‚Oppenheimer‘ (2023)

Ich mag die meisten Filme von Christopher Nolan. Ich mag sie, kann aber zumeist die Begeisterung über die „Meisterwerke“ nicht vollständig teilen. Damit will ich gewiss nicht Nolans Talent als Filmemacher in Frage stellen, das sollte offensichtlich sein. Er verbindet in seinen Filmen zumeist Themen von Identitätsfindung mit gigantischen, wissenschaftlichen Ideen und setzt diese mit einer geradezu mathematischen Präzision, meist in verschiedenen, ineinander greifenden Zeitebenen um. Und er macht all das, ohne dabei die Perspektive eines Mainstream Publikums aus den Augen zu verlieren. Er nimmt nur an, dass das Mainstream Publikum ist ein bisschen weniger doof ist, als andere Hollywood Regisseure das tun. Beinahe jeder seiner Filme fesselt mich. Aber sie bleiben mir nicht unbedingt lange im Gedächtnis. ‚Oppenheimer‘ jedoch werde ich so bald nicht vergessen.

Nolan erzählt die Geschichte des „Vaters der Atombombe“ vor allem auf drei Zeitebenen. Die Zeit von der Gründung des Manhattan Projects bis zum Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki bildet die erste und wichtigste Ebene. Dazu kommen der Entzug Oppenheimers Sicherheitszulassung 1954 durch die Atomenergiekommission und die gescheiterte Bestätigung von Lewis Strauss 1959 als Handelsminister der USA. Dazwischen liegen zahlreiche Flashbacks und einige Flashforwards.

Wir treffen J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) als jungen Studenten an verschiedenen europäischen Universitäten. Er ist geplagt von Heimweh nach den USA und von Visionen einer ungesehenen Welt. Der Welt der Quantenphysik, die er später in den USA etablieren wird. Wir treffen ihn auch als einen Mann, der seinen Tutor vergiften will, weil der ihn eine Vorlesung von Niels Bohr (Kenneth Brannagh) verpassen lässt. Später in den USA engagiert er sich für eine Gewerkschaft für Wissenschaftspersonal und gerät dabei auch in die Nähe kommunistischer Kreise, wo er nicht nur Psychologin Jean Tatlock (Florence Pugh) trifft, sondern auch seine spätere Ehefrau Kitty (Emily Blunt). Als klar wird, dass die Nazis an einer Atombombe arbeiten, gibt Oppenheimer all seine linken Positionen auf, um am Manhattan Project nicht nur beteiligt zu sein, sondern es zu leiten. Er baut Los Alamos auf und rekrutiert zusammen mit Lieutenant General Groves (Matt Damon) die besten Wissenschaftler der USA. Die Arbeit kulminiert im Trinity Test im Juli 1945 und drei Wochen später mit dem Abwurf zweier Atombomben über Japan. Der Theoretiker Oppenheimer muss sich nun den materiellen Folgen seiner Arbeit stellen. Nicht nur den hundertausenden Toten durch seine Bomben, auch den Folgen des sofort einsetzenden Wettrüstens von Ost und West. Sein Widerstand gegen die Entwicklung der Wasserstoffbombe führt 1954 zum Entzug seiner Sicherheitszulassung, in der McCarthy Ära war dies durch seine früheren, linken Beziehungen kein Problem. Doch rächt sich dies später für den Drahtzieher, den ehemalgien Chef der Atomenergiekommission Lewis Strauss (Robert Downey jr.), als dieser als Handelsminister bestätigt werden soll.

Natürlich kann ich hier die Handlung eines dreistündigen, komplex erzählten Films nur annähernd wiedergeben. Nolan füllt seinen Film, notwendiger Weise, mit einer gigantischen Menge an Charakteren. Zahllose Wissenschaftler von Einstein (Tom Conti) bis Edward Teller (Benny Safdie) treten sich hier beinahe auf die Füße. Und dennoch gelingt es dem Film sich auf seine zentralen Figuren zu konzentrieren. Zentral ist, natürlich, Oppenheimer und vor allem sein Umgang damit, für die Atombombe verantwortlich zu sein. Sein berühmtestes Zitat „Now I am become death, destroyer of worlds“ liest er hier zum ersten Mal im Bhagavad Gita während er Sex mit Jean Tatlock hat.

Und das hilft vielleicht bereits dabei zu sagen, dass wir es hier, entgegen den Aussagen einiger Kritiker, sicherlich nicht mit einer Hagiografie Oppenheimers zu tun haben. Ja, Nolan gesteht dem Wissenschaftler zu, ein Genie gewesen zu sein. Er ist aber auch ein rücksichtsloser Opportunist und arrogant bis zur Selbstaufgabe. Und er kann eben seinen Schwanz nicht in der Hose lassen. Er wurde aber nach dem Ende des Krieges vermutlich auch von moralischen Zweifeln geplagt. Die einzigen Wissenschaftler, die hier wirklich gut wegkommen (neben der warnenden Stimme Einsteins) sind die Chicagoer Metallurgen um Leó Szilárd (Maté Haumann) und David Hill (Rami Malek), die zu jeder Zeit richtig (oder wenigstens entsprechend meiner moralischen Vorstellungen) handeln. Nolan zeigt hier nicht die erschreckenden Bilder der Toten und der Überlebenden der Atombomben, er zeigt Oppenheimer, der diese Bilder sieht. Dafür ist er, vielleicht nicht zu Unrecht, kritisiert worden. Aber das ist wie dieser Film erzählt. Und worüber er erzählt: Oppenheimer. Das vielleicht wirklich Erstaunliche ist, wie wenig uns Nolan vom wirklichen Innenleben seines Protagonisten zeigt. Wir können Vieles was wir wissen müssen an Cillian Murphys Gesicht, das im Laufe des Films mehr und mehr an einen Totenschädel erinnert ablesen. Anderes bleibt Frage, verborgen hinter Oppenheimers nicht immer durchschaubarer Selbstdarstellung. Der Film entlässt ihn nicht aus seiner monströsen Verantwortung , macht aber auch deutlich, dass die weit größeren Monster diejenigen waren, die Oppenheimers Erfindung in die Finger bekommen haben. Bis hin zu Gary Oldmans Präsident Truman, der Oppenheimer, angewidert von dessen Zweifeln (historisch belegt), als „Crybaby“ bezeichnet.

Cillian Murphy liefert hier zu jeder Zeit ein absolut fesselndes Schauspiel ab. Für mich die beste Leistung seiner Karriere. Nolan fängt ihn in gigantischen Großaufnahmen ein und lässt ihn verloren in noch gigantischeren Landschaften wirken. Doch letztlich ist es Murphy, der seinen Oppenheimer glaubwürdig macht.

Nolan wurde, hier nun sicher nicht zu Unrecht, häufig vorgeworfen, dass er keine weiblichen Charaktere schreiben könne. Nun, er arbeitet dran. Und mit Jean und vor allem Kitty sind ihm hier zwei durchaus runde und vielschichtige, weibliche Charaktere gelungen, die allerdings mit Florence Pugh und Emily Blunt halt auch ganz hervorragende Darstellerinnen haben.

Das Ensemble ist so riesig, dass ich mich hier gar nicht über den gesamten Cast auslassen kann. Sie liefern durch die Bank sehr gute Leistungen ab. Erwähnt sei vielleicht nur noch Jason Clarke, dessen fantastische Fähigkeit den unsympathischsten Menschen in jedem erdenklichen Raum zu geben, als Ankläger Robb in vollem Einsatz ist.

Meine Darstellung lässt den Film bis hierhin vielleicht als etwas dröges Werk erscheinen, über Männer in Anzügen, die in kahlen Räumen über Quantenphysik oder (Anti-)Kommunismus reden. Das ist der Film aber keineswegs. Okay, das ist er schon, aber Nolan und Kameramann Hoyte van Hoytema setzen quasi jeden Moment visuell interessant um. Sei es ein idiotisch großes Blumengesteck auf einem Tisch, das visuelle Spannung schafft, oder Oppenheimers befremdliche Visionen, die mehr und mehr Einzug in die Wirklichkeit halten. Der völlig erwartbare Moment des Trinity Tests wird hier zu einem ebenso schrecklichen wie beeindruckenden Höhepunkt. Unterstützt von perfektem Sounddesign (ich kann sogar alle Dialoge verstehen! In einem Nolan Film!!). Auch Ludwig Göransson bedrückend-enervierender Soundtrack trägt seinen Teil bei.

Ja, ich gehe so weit zu sagen, dass ‚Oppenheimer‘ Nolans bislang bester Film ist. Es ist aber auch ein Film, auf den man sich einlassen wollen muss. Es ist kein fröhlicher Film, mit einem Ende, das einen ähnlich wie Einstein am Teich zurücklassen wird. Und er ist drei Stunden lang. Wobei ich die hier tatsächlich kaum bemerkt habe. Ich kann ehrlich gesagt kaum abwarten, ihn noch einmal zu sehen. Und das hatte ich bei einem Nolan Film noch nie.

Mattels undurchschaubare Filmstrategie: Kugeln, Karten, Kino?

Man könnte fast meinen, dass Mattel der Erfolg des ‚Barbie‘ Films im letzten Jahr mehr als nur ein wenig zu Kopf gestiegen ist. So soll 2026 nun endlich der seit Ewigkeiten auf allen möglichen Sparflammen köchelnde und daher weniger brandheiße als eher lauwarme ‚Masters of the Universe‘ Film in die Kinos kommen. Der lag über Jahre bei Sony, danach hat dem Vernehmen nach Netflix bereits ca. 30 Millionen Dollar hineingesteckt, bevor sie doch das Interesse am blonden Muskelmann verloren haben und nun ist Amazon an der Reihe. Aber diesmal auch wirklich und ernsthaft! Es gibt schließlich eine ganze Reihe Männer Mitte 40, die mit angehaltenem Atem auf einen neuen He-Man Film warten. Wetten, ob sich Amazon das mit der Kinoauswertung noch einmal anders überlegt, nehme ich nicht an. Denn mein persönlicher Glaube ist noch nicht einmal so weit, dass diesmal der Film zu Ende produziert wird. Vielleicht muss man sich irgendwann auch einfach eingestehen, dass die Masters nicht ganz so unsterblich sind, wie eben eine Barbie. Oder bringt halt eine blaue Barbie mit Schädelkopf raus. Skele-Barbie-Tor. Klingt auch nur ein ganz kleines bisschen, wie ein extrem verschreibungspflichtiges Medikament. Was denn? Niemand hat behauptet, dass ich bessere Ideen als Mattel habe!

Aber mit den Masters nicht genug, der ‚Hot Wheels‘ Film von J.J. Abrams ist ja bereits eine ganze Weile in Produktion. Nun hat man sich bei Mattel offenbar überlegt, dass es eine durchaus gewitzte Idee sein könnte, sich selbst Konkurrenz zu machen und hat einen ‚Matchbox‘ Film angekündigt. Und ja, auch die Marke gehört Mattel, seit 1997. Wusste ich bis gerade eben auch nicht. Ebenso wenig war mit bewusst, dass die Welt zwei Spielzeugauto-Filme benötigt. Aber was weiß ich schon, vielleicht haben beide Marken so viele Fans, dass sich das lohnt. Ich freue mich dann schon einmal auf die Siku- und und Majorette-Filme. Und nein, die gehören Mattel nicht. Noch nicht. Aber vielleicht nachdem sie sich mit Filmprojekten übernommen haben…

Anders als beim neuen He-Man Film gibt es bei ‚Matchbox‘ allerdings wieder eine Netflix Connection. Bei dem soll nämlich der ehemalige Stuntman Sam Hargrave Regie führen, der für Netflix die zwei Filme der ‚Extraction‘ Reihe mit Chris Hemsworth gedreht hat, die offenbar Leuten gefallen, für mich aber immer in Netflix generischem Actionfilm-Brei untergegangen sind. Soll heißen, ich kenne sie nicht und habe keine Vorstellung wie der Film werden könnte.

Aber bei einem Masters Film oder einem ‚Hot Wheels‘ Film oder meinetwegen auch einem ‚Matchbox‘ Film kann ich mir immerhin noch verstellen, wie das grundsätzlich funktionieren soll. Bei anderen Mattel Projekten wird das schon erheblich schwieriger. Den ‚UNO‘ Film habe ich hier ja nun schon mehr als ausreichend durch Kakao und allerlei andere Heißgetränke gezogen. Erwähnt werden muss er trotzdem, nicht zuletzt, damit ich mich erneut für meine verdiente Rolle als die Retour-Karte bewerben kann! Wenn es gar nicht anders geht, wäre ich allerdings auch bereit, die Kartentausch-Karte zu spielen. Oder halt die grüne vier. Darunter mach ich es aber nicht!!!

Fast noch absurder wirkt ein Film basierend auf den Viewmaster Spielzeugen. Jenen Betrachtern für stereoskopische Bilder, an die sich die älteren unter Euch vielleicht noch dunkel erinnern. Ich habe keine Ahnung, wie ein Film dazu aussehen sollte. Es sei denn es wird ein ‚Tetris‘-artiger Film darüber wie die entwickelt wurden und Mattel die Rechte erworben hat. Wobei es beim Viewmaster wohl eher keine Verhandlungen mit der Sowjetunion gegeben haben dürfte. Oder? Ehrlich gesagt sind Viewmaster so öde, dass ich hier die Recherche verweigere.

Genauso geht es mir beim Magic 8 Ball Film. Das Spielzeug kenne ich bloß aus Hollywoodfilmen (und den ‚Die Simpsons‘), keine Ahnung, ob es das hier überhaupt je gab. Eine große, schwarze Billardkugel 8, der man Fragen stellen kann, die sie nach Schütteln im Zufallsprinzip beantwortet. Hmm, vielleicht eine Geschichte, in der so eine Kugel tatsächliche, hellseherische Fähigkeiten entwickelt? Ich habe keine Ahnung. Hier hat Hasbro mit dem Ouija Brett halt das deutlich kultigere Wahrsagespielzeug im Programm. Findet auch der Captain Howdy.

Und das war bei weitem noch nicht alles. Ein ‚Polly Pocket‘ Film, ein ‚American Girl‘ Film, oder ein ‚Barney‘ Film lassen wundern, ob die weltweite Bekanntheit der Marken bei der Filmauswahl irgendeine Rolle gespielt hat, oder ob hier einfach nach dem Zufallsprinzip aus dem gigantischen Spielzeugfundus des Konzerns gewählt wurde.

So möchte man also meinen, der ‚Barbie‘ Erfolg sein Mattel zu Kopf gestiegen, aber die meisten dieser Projekte waren lange in Planung/Produktion bevor der Film zu einem solchen Erfolg wurde. Immerhin arbeitet Mattel Films mit anderen Studios zusammen und man hat nicht, wie Konkurrent Hasbro, Milliarden in ein eigenes, bereits gescheitertes Produktionsstudio versenkt. Insofern dürften die Risiken für Mattel überschaubar sein. Und wenn sich halt tatsächlich wer findet, der einen ‚UNO‘ Film machen will (in diesem Fall ist das ein Studio mit dem extrem verheißungsvollen Namen „Quality Films“), naja, dann kann er sich zumindest einer gewissen Neugier sicher sein.

Die 5 Besten am Donnerstag: 5 Drama-Filme, die zum Nachdenken anregen

Willkommen bei den 5 Besten am Donnerstag! Passion of Arts Thema heute lautet: 5 Drama-Filme, die zum Nachdenken anregen. Die folgenden Filme sind folglich nicht meine liebsten Dramas, noch diejenigen, die ich für die besten halte, sie sind schlicht solche, die mich auf irgendeine Art zum Nachdenken bewegt haben. Die Liste ist aufzählend, nicht wertend zu verstehen.

5. ‚Amadeus‘

Eine (historisch keinesfalls korrekte) Betrachtung über Genie und Mittelmäßigkeit, die Frage nach dem Verdienst des Genies und die daraus erwachsende Besessenheit fesseln mich jedes Mal.

4. ‚Spotlight‘

Es ist eigentlich ein Film, der kaum funktionieren sollte. Filme basierend auf tatsächlichen Begebenheiten, nehmen sich allzu oft zu große Freiheiten (siehe oben) und ein Film über die Untersuchungen des Boston Globe zu Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche, verlangt nach mehr Zurückhaltung als Hollywood üblicher Weise mitbringt. ‚Spotlight‘ ist vermutlich der beste Film, der zu diesem Thema möglich war. Ohne einen Charakter seines Ensembles als Star herauszustellen, ohne die Journalisten zu Helden zu verklären, nimmt der Film sowohl sein thema als auch sein Publikum durchaus ernst.

3. ‚Love & Mercy‘

Lässt mich nachdenken, warum so viele andere Musiker-Biopics so schlecht sind… Okay, Spaß beiseite, ‚Love & Mercy‘ konzentriert sich auf zwei ganz wesentliche Phasen im Leben von Beach Boys-Kopf Brian Wilson und zeichnet so ein weitaus nachvollziehbareres Bild als viele Filme, die Versuchen das Leben ihres Sujets in Gänze zu zeigen. Wilson beklagte später, der Film habe sich zu sehr auf die finsteren Phasen seines Lebens konzentriert, hat aber das Filmemacherische gelobt, und Mike Love hat ihn, welche Überraschung, gehasst.

2. ‚Der Rausch‘

Lässt mich nachdenken, ob ich genug Alkohol trinke… Dieser dänische Film, um ein Selbstexperiment von vier Lehrern mit der „richtigen“ Dosierung von Alkohol, ist ein unterhaltsamer aber eben auch nachdenklich stimmender Film über die Rolle von Alkohol in der Gesellschaft und unseren Umgang mit ihm. Und bald ein gewiss nicht vollständig überflüssiges Hollywood Remake!

1. ‚In The Mood For Love‘

Über Wong Kar-Wais wunderbaren, traumartigen Film über zwei Nachbarn im Hongkong der 60er Jahre, die einander im Zuge ihrer sie betrügenden Ehepartner näherkommen, habe ich hier ja oft genug geschrieben. Er lässt mich auch nachdenken. Über Stolz und Angst und Einsamkeit und Liebe.

Newslichter Ausgabe 292: finstrer Robin, labernder Link und Irrgartengelaufe

Willkommen bei Ausgabe 292 des Newslichters. Hey, erinnert Ihr Euch, wie ich letzte Woche gesagt habe, dass Russell Crowe einfach nicht von den Dämonen loskommt? Das scheint sich weiterhin zu bewahrheiten, wurde doch jetzt ein Sequel zu ‚The Pope’s Exorcist‘ bestätigt. Material sollte es wohl mehr als genug geben, schließlich behauptet das reale Vorbild von Crowes Charakter, Gabriele Amorth, in 20 Jahren mindestens(!) 30.000 Exorzismen durchgeführt zu haben. Das wären immerhin (mindestens!) vier pro Tag. Viel zu tun für Crowe! Legen wir also auch lieber los und schwingen uns auf unsere News-Lambretta!

Robin Hood aber finster!

Es ist eine traurige Tatsache, dass die typischen, alten Abenteuerstoffe im Kino nicht mehr ziehen. Sei es König Artus, sei es Robin Hood, oder wie Frankreich kürzlich aber schmerzlich lernen musste, Die Drei Musketiere. Dabei hatte es ‚Die Drei Musketiere: D’Artagnan‘ in meinen Augen eigentlich recht gut angestellt, den klassischen Mantel und Degen Stoff auf ein modernes Publikumskino zu übertragen. Sehen wollte es trotzdem keiner. Aber auch in Hollywood ist man noch nicht gewillt die Stoffe ganz aufzugeben. Michael Sarnoski soll bei einem neuen Robin Hood Film Regie führen, mit Hugh Jackman und Jodie Comer in den Hauptrollen. Allerdings soll das eine deutlich düsterere Version des Volkshelden werden. Eine, in der Robin mit seinem Leben aus Mord und Raub ringt. Das ist exakt was ich vom Regisseur des sehr guten ‚Pig‘ erwarten würde. Aber vermutlich nicht das, was ich in einem Robin Hood Film sehen möchte. Der Charme von Robin Hood ist doch gerade, dass er seine so simple Figur ist. Er nimmt von den Reichen und gibt den Armen, er ist grüngewandeter Populismus mit nem Langbogen. Klar kann und sollte jede Adaption dieses zentrale Thema mit eigenen Ideen anreichern, ich erinnere etwa an die sehr gute Serie aus den 80ern, die mit Mystizismus arbeitete und „Robin of the Hood“ eher zu einem Titel machte. Aber den zentralen Charakter an sich selbst zweifeln zu lassen und zu hoffen, dass gerade das die Leute wieder ins Kino bringt, finde ich wenigstens schwierig. Andererseits waren revisionistische Western in den 70ern durchaus ein Erfolg. Also, wer weiß. Besetzung und Regisseur sind zumindest interessant.

Mike Flanagan für neuen Exorzisten?

‚Der Exorzist – Bekenntnis‘ war, wie hier schon oft genug beschrieben, eine Katastrophe für Blumhouse und insbesondere Universal, die für die Rechte an der ‚Der Exorzist‘ Reihe immerhin vierhundert Millionen Dollar gezahlt haben. Regisseur David Gordon Green stand nach der extrem negativen Reaktion für künftige Filme der Reihe nicht mehr zu Verfügung. Freiwillig oder unfreiwillig. Und lange schien man extrem unsicher, was mit der Reihe nun anzufangen wäre. Nur das man irgendwas damit anfangen muss ist klar, schließlich stehen 400 Millionen im Raum. Jetzt scheint man in Verhandlung zu stehen, mit jemandem, der sich mit späten Fortsetzungen auskennt. Mit ‚Doctor Sleeps Erwachen‘ hat Flanagan ein sehr ansehnliches Sequel für ‚Shining‘, einen Film, der definitiv kein Sequel brauchte, geschaffen. Auch im Stream kann Flanagan mit ‚The Haunting of Hill House‘ oder ‚Midnight Mass‘ einige Erfolge vorweisen. Die Frage ist, inwieweit Flanagan an die bereits bestehenden Pläne von Universal und Blumhouse für eine Trilogie gebunden wäre. Wenn er komplett frei agieren dürfte, käme vermutlich zumindest etwas Interessantes dabei heraus. Wenn er den Job überhaupt annimmt, der sich, zumindest für mich, doch nach einem extrem heißen Stuhl anhört.

Wird Link sprechen?

Regisseur Wes Ball, der Nintendos ‚Legend of Zelda‘ als Realfilm umsetzen soll, wurde kürzlich von der Seite ComicBook.com gefragt, ob Hauptcharakter Link in seiner Adaption sprechen wird. Ball antwortete, ich behaupte einfach mal scherzhaft, dass jedes Mal wenn Link spricht, eine Dialogbox aufpoppen wird. Die Antwort ist so albern, dass ich daraus nur ablesen kann, dass Link selbstverständlich sprechen wird. Das tut er in den Spielen ja, auch, nur hört man es als Spieler nicht. Jede Adaption der Spiele hat aber bislang mit gesprochenem Text gearbeitet. Und ein Film, der ein Massenpublikum weit über die Spiele hinaus erreichen will, wird das sicherlich nicht anders handhaben. Viel wichtiger ist doch die Frage, ob jedes Mal wenn Link eine Kiste öffnet, der „dah dah dah Daaah“-Jingle eingespielt wird (oder wie viele Kisten er im Laufe des Films öffnen wird, oder wie viele Krüge er schmeißen wird). Aber diese bedeutende(n) Frage(n) stellt wieder keiner!

‚Maze Runner‘ bekommt Re-Sequel-Boot

Erinnert Ihr Euch noch an die Schwemme dystopischer young-adult Stoffe, die in den 2010ern, dem Erfolg der ‚Hunger Games‘ sei Dank, über das Kino hereinbrachen? Eine davon, ‚Maze Runner‘ wird jetzt fortgesetzt. Und das ist nicht etwa der zweite Titel der Reihe, sondern der vierte. 2018 erschien der dritte Film, ‚Maze Runner 3 – Die Auserwählten in der Todeszone‘. Ein Titel von dem ich schwören würde, ihn noch nie gehört zu haben. Denn das war das Ding der young-adult Dystopie Umsetzungen: die schienen wirklich nur im Fahrwasser der ‚Hunger Games‘ Filme zu funktionieren. Als 2015 der vorerst letzte Film dieser Reihe ins Kino kam, war der Hype auch schlagartig wieder vorbei. Alles was danach kam floppte fast durchgehend. Vielleicht sollte es daher auch nicht überraschen, dass in Folge von ‚Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes‘ nun auch wieder andere Stoffe den Weg ins Kino versuchen. Bloß das Wort „Trilogie“ wird nicht mehr so inflationär wie noch in den 10er Jahren verwendet. Aber ich gebe auch gerne zu, dass ich sicher nicht die Zielgruppe für diese Stoffe bin. Warum schreibe ich dann hier darüber? Einfach aus dem reichlich zufälligen Grund, dass eben jener Wes Ball aus der letzten Meldung für die bisherigen (aber vermutlich nicht für den kommenden) ‚Maze Runner‘ Filme verantwortlich zeichnet und mich das amüsiert hat. Wenn man sich Zelda genau anguckt ist Link ja letztlich auch ein Maze Runner, vielleicht hat das die Wahl des Regisseurs beeinflusst. Keine Ahnung. Dah dah dah Daaah…

‚Ticket Ins Paradis‘ (2022)

Der Trailer zu ‚Ticket To Paradise‘ hat mich vor einigen Jahren tatsächlich neugierig gemacht. Einfach weil es diese Art von Studio-RomCom mit zwei bekannten Stars mit absolut explosiver Chemie, gefilmt an Orten, die ähnlich fotogen wie die Darsteller sind, kaum mehr gibt. Julia Roberts und George Clooney funktionieren ganz wunderbar zusammen, insbesondere, wenn sie sich gegenseitig mit verbalen Spitzen traktieren dürfen. Siehe ‚Ocean’s Eleven‘. Und genau das verspricht dieser Film zu liefern. Natürlich war ich neugierig.

Georgia und David Cotton (Roberts und Clooney) sind beruflich äußerst erfolgreich und stolze Eltern ihrer klugen Tochter Lily (Kaitlyn Dever). Es gibt nur eine Sache in ihren Leben, die sie beide bereuen: die fünf Jahre, die sie miteinander verheiratet waren. Die beiden können sich nicht ausstehen und die einzige, die sie länger als zwei Minuten in einem Raum zusammenbringen kann ist eben Lily. Doch als die sich während eines Kurzurlaubs auf Bali, nach erfolgreichem College-Abschluss, in den Seegras-Farmer Gede (Maxime Bouttier) verliebt, verkündet sie ihren Eltern die bevorstehende Hochzeit. Nun müssen sich die beiden Geschiedenen nach langer Zeit einmal wieder zusammenraufen, um ihre Tochter vor eben jenem Fehler zu bewahren, den sie beide begangen haben: einer Ehe, die sie alsbald bereuen wird.

Wenn Ihr das oben lest, dann wisst Ihr bereits exakt wie der Film ausgehen wird. Autor/Regisseur  Ol Parker weiß vermutlich auch, dass Ihr das wisst, jedenfalls tut er nichts, um vom absolut erwartbaren Pfad in irgendeiner Weise abzuweichen. Der Plot des Films ist absolutes Vanilleeis. Schmeckt schon ganz okay, aber man isst es eigentlich nur deshalb, weil es kein Stracciatella mehr gab. Aber der Plot ist nun vermutlich auch nicht der Grund warum irgendwer diesen Film schaut.

Man will die verbalen Gefechte von Roberts und Clooney sehen und die (ACHTUNG SPOILER) langsam wieder erwachende Liebe zwischen den beiden. Und hier liefert der Film vollkommen ab. Sie zanken, sie saufen, sie tanzen peinlich zu 90er Jahre Songs und sie erinnern uns daran, warum sie beide Filmstars sind. Ihr Charisma und die gemeinsame Chemie tragen diesen Film ganz problemlos.

Und das ist gut, denn die Gags abseits der beiden sind teilweise ebenso aus den 90ern wie die oben erwähnten Songs. Wie oft habt Ihr folgenden Gag schon gesehen: als die Cottons auf Bali ankommen, spricht die Mutter von Gede ca. eine halbe Minute zu ihnen. Die Übersetzerin erklärt daraufhin „sie sagt ‚Willkommen‘“. Hm. Haha? Überhaupt bleiben alle Charaktere außer den beiden Stars reichlich blass. Maxime Bouttier ist unaufdringlich sympathisch genug, um seine Schweigereltern in spe an ihrem Plan zweifeln zu lassen und Kaitlyn Dever darf etwa zwei Minuten lang sauer auf ihre Filmeltern sein. Allzu viel mehr würde die romantische Harmonie des Settings halt auch allzu sehr stören.

Das Setting ist denn auch der zweite ganz große Pluspunkt des Films. Bali mit seinen strahlend weißen Stränden, dem herrlich grünen Ozean und den Sonnenuntergängen zum Träumen kommt tatsächlich wie einer der schönsten Orte der Welt herüber. Da wird das indonesische Ministerium für Tourismus sicherlich ein ordentliches Sümmchen für die Produktion springen lassen haben, um so einen eleganten Werbefilm zu bekommen. Oder so sollte man meinen. Denn „Bali“ in diesem Film wird vom australischen Queensland und dessen vorgelagerten Inseln dargestellt. Und ich gebe ganz offen zu, das war für mich die größte Überraschung des ganzen Films. Vielleicht neben George Clooneys geradezu ärgerlich guter Figur mit 60 Jahren. Wobei mich die nicht wirklich überrascht hat. Aber neidisch gemacht.

Ist ‚Ticket ins Paradies‘ also ein guter Film? Ehrlich gesagt abseits der beiden Stars nicht so wirklich. Er ist kompetent genug gemacht und sieht recht schön aus, aber ist mit seinen gerade hundert Minuten bereits ca. zehn Minuten zu lang und bietet wirklich nur die geradlinigste Geschichte mit teilweise echt müden Gags.

Ist ‚Ticket ins Paradies‘ ein sehenswerter Film? Ich denke trotz allem ja. Allein für die Chemie seiner beiden Stars. Während der RomCom Schwemme der 90er wäre dieser Film hier ehrlich gesagt nicht viel mehr als ein Schulterzucken gewesen, aber heute ist die RomCom als Starvehikel so selten, dass man diesen Film für Fans des Genres schon fast als Oase in der Wüste bezeichnen kann. Und das Wasser dort ist absolut trinkbar. Es schmeckt nun nicht eben wie Orangensaft, aber man kann es problemlos trinken!

(Rezension dieser Rezension: was ist mit all diesen gequälten Essens- und Trinken-Vergleichen los? Hatte ich Hunger, als ich das geschrieben habe??)

Trailer? Klar, warum nicht…

Okay, es ist mal wieder Zeit für eine kleine Trailerschau. Legen wir ohne große Vorrede los!

Mufasa –  der König der Löwen

Ich meine, das ‚König der Löwen‘ Realfilmremake hat nicht bloß richtig viel, sondern quasi alles Geld eingespielt. Da war ein Sequel quasi außer Frage. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum das ausgerechnet Barry Jenkins machen musste. Also, ich verstehe, warum Jenkins es machen wollte: hoffentlich damit er die nächsten Jahre exakt die Filme machen kann, die er will. Aber warum Disney gerade Jenkins dafür haben wollte, kapier ich überhaupt nicht. Hat da ernsthaft wer ‚Beale Street‘ gesehen und gedacht, jepp, der macht uns ein ‚König der Löwen‘ Sequel? Wie auch immer, der Film sieht genauso seelenlos farblos aus wie der letzte, fotorealistische Tiere funktionieren für die Erzählung immer noch nicht (obwohl die neuen ‚Planet der Affen‘ Filme das irgendwie hingekriegt haben, aber die hatten auch weniger Geld als Disney… (und ja, FOX-Kauf sei Dank, gehören die jetzt Disney, aber Ihr wisst was ich meine)). Und ich bin schon waaahnsinnig gespannt darauf, wie Scar seine, naja, Narbe bekommen hat („wanna know how I got this scar?“). Ich kann nur hoffen das Ding floppt fies und der Trend endet hier.
PS: Moooment mal, Mufasa hat „keinen Tropfen königliches Blut im Körper?“ Hä, wie kann sich Scar (sein Bruder, der dann ebenfalls komplett unköniglich wäre) denn dann in irgendeiner Erbfolgelinie übergangen fühlen? Kommt da etwa eine komplett idiotische Retcon auf uns zu (aber diesmal mit Elefantenstampede, statt Gnus!!!)?

Jim Henson Idea Man

Und so kriegen sie mich dran. Da werde ich dann doch mal wieder für einen Monat Disney+ löhnen müssen. Ron Howard hat einen Dokumentarfilm über Muppets Erfinder Jim Henson gedreht. Ich hoffe, dem Film gelingt es Henson einzufangen. Der Trailer lässt mich hoffen. Henson wirkte wie jemand mit vollkommen überbordender Kreativität, der einerseits vom gigantischen Erfolg einer seiner Erfindungen, eben den Muppets in seiner Kreativität eingeschränkt wurde, bei dem sich aber andererseits bei nichts anderem wirklicher Erfolg einstellen wollte. Und dann ist er viel zu früh gestorben. Ich bin gespannt wie viel Raum die zermürbenden Rechteverhandlungen zwischen Henson und Disney in dem Film bekommen…

Cuckoo

Und hier haben wir einen deutsch-amerikanischen Horrorfilm von Autor/Regisseur Tilman Singer. Der Film sieht angenehm wild aus, auch wenn die Reaktionen nach Festivalpremieren eher durchwachsen ausfielen. Schaun mer mal…

Nightwatch  – Demons Are Forever

Hey Du! Ja, Du! Erinnerst Du Dich noch an Ole Bornedals gelungenen Thriller ‚Nachtwache‘ von vor 30 Jahren? Oder das von Bornedal selbst inszenierte US-Remake von 1997? Ich mochte das Original durchaus gerne, nicht zuletzt, weil der Mörder große Ähnlichkeit mit einem Lehrer von mir hatte, was dem Ganzen eine merkwürdig persönliche Note gab… Aber auch sonst war der Film durchaus gelungen. Das Remake weniger. Ich habe allerding beide bestimmt 20 Jahre nicht gesehen. Wie dem auch sei, nun ist Bornedal 30 Jahre später wieder da, mit einem Sequel. Das wirkt im Trailer ein bisschen arg konstruiert, hat aber durchaus etwas von der kinetischen Energie des Originals.