‚Die Schöne und das Biest‘ (1991)

Die Geschichte ist bekannt, die 70er und 80er Jahre waren keine einfache Zeit für Disney und vor allem für Disney Animation. Nach Walts Tod war man hier oftmals allzu vorsichtig und zögerlich. Und dann wurde man auch noch von der hausgemachten Konkurrenz, in Form von ex-Disney Animator Don Bluth an den Kinokassen überholt. Als man sich 1984 Michael Eisner und Jeffrey Katzenberg als neues Management ins Haus holte, war deren erster Instinkt gar, die Animationssparte zu schließen. Die Rettung kam 1986, in Form einer Kollaboration mit Spielberg und zahlreichen anderen Studios für ‚Roger Rabbit‘. Ein kritischer und finanzieller Erfolg, der Disney Animation wieder einen Namen gab. 1989 folgte klassisches Disney-Programm, eine Andersen-Märchenadaption in Form von ‚Arielle, die Meerjungfrau‘. Als Filmmusical mit Songs von Alan Menken und Texten von Howard Ashman. Gerade diese erwiesen sich als gigantischer Erfolg, manche Kritiker sahen in der Animation gar die Zukunft des darbenden Filmmusicals an sich.

Es folgte 1990 ‚Bernard und Bianca im Känguruland‘, ein Film, der oftmals nicht zur Disney-Renaissance gezählt wird und tatsächlich mehr wie ein Werk aus der Zeit vor der Meerjungfrau anmutet. Nein, die wahre Fortsetzung und der wahre Beweis des Funktionierens des neuen Disney-Systems würde 1991 erfolgen. Mit ‚Die Schöne und das Biest‘. Einem Wunschprojekt von Walt, dass er schon in den 40ern realisieren wollte. Doch da kam ihm zuerst der Zweite Weltkrieg in die Quere und dann die Tatsache, dass Jean Cocteau 1946 eine definitive Filmversion schuf. Und Walt wollte schließlich Trends setzen, nicht welchen hinterherlaufen.

Aus reichlich unerfindlichen Gründen sollte die neue 90er-Adaption kein Musical werden. Es stellte sich aber alsbald heraus, dass das schleicht nicht funktionierte. Und so wurden erneut Ashman und Menken an Bord geholt. Ashman war zu dieser Zeit, aufgrund einer AIDS Erkrankung, so schwer krank, dass er nicht mehr reisen konnte. Katzenberg ließ die Produktion nach New York verlegen und später eine Art „Skype“ System einrichten, als Ashman sein Bett nicht mehr verlassen konnte. Dafür brauchte man damals noch Satelliten. All das soll nicht illustrieren, wie groß Katzenbergs Herz ist, ist es nämlich nicht, sondern wie wichtig die Musik für den Film wurde. Für Ashman bedeutete es, dass er seine Arbeit an seinem Herzensprojekt ‚Aladdin‘ liegenlassen musste. Er würde keine Chance mehr bekommen, sie fortzusetzen, er starb 1991, noch bevor ‚Die Schöne und das Biest‘ erschien.

Die Broadway-Leute Ashman und Menken nutzen die Produktion in New York, um die Rollen mit Broadway Darstellern zu besetzen. Das sorgt dafür, dass man unter den Originalsprechern wenige allzu bekannte Namen findet, sieht man einmal von Angela Lansbury als Mrs. Potts (Mme. Pottine) ab, die damals, ‚Mord ist ihr Hobby‘ sei Dank, auf der Spitze ihrer Bekanntheit war. Die Hauptrollen übernehmen Paige O’Hara und Robbie Benson. Gesanglich hervortun darf sich Opernsänger Richard White als fieser Jäger Gaston.

Für die Animation standen derweil nur zwei Jahre, statt der Disney-üblichen vier zur Verfügung. Sie entstand in Glendale, Kalifornien, mit einiger Hilfe vom neuen Studio in Lake Buena Vista, in Florida. Die Arbeit ging allerdings auch schneller vonstatten, da das neue CAPS System verwendet wurde. Ein digitales Scanner und Kompositsystem, das Pixar für Disney entwickelt hatte. Damit lässt sich etwa multiplane Animation deutlich leichter und schneller erstellen. Auch CGI kam, vor allem in der berühmten Tanz-Szene, zum Einsatz. Doch das war für Disney schon seit ‚Basil, der große Mäusedetektiv‘ nicht ungewöhnlich.

Dennoch merkt man dem Film gelegentlich die Knappheit von Zeit und auch Geld an. So wird etwa die Vorgeschichte anhand von (sehr schönen) Standbildern erzählt. Auch wurde für den letzten Tanz, zwischen Belle und dem zurückverwandelten Prinz, Animation aus ‚Dornröschen‘ wiederverwertet. Wir sind jedoch weit entfernt von einem ‚Robin Hood‘, der ganze Sequenzen recycelte (und dennoch einer meiner Lieblinge ist…).

Auch die Geschichte des Films sollte bekannt sein, ich fasse sie dennoch kurz zusammen. Ein arroganter Prinz weist die Bitte einer alten Frau nach Obdach ab. Die Frau erweist sich als mächtige Zauberin, verflucht den Prinzen in die Gestalt eines Biests, sein Schloss in eine Grotesken-übersäte Horrorbude und die Dienerschaft in allerlei Haushaltsinventar. Bevor das letzte Blütenblatt einer magischen Rose fällt, muss das Biest eine Frau finden, die ihn liebt. Dann wäre der Fluch gebrochen. Ansonsten währt er ewig. Belle lebt mit ihrem Vater, einem eher mäßigen Erfinder, in der französischen Provinz. Hier gilt sie, ob ihres Strebens nach Höherem, als Außenseiterin. Doch der arrogante Jäger Gaston will sie dennoch zur Frau. Sehr zu Belles Missfallen. Ihr Vater verirrt sich eines Nachts ins Schloss des Biestes und wird vom biestigen Hausherren prompt gefangen gesetzt. Belle bietet sich im Austausch gegen ihren Vater als Gefangene. Das Biest und die Dienerschaft sehen eine Chance den Fluch zu brechen. Wenn das Biest nur seinen Jähzorn kontrollieren kann.

Ich glaube ‚Die Schöne und das Biest‘ ist mein liebster Film der Disney-Renaissance. Wobei ich Schwierigkeiten hätte zwischen ihm, ‚Aladdin‘ und ‚König der Löwen‘ zu wählen. Von allen Romanzen der „Renaissance“ hat der hier den Vorteil, dass sie zwischen zwei gleichwertigen Charakteren stattfindet. Arielle, ein durchaus runder Charakter, könnte sich genauso gut in ein dänisches Holzbrett verlieben, so platt bleibt Erik. Jasmine bekommt etwas mehr Nuance, doch bleibt es immer Aladdins Geschichte. Hier deutet bereits der Titel an, dass es die Geschichte zweier Charaktere ist. Dabei muss man dennoch das Märchenhafte der Geschichte betonen. „Er benimmt sich nur wie ein gigantisches Arschloch, weil er so verletzt und unsicher ist, eigentlich ist er total lieb“, ist nicht die beste Beziehungs-Lektion für die wahre Welt.

Dennoch wird hier nie ein Charakter zum Werkzeug für die Entwicklung des anderen. Beide bleiben glaubwürdig und natürlich. Das geht zwar alles sehr schnell, weil der Film in seiner Erzählung erstaunlich effizient ist, bleibt dabei aber immer intelligent konstruiert. Wenn etwa der Film auf seinem Tiefpunkt ist, Belles Vater wird in der „Spinnenkutsche“ nach Hause geschickt, Belle bricht weinend auf dem Bett zusammen, dann folgt Gastons „Schurkensong“. Der beginnt mit einem, aufgrund von Belles Ablehnung, recht depressiven Gaston. Doch der Song, ein schunkeliges Sauflied, das betont, was für ein unfassbar toller Typ er doch ist, baut ihn und, ironisch, auch uns als Zuschauer wieder auf.

Damit dieser Artikel nicht Ewigkeiten andauert, hier in Kurzform ein paar der Dinge, die ich an dem Film sehr mag. Biests grandiose Gesichtsanimation, wo man einem unmenschlichen, gezeichneten Gesicht jederzeit menschliche Gefühle, Furcht, Reue oder Freude zuschreiben kann. Die Tatsache, dass Biest im Kampf gegen die Wölfe, die Belle und ihr Pferd überfallen, kein Superheld ist, sondern ungeschickt und unerfahren und nur durch pure Stärke gewinnt. Die zentrale Tanzszene, natürlich.  Animator James Baxter gelingt die Rotation der Charaktere von Hand und die Integration in den CGI Hintergrund plus Kamerabewegung beeindrucken heute kein bisschen weniger als damals (Katzenberg gefiel der von Angela Lansbury gesungene Song dazu, „Beauty & The Beast“, so gut, dass er Ashman aufforderte mehr Strophen zu schreiben. Der teilte ihm mit, er habe, abgesehen von „yeast“ (also Hefe) bereits jedes mögliche englische Wort auf „beast“ gereimt). Der Song „Be Our Guest“, weil er Grundlage für den besten Simpsons Song, die Parodie „See My Vest“ war. Das Disney sich getraut hat, hier annähernd schlüpfrig zu werden. „And every last inch of me’s covered with hair“ singt Gaston, während er in die Kamera zwinkert.

Aber im Großen und Ganzen ist das einfach ein Film, der sich zurückberuft auf Disneys große Frühzeit, ohne dabei zu übersehen, dass man in den 90ern angekommen war. Gibt es ein paar zu viele Comic Relief Charaktere, die vor allem dafür da zu sein scheinen, Spielzeug und Merchandise zu verkaufen? Durchaus. Stört mich das? Nicht besonders. Michael Eisner hatte die Devise ausgegeben, dass es für Disney vor allem galt, Geld zu verdienen. Wenn dabei Kunst geschaffen würde, fein. Aber Geld ist die Hauptsache. Eine Lektion, die Eisners Schützling, Bob Iger, neuer alter Disney CEO, vollends übernommen hat. Inzwischen insoweit, dass er die Werke aus Eisners Zeit kannibalisiert. Ich kenne das Live Action Remake des Films nicht, ich interessiere mich für das Live Action Remake kein Stück. ‚Die Schöne und das Biest‘ ist ein solcher Gipfel des Zeichentricks, dass ein Remake in einem anderen Medium immer weniger sein muss als das Original. Das ist aber alles nix Neues. Es war halt nur so, dass sich die von Eisner angeschobenen, billigen VHS Fortsetzungen leichter ignorieren ließen, als die CGI trächtigen Blockbuster-Remakes der Neuzeit. Was soll’s, dem Film selbst kann das nicht das Geringste anhaben.

‚Fritzi – Eine Wendewundergeschichte‘ (2019)

Na schön, das ist mal wieder einer dieser Filme, bei denen ich das Gefühl habe, ich muss mich rechtfertigen, warum ich ihn bespreche. Schaffen wir dieses persönliche Bedürfnis also erst einmal aus dem Weg. Warum schaue ich einen Film für Kinder, über die Friedliche Revolution in der DDR und die Öffnung der Innerdeutschen Grenze? Genau deswegen. Weil es mich neugierig gemacht hat, wie man Kindern ein geschichtlich noch so neues, für die Hauptrezipienten aber schon sagenhaft weit zurückliegendes Ereignis greifbar machen kann. Ist Animation da der richtige Weg? Um eine Antwort darauf zu finden, musste ich den Film schauen. Und jetzt verrate ich sie Euch, in der Hoffnung, dass Ihr ihn vielleicht mit Euren Kindern schaut. Denn ich finde, das lohnt sich tatsächlich.

Es sind die Sommerferien 1989. Die zwölfjährige Fritzi hat nicht viele Freunde, doch Sophie ist ihre beste Freundin. So verspricht sie gerne, auf Sputnik, Sophies Hund, aufzupassen. Denn Sophie macht mit ihrer Mutter Urlaub in Ungarn. Doch als die Schule wieder beginnt ist Sophie immer noch nicht zurück. Bald geht das Gerücht um, sie und ihre Mutter wären unter denen, die über Ungarn in den Westen „rübergemacht“ hätten. Fritzi kann es kaum glauben, doch ein Anruf Sophies bestätigt es letztlich. Damit steht für Fritzi fest, was zu tun ist. Sie muss in die Bundesrepublik Deutschland, um Sophie ihren Sputnik zurückzubringen. Möglicherweise kann Bela, der Neue in der Klasse ihr sogar dabei helfen. Eine Klassenfahrt zu einer grenznahen Jugendherberge ist jedenfalls die beste Chance. Das Unternehmen geht so schief wie es gehen muss und droht katastrophale Konsequenzen für Fritzi und ihre Familie zu haben. Doch dann nehmen Ereignisse, nicht nur in Leipzig, ihren Lauf, die Fritzis Leben und das Land in dem sie lebt entscheidend verändern sollen.

Der Film basiert auf einem mir nicht bekannten Kinderbuch, ‚Fritzi war dabei‘ von Hannah Schott. Wie nah man hier der Vorlage bleibt kann ich also nicht einschätzen. Es hat mich allerdings durchaus beeindruckt wie ehrlich der Film in seiner kindlichen Perspektive bleibt. Fritzi möchte Sputnik zu Sophie zurückbringen und natürlich auch ihre beste Freundin wiedersehen. Mit diesem, an sich furchtbar simplen, Anliegen stößt sie jedoch plötzlich an die recht engen Grenzen des Staates, in dem sie bislang unbedarft und somit auch unbeschwert gelebt hat. Mit naiven Fragen wie „ich dachte die Grenze schützt UNS vor den Imperialisten, warum darf ICH dann nicht rüber?“ zieht sie sich den Zorn ihrer Klassenlehrerin und den Hohn der Thälmann Pioniere unter ihren Mitschülern zu, die sie schnell als „Hippie“ ausgemacht haben. Mit dem Versuch Reisetickets zu kaufen, gerät sie gar ins Visier der Stasi. Da wirkt es wie eine Mischung aus Zufall und Unausweichlichkeit, dass sie in der Nikolai-Kirche und dann auf den Montagsdemos landet.

Das bleibt alles für die jungen Zuschauer verständlich und verzichtet dankenswert auf einen großartigen Wandel Fritzis zur Freiheitskämpferin. Auch die anderen Charaktere, allen voran Fritzis Eltern sind nachvollziehbar ausgearbeitet. Gelegentlich bricht sowohl der didaktische Anspruch als auch die Notwendigkeit Bahn, dem jungen Publikum die nötigen Informationen zu vermittel, was sich in etwas ungelenken „was ist das eigentlich, die Stasi?“ Dialogen äußert.

Der Film bemüht sich eine Brücke in der Zeit herzustellen. So wurde bei den Hintergründen ganz offensichtlich eine große Mühe betrieben das Leipzig des Jahres 1989 nachzubilden. Von den Kinderzimmern über Klassenräume, Amtsstuben und schlichte Straßenansichten. Für mich als jemanden, der allerdings nicht in der DDR aufgewachsen ist, wirkte das sehr authentisch. In den Montagsdemo-Szenen wird O-Ton verwendet. Natürlich darf bei keinem Film über die Öffnung der innerdeutschen Grenzen Günter Schabowskis verstammeltes „nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“ fehlen. Und sogar in Sachen Gewalt ist der Film ehrlicher als ich erwartet hätte. Er beginnt gar mit einem gehörten, nicht gesehenen Schuss an der Innerdeutschen Grenze. Und Volkspolizei und Stasi langen bei den Montagsdemos durchaus hin. Natürlich nicht übertrieben und immer noch kindgerecht, aber es ist da und das ist wichtig.

Anderes funktioniert weniger gut. Gelegentlich wird für historische Nachrichtenaufnahmen Originalmaterial mit einem Filter drübergelegt benutzt. Das soll wohl den didaktischen Anspruch unterstreichen, wirkt aber vor allem reichlich billig und wie ein Fremdkörper. Und was mir als jemandem, der 1989 ein paar Jahre jünger war als Fritzi sofort auffällt: da raucht ja gar keiner. Nicht verqualmte Innenräume sind wohl die größte Ahistorizität des Films. Aber ich verstehe natürlich, dass das eine bewusste Entscheidung war. Und keine ganz ernste Kritik von mir!

Die Hintergründe habe ich ja schon gelobt. Figurendesgin und Animation dieser deutsch-luxemburgisch-belgisch-tschechischen Koproduktion sind okay. Nichts was lange im Gedächtnis bleiben würde, aber es funktioniert einwandfrei. Mit den recht vereinfachten Figuren vor komplexen Hintergründen erinnert es mich an die Ligne Claire eines ‚Tim & Struppi‘ (der Comic, nicht der CGI Animationsfilm). Es ist erkennbar über typischem Fernsehanimationsniveau. Für Fahrzeuge kommt CGI zum Einsatz, was Trabbis gelegentlich eleganter wirken lässt, als sie es in der Realität je waren. Wenn Ihr Kinder habt und ihnen von dieser Zeit erzählen wollt, dann kann ich diesen Film vollumfänglich empfehlen. Bereitet Euch aber auf einige Fragen hinterher vor. Denn in seiner einfach-naiven Kindersicht gelingt es ihm Ansätze für durchaus recht komplexe Fragen zu schaffen. Und das meine ich absolut als Kompliment. Und wenn Ihr keine Kinder habt und, wie ich, einfach selbst neugierig seid, wie „der erste Animationsfilm über die Wende“ seine Zeit darstellt, dann verschwendet Ihr Eure Zeit hier sicherlich auch nicht.

‚Ghostbusters‘-Geschichte Teil 4: „Anybody seen a ghost?“

Fortsetzung zu Teil 3

„Actionfigur“. Ein Begriff, den die Spielzeugfirma Hasbro Mitte 60er erfand, als der Absatz ihrer „G.I. Joe“ Figuren eher schleppend lief. Diese erinnerten von der Größe und den austauschbaren Klamotten her frappierend an „Barbie“-artige Puppen. Und da Jungen natürlich niemals nicht mit Puppen spielen würden (bzw. ihre Eltern Probleme damit hätten), musste ein neuer Marketingbegriff her. Tatsächlich bleiben Actionfiguren für die nächsten 10 Jahre auch genau in diesem Schema. Groß, mit austauschbaren Kleidern. Meist waren die Reihen eigene Erfindungen der Hersteller, gelegentlich gab es Lizenzen. ‚Star Trek‘ etwa, oder den einen oder anderen Marvel Helden. Das änderte sich grundlegend, als 1977 ein junger Regisseur mit der Spielfigurenlizenz für seinen neuen SciFi Film hausieren ging. Bei den Industriegrößen Hasbro und Barbie-Hersteller Mattel wies man ihm freundlich aber bestimmt die Tür. Letztendlich stieg ihr deutlich kleinerer Konkurrent Kenner ins Geschäft ein und erwarb quasi eine Lizenz zum Gelddrucken. Denn der Regisseur war, natürlich, George Lucas und der Film ‚Star Wars‘. Kenner schrumpfte die Figuren deutlich ein und modellierte die Kleidung direkt aus Plastik. Damit schufen sie die neue typische Form der Actionfigur. Auch war hiermit die perfekte neue Absatzform für Actionfiguren gefunden: als Merchandise zum neuesten Blockbuster.

Daher fiel schon auf, dass es zu einem so Actionfigur-tauglichen Film wie ‚Ghostbusters‘ (gebt es zu, Ihr hattet kurz Sorge, ich hätte den falschen Text hier reinkopiert) eben keine Actionfiguren gab. Es gab typisches Merchandise, T-Shirts, Schulhefte mit dem Logo drauf usw.. Videospiele, die größtenteils Winston mal wieder außen vorließen. Aber wo waren die coolen Figuren? Nun, man wollte es bei Columbia eben ganz richtig machen. Und im Actionfigurenmarkt hatte es Anfang der 80er gleich noch eine Revolution gegeben. Mattel wollte die Blamage ‚Star Wars‘ abgelehnt zu haben nicht auf sich sitzen lassen und man sagte sich, warum nicht versuchen ein eigenes Franchise zu etablieren? Mit ihren „Masters of the Universe“ traten sich auch vom Namen her in direkte Konkurrenz zum Sternenkrieg. Jeder muskelbepackten Figur lag hier ein Comic bei, in dessen Geschichte das Kind weitere Figuren entdecken konnte, um die es Mutti und Vati dringend anhauen musste. Dazu gab es auch eine Fernsehzeichentrickserie, die ebenfalls quasi als halbstündige Werbesendung für die Figuren verstanden werden konnte. Und der Erfolg war immens.

Columbia wollte nun das Beste beider Welten. Sie hatten einen Hitfilm, dessen Titel einem auch noch quasi täglich aus den Musikcharts im Radio zugerufen wurde, doch sie wollten auch eine Zeichentrickserie, die ein anhaltendes Interesse an Figuren und dem Franchise an sich bedeuten würde. Da wurde man natürlich bei Filmation hellhörig. Ihr erinnert Euch an Filmation? Die hatten den Namen ‚Ghostbusters‘ an Columbia lizensiert und sollten noch 1% Gewinnbeteiligung dafür bekommen. Und sie waren diejenigen, die den ‚Masters of the Universe‘ Cartoon produzierten. Naja und wo man doch schon eine Geschäftsbeziehung zu Columbia hatte, war doch klar dass sie auch deren Zeichentrick produzieren würden. Nun, hier erlebten Filmation schmerzhaft wie es ist, ein kleiner Fisch in Hollywood zu sein. Sie erfuhren nicht nur, dass man für die Serie mit ihren argen Konkurrenten, der Animationsfirma DiC, arbeiten würde, nein, Columbias Buchhalter hatten auch mal ordentlich nachgerechnet und – leider – feststellen müssen, dass die erfolgreichste Komödie der 80er keinen Cent Gewinn gemacht hat. Daher konnte Filmation die 1% Gewinnbeteiligung natürlich auch vergessen. Keine Fragen bitte, vielen Dank, da ist die Tür!

In der Unterhaltungsbranche kann man immer wieder einmal sehen, dass Rache einer der besten Motivatoren ist. So entstand etwa die Playstation, weil Nintendo Sony in einer geplanten Zusammenarbeit übergangen und öffentlich erniedrigt hatte. Und auch bei Filmation wandelte man den fraglos vorhandenen Zorn in zügige Arbeit um. Schnell wurde die alte Real-Serie ‚The Ghost Busters‘ aus den 70ern, um zwei Menschen und einen Gorilla, die Geister jagen, zur Zeichentrickserie gemacht. Die erhielt nun den Titel ‚Ghostbusters‘, ohne „The“ und das frühere Leerzeichen… ohne besonderen Grund, natürlich. Und tatsächlich, man schaffte es am 6. September 1986 ins Programm von CBS. Columbia und DiC stellten ihre Serie erst eine Woche später, am 13. September ins Programm von ABC. Sie waren gezwungen ihrer Serie den spürbar genervten Titel ‚The Real Ghostbusters‘ zu geben. Der wenden wir jetzt auch wieder unsere Aufmerksamkeit zu, aber ich liebe einfach diesen animierten Mittelfinger zur absoluten Schweinerei, die sich Columbia hier geleistet hat (also, die Idee dahinter. Die Serie selbst fand ich nicht sonderlich gut).

Wenn man den Film gesehen hat und dann die Serie schaut, fällt als erstes auf, dass die Serien-Charaktere ihren Filmpendants überhaupt nicht ähnlich sehen. Das hat zwei Gründe. Zum einen müsste man die Darsteller bezahlen, wenn man die Figuren ihnen nachempfindet. Das wollte Columbia natürlich vermeiden. Zum anderen sind drei Viertel der Geisterjäger weiße Männer, Mitte 30, mit braunen Haaren. Als Darsteller leicht auseinanderzuhalten, für Animation aber nicht ideal. So bekam Egon seine große blonde Haartolle und Ray rote Haare und ein Bäuchlein. Dazu bekamen sie Overalls in unterschiedlichen Farben. Auf die Besetzung der Sprecher will ich nicht groß eingehen, es sei nur eine Anekdote wiedergegeben, die Lorenzo Music, der originale Sprecher von Peter Venkman, erzählt. Beim Casting saß er mit Arsenio Hall, der für Winston vorsprechen wollte, im Warteraum. Da sahen sie Ernie Hudson aus dem Vorsprech-Zimmer kommen. Hall war überrascht und ein wenig sauer, warum man ihn überhaupt eingeladen habe, wenn der Mann selbst hier sei. Nun, kurz gesagt, Hudson bekam die Rolle nicht, sondern Hall. Warum? Das ist keinem so recht klar. Irgendwer bei Columbia mochte Hudson anscheinend wirklich nicht.

Als „story editor“ wurde Joe Michael Straczynski angeheuert. Straczynski startete seine Fernsehkarriere, ausgerechnet, bei Filmation. Er hatte ungefragt ein Skript für die Masters eingesandt, das Filmation sofort kaufte und ihn um weitere bat. Später wurde er als „story editor“ bei der Schwesterserie ‚She-Ra‘ angestellt. Bei den ‚Real Ghostbusters erwies sich Straczynski als Glücksgriff. Er war ein großer Fan des Films und betrachtete die Serie nicht als zynische Werbesendung, sondern wollte sie nutzen um die Charaktere und ihr Umfeld auszubauen. So erweiterten er und die anderen Autoren das Universum der ‚Ghostbusters‘, führten Familienmitglieder ein, im Film nicht erwähnte Ängste und Wünsche. Erklärten Kleinigkeiten, etwa warum die Geisterjäger neue Uniformen brauchten (Gozer-Marshmallow-Rückstände sind gefährlich!). Oder sie erzählten metatextuell, wie ein Film über die Arbeit der Ghostbusters gedreht wurde („Murray, Aykroyd, and Ramis? Is that a law firm?“). Slimer wurde zum Mitbewohner der Geisterjäger, denn jede Zeichentrickserie in den 80ern brauchte ihren nervigen Comic Relief Charakter. Straczynski mochte ihn nicht und erzählt gern scherzhaft, dass er alles getan hat, um ihn in seinen Geschichten zu quälen. Janine bekam auch mehr zu tun, durfte die Jungs mehr als einmal aus der Patsche hauen und gelegentlich selbst als Ghostbuster auftreten. Selbst gegen Cthulhu (siehe ‚Ghostbusters‘ als kosmischer Horror) traten die Geisterjäger an. Allerdings, erzählt Straczynski, hat ein übereifriger Titelkartenschreiber „Cthulhu“ als Nonsenswort identifiziert und korrigiert. So heißt die Folge ‚The Collect Call of Cathulhu‘. Miau-fhtagn.

Nach der zweiten Staffel tauchten leider ABCs Marketingexperten in Straczynskis Büro auf. Sie hätten Umfragen angestellt, die sie Straczynski allerdings nie zeigten. Aber die Ergebnisse seien klar. Viel mehr Slimer! Die ‚Ghostbusters‘ sind den Kindern wurscht! Janine ist zu zynisch und vorlaut, sie sollte mütterlicher sein! Und Winston sollte das Ecto-1 fahren und ansonsten am besten nicht auffallen… Joe Michael Straczynski verließ auf der Stelle seinen Posten. Er lieferte noch einige Skripte als freier Mitarbeiter, die sich um die Vorgaben nicht scherten. Er arbeitete danach für ‚Mord ist ihr Hobby‘ und begann mit den Plänen für sein opus magnum, ‚Babylon 5‘.

‚The Real Ghostbusters‘ wurde mit der vierten Staffel in ‚Slimer! and The Real Ghostbusters‘ umbenannt. Der grüne Geist erhielt zusätzlich zu seinen Auftritten in der Story noch eigene Comedy-Segmente. Die Qualität ließ stetig nach und 1991 war es vorbei mit der Serie.

Aber während ihrer Zeit brachte die Serie ein geradezu unüberschaubares Portfolio an Merchandise-Produkten hervor. Von Brettspielen und Comics über Frühstücksbrettchen bis zu Bettwäsche. Vor allem aber natürlich die Actionfiguren. Produziert, wieder einmal, von Kenner. Zentral waren natürlich die Geisterjäger, die schön modelliert waren, allerdings das Problem hatten, dass die Strahlen direkt an den Neutrinowerfern befestigt waren, sich nicht abnehmen ließen und recht fragil waren. Im üblichen Kinderzimmer hielten sie vermutlich etwa 3 ½ Minuten. Doch es war bei den Geistern, wo sich die Spielzeugmacher wirklich austobten. Der viel zu kleine Marshmallow Man war etwas enttäuschend, doch die meisten selbstentwickelten Geister waren mit wunderbar grotesken Funktionen ausgestattet. Mein Favorit war ein einäugiger Geist, der auf Druck sein großes Auge verschießen konnte. Und nie gehabt, aber stets gewollt, habe ich die Geistertoilette. Ich meine schaut Euch das Ding an!

Sagt mir, das sei nicht großartig und ich nenne Euch Lügner! Dazu gab es das Ecto-1 und ein Feuerwehrhaus-Spielset. Über die Jahre wurde die Serie die Serie um klassische Monster erweitert, sowie um transformierbare Geister. Genannt sei hier die wunderbare Granny Gross.

Während der zweiten Hälfte der 80er bis in die frühen 90er waren die ‚Ghostbusters‘ Franchise-technisch auf dem Höhepunkt. Warum also hat es 5 Jahre, bis 1989 gedauert bis ein zweiter Film in die Kinos kam? Versuchen wir beim nächsten Mal eine Antwort darauf zu finden.

In Teil 5 lautet die Antwort Coca-Cola!

‚Küss den Frosch‘ (2009)

Eigentlich sollte ‚Küss den Frosch‘ zur großen Rückkehr der klassischen Animation bei Disney werden. Doch obwohl der Film ein Erfolg bei Publikum und Kritik war und sich auch finanziell okay geschlagen hat, konnte er sich doch nicht mit der Gelddruckmaschine messen, als die sich die CGI Animation ‚Die Eiskönigin‘ erwies. Und so wurde aus der Rückkehr ein jazziger Abgesang. Ein Abgesang, den ich bisher nicht kannte. Ein Abgesang, der, wie ich jetzt sagen kann, nicht nur ins Ohr, sondern auch ins Auge geht. Nee Moment, jetzt hab ich meine Metaphern allzu sehr verwurschtelt. Will sagen, er klingt nicht nur toll, er sieht auch sehr gut aus!

Im New Orleans der 20er Jahre arbeitet die junge Afroamerikanerin Tiana in mehreren Kellnerjobs, um sich genug Geld für ein eigenes Restaurant zusammenzusparen. Prinz Naveen aus dem fiktiven Königreich Maldonia ist ein Lebemann. Seine Eltern haben ihm den Geldhahn zugedreht und nun kommt er nach New Orleans, um eine reiche Frau zu heiraten. Doch er und sein Diener Lawrence geraten an den zwielichtigen Voodoo-Bokor Dr. Facilier. Der verwandelt Naveen in einen Frosch und Lawrence in das Abbild von Naveen. In dessen Gestalt soll er Charlotte, die Tochter des steinreichen  Eli „Big Daddy“ La Bouff heiraten. Den würde Facilier dann umbringen und beide könnten sich das Erbe teilen. Tiana besorgt das Catering beim Maskenball von La Bouff. Da sie nach einem Missgeschick ein Kleid von Charlotte anzieht, hält Frosch-Naveen sie für eine Prinzessin und bittet sie ihn zu küssen, zwecks Rückverwandlung. Nachdem er versprochen hat ihr Restaurant zu finanzieren erklärt sie sich bereit. Doch da sie keine Prinzessin ist, verwandelt stattdessen sie sich in einen Frosch. Bald landen beide in den Sümpfen der Bayous, treffen dort den Jazz-verrückten Alligator Louis und das Cajun-Glühwürmchen Ray und machen sich mit deren Hilfe auf zu Mama Odie, einer Voodoo-Mambo, die in den Bayous leben soll und ihnen hoffentlich helfen kann.

‚Küss den Frosch‘ ist gleichsam Rückbesinnung auf die Disney-Erfolge der 90er, als auch ein Kommentar auf sie. Natürlich ist er erst einmal insofern klassisch, als dass es sich um eine sehr lose Adaption des Grimmschen Märchens vom Froschkönig handelt. Allerdings hat man sehr darauf geachtet, dass Tiana eine Figur ist, der das „Prinzessinsein“ nicht egaler sein könnte. Sie ist keine typische „Disney-Prinzessin“, sie ist jemand, die ein Restaurant aufmachen möchte. Nicht nur als ein Geschäft, sondern weil sie mit Nahrung, mit dem Kochen für andere, eine verbindende Philosophie assoziiert. Sie ist am „Prince Charming“ des Stücks weder interessiert weil er ein Prinz ist, noch weil er besonders „charming“ ist, sondern weil Naveen am Ende des Tages ein anständiger Frosch ist. Dagegen wird Charlotte, die davon träumt Prinzessin zu sein, als ein wenig albern und naiv dargestellt. Sie ist dabei aber keineswegs ein unsympathischer Charakter.

Natürlich darf man von einem Disney Zeichentrick nicht erwarten, dass er den Süden der USA in Zeiten der strengen Segregation realistisch abbildet. Tatsächlich erfährt Tiana aber durchaus Rassismus, etwa wenn die Makler des Gebäudes, das sie für ihr Restaurant kaufen möchte, lieber an jemand verkaufen würden der „nicht ihren Hintergrund“ hat. New Orleans ist hier wunderschön dargestellt, wenn auch entlang der typischen Klischees, des French Quarters und Mardi Gras, Beignets und Gumbo, Jazz und Voodoo. Apropos Voodoo, der ist hier natürlich der typische Hollywood-Voodoo aus Blutmagie, Nadeln und Puppen. Aber Dr. Facilier ist ein interessanter Gegenspieler, von dem ich am liebsten noch mehr gesehen hätte. In seiner schleimigen Bösartigkeit erinnert er mich am Ehesten noch an Rattenzahn/Rattigan aus ‚Basil, der große Mäusedetektiv‘. Doch wo Rattenzahn in steter Kontrolle war, hat Facilier ein Bündnis mit Mächten geschlossen, die er selbst nicht völlig versteht. Hier zeigt der Film einige seiner visuell eindrucksvollsten Momente, in der beinahe psychedelischen Interaktion mit diesen Schattenwesen. Und werden die erst einmal auf Tiana und Naveen losgelassen, dann hat der Film beinahe etwas von ‚Taran und der Zauberkessel‘, jenem Film den Disney ansonsten allzu gern vergisst.

Das passt allerdings zum Rückblick des Films, der über die gesamte Schaffensbreite der Disney-Zeichentrick-Meisterwerke zu blicken scheint und sich das Beste daraus herauspickt. Menschliche Charaktere werden hier so wenig stilisiert und so „realistisch“ (natürlich immer noch überzeichnet) dargestellt, wie seit den 50ern nicht mehr. Im optischen Gegensatz zwischen Stadt und Bayou scheinen ‚Susi und Strolch‘ und ‚101 Dalmatiner‘ auf ‚Bambi‘ und ‚Das Dschungelbuch‘ zu treffen. Computereffekte sind im Gegensatz zu früheren Zeichentrick-Produktionen deutlich zurückgenommen, sind aber natürlich immer noch vorhanden. Sie waren ja auch schon seit den 80ern Teil der Disney-Filme. Dazu kommen die oben schon erwähnten psychedelischen Momente, sowie eine optisch besonders beeindruckende Gesangs-Nummer, in der die Animation im Stil des Art Deco inszeniert wird.

Ganz wichtiges Herzstück des Films ist natürlich auch der von Randy Newman komponierte Soundtrack. Er verbindet Elemente von Jazz, Blues, Cajun-Musik und Gospel. Besonders angetan haben es mir Tianas Solo ‚Almost There‘ und Dr. Faciliers düsteres ‚Friends on the other side‘. Die „jazzigere“ Musik folgt natürlich nur sinnvoll aus dem Setting der Geschichte, hilft aber auch den Soundtrack und die Musical Nummern deutlich von den typischen Broadway Nummern anderer Disney Filme zu differenzieren.

Bei Disney war man inzwischen weise genug Veteranen der 2d handgezeichneten Animation wieder zurückzuholen. Denn Dinge die dort funktionieren, funktionieren oft genug auch in der Computeranimation. Dennoch sorgt ‚Küss den Frosch‘ dafür, dass ich mir einen neuen Disney Zeichentrick wünsche. Er zeigt Animatoren auf dem Höhepunkt ihrer Könnens, schließt insofern direkt an Meisterwerke wie ‚Aladdin‘ oder ‚König der Löwen‘ an, reflektiert aber gleichzeitig die 80 Dekaden an handgezeichneter Animation, auf die Disney damals zurückblicken konnte. Das soll nun kein nostalgisch verbrämtes „gezeichnete Animation ist immer besser als CGI“ werden, der Meinung bin ich keinesfalls, doch finde ich es schade, dass man eine Kunstform, die man zu absoluter Meisterschaft geführt hat, komplett drangibt, nur weil eine andere wirtschaftlich (etwas) erfolgreicher ist. Aber ich will nicht zu laut klagen, ich bin immer noch der Meinung wir leben in einem goldenen Zeitalter, was Animation und ihre Vielfalt betrifft.

Dies ist auf jeden Fall ein Frosch, den es sich zu küssen lohnt und keine Kröte, die man schlucken muss.

Film & Verbot 2: Der Film, der Disney ins Wanken brachte – ‚Taran und der Zauberkessel‘

Beim letzten Mal haben wir gesehen, was staatliche Verbote mit einem Film und einer ganzen Filmindustrie machen können. Doch Verbote von Filmen müssen nicht unbedingt von staatlicher Seite ausgehen. Oft genug sind es die Produzenten, die Studios, deren Geld im Werk steckt, die eine Veröffentlichung des Films in seiner von den Machern gedachten Form verhindern. Die Beispiele hier wären zahllos, doch ich habe mich hier für einen entschieden, der beinahe für die Schließung der Disney Zeichentrickstudios gesorgt hätte und damit fraglos die heutige Filmlandschaft vollständig verändert hätte. Wir reden heute über ‚Taran und der Zauberkessel‘.

Walt Disney war stets so etwas wie ein kreativer Leitfaden für seine Firma. Insbesondere für die Zeichentrickfilme. Auch wenn er sich in seinen letzten Lebensjahren eher den Vergnügungsparks zuwandte, war er doch in die Produktion von ‚Das Dschungelbuch‘ eng involviert. Dessen Veröffentlichung 1967 sollte er nicht mehr erleben, nachdem er am 15. Dezember 1966 an den Folgen einer Operation wegen seines Lungenkrebses verstarb. In der Zeichentricksparte der Walt Disney Company war klar, dass man zunächst einmal Ideen umsetzen würde, die Walt bereits angestoßen, zumindest aber angedacht hatte. Daraus entstanden Filme wie ‚Robin Hood‘ und ‚Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei‘ Doch während der Produktion von ‚Cap und Capper‘ kam es immer wieder zu kreativen Streitigkeiten. Streitigkeiten, die wieder und wieder mit der vermeintlichen Antwort auf die Frage „was hätte Walt gemacht?“ beigelegt wurden. Doch entpuppten sich diese Antworten als problematisch. Walt war zeitlebens jemand, der die Grenzen der Kreativität erweitern wollte. Die reine Rückschau auf seine Ideen führte aber notwendiger Weise zu Stagnation und Wiederholung. Und damit ziemlich genau zu dem, was Walt ganz sicher nicht gewollt hätte.

Es musste also etwas wirklich Neues her. Da besann man sich darauf, dass bereits seit 1971 eine Option auf die Verfilmung der Fantasy-Buchreihe „Die Chroniken von Prydain“ von Lloyd Alexander auf Halde lag. Die frühen 80er Jahre schienen der ideale Moment für deren Umsetzung, hatte doch gerade das Rollenspiel mit „Dungeons & Dragons“ Einzug in Kinderzimmer und Studentenbuden gleichermaßen gehalten. Ritter, Schlösser, Drachen, finstere Magier und strahlende Helden waren „in“. Und so begann die Produktion von ‚Taran und der Zauberkessel‘ unter Ted Berman und Richard Rich (wirklich). Dieser Film würde anders werden als bisheriger Disney Zeichentrick. Der Film sollte „Disney“ neu erfinden. Düsterer im Ton der Geschichte. Finsterer in den Bildern. Es würden sicherlich keine Lieder gesungen.  Fun Fact am Rande: Tim Burton legte eine ganze Reihe Charakterkonzeptzeichnungen für das Projekt vor, die aber alle verworfen wurden. Tatsächlich sollte der Film noch vor ‚Cap und Capper‘ erscheinen, doch gab es wieder und wieder Probleme in der Animation. So wurde letztlich Weihnachten 1984 als Veröffentlichungszeitpunkt angepeilt.

Die Handlung dreht sich um den jungen Schweinehirten Taran, der gerne ein großer Held wäre. Eines Tages wird seine weissagende Sau Henwen vom bösen Gehörnten König entführt, damit sie ihm den Weg zum Schwarzen Kessel weise, mit dem der Gehörnte eine unbesiegbare, untote Armee erschaffen will. Auf der Suche nach seinem Schwein trifft Taran auf eine sture Prinzessin, einen aufbrausenden Barden und auf Gurgi, ein Wesen irgendwo zwischen Rauhaardackel und Affe mit Einsteins Kopfbehaarung. Er begegnet Hexen und Elfen und lernt, dass ein Held zu sein mehr bedeutet als Ruhm und Ehre und es auf ganz andere Werte ankommt.

Aber während der Film in Produktion ging, kam es bei der bereits angeschlagen Walt Disney Company zu einigen Änderungen im Management. Für uns wichtig sind zwei Personen, die sich beide durch kapitalistisches Geschick, aufbrausende Persönlichkeiten und gigantische Egos auszeichnen: Jeffrey Katzenberg, als neuer Chef der Filmsparte und Michael Eisner als neuer Disney CEO. Katzenberg war anwesend bei der traditionellen Testvorführung von ‚Taran und der Zauberkessel‘ für Disneymitarbeiter, die auch ihre Kinder mitbringen durften. Und was er sah gefiel ihm überhaupt nicht. Immer mehr Kinder verließen, teilweise weinend, den Kinosaal. Frustriert konfrontierte er nach Ende der Vorführung die Macher und verlangte, dass der Film entschieden gekürzt würde. Produzent Joe Hale versuchte ihm zu erklären, dass das bei Zeichentrick nicht so einfach sei und monatelange Nacharbeit bedeuten würde. Katzenberg verlor die Geduld, ließ sich die Filmrollen aushändigen und ging damit in einen Schnittraum, um höchstpersönlich Hand anzulegen. Panisch informierten die Macher Eisner, der herüber eilte und das Schlimmste verhinderte. In der Sache war er allerdings einig mit Katzenberg: Kürzungen waren nötig. Die Veröffentlichung wurde auf Juli 1985 verschoben.

Zwölf Minuten fielen der Schere letztlich zum Opfer. Die Kontinuität konnte dank Nachanimationen einigermaßen gewahrt werden. Doch die ohnehin nicht ganz klare Handlung, die bereits weit vom Buch entfernt war, wurde durch die Schnitte nicht eben nachvollziehbarer. Auch hatte Komponist Elmer Bernstein keine Zeit seine Musik anzupassen, so dass hörbare Sprünge im Soundtrack verblieben. Die mehrere Jahre dauernde Produktion hatte am Ende etwa 45 Millionen Dollar gekostet. Damit war ‚Taran‘ in diesem Moment der teuerste Animationsfilm aller Zeiten. Die erhoffte Erneuerung  würde allerdings eine herbe Blamage für Disney werden.

Die Kritiken waren lauwarm bis negativ. Die Animation wurde gelobt, technische Innovation (früher Einsatz von Computeranimationen) gar gefeiert, doch fehlte eben die „Magie“ der klassischen Disneyfilme. Zur eigentlichen Katastrophe wurde aber die Kinokasse. Nur gut 20 Millionen Dollar spielte der Film in den USA ein. Um die Schande noch zu vergrößern: ‚Der Glücksbärchi-Film‘ des kleinen Animationsstudios Nelvana, der gerade einmal 2 Millionen in der Produktion gekostet hatte, schlug ‚Taran‘ problemlos an den Kinokassen und spielte fast doppelt so viel ein wie der. David hatte Goliath geschlagen und der hätte nun einer saftigen Ladung Glückstrahlen aus Bärenbäuchen bedurft, um alle negativen Gefühle zu vertreiben. Sicher, außerhalb der USA war ‚Taran‘ erfolgreicher, doch das reichte bei weitem nicht, um auch nur die Kosten wieder einzuspielen. Merchandise oder Zweitverwertung in den Parks stand außer Frage (Ausnahme: eine einzige Attraktion im Disneyland Tokio). Bei Disney wollte man den Film einfach nur vergessen wissen.

Tatsächlich waren Katzenberg und Eisner sogar kurz davor die Animationssparte komplett zu schließen. Disney zu einem reinen Live Action Studio zu machen. Eine erstaunliche Überlegung, sah es doch bei der Realfilmproduktion ähnlich düster aus. ‚Das scharze Loch‘ (1979) und ‚Tron‘ (1982) etwa hatten, angeregt durch die Star Wars Euphorie, mit gigantischen Budgets finanziell enttäuscht. Einer der Gründe warum Disney in diesem Moment der Pleite näher war als je zuvor und – bislang – später. Aus der Rückschau kann man sagen, die Schließung der Zeichentricksparte hätte den Untergang zumindest der Filmabteilung von Dsiney gesichert. Denn das hätte bedeutet es gäbe keine ‚Arielle, die Meerjungfrau‘ im Kino, kein ‚Ducktales‘ im Fernsehen. Und damit kein gigantisches Comeback für Disney während der 90er, das endlich die kreative Renaissance herbeiführte. Sicher wäre Disney nicht der Mediengigant, der sie heute sind. Aber es kam anders. Mit kleinem Budget und kurzer Produktionszeit wurde der großartige ‚Basil, der große Mäusedetektiv‘ auf den Weg gebracht und der wurde, bereits im nächsten Jahr, immerhin zu einem Achtungserfolg.

Und was wurde aus ‚Taran und der Zauberkessel‘? Nun, Disney spricht anscheinend bis heute nicht gern über den Film. Es gibt zumindest eine recht lieblose DVD Veröffentlichung der gekürzten Version. An eine BluRay ist wohl nicht zu denken. Es war ebenfalls nicht einfach einen halbwegs vernünftigen Trailer aufzutreiben. Und die eigentliche, ungekürzte Fassung? Ich habe meine Zweifel, ob es überhaupt noch in einem Archiv eine Kopie der ursprünglichen Version, des „echten“ Films gibt. Obwohl im Internet immer wieder einmal Gerüchte auftauchen. Ich mag die Rumpfversion von ‚Taran‘, die wir bekommen haben eigentlich ganz gern, aber die ungekürzte Fassung wäre so etwas wie ein heiliger Gral. Was hat Katzenberg als zu finster empfunden und floss die Handlung ursprünglich besser? Wir werden es vermutlich nie vollständig erfahren.

Und die Macher? Ted Berman musste nach mehr als 50jähriger Karriere bei Disney seinen Hut nehmen. Und Richard Rich zeichnete später verantwortlich für einige dieser Direct-to-Video Fortsetzungen von Disney Zeichentrickerfolgen. Katzenberg fühlte sich von Eisner bei einer Beförderung übergangen, verließ Disney 1994 und wechselte zu Spielbergs „Dreamworks Animation“. Hier produzierte er unter anderem ‚Shrek‘. Dessen Schurke Lord Farquaad lebte nicht nur in einer Kopie des Disney Schlosses, auch von Aussehen und Manierismen erinnert er frappierend an Michael Eisner. Der führte Disney derweil zum finanziellen Erfolg. Zwar setze Disney unter ihm  seltener Trends doch wusste er immer sie geschickt auszunutzen. Von wenigen (finanziellen) Fehltritten sowohl im Zeichentrickbereich (‚Der Schatzplanet‘) und abseits davon („Euro Disney“) machte er Disney mehr und mehr zu einem echten Platzhirsch in Hollywood. Sein Fall kam letztlich von ganz unerwarteter Seite. Roy E. Disney*, Walts Neffe und letztes kreativ involviertes Familienmitglied, entledigte sich 2003 unter lautem Medienecho aller seiner Ämter innerhalb des Disney Konzerns. Disney unter Eisner beschrieb er als „habgierig, seelenlos und stets auf der Suche nach dem schnellen Dollar“. Zwei Jahre später beendete Eisner unter stetig lauter werdender Kritik sowohl von innerhalb als auch außerhalb des Konzerns sein Arbeitsverhältnis und übergab die Geschäfte an Bob Iger. Und Tim Burton war vermutlich rückblickend ganz froh, dass seine Charakterkonzepte keine Verwendung fanden.

 

*Roy galt übrigens häufig als Quelle dafür, dass es die vollständige Version von ‚Taran‘ noch gäbe.

Price Is Right – ‚Basil, der große Mäusedetektiv‘ (1986)

Na toll, mag jetzt mancher sagen, der zweite Film in seiner Vincent Price Reihe und er wählt einen Zeichentrickfilm, bei dem man Price nur im Original hören kann. Stimmt schon, aber es lohnt sich. Nicht nur ist Vincent Price eine völlig offensichtliche Wahl für einen Disneyschurken, es ist auch einer der wenigen Filme, in denen er singt. Von Henry Mancini geschriebene Songs singt. Aber es besteht eine reelle Chance, dass Ihr Prices Schurken gar nicht kennt und die Songs noch nie gehört habt, weil Disney diesen Film sehr lieblos behandelt. Dabei ist er einer der bedeutendsten der Geschichte der Firma, weil er sie mehr oder weniger vor der Pleite gerettet hat. Und ich mag ihn sehr, was natürlich der Hauptgrund ist warum ich ihn hier bespreche.

Mitte der 80er ging es Disney nicht unbedingt gut. Das goldene Zeitalter der Disney-Animation war spätestens mit ‚Robin Hood‘ (1973) beendet und im Realfilm hatten sich ‚Das Schwarze Loch‘ (1979) und ‚Tron‘ (1981) als finanzielle Fehlschläge erwiesen. In der Animation war der Versuch hin zu düsteren Geschichten, wie ‚Taran und der Zauberkessel‘ (1985) nicht von monetärem Erfolg gekrönt. Das Traditionsstudio wurde zum Ziel feindlicher Übernahmen. Ein Erfolg musste dringend her und so besann man sich auf das, was das Studio schon einmal groß gemacht hatte: Mäuse.

„Basil of Baker Street“ von Eve Titus war eine erfolgreiche Kinderbuchserie, um Basil, einen Mäusedetektiv, der als heimlicher Untermieter in Sherlock Holmes‘ Wohnung lebte. Bereits vier Jahre bereitete man bei Disney eine Umsetzung vor, als Michael Eisner, der neue Disney Chef plötzlich das Budget halbierte und die Produktionszeit auf nur ein Jahr festlegte. Wahrlich eine Herausforderung.

Der spielzeugmachende Mäuserich Hampelmann/Flaversham wird von der Fledermaus Greifer/Fidget entführt. Seine Tochter Olivia trifft auf der Straße Dr. Wasdenn/Dawson und gemeinsam ersuchen sie den berühmten Detektiv Basil um Hilfe. Dem ist schnell klar, dass hinter der Entführung des technischen Genies nur der fiese Professor Rattenzahn/Ratigan, der Napoleon des Verbrechens, stecken kann. Der plant einen Anschlag auf das diamantene Kronjubiliäum der (Mäuse) Königin Viktoria.

Für Sherlock Holmes Freunde gibt es hier einiges zu entdecken. Nicht nur kommen der Detektiv und Watson selbst ganz am Rande vor, der, aus einigen Holmes Geschichten bekannte, Spürhund Toby spielt eine ganz zentrale Rolle, denn Basil & Co. borgen das, für die Mäuse natürlich gigantische, Tier heimlich aus. Basil (eine Hommage an Holmes Darsteller Basil Rathbone) und Dawson sind liebenswerte Parodien auf die klassischen Charaktere, Basil ist ebenfalls Verkleidungskünstler und natürlich Meister der Deduktion und Dawson übernimmt die Rolle des Erzählers und zeigt die für Film-Watsons typische Trotteligkeit.

Aufgrund von Zeit- und Geldmangel ist die Animation nicht die beeindruckendste, die man je in einem Disneyfilm gesehen hat. Die Animationen selbst sind natürlich so flüssig, wie man es gewohnt ist, allerdings spart sich der Film seine einzige wirklich aufwändige Sequenz bis zum Schluss auf. Wenn Ratigan und Basil im Turm von Big Ben auf Leben und Tod kämpfen, dann ist das nicht nur eine eindeutige Anspielung auf Holmes‘ „Ende“ an den Reichenbachfällen, es ist auch eine technische Innovation. Denn man griff hier auf Computeranimation zurück, um der Szene mehr Tiefe und Animation zu verleihen, als es ansonsten in der kurzen Produktionszeit möglich gewesen wäre.

Aber ich weiß natürlich was Ihr eigentlich wissen wollt: wie ist denn jetzt Vincent Price? Sein Ratigan ist ein toller Schurke. Er basiert zwar ein wenig auf Holmes klassischer Nemesis Professor Moriarty, ist allerdings ein ganz anderer Charakter als dieses eiskalte Genie. Ratigan verbirgt eine rasende Psychopathie unter einer schmierigen Schicht aus falscher Höflichkeit. Er ist ein hinterhältiger Ausbeuter  aber auch getrieben von Minderwertigkeitskomplexen. Er erinnert mich insgesamt mehr an eine Figur aus der Feder von Charles Dickens, als Arthur Conan Doyle. Und doch funktioniert er toll als Gegenstück zu Basil und nicht zuletzt ist die Rolle Price natürlich auf den Leib geschrieben. Und der legt erkennbare Freude sowohl in die falsche Freundlichkeit des Charakters, als auch sein wahres, finsteres Gesicht. In der Animation habe ich beinahe das Gefühl Ratigan nimmt in gewisser Hinsicht das frühe, bittere Biest aus ‚Die Schöne und das Biest‘ vorweg, was durchaus stimmen kann, zeichnet doch für beide Animator Glen Keane verantwortlich. Auch bestreitet Price 2 der nur 3 Songs des Films. Die sind allesamt sehr gut, doch tauchen sowohl sie als auch Ratigan nie in offiziellen Reihen der großen Disney Schurken auf. Warum? Naja, ich habe eine Theorie.

Prices erster Song ist ein typischer Disney-Schurken-Einführ-Song mit der typischen „Böse sein ist toll!“-Aussage. Relativ untypisch endet der Song damit, dass Ratigan einen seiner Leute ermorden lässt (einen Charakter namens „Bartholomew“, eine Anspielung auf den Price-Klassiker ‚Die Grube und das Pendel‘). Das passiert zwar offscreen aber doch recht drastisch, er wird an eine Katze verfüttert. Prices zweiter Song ist selbst integraler Bestandteil einer Todesfalle, die Ratigan Basil und Dawson stellt. Der dritte Song ist das verführerische Lied einer weiblichen Maus in einer siffigen Hafenkaschemme. Die Songs und womöglich Ratigan selbst, sind wohl ein wenig zu düster für typische Disney-Verhältnisse. Die Songs, wie die gesamte Musik von Henry Mancini sind für sich genommen aber großartig.

Falls ich jetzt den Eindruck erweckt haben sollte ‚Basil‘ sei ein düsterer Film, dann ist das nicht ganz richtig. Er hat sicherlich düstere Elemente, ist aber in vielem ein Rückgriff auf den albernen Slapstick-Humor der frühen Disney Cartoons. Selbst der dramatische Höhepunkt im Uhrenturm ist eine direkte Hommage an ‚Die Uhrenreinigung‘ (1937), in dem Micky Donald und Goofy (man ahnt es) ein riesiges Uhrwerk reinigen. Diese Mischung leistet der Film allerdings ganz hervorragend und erzählt, auch das wohl der Produktionszeit geschuldet, seine Geschichte insgesamt wunderbar geradlinig und schnörkellos.

Es ist wirklich schade, dass Disney diesen Film so lieblos behandelt. Nicht mal für eine BluRay hat es bis jetzt hier in Deutschland gereicht. Der Film war zwar nur ein moderater Erfolg, er unterlag an den Kinokassen ‚Feivel, der Mauswanderer‘ des ehemaligen Disney Angestellten Don Bluth. Und doch spülte er Geld in Disneys Kassen, als es dringend gebraucht wurde. Er ebnete so den Weg zur Disney Renaissance, die im Kino mit ‚Die kleine Meerjungfrau‘ und im Fernsehen mit ‚Duck Tales‘ jeweils Ende der 80er beginnen sollte und Disney bis heute zum größten Unterhaltungskonzern der Welt machen sollte. Ich kann Euch versprechen, es ist einer der unterhaltsamsten Disneyfilme, den Ihr womöglich noch nie gesehen habt. Es lohnt sich.