Wohin soll es gehen, mit ‚Star Trek‘ im Kino?

‚Star Trek‘ oder ‚Raumschiff Enterprise‘ war die vermutlich zukunftsprägendste TV Serie der 60er Jahre. Nur passend für eine ziemlich utopische Zukunftsvision. Vor allem in Bezug auf eine, im wahrsten Sinne des Wortes fanatische, Fangemeinde war ‚Star Trek‘ ganz vorne mit dabei. Der Begriff „Fanfiction“ und das Schreiben von eigenen Geschichten über fiktionale Charaktere, entstanden aus dem Erfolg dieser Serie (insbesondere auch bei von Science Fiction bis dahin eher wenig interessierten Gruppen, vor allem Frauen). Bei aller Begeisterung war doch nach drei Staffeln Schluss (und selbst die dritte gab es bloß aufgrund von Fanprotesten). Es folgte eine etwas müde Animationsserie und 1979 die eigentliche Wiedergeburt im Kino. Spätestens mit ‚Der Zorn des Khan‘ erwies sich ‚Star Trek‘ als der Leinwand mehr als würdig. Der Erfolg der Filme führte denn auch 1987 zu einer neuen TV-Serie mit ‚Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert‘. Die Serie wiederrum war ihrerseits so erfolgreich, dass sie es nicht nur auf eigene Spielfilme gebracht hat, sondern dass es auch stetige Nachfolgeserien gab, die dafür sorgten, dass bis 2005 immer mindestens eine Trek Serie im Fernsehen lief. Im Kino war 2002 Schluss.

Im Fernsehen dauerte es bis 2017 bis die Discovery abhob. Im Kino musste man allerdings nur sieben Jahre warten, bis J.J. Abrams mit seinem ‚Star Trek‘ eine neue Zeitlinie aufmachte. Die Serienseite ist seit 2017 wieder bestens bedient. Auch wenn ‚Discovery‘ nicht wirklich mein Ding ist und ich von ‚Picard‘ reichlich enttäuscht war, ist doch ‚Strange New Worlds‘ für mich annähernd perfektes ‚Star Trek‘ und ‚Lower Decks‘ ist mindestens sehr unterhaltsam. Da gibt es keine Beschwerden von mir.

Aber was ist auf der Filmseite los? 2016 erschien mit ‚Beyond‘ der dritte und bislang letzte Film in Abrams‘ „Kelvin-Zeitlinie“. Seitdem gelingt es Paramount nicht einen neuen Film auf die Füße zu stellen. Und das liegt wahrlich nicht daran, dass sie es nicht versuchen. Es war eine ganze Weile ein Running Gag in meinem „Newslichter“, dass Paramount ein neues Projekt auf den Weg bringen wollte, nur um es in kürzester Zeit wieder einzustellen. Bald hatte denn auch die Crew der „Kelvin-Linie“ Filme keine Lust mehr und es wurde über neue Darsteller spekuliert. Kein geringerer als Quentin Tarantino zeigte sich daran interessiert einen ‚Star Trek‘ Film zu drehen und, zugegeben, Herr Tarantino sagt viel in Interviews, aber wäre ich Paramount wäre ich da doch voll hinterher gewesen. Aber auch das war irgendwann nur mehr heiße Luft in der Warpgondel uns Spekulationen, ob Captain Picard nun „fuck“ sagen würde, verloren fix sich in der Neutralen Zone.

Jetzt will es Paramount offenbar noch einmal wissen und hat Simon Kinberg als neuen Produzneten für ‚Star Trek‘ angeheuert. Und der Mann bringt immerhin Jahrzehnte an Franchise-Erfahrung mit. So hat er mit FOXs ‚X-Men‘ Filmen eindrucksvoll bewiesen, wie man ein Franchise mit völlig widersprüchlicher Kontinuität, in der weder hinten und vorne noch links und rechts irgendwas irgendwie halbwegs zusammenpasst, daherklöppelt. Ein Franchise, das einzig und allein von der Qualität einzelner Filme (und vor allem Darsteller) lebt. Was ich damit vorsichtig zum Ausdruck bringen will ist, dass Kinberg nicht meine erste Wahl als Produzent für ein beständiges Franchise wäre. Oder meine achtunddreißigste.

Aber Paramount hat vermutlich genug verdödelt, dass sie keine ganz freie Auswahl mehr haben dürften. Und auch wenn ich von Herrn Kinberg jetzt nicht wahnsinnig viel halte, muss er ja nicht unbedingt gleich Mist bauen… Der neue ‚Star Trek‘ Film wird ein Prequel, das offenbar Jahrzehnte vor dem „Kelvin“-Zwischenfall angesiedelt sein wird. Also in der alten Zeitlinie. ABER WARUM??? Ich war nicht der allergrößte Fan der Kelvin Zeitlinie, aber sie gab den Kinofilmen immerhin die Möglichkeit, ihr komplett eigenes Ding zu machen. Völlige Freiheit innerhalb eines Franchises! Warum nicht ‚Das nächste Jahrhundert‘ in der Kelvin-Zeitlinie? Meine Güte, James McAvoy könnte Picard spielen und alle ‚X-Men‘ Fans würden wissend grinsen und der Person neben sich mit dem Ellenbogen in die Seite knuffen, bis erste Rippen angebrochen sind. Warum muss alles in die Frühzeit, vor der originalen Serie gepresst werden. Da haben wir doch schon ‚Strange New Worlds‘. ‚Das nächste Jahrhundert‘ hat so viele Fans und man könnte tatsächlich ein ganz eigenes Filmfranchise aufmachen, in dem man auch die Raumstation Deep Space Nine einführt. Warum immer bloß Prequels?

Das wirklich Unangenehme an der ganzen Sache ist aber ohnehin, dass Paramount derzeit unheimlich gern von Sony gekauft werden würde („your creative und cinematic distinctiveness will be added to our own, resistance is futile“). Und wenn das passiert, wären diese Pläne vermutlich so oder so wieder komplett vom Tisch. Von daher bin ich ganz froh, dass sie keine Pläne haben, die mich zu sehr begeistern. Ein Abbruch der neuen Pläne würde sich sowieso perfekt in die lange Geschichte von Paramount einfügen, in der sie nicht in der Lage waren einen Film in einem der größten Franchises der Welt zu produzieren. Naja, live long and Prosecco, oder so ähnlich.

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