Schon wieder ist es Donnerstag und für den Moment finden wir uns noch in den letzten Ausläufern des langen Schattens der Oscars wieder. Denn diese Woche möchte Gorana von uns, die 5 besten Regisseure, die keinen Oscar gewonnen haben, wissen.
In den letzten Wochen fanden sich auf meinen Listen ausschließlich noch lebende Menschen, die noch eine Aussicht auf den Preis hatten. Mit dieser „Regel“ breche ich diese Woche, schlicht weil die Namen der Regisseursliste ohne Oscar meinen Unterkiefer bis zum Boden haben fallen lassen. Weiterhin werde ich nur Hollywoodregisseure aufführen, da nur die, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine Chance auf den Preis als bester Regisseur haben. Also kein Kurosawa, kein Leone, kein Bergman, kein Fassbinder. Oh und es „zählt“ natürlich nur der Oscar als bester Regisseur!
- Robert Altman
Altman war während seiner langen Karriere oft genug nominiert. Für ‚M*A*S*H*‘, ‚Nashville‘, ‚The Player‘, ‚Short Cuts‘ und ‚Gosford Park‘. Gewonnen hat er aber nie. 2004 sagte er in einem Interview, dass er inzwischen das Gefühl habe, sollte er jemals den Oscar gewinnen, brächte ihm das Unglück. 2006 erhielt er einen Ehrenoscar für sein Lebenswerk. Neun Monate später starb er. Hätte gewinnen sollen für: jeder der genannten Titel hätte es verdient.
- Orson Welles
Okay, Experiment! Sucht den größten Filmsnob in eurem Bekanntenkreis! Fragt nach den 5 Lieblingsfilmen! Die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 83,45%, dass ‚Citizen Kane‘ genannt wurde. Es sei denn es ist einer von den Snobs, die mit dem „ganzen Hollywoodkram“ nichts zu tun haben wollen. In dem Fall wurden mindestens zwei Filme von Jean-Luc Godard genannt und allein eure Frage hat augenrollendes Ennui ausgelöst (ich mache Witze, ich hab‘ euch lieb Filmsnobs!). Wie auch immer, Orson Welles hat sowohl Theater wie Film revolutioniert, bevor er 26 Jahre alt war. Dafür hat er, vor allem in Europa, jede Menge Anerkennung bekommen. Da er nebenbei auch ein gigantischer Egomane war es aber nie genug für ihn. Zweimal war er für den Oscar nominiert, beide Male wurde er übergangen. Es dürfte ihn geschmerzt haben. Hätte gewinnen sollen für: ‚Citizen Kane‘ oder ‚Touch of Evil‘ in der von Welles gewollten Version.
- Stanley Kubrick
Kubricks Filme bringen ein lange, lange Liste an Nominierungen mit, konnten jedoch stets nur in technischen Kategorien gewinnen. Für ‚2001‘ tat er dann etwas Ungewöhnliches: er nahm selbst den Oscar für die besten visuellen Effekte an und nahm ihn mit nach Hause. Das brachte ihm – erstaunlich leise – Kritik von Effektmann Douglas Trumbull ein. Selbst diese Kritik verband Trumbull, zumindest später, mit dem Hinweis, dass Kubrick selbst einen Oscar mehr als verdient hätte (Trumbull erhielt 2012 einen Ehrenoscar). Hätte gewinnen sollen für: ‚Dr. Strangelove‘, ‚2001: A Space Odyssey‘, ‚A Clockwork Orange‘, ‚Barry Lyndon‘ und ‚Shining‘.
- Alfred Hitchock
Alfred Hitchcock hatte sich selbst zu einem Franchise gemacht, mit eigenem Logo und eigener Erkennungsmelodie. Beinahe alles was er anfasste wurde ein finanzieller Erfolg. In den 60ern bekam er endlich auch die künstlerische Anerkennung, die er verdiente. Er war ein „Mover & Shaker“ im klassischen Hollywood-Sinn. Einen Oscar hat er nie erhalten. Nominiert war er oft genug, doch am Ende bekam er „nur“ 1968 den “ Irving G. Thalberg Memorial Award“, eine Art Ehrenoscar, der nicht mal wie ein Oscar aussieht. War er glücklich? Urteilt selbst (Ungeduldige springen direkt zu seinem Auftritt bei 1:47):
Hätte gewinnen sollen für: ‚Vertigo‘, ‚Das Fenster zum Hof‘ und ‚Psycho‘
- Charlie Chaplin
Chaplin ist so eine Art Symbol für das goldene Zeitalter Hollywoods. Aber er war immer auch ein gesellschaftskritischer Filmemacher. Vielleicht war sein Problem beim Oscargewinn genau das, was ihn beim Publikum so erfolgreich machte: dass er stets alles durch eine humoristische Linse betrachtete. Man muss seinen Mut anerkennen, als er 1940 ‚Der große Diktator‘ drehte, zu einer Zeit wo Kritik am Dritten Reich in den USA noch nicht wirklich gewünscht war. Später schämte er sich ein wenig für den Film und sagte, er hätte ihn nie gemacht, wenn er das wirkliche Ausmaß des Naziterrors gekannt hätte. Chaplin hatte immerhin zwei Ehrenoscars zu Hause. Hätte gewinnen sollen für: ‚Der große Diktator‘, ‚Moderne Zeiten‘
Ah, auch hier nur die Großen. Aus heutiger Sicht tatsächlich unverständlich, warum sie leer ausgegangen sind. Zeit aber auch deutlich, wie wenig prägend der Oscar als Auszeichnung für die gesamte Filmlandschaft doch tatsächlich ist.
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Ja, welche Arbeiten die Zeit überdauern ist verdammt schwer einzuschätzen. Auch schön zu sehen, wenn man die Liste der Oscarfilme sieht und daneben die Nominierten. Das sind einige „Fehlgriffe“ dabei…
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Da könnte man herrlich diskutieren, wie ich finde. 😉
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Es war halt immer schon so, dass es nur wenige Goldjungen, aber viele große Filmschaffende gibt. Da bleiben leider auch so manche Regisseure auf der Strecke die ganz großes Kino geschaffen haben. Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass es die Ehrenoscars gibt.
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Jupp, selbst für einen Scorcese hat es bis 2006 gedauert bis er einen Oscar bekommen hat. Es ist vielleicht auch immer ein bisschen der Wunsch da dem Aussenseiter (aber nicht zu sehr Aussenseiter!!) den Preis zu geben.
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Für mich und meinen manchmal abwegigen Filmgeschmack, darf auch ruhig mal der absolute Außenseiter gewinnen. 🙂
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Klasse Liste. Ich hatte auch erst noch Hitchcock drin… den hatte ich dann aber noch ausgewechselt 😉
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Shyamalan galt ja mal als der neue Hitchcock. Von daher passt das. 😉
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Das hört man doch gerne 😉
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Erkenntnis des Tages: Ich bin ein Filmsnob. 😉
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Mit Ennui oder ohne? 😉
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Ohne. 😉
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Pingback: Die 5 BESTEN #36 – Regisseure ohne Oscar – filmexe
Eine interesante Auswahl. Unfassbar, dass Hitchcock nie einen bekommen hat.
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Aus heutiger Sicht auf jeden Fall, wobei Hitchcock damals wohl wirklich eine ganze Zeit einen „Michael-Bay-Ruf“ hatte. Bringt zwar Geld taugt künstlerisch aber nix. Die Reevaluation hat dann (auch) mit Truffauts Buch über ihn begonnen. Siehe auch hier: https://filmlichtung.wordpress.com/2017/02/27/gestern-gesehen-hitchcocktruffaut-2015/
Das macht natürlich spannend, wie Bay in 50 Jahren gesehen wird… 😉
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Auch hier eine schöne Liste-
mit Orson Welles kann ich nichts anfangen
Und Chaplin ist eine schöne Wahl
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