Newslichter Ausgabe 299: Donald Sutherland, Straßenkämpfer und seltsame Stimmen im Hundert-Morgen-Wald

Willkommen bei Ausgabe 299 des Newslichters. Mir ist ein recht seltsamer Trend bei Filmkommentatoren im Internet aufgefallen. Seit Corona braucht es nur ein paar größere Filme die floppen damit die „DAS ENDE DES KINOS“ vorhersagen. Blödsinn, sag ich dazu. Wenn die Kinos den Lockdown überstanden haben, kommen sie auch damit klar, dass weniger Leute als erwartet in ‚Furiosa‘ gegangen sind. Mal ganz davon ab, dass der herbe Erfolg von ‚Alles steht Kopf 2‘ diese Unkerei wohl ohnehin wegspülen dürfte. Die Flops dürften eher ein Problem für die Studios als die Kinos sein. Einfach weil Blockbusterkino heutzutage so pervers teuer ist (wie hier häufig gezeigt). Soll nicht heißen, dass es den Kinos absolut blendend geht, aber es sieht nicht viel schlechter als vor der Pandemie aus. Da wurde in paar Mal die Milliarde im Umsatz an deutschen Kinokassen geknackt, 2023 waren es immerhin schon wieder 929 Millionen. Das sieht mir nun eher nicht nach einem Endzeitszenario aus. Legen wir los!

Zum Tode Donald Sutherlands

Donald McNichol Sutherland wurde am 17. Juli 1935 in Saint John Kanada geboren. Schon während der Schulzeit arbeitete er als Disc Jockey. Später begann er ein Ingenieursstudio in Toronto, wo er sich der dortigen Schauspielgruppe anschloss. Seine Auftritte dort ernteten so viel Lob, das er sein Studium abbrach und nach London ging, um dort professioneller Schauspieler zu werden.
In den späten 60ern begann er in Hollywoodfilmen aufzutauchen. In ‚Das dreckige Dutzend‘ war er die bärtige, kaugummikauende, schlaksige Antithese zu den Machohelden des Films und der Ära. Der Krieg sollte seine Karriere eine Weile bestimmen, so spielte er in Robert Altmans Antikriegsfilm ‚MASH‘ oder klamaukte in ‚Stoßtrupp Gold‘. Gemeinsam mit Jane Fonda produzierte er den Film ‚F.T.A.‘, basierend auf einer Roadshow, die G.I.s von der mörderischen Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges überzeugen sollte und deren Titel, je nachdem wen man fragt, für „Fuck The Army“ oder „Free The Army“ steht, auf jeden Fall aber eine Anspielung auf das extrem zynische Motto der US Armee zu dieser Zeit war „Fun, Travel, Adventure“. In den 70ern hatte er endgültigen Star-Status erreicht, arbeitete mit Fellini, tauchte in Horrorfilmen wie ‚Wenn die Gondeln Trauer tragen‘ oder ‚Die Körperfresser kommen‘ auf (letzterer hat ihn denn wohl auch in .gif Form unsterblich gemacht). 1991 gab er in Oliver Stones ‚JFK‘ den Whistleblower „Mr. X“. Einer jüngeren Generation dürfte er wohl am ehesten als Coriolanus Snow, Präsident von Panem im ‚Die Tribute von Panem‘ Franchise bekannt sein. Hier gab er den faschistischen Führer mit verstörender, ruhiger Überlegtheit. 2018 erhielt er einen Ehrenoscar.
Neben dem Film blieb er jedoch auch seiner Leidenschaft für das Theaterschauspiel ein Leben lang treu.
Für mach wäre das hier allerdings nicht komplett wenn ich nicht seinen Auftritt bei den ‚Simpsons‘ als Hollis Hurlbut erwähne. Einen Historiker, der die Wahrheit über den Gründer von Stadtgründer Jebediah Springfield verbirgt. Der war nämlich eigentlich der fiese Gauner Hans Sprungfeld.
Sutherland starb am 20. Juni 2024, offenbar nach langer Krankheit, in einem Krankenhaus in Miami. Er war 88 Jahre alt.

‚Street Fighter‘ Verfilmung sucht neuen Regisseur

Ich habe meine Besprechung zum Film ‚Talk To Me‘ auf diesem Blog mit einer gewissen Spannung abgeschlossen, was die Beteiligten wohl als nächstes anstellen würden. Da wusste ich tatsächlich nicht, dass die Regisseure, Zwillinge Danny und Michael Philippou, bereits an einer neuen Adaption des Fighting Games ‚Street Fighter‘ arbeiteten. Nun haben sie das Projekt verlassen. Offenbar weil der Zeitplan nicht mit ihrem anderen Projekt ‚Bring Her Back‘ vereinbar war. Ich vermute das war eine gute Entscheidung. Street Fighter II war Anfang der 90er eine absolute Sensation, sowohl am Automaten als auch auf den Heimkonsolen. 1994 folgte ein Film mit Jean-Claude Van Damme, der den Geist der Spiele so überhaupt gar nicht einzufangen wusste. Der aber so doof ist und in Raoul Julia einen derart brillant chargierenden Schurken hat, dass ich mir nicht helfen kann und ihn irgendwo gern habe. Nun ist kürzlich ein sechster Teil der Spielereihe erschienen (die vielfachen Neuveröffentlichungen von Teil zwei nicht mitgezählt). Den ganz großen kulturellen Stellenwert der frühen 90er hat Street Fighter jedoch eher nicht mehr. Aber Videospielverfilmungen entwickeln sich langsam aber sich zu einem Genre, dass Kasse macht. Von daher sollte ein solcher Film nicht überraschen. Was aber die Produzenten in ‚Talk To Me‘ gesehen haben wollen, das die Philippous ausgerechnet als Actionregisseure ausweisen würde, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Okay, Steven de Souza, der Regisseur des Films von 1994 hatte nur bei einigen Folgen von TV Serien Regie geführt und war bis dahin eher als Drehbuchautor tätig (er hat den brillanten(!!) ‚Phantom Kommando‘ geschrieben… naja und ‚Stirb Langsam‘ auch). Offenbar will man für Street Fighter Filme keine erfahrenen Regisseure. Keine Ahnung. Hadouken!!

Kartoon Studios ‚Winnie The Pooh‘ für Amazon

Das US-amerikanische Animationsstudio Kartoon Studios will eine neue Animationsserie rund um A.A. Milnes kürzlich gemeinfrei gewordenen ‚Pu der Bär‘ für Amazon entwickeln. Beginnen soll das Ganze mit einem Weihnachtsspecial-Film. Warum ist mir das eine Meldung wert? Ich meine, Pu bringt hier nicht einmal Leute um, die Serie soll sich an Kinder richten und sieht wahnsinnig generisch aus. Die Sache ist, dass diese Serie uns etwas näher bringen könnte, was Synchronsprechern nicht nur in Deutschland vermutlich schon länger unruhige Nächte bereiten dürfte. Denn Kartoon Studios arbeitet mit dem israelischen Unternehmen Deep Dub zusammen, die „K.I.“ für Synchronisation in allerlei Sprachen nutzen wollen. Sprich, der originale Sprecher gibt eine ganze Unmenge von allerlei Lauten ab, die in eine Datenbank gefüttert werden und dann spricht ein Charakter in jedem Land und jeder Sprache mit der exakt gleichen Stimme. Das dürfte bei so einem kleinen, billig aussehenden Cartoon noch relativ wurscht sein, aber wenn das Schule macht und tatsächlich wie erwünscht funktioniert, dann „synchronisieren“ sich bald auch die Stars selbst. Den Studios wäre das nur recht, die wollen ohnehin  immer mehr Kontrolle über die anderen Sprachversionen. Und keine Synchronsprecher und die zugehörige Infrastruktur mehr bezahlen zu müssen wäre noch ein Bonus. Man mag von Synchronisationen halten was auch immer man will, ich werde sie immer generiertem „Content“ vorziehen.

Auweia, nächste Woche ist Ausgabe 300 angesagt. Da müsste ich mir eigentlich was Besonderes überlegen… THIS IS NEWSLICHTAAAAH!

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