsvideo wird von einem Androiden mit ständigen Fehlfunktionen gesprochen (nochmal Harvey Korman). Das ist nicht lustig. Nicht mal ein bisschen.

Werbung! (ein Glück!)

Das imperiale Fernsehprogramm meldet, dass auf Tattooine eine Ausgangssperre verhängt wurde. Bea Arthur gibt die Barkeeperin, in der aus dem Film bekannten Mos Eisley Cantina und singt einen Abschiedssong. Ich weiß nicht ob es am Alkohol liegt oder an ‚Golden Girls‘-Sympathie für Arthur, aber das ist schon irgendwie… charmant. Schaut selbst:

Ich glaub, wenn alles diese Qualität hätte, dann wäre das Special immer noch ein albernes Relikt, aber müsste niemandem peinlich sein. Lumpy nutzt seinen Transmitter, um die Imperialen zurück zur Basis zu ordern. Sie fallen drauf rein, aber ein Stormtrooper wird zurückgelassen.

Werbumm!

Oh nein! Der Stormtrooper hat Lumpys Trick durchschaut und jagt ihn aus dem Haus! Als er ihn gerade erschießen will (und ich in Imperator-Manier „Do It!“ brülle), tauchen Han und Chewie auf. Im Kampf mit Han stürzt der Trooper vom Baumhaus. Mit Wilhelm-Scream. Art Carney meldet ans imperiale Kommando, der Trooper habe sowohl Chewbaccas Familie als auch ihn ausgeraubt und sei dann geflohen. Ein Trick, der sicher ca. 5 Minuten funktionieren dürfte. Oder wenigstens so lange bis man den platten Truppler genau unter dem Baumhaus findet. Aber jetzt, endlich: frohes Wiedersehen und Life Day! Aber erst:

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Nu aber echt: Life Day. Haufenweise Wookies in roten Roben mit Glaskugeln in den Händen. Nicht nur Han und Chewie auch Leia, Luke, C-3PO und R2D2 sind da. Und Leia darf singen. Ob das nun gut oder schlecht für Carrie Fisher war, dürft ihr selbst entscheiden.

Puh, das war’s. ich glaube der wirkliche Life Day, das sind die Freunde, die wir unterwegs gefunden haben. Vielleicht sind wir alle doch zu hart mit diesem letztendlich harmlosen Programm umgegangen und… oh, leck mich doch am @§$+#! Ernsthaft? Da kommt noch eine Post Credit Szene mit den gottverdammten Fellknäueln?!?! HUUöörnk, Blöööaaargh, ich kann nicht mehr! Das ist einfach bloß Mist! Frohe Weihnachten! Und macht irgendwas anderes als diesen Quatsch zu schauen.

‚Gremlins‘ (1984)

In den USA kam Joe Dantes ‚Gremlins‘ 1984 in derselben Woche ins Kino, wie ‚Ghostbusters‘. In den modernen 80ern, so philosophierten Filmkritiker damals, musste man offenbar über die Schrecken früherer Tage nurmehr lachen. Der wahre Film-Horror der 80er trug eine Maske und ein großes Messer, war aber am Ende menschlich. So ganz funktioniert diese Annahme in der Rückschau zwar nicht mehr, aber eines ist dennoch deutlich: die 80er waren ein Höhepunkt der Horrorkomödie. Ein Genre, das bei weitem nicht so einfach funktioniert, wie es klingt. ‚Ghostbusters‘ und ‚Gremlins‘ sind dabei grundsätzlich  unterschiedliche Filme. ‚Ghostbusters‘ zieht seinen Humor vor allem daraus, dass dem Übernatürlichen mit blasiertem Großstadtzynismus begegnet wird, am Ende, eher mit Glück als Verstand, sogar erfolgreich. ‚Gremlins‘ hingegen nimmt zwei typische, amerikanische Kleinstadt-Genres, den Weihnachtsfilm und den Horror B-Movie, hämmert sie zusammen und lacht über den Schaden, den er dabei anrichtet.

Die Handlung, sollte sie jemand noch nicht kennen: Der erfolglose Erfinder Randall Peltzer (Hoyt Axton) kauft vom Enkel eines mysteriösen, chinesischen Händlers einen Mogwai. Ein niedliches, pelziges Wesen, das mit drei Regeln daherkommt: 1. Den Mogwai nicht dem Sonnenlicht aussetzen. 2. Ihn nicht nass werden lassen. 3. Nicht nach Mitternacht füttern. Peltzer schenkt den Mogwai seinem Sohn Billy (Zach Galligan) zu Weihnachten. Der tauft das Wesen Gizmo. Doch Billys Freund Pete (Corey Feldman) bricht alsbald Regel 2, woraufhin weitere Mogwai aus Gizmo hervorplatzen. Die Neuen sind deutlich weniger nett als dieser und legen Billy herein, sodass er sie nach Mitternacht füttert. Daraufhin verwandeln sie sich in deutlich größere, geschuppte Gremlins und richten im Örtchen Kingston Falls eine Menge tödliches Chaos an. Es ist an Billy, seiner Freundin Kate (Phoebe Cates) und Gizmo die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen und die bösartigen Gremlins zu stoppen.

„Gremlins“ waren tatsächlich, wie es Dick Millers Charakter, Mr. Futterman, im Film beschreibt, eine Erfindung anglophoner Kampfpiloten im Zweiten Weltkrieg. Kleine Wesen, denen humorvoll allerlei kleine Probleme mit den Flugzeugen zugeschrieben wurden. RAF-Pilot und Autor Roald Dahl verewigte sie 1943 in seinem Buch „The Gremlins“. Tatsächlich kamen sie in der Popkultur immer mal wieder in Zusammenhang mit Flugzeugproblemen vor. Sei es ein Bugs Bunny Cartoon, oder William Shatners Beobachtung eines Gremlins „…on the WING… of the PLANE!“ in einer Folge der originalen ‚Twilight Zone‘. Drehbuchautor Chris Columbus und Regisseur Joe Dante nehmen Abstand vpn Flugzeugen, behalten aber die technischen Manipulationen der Kreaturen bei, sei es eine Ampel oder, besonders effektiv, ein Treppenlift, doch sind ihre Gremlins auch mehr als bereit Menschen direkt zu schaden.

Tatsächlich war es bei seinem Erscheinen die Gewalt des Films, die besonders kritisiert wurde. Dabei ist genau diese wichtig, als stilistisches Mittel zur Abgrenzung vom oftmals süßlichen Weihnachtsfilm. Wenn das Scrooge/Mr. Potter Äquivalent dieses Films, Mrs. Deagle (Polly Holliday), von den Gremlins mittels manipulierten Treppenlifts im hohen Bogen aus dem Fenster und über die Straße katapultiert wird, dann ist das komisch und unerwartet, aber auch sehr, sehr düster. Es ist interessant zu lesen, wie exakt an der Gewaltschraube gestellt wurde. Denn die Gremlins waren ursprünglich noch deutlich grausamer. Billys Mutter Lynn (Frances Lee McCain) sollte eigentlich, nachdem sie eine ganze Reihe Gremlins mit Hilfe von Küchengeräten ausgeschaltet hatte, von ihnen überwältigt werden. Und wenn Billy nach Hause zurückkehrt, sollte ihr Kopf die Treppe herabrollen. Auch sollten die Gremlins Billys Hund auffressen. Und mehrere der Kleinstadtbewohner. Daran sieht man, wie schwierig die Balance einer Horrorkomödie zu finden ist. Hätte man das gemacht, hätte man den Regler vermutlich viel zu weit in Richtung Horror gedreht. Jedenfalls für diesen Film. Tatsächlich sollte sich auch Gizmo in den Gremlinanführer Stripe verwandeln. Dagegen legte jedoch Produzent Steven Spielberg früh sein Veto ein, nachdem er erste Konzepte des niedlichen Mogwai (übrigens kantonesisch für „Teufel“) gesehen hatte.

Eine Szene für die Dante allerdings energisch gekämpft hat, um sie gegen die Widerstände der Produzenten im Film zu behalten, ist die absurd-düstere Weihnachtsgeschichte, die Phoebe Cates Charaktere erzählt. Wie ihr Vater an Weihnachten verschwindet und ihre Mutter und sie in den nächsten Wochen einen Verwesungsgestank rund um den Kamin wahrnehmen. Da wisse doch keiner, ob die nun komisch oder tragisch sein soll, sagten die Produzenten. Aber genau darum geht es doch, erwiderte Dante. Und setzte sich zum Glück durch.

Denn das ist genau das wovon der Film lebt. Von der Widersprüchlichkeit des Settings. ‚Ist das Leben nicht schön?‘ vs. ‚Der Blob‘ beschreibt den Film recht gut. Da fällt nicht mehr groß ins Gewicht, dass das Drehbuch bei genauerer Betrachtung reichlich dünn ist, der Film ist schließlich stolz auf seinen B-Movie-Charakter. Schwerer ins Gewicht fallen da vielleicht eher die Pacing-Probleme. Insbesondere der abschließende Kampf gegen Stripe in einem Kaufhaus zieht sich für mich etwas in die Länge. Und dem Film würden 10 Minuten weniger vermutlich insgesamt nicht schaden (vielleicht einer der Gründe, warum der zweite Film direkt auf Vollgas drückt und nie mehr den Fuß vom Gas nimmt).

Aber natürlich lebt der Film nicht nur von seiner hintersinnigen Genre-Mixtur. Auch die praktischen Effekte wussten damals zu begeistern und können es bis heute. Insbesondere Gizmo ist, nicht zuletzt aufgrund der geringen Größe der Figur, eine technische und puppenspielerische Meisterleistung. Man wollte Gizmo übrigens kurzzeitig von einem Affen spielen lassen, hat aber zum Glück davon abgesehen, als das arme Tier in Panik ausbrach, als man ihm die Maske überziehen wollte. Die Puppe wurde aber, weil sie so filigran war, zum Hassobjekt der technischen Crew. Die Szene in der die Gremlins Gizmo mit Darts bewerfen, wurde denn auch vor allem zum Vergnügen der Crew eingefügt.

Ähnlich wie bei den ‚Ghostbusters‘ sollte es einige Jahre dauern, bis sich Joe Dante zu einer Fortsetzung überreden ließ. Für die verlangte er dann aber volle kreative Freiheit und ließ sämtliche Hintersinnigkeit in den Vordergrund springen, indem er sie zu einer lautstarken, cartoonhaften  Persiflage auf den unbedingten Willen nach Sequels machte. Aber um den umstrittenen, zweiten Film (ich mag ihn sehr!) soll es hier gar nicht gehen. ‚Gremlins‘ ist immer noch ein grandioser Spaß, auch wenn er einige Zeichen seiner Zeit aufweist (weiß eigentlich jemand, warum in vielen 80er/frühen 90er Komödien das Bild des Vaters als erfolgloser Erfinder so beliebt war?).

‚Die Muppets-Weihnachtsgeschichte‘ (1992)

Mit ‚A Christmas Carol‘ schuf Charles Dickens 1843 nicht nur eine seiner bekanntesten Erzählungen, sondern auch eine der wesentlichsten, modernen Weihnachtserzählungen. Eine säkulare Heilsgeschichte für ein immer säkularer werdendes, christliches Fest. Eigentlich wollte Dickens, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Historie stets kritisch gegenüber den unfassbaren sozialen Missständen im von der industriellen Revolution überrollten Großbritannien, nach der Besichtigung grausiger Kinderarbeit im Zinntagebau, ein zorniges Pamphlet schreiben. Er entschied sich jedoch, auch aufgrund von Druck durch seine Verleger, diese Kritik in Fiktion zu verpacken. Heraus kam die bekannte Geschichte um den grausamen, steinreichen Knauser Ebenezer Scrooge, der in der Nacht vor Weihnachten von vier Geistern besucht und schließlich geläutert wird. Der Erfolg der Geschichte war von Anfang an durchschlagend. Theateradaptionen und zahllose Raubdrucke belegen das. Die Geschichte war seit ihrer Entstehung stets im Druck und bereits 1901 erfolgte die erste Filmadaption. Ihr folgten quasi unzählige weitere mehr oder weniger originalgetreue. Wer auch immer das hier liest kennt mindestens eine. Und sei es eine Parodie.

In den späten 1950ern schuf der Amerikaner Jim Henson seine „Muppets“. Es sollte eine Weile dauern, bevor die kleinen Filzfiguren mit den großen Persönlichkeiten ein breites Publikum erreichten. Zunächst waren sie im Regionalfernsehen in und um Washington DC und in Werbespots zu sehen. Ende der 60er kam es zur Gründung der Sesamstraße. Doch Henson wollte mit seinen Muppets immer auch Erwachsene erreichen und so tauchten sie weiter in Shows wie ‚Saturday Night Live‘ auf, bevor Mitte der 70er, nach einigen Pilotversuchen, die ‚Muppet Show‘ auf Sendung ging. Der Erfolg war weltweit und durschlagend und führte ab 1979 zu drei Filmen bis 1984. In den späten 80ern war Henson dann vornehmlich mit anderen Projekten als den Muppets beschäftigt und begann 1989 Verhandlungen sie an Disney zu verkaufen (abgesehen von den Sesamstraße-Charakteren). Die Verhandlungen wurden durch seinen plötzlichen, frühen Tod 1990 beendet.

Hensons Sohn Brian und Autor Jerry Juhl verkauften die Idee einer Muppet-Adaption von Dickens Weihnachtsgeschichte noch 1990 an den TV Sender ABC. Disney bekam davon Wind und schlug ihnen vor, das Projekt stattdessen mit ihnen als Kinofilm zu entwickeln. Gesagt, getan. Heraus kam, was vermutlich meine liebste Version der Geschichte ist.

Das entscheidende Merkmal ist wohl, dass der Film seine Vorlage ernst nimmt. Das wirkt erst einmal schwer zu glauben, wenn er Gonzo als blauen, pelzigen Charles Dickens, der mit einer Ratte rumhängt (Rizzo, der ernsthafte Probleme hat, das Konzept des allwissenden Erzählers zu verstehen) einführt. Doch ist der nicht nur hier, um slapstickhaft von jeder Fensterbank und jeder Laterne gefegt zu werden, er führt auch mit Dickens eigener Prosa durch die Geschichte. Eine Geschichte, die Dickens ziemlich exakt adaptiert. Die Dinge, die meistens fehlen, der Geisterbesuch in Mine und Leuchtturm etwa, fehlen auch hier und auch hier besucht Scrooge die Cratchits am Weihnachtstag, im Buch schickt er anonym einen Truthahn. Aber die extreme Armut ist hier, Scrooges Frage, warum er etwas gegen diese Armut tun solle, wenn es doch Armenhäuser und Gefängnisse gäbe (von Dickens einem kontemporären Politiker entliehen) ist hier. Der Geist der zukünftigen Weihnacht ist gruselig inszeniert und die Vision, die er Scrooge zeigt, wie niemand seinen Tod betrauert, wie sein Geiz verantwortlich für den Tod von Tiny Tim, dem kranken Sohn seines Angestellten Bob Cratchit (Kermit), ist. Der Film ist zweifellos für Kinder geeignet, aber er meint nicht die Geschichte für sie vereinfachen zu müssen, schleift nicht die Kanten ab.

Ganz zentral ist dafür vor allem Michael Caine als Scrooge. Caine lässt sich nicht eine Sekunde anmerken, dass er seine Rolle hier mit einem Frosch, Schweinen, Ratten und Kaninchen, kurz mit Puppen spielt. Er spielt die Rolle mit absolutem Ernst, er verleiht ihr so die notwendige Tiefe. Da gibt es kein Abweichen vom Text, kein Zwinkern zur Kamera und wenn Beaker ihm zum Ende hin seinen Schal schenkt, dann gibt Caine den Moment, als würde wahrlich sein Herz übergehen. Das ist nichts weniger als perfekt für diese Rolle und diesen ganzen Film. Das Durchbrechen der vierten Wand ist für Muppetfilme absolut üblich und findet auch hier, eben vor allem durch Gonzo-Dickens und Rizzo statt, aber eben nie durch Caine. Und so wird er zu einem der besten Scrooges der Filmgeschichte. Was nicht bedeuten soll, dass er mich nicht zum Lachen bringt. Wenn er mit einem Weihnachtskranz nach einem „Good King Wenceslas“-singenden Hasen wirft ist das gleichzeitig so fies und so verdammt lustig…

Auch ansonsten fügen sich de Muppets scheinbar mühelos in ihre Rollen ein. Miss Piggy ist, natürlich, Bob Cratchits Frau. Aus Scrooges erstem Chef, dem fröhlichen Fezzywig wird hier Fozziewig (Fozzie), ein Hersteller von Gummihühnern. Und Scrooges verstorbener Geschäftspartner Jacob Marley hat hier noch einen Bruder, Robert, damit beide von Waldorf und Statler verkörpert werden können. Es war hingegen eine sehr kluge Entscheidung die drei Weihnachtsgeister nicht mit bekannten Muppets zu besetzen. So wirken sie deutlich ominöser und im Falle des leeren Leichentuchs des Geistes der zukünftigen Weihnacht auch durchaus bedrohlich.

Doch ist ganz London hier wunderbar inszeniert. Mit expressionistisch-schiefen Gebäuden zwischen dem Weiß des Schnees und dem Schwarz des Rußes. Bevölkert von zahllosen Muppets. Gemüse, Ratten Schweine, Pferde, hier hat alles Gesichter und kann jederzeit in Gesang ausbrechen.

Die Songs stammen von Paul Williams, die Musik von Miles Goodman. Die Songs gehen allesamt gut ins Ohr und bringen stets die Handlung voran. Ein Highlight dabei ist sicherlich die (fast Jack The Ripper-hafte) Einführung von Scrooge. Hier muss natürlich auch der Song „When Love Is Gone“ erwähnt werden, den Scrooges Verlobte Belle (Meredith Braun) in der Rückschau durch den Geist vergangener Weihnacht singt, als sie sich von Scrooge trennt. Jeffrey Katzenberg, damals Chef der Filmproduktion bei Disney, hat die Szene eigenmächtig entfernt, wie er der Meinung war, Kinder könnten damit nichts anfangen. Lediglich auf der VHS Version, sowie auf einer frühen DVD war die Szene enthalten (der Song selbst wird stets am Ende des Abspanns gespielt und ist auf allen Soundtrack Veröffentlichungen). Auch bei einer 4K Fassung soll sie wohl wieder eingebaut werden. Wenn man um das Fehlen weiß, fällt auf, dass Scrooges Abschluss-Song „The Love We Found“ eine direkte Antwort auf diesen fehlenden Song war.

‚Die Muppets-Weihnachtsgeschichte‘ ist eine grandiose Adaption der literarischen Vorlage und ein Beweis, dass die Muppets auch ohne ihren „Vater“ Jim Henson funktionieren können. Wenn sie auch recht schwere Jahre vor sich hatten. Mitte der 2000er wurden sie dann aber doch noch, wie der Rest der Popkultur, von Disney aufgekauft und bekamen eine gelungene Rückkehr ins Kino spendiert. Und Charles Dickens Weihnachtsgeschichte? Ist seit den Muppets etwa 20 weitere Male verfilmt worden. Von unzähligen professionellen und Amateurtheatergruppen aufgeführt, persifliert und kommentiert worden. Dickens Weihnachtsgeschichte geht nirgendwo hin. Und irgendwann wird eine Version vielleicht sogar mal besser sein, als die der Muppets. Wird sich aber anstrengen müssen. In dem Sinne, „Bah, Humbug!“

Frohe Weihnachten!

Nun ist es also beinahe rum, das merkwürdige Jahr 2020. Für viele war es kein schönes, für fast alle ein außergewöhnliches Jahr. Sicher ist nur der lineare Ablauf der Zeit und so geht auch dieses Jahr zu Ende und mit seinem Ende geht die Hoffnung einher, dass das nächste Jahr ein besseres Jahr sein wird, und sei es nur im Sinne der „Normalität“.

Ich besitze nicht annähernd die Energie, die nötig wäre, um einen auch nur halbwegs umfassenden Rückblick auf das Jahr zu geben. Mal davon ab, dass das andere besser können. Aber schauen wir doch einmal kurz auf die Medienwelt, die dieses Blog normalerweise beleuchtet.

Die Filmwelt hat dieses Jahr ordentlich durcheinander geworfen. Das exakte Uhrwerk der Blockbusterveröffentlichungen der großen Studios ist aus dem Takt geraten. Streaming ist endgültig als die Technologie der Zukunft etabliert. Und das Kino? Das Kino ist, wie viele andere kulturelle Einrichtungen, ein Sorgenkind geworden. Im Moment ist wenigstens mir vollkommen unklar wie seine Zukunft aussehen wird. Alles wie vorher? Oder wird es zum reinen Ort der allmonatlichen Blockbuster-Darreichung? Oder zu einem hochpreisigen Luxus für Reiche, den sich alle anderen 1-2 mal im Jahr leisten können? Wir wissen es wohl derzeit alle nicht wirklich.

Inhaltlich lässt sich sagen, dass kein Film und keine Serie, trotz im Sommer wiederaufgenommener Produktion, das Gefühl des Momentes (und der Moment ist bald ein Jahr) wirklich eingefangen hat. Es gibt nicht das eine Medienereignis, auf das man deuten könnte und sagen „genau so ist es“. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir nach anfangs ganz viel ‚Contagion‘ später doch eher Eskapismus wollten. Oder das dieses „genau so sein“ eben doch immer wieder individuell anders aufgenommen wird.

Auch in der Musik fehlt der eine Song, der 2020 am Stück begreifbar machen würde. Dennoch will ich in meine Weihnachtsgrüße Das Lumpenpack und ihre berechtigte Frage „WZF?!“ mit einschließen. Ein Song, der mit dem Gedanken spielt die Band würde Green Day Frontmann Billie Joe Armstrongs Wunsch erfüllen und ihn „When September Ends“ aufwecken und auf den neusten Stand bringen.

Kaum drei Monate später natürlich schon wieder hoffnungslos veraltet, aber dennoch ein wackerer Versuch Struktur in ein Jahr zu bringen, das mit brennenden Affen begann.

Nun aber genug der Rückschau, besinnen wir uns aufs Jetzt. Weihnachten ist da. Vielleicht sieht es nicht ganz so aus, wie sich viele das gewünscht hätten. Vielleicht müssen wir uns dieses Jahr mehr einschränken als es uns lieb ist. Und doch ist es Weihnachten.

Ich hoffe Ihr habt eine wunderbare Zeit, ich hoffe Ihr könnt ein wenig entspannen und abschalten!

Nächste Woche schaue ich noch kurz auf das Jahr für mein Blog zurück und werfe einen noch kürzeren Blick voraus auf das Jahr 2021. Vielleicht sehen wir uns dort. Ansonsten, wie in der Überschrift angedroht: Frohe Weihnachten!

Vorweihnachtliches auf der Filmlichtung

Überraschend kommt sie ja eher nie, die Weihnachtszeit. Ende August künden die ersten Lebkuchen im Supermarkt schon die unausweichliche Besinnlichkeit an. Kaum ist der Totensonntag durch blinken in Innenstädten und vielerlei Fenstern zahllose LEDs im Takt der Gemütlichkeit. Und nun rollt sie unaufhaltsam an, die Welle aus Glöckchen, roten Mützen, Tannenzweigen und Kunstschnee. Im Radio wird wieder für Weihnachten nach Hause gefahren, oder über letztjährlich ungünstig vergebene Herzen geklagt. Dieses Jahr werden Feiern wohl immer mit einer gewissen Sorge verbunden sein, wenn sie denn überhaupt stattfinden. Grund genug für ein sozial distanziertes Gimmick auf der Filmlichtung, finde ich jedenfalls.

Und so werde ich an den ersten drei Montagen des Dezembers Filme besprechen, die an Weihnachten spielen, Weihnachten aber nicht unbedingt zum Thema haben. Los geht es mit ‚Der Löwe im Winter‘, wo wir einen Lecter und einen Bond in ihren frühesten Filmrollen sehen. Danach werden wir paranoid in ‚Die drei Tage des Kondor‘. Und schließlich schauen wir Danny DeVito beim Fischessen in ‚Batmans Rückkehr‘ zu. Lecker, Forelle!

Tja und dann ist Weihnachten durch. Aber noch ein Montag im Dezember übrig. Da braucht es also einen Film, der an Silvester spielt, Silvester aber nicht wirklich zum Thema hat. Und an Silvester (also, dieses Jahr natürlich nicht, wegen… ja, ja Ihr wisst schon) wird es bekanntlich nicht bloß wild, sondern wilder. Billy Wilder, natürlich! Mit ‚Boulevard der Dämmerung‘! Seht also zu, dass Ihr rechtzeitig für Eure Nahaufnahme bereit seid, alles andere nimmt Norma Desmond übel!

Wenn ihr selbst Besprechungen zu nicht-wirklich-Weihnachts- Silvester-Filmen habt, dann stellt doch einfach Links dazu in die Kommentare. Ich werde die dann unter meinen Besprechungen im Geiste des gemütlichen Beisammenseins verlinken. Aber natürlich können wir auch einfach direkt hier in den Kommentaren drüber quatschen. Darauf einen Glühwein, den Ihr aber selbst machen müsst, denn Weihnachtsmärkte, Ihr wisst schon… HoHoHo und so!