Top 10 Filme von damals 1990 Platz 10 bis 6

Ist denn das die Möglichkeit? Die (immer noch reichlich mäßig) benannten „Top 10 Filme von damals“ sind zurück! Falls sich jemand nicht mehr an das Konzept erinnert, oder erst danach zur Leserschaft gestoßen ist: hier schaue ich mir die deutschen Top 10 Kino-Charts eines weit zurückliegenden Jahres an und gebe mehr oder weniger schlaue Kommentare zu den jeweiligen Filmen ab. Wir sind inzwischen im Jahr 1990 angekommen. Grundlage ist die entsprechende Liste von insidekino.com.

Was sich geändert hat ist, dass ich auf die Zusammenfassung der Geschehnisse des Jahres weitgehend verzichten werde. Die artete mehr und mehr in nicht sonderlich spaßige Arbeit aus und hat, wenigstens meiner Meinung nach, keinen wirklich großen Mehrwert geboten. Hier also wirklich nur die allerwichtigsten Fakten des Jahres 1990:

Im Sommer fertigt Thomas Goletz erste Skizzen von „Diddl“ an. Damals noch als Känguru und nicht als Springmaus. Noch konnte er nicht ahnen, was er auf die Menschheit loslassen würde. Im Herbst wird eine erste Version der Internet Movie Database in der Newsgroup rec.arts.movies verfügbar. Nicht, dass 99,9% der Bevölkerung davon etwas mitbekommen würden. Ebenfalls im Herbst erreicht Nintendos Game Boy Deutschland und beginnt unverzüglich Batterien und Zeit zu verschlingen.

Japp, damit ist das Jahr perfekt zusammengefasst. Auf ins Kino!

10. ‚Scott & Huutsch‘

Irgendwas muss Ende der 80er im Wasser gewesen sein, was eine typische Buddy-Cop-Komödie aber mit Hund wie eine wirklich gute Idee erschienen ließ. Neben ‚Mein Partner mit der kalten Schnauze‘ eben auch ‚Scott & Huutsch‘. Tom Hanks als sauberkeitsfanatischem Ordnungshüter, dem Sabbermaschine und Bordeaux Dogge Huutsch aufs Auge gedrückt wird, ist dabei durchaus unterhaltsam, wenn auch der Hundedarsteller hier vollends die Show stiehlt. Ich persönlich mochte immer ‚Mein Partner mit der kalten Schnauze‘ lieber. Das lag aber vermutlich vor allem daran, dass ich den im Kino gesehen habe. ‚Scott & Huutsch‘ läuft nach einem naiv-liebenswerten Film dann allerdings in ein doch etwas finstereres Ende.

9. ‚Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster‘

Joe Dante wollte nach dem ersten ‚Gremlins‘ keine Fortsetzung drehen. Der Film hatte ein gutes Ende, meinte er, jede Fortsetzung wäre pure Geldschneiderei. Warner wollten aber wirklich gerne Geld schneidern. Allerdings gelang es ihnen über Jahre nicht ein Sequel ohne Dante auf die Beine zu stellen und so beknieten sie ihn schließlich geradezu. Er erklärte sich bereit – wenn er ein deutlich höheres Budget und volle kreative Kontrolle bekäme. Beides nutzte er um quasi eine wild-anarchische Realfilmfortsetzung der Looney Tunes zu schaffen. Diesmal sind die kleinen Monster nicht in einem verschneiten Vorort los, sondern im New Yorker „Clamp Tower“ von Multimillionär Daniel Clamp (der aber sympathischer rüberkommt als sein realweltliches Vorbild). Hier liegen Fernsehstudios direkt neben Genlaboren und bieten einen weiten, fruchtbaren Nährboden für allerlei Chaos, das die Gremlins anrichten. Die menschlichen Figuren sind dabei überzogene Karikaturen, die sich in das wilde Geschehen einfügen. Die zerstörerische Entropie geht gar so weit, dass der Film desintegriert und Wrestling Star Hulk Hogan eingreifen muss. Bei der Kritik fiel das damals weitgehend durch, das Publikumsinteresse war auch eher mäßig, aber ich habe jedes Mal grandiosen Spaß mit diesem wilden Ritt. Auch wenn der erste Film fraglos der deutlich bessere ist.

8. ‚Die unendliche Geschichte II – Auf der Suche nach Phantásien‘

Tja, und wenn wir schon über Filme reden, bei denen der Erstling deutlich besser ist, dann ist ‚Die unendliche Geschichte II‘ sicher ein guter Kandidat. Auch wenn ich den hier nicht als „grandiosen Spaß“ bezeichnen würde. Eher als müde, vom Buch weit entfernte Fortsetzung. Autor Michael Ende hatte nach dem ersten Film, den er furchtbar fand, gegen die Produzenten geklagt, um weitere Filme zu verhindern. Nach sechs Jahren konnten sie doch weiter drehen. Sämtliche Rollen wurden neu besetzt, bei den Spezialeffekten wurden kleinere Brötchen gebacken und der Roman war bestenfalls noch lose Vorlage. Kann man sich sparen, ist aber immer noch besser als der dritte.

7. ‚Der Club der toten Dichter‘

Robin Williams als unkonventioneller Englischlehrer an einem erzkonservativem Internat in einem Film aus dieser Zeit lässt als erstes natürlich eine wilde Komödie erwarten. Davon könnte Peter Weirs Film kaum weiter entfernt sein. Williams Keating ruft seine Schüler zu selbstständigem Handeln und Denken auf, fordert von ihnen sie sollten Poesie nicht rezitieren, sondern nachvollziehen und erleben. Williams reiht sich dabei wunderbar in das junge Ensemble ein, Peter Weir erzählt, wie eigentlich immer, in wunderbar inszeniert und großzügig ausgestatteten Bildern. Nicht unbedingt ein überraschendes Drama, aber ein durchaus gelungenes.

6. ‚Ghost – Nachricht von Sam‘

Ein romantischer Fantasy Thriller, erzählt aus der Sicht eines Geistes. Patrick Swayze, der die Gabe hatte zwischen romantischen Film und Actionrollen hin- und herzuwechseln scheint geradezu ideale Besetzung als Sam, der bei einem scheinbar zufälligen Raubüberfall ums Leben kommt, jedoch als Geist zurückbleibt. Schnell stellt sich heraus, dass der Überfall nicht zufällig war und sich Freundin Molly (Demi Moore) in großer Gefahr befindet. Doch kann Sam mit ihr nur über Oda Mae (Whoopi Goldberg) kommunizieren, die selbst überrascht ist, dass sie wirklich ein Medium und keine Betrügerin ist. Das ist alles durchaus interessant, wenn auch vielleicht von Jerry Zucker gelegentlich etwas arg kitschig inszeniert. Und dann ist da natürlich die Töpferscheibenszene, die aus dem Stand zur vermutlich meistparodierten Szene der 90er wurde. Jede Komödie und jede Sitcom die was auf sich hielt hatte ihre eigene Version dieses Moments. Darunter natürlich auch der von Jerry Zucker ein Jahr später produzierte ‚Die nackte Kanone 2½‘. Schon allein deshalb ist der Film natürlich Pflichtprogramm, wenn man das Kino der 90er verstehen möchte.

Nächste Woche steht uns dann die große Disney-Renaissance ins Haus. Jedenfalls international, hier in Deutschland kesselt ein beinharter Rocker ersma gnadenlos an Disney vorbei. Könnt man mein, die Russen wärn da. Ansonsten hat eine Königin der 90er natürlich in diesem Jahr ihren Durchbruch und wir gucken mal, wer da spricht (es ist Thomas Gottschalk).